Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz

Drei sind keiner zu viel - Jörn Holtz


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um die Ohren wehte. Kannte er doch diese Gegend und die Wegstrecke von damals noch sehr gut, als sein geliebter Freund Andreas hier noch lebte! Leider liebte Andreas neben der Musik auch seinen Sportwagen, mit dem er immer viel zu tief über die Landstraßen flog. So dass es vor ein paar Jahren kam, wie es wohl kommen musste: Mit viel zu hoher Geschwindigkeit raste er frontal gegen einen entgegen kommenden Geländewagen mit Bullenfänger.

      Seit Andreas Beerdigung mied Ole zumeist diese Gegend, da er diesen Landstrich noch immer zu sehr mit seinem verunglückten Freund verband. Doch heute in Begleitung von Peter freute er sich, wieder hier zu sein. Daher scannten seine Augen neugierig die Umgebung ab, während er ruhig und zumeist wohlwollend jede Veränderung in sich aufnahm. Als sie kurz darauf an dem umgebauten Resthof von Andreas Eltern vorbeikamen, bat er Peter anzuhalten, damit er den Anblick des liebevoll renovierten Gebäudes in Ruhe genießen konnte. ‚Großartig sieht es aus!‘, stellte er dabei zufrieden fest. Genauso hatte er es sich vorgestellt, als er damals dabei mitgeholfen hatte, die Pläne von Andreas Eltern in die Realität umzusetzen. ‚Respekt!‘, nickte Ole sich zuerst zufrieden zu. Bevor er traurig gedanklich anfügte: ‚Oder vielmehr schade, dass du Dussel es nicht mehr erlebt hast. Mist, du hättest dir man auch eine Pause kaufen sollen, anstatt diesen dämlichen Audi Quadro!‘ Bei dem spontanen Gedanken, an die damals hier gängige Bezeichnung für einen zumeist umgebauten VW Bus, musste er jedoch wieder lächeln, bevor Peter ungeduldig das Gaspedal runter drückte.

      Er selbst fuhr seit dieser Zeit immer noch eine sogenannte Pause, weil er sie einfach praktisch findet. Hoch oben auf dem Fahrersitz hatte man einen guten Überblick, Stauraum war mehr als genug vorhanden und bei Bedarf konnte man irgendwo schlafen oder sich einen Kaffee kochen.

      ‚Ja und warum sind wir dann heute Abend mit Peters Cabrio unterwegs?‘, fragte er sich als nächstes, als er unsanft aus seinen Gedanken gerissen und in den Sicherheitsgurt gedrückt wurde. Wobei er sich im nächsten Moment krampfhaft an der Armlehne festhalten musste, da Peter viel zu schnell in einen kleinen Feldweg aus Panzerplatten abbog, auf dem gerade mal ein Auto genug Platz fand. „Ruhig mein bester, ruhig!“, versuchte er Peter verbal zu bremsen, als sich sein kurzzeitiger Schockzustand gelegt hatte. „Ich habe hier in der Gegend schon einmal einen sehr guten Freund verloren“, fügte er stammelnd an, bevor er erneut im Sitz zusammensackte.

      „Maybe, but no Risk, no Fun!“, schien Peter Oles Aussage nicht erfasst zu haben, weil er stattdessen erneut Gas gab, während er ihn angrinste.

      ‚Na, dann mal schönen Dank, and welcome back to the Eighties!‘, schüttelte Ole missbilligend seinen Kopf. ‚Oder vielmehr irgendwann zuvor!‘, war sein nächster Gedanke, als ihr Ziel vor ihnen in einer Waldlichtung auftauchte.

      Denn silbrig glänzte das alte Gemäuer vor ihnen in der sanften Abendsonne, welches umgeben war von vielen alten Birken, die die große Wiese davor romantisch umrahmten. Auf den ersten Blick wirkte dieses Gut tatsächlich wie aus einer anderen Zeit. Doch auf den zweiten Blick zerstörten die vielen Sonnenkollektoren und die Sattelitenantenne auf dem Dach, sowie die vielen geparkten Autos drum herum, diesen Eindruck.

      Dann war er froh, endlich aussteigen zu dürfen, nachdem Peter seinen Wagen schwungvoll mitten auf der Wiese neben den anderen geparkt hatte. Die Erinnerung an seinen verunglückten Freund, sowie die seiner Meinung nach viel zu hohe Geschwindigkeit, war eine schlechte Kombination und der dadurch ausgelöste Stress steckten ihm noch in den Knochen. Daher lockerte er instinktiv seine Beine, so als ob er die Strecke hierhergelaufen wäre, um die aufgestaute Anspannung daraus zu vertreiben.

      „Was machst du denn da?“, sah Peter ihn zuerst überrascht an, bevor er ungeduldig: „Ach, nun komm schon! Maya wartet bestimmt schon“, anfügte und ihn in Richtung des Haupthauses schob, kaum dass er damit fertig war.

      Wie aufs Stichwort erschein in diesen Moment eine junge Frau, die ihnen über die Wiese entgegengelaufen kam. Dabei musterte sie Ole eingehend und er sie daraufhin ebenfalls. Denn sie war im Gegensatz zu Peter und Ole recht zierlich, gerade mal ein Meter fünfundsechzig groß und hatte blonde Dreadlocks, die mehr widerwillig durch ein lila/blaues Batiktuch auf den Kopf zusammengehalten wurden. Ansonsten trug sie nur ein rotes Spagettiträger-Top, sowie einen recht kurzen, schwarzen Minirock.

      „Na, da seid ihr ja endlich!“, strahlte sie ihnen schon von weitem entgegen, so dass Ole noch ganz in dieses Lächeln versunken war, als die Erscheinung im Gegenlicht sie erreichte. „Hallo, ich bin Maya!“, stellte sie sich lässig vor, bevor sie ihn wie selbstverständlich umarmte und ihm unverhofft jeweils einen dicken Kuss links und rechts auf die Wange drückte. Während ihm daraufhin noch das Blut in die Wangen schoss und er sie verlegen betrachtete, vereinnahmte sie schon Peter.

      „Oh, dann bist du also das Geburtstagskind?“, stammelte Ole schließlich, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte.

      „Richtig, die bin ich!“, erwiderte sie verschmitzt seinen Blick, zwischen zwei leidenschaftlichen Küssen, die sich aus seiner Sicht endlos hinzogen. Und so dauerte es noch eine Weile, bis sie endlich von Peters Lippen abließ und ihn an ihre linke und Peter an ihre rechte Hand nahm. „Und du bist dann Ole! Schön dich endlich kennenzulernen", lächelte sie ihn daraufhin noch strahlender, als zuvor an, bevor sie sich mit den Worten: "Kommt, lass uns endlich hineingehen!", in Bewegung setzte. Dabei führte sie die Beiden an vielen überdimensionalen Pflanzkübeln vorbei, die er erst jetzt wahrnahm und die hier überall vorm Haus herumstanden.

      Neugierig versuchte er beim Vorbeigehen einen Blick von ihrem inneren zu erhaschen, weshalb er ganz vergaß Maya zum Geburtstag zu gratulieren.

      Drinnen in der Tenne angekommen, musste Oles sich erst einmal orientieren. Denn hier herrschte ein ziemlich unübersichtliches Gedränge, von vielen ebenfalls etwas schräg aussehenden Zeitgenossen, wie er naserümpfend bemerkte. Die Luft war flirrend heiß und hatte irgendetwas Süßliches, das er gerade nicht zuordnen konnte. Allerdings konnte er nun nachvollziehen, warum Maya um diese Jahreszeit so spärlich bekleidet herumlief. Er fing gerade damit an, die Ärmel seines Hemdes hochzukrempeln, als er hinter sich jemand sagen hörte: „Hey Sweetheart, weißt du eigentlich schon: Ich habe mein Ziel für dieses Jahr tatsächlich jetzt schon erreicht. Denn es ist kaum zu glauben, diese elenden Bürokratenreiter haben meinen Hartz-IV-Antrag doch tatsächlich schon letzte Woche genehmigt“, krächzte eine ältere, weibliche Stimme.

      „Booah, super Ey!“, kam prompt die begeisterte Antwort von dem angesprochenen Sweetheart zurück.

      ‚Ja sag mal, wo bin ich denn hier bloß gelandet!‘, sah Ole sich daraufhin irritiert um, wobei er zumindest eine Quelle des süßlichen Geruches lokalisiert hatte. Denn ein Riesenjoint glimmte und dampfte in der linken Hand der glücklichen Besitzerin der Stimme, die ihr Jahresziel Anfang März schon erreicht hatte. Dabei hatte er mit einem Mal das Gefühl, hier völlig deplatziert zu sein. Außerdem fühlte er sich mittlerweile ein wenig zurückgelassen. Denn Maya und Peter waren noch nicht wiederaufgetaucht, seitdem sie vor gut einer viertel Stunde hinter einer der vielen Türen, die von dieser Tenne abgingen, verschwunden waren. So kämpfte er sich kurz entschlossen zu der besagten Tür durch und klopfte dort kurz an, bevor er diese einfach aufriss. Was er jedoch sofort bereute, denn wie erstarrt blieb er daraufhin im Türrahmen stehen, während er sich selbst fragen hörte: „Wollten wir nicht noch gemeinsam auf das Geburtstagskind anstoßen?“ Was man wohl, wenn auch ungewollt, als eindeutig doppeldeutig werten konnte, da er dabei auf Mayas nackten, knackigen Hintern starrte. Welcher sich gerade rhythmisch auf Peters ebenfalls nackten, jedoch wesentlich dickeren Beinen auf und ab bewegte.

      „Klar, machen wir gleich, okay?“, gab Maya gelassen zurück, wobei sie sich nicht bei dem stören ließ, was sie gerade tat. Nur kurz bevor er die Tür wieder von außen schloss, lächelte sie ihn kurz verzückt, mit leicht erröteten Wangen an.

      „Ja Okay, lasst euch nur Zeit!“, haspelte er daraufhin irritiert, während er von außen am Türknauf ruckelte, um sich davon zu überzeugen, dass die Tür wirklich verschlossen war. Dann drehte er sich um und ging zu dem Tisch zurück, auf den er vorhin sein Gastgeschenk, eine Flasche Plum, abgestellt hatte.

      Der Filmriss

      „Oh


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