Darkahr und die wilde Horde. Klaus Blochwitz

Darkahr und die wilde Horde - Klaus Blochwitz


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feststellen,dass es mit dem Ältesten zu Ende ging. Bestürzung machte sich breit, über eine Nachfolge hatte sich niemand gekümmert und keiner der Männer hatte sich darüber Gedanken gemacht, sie hatten ja ihren Dorfältesten, einen guten dazu, also warum sich Gedanken um die Nachfolge machen.

      Wieder merkte keiner der Dorfbewohner, dass sie intensiv beobachtet wurden, die drei feenhaften Gestalten hatten sie von Anfang ihrer Ankunft in der weiten Ebene nicht aus den Augen gelassen, sie erschreckten fürchterlich, als sie sahen, wie die Menschen die Bäume fällten, den Boden aufrissen und das Erz heraus klaubten, auf großen Flächen alles Leben entfernten, sie sahen die Häuser entstehen, sahen die Tierzucht und die Töpferei, aber sie sahen auch, dass die Menschen sorgfältig mit der Natur umgingen. Sie sahen, dass die Frauen und Männer gewissenhaft mit den Schösslingen umgingen, sie an Stöcke festbanden, und sie sahen, dass die Menschen den Boden, aus dem sie Ton und Erz gewonnen hatten, wieder bepflanzten, so dass schon nach wenigen Mondzyklen die Natur die Wunden verdeckte.

      Die Männer, die das Erz aus der Erde brachen, berichteten ihrem Dorfältesten wiederholt von kleinen Menschen, die sie bei der Arbeit beobachteten. Der Älteste beruhigte die Männer: „So lange sie friedlich bleiben, lasst sie nur, vielleicht könnt ihr sogar Kontakt zu ihnen aufnehmen.“ Die Männer waren davon nicht überzeugt, aber sie gaben ihrem Ältesten Recht, so lange keine Gefahr von ihnen drohte, sollten sie zuschauen.

      Das Wetter wurde jetzt ungemütlicher, es regnete viel und der kräftige Wind blies die bunten Blätter von Bäumen und Sträuchern, die Frauen und die jungen Mädchen hatten alles an Früchten und Beeren eingesammelt, was die Natur ihnen bot. Die Menschen verkrochen sich in ihre Häuser und genossendie Ruhe, sie sprachen über einen möglichen Nachfolger für ihren Ältesten, darüber, dass sie im Frühjahr mit dem Bau des Dorfzentrums beginnen wollten und die provisorische Unterkunft ihres Ältesten sollte endlich einem guten und soliden Haus weichen. Jetzt hatten sie Zeit, um ihre Häuser auch von innen wohnlicherzu gestalten, viele Männer befestigten an den Innenwänden besonders schöne und glatte Bretter. Die Frauen webten und knüpften Teppiche, auch wurden Möbelstücke hergestellt und manch einer mauerte an einer Feuerstelle.

      Dem Alten war es vorrangig wichtig, einen stabilen Raum für ihre alten Schriften und liebgewordenen Gegenstände und für ihre Geldtruhe, in der immer noch die Münzen und der Schmuck lagen, den sie damals bei dem erfolgreich abgewehrten Überfall erbeutet hatten, zu schaffen.

      Sie hatten in der langen Zeit ihrer Wanderung nie davon Gebrauch machen müssen und hier in der weiten Ebene hatten sie alles im Überfluss, die Natur gab ihnen alles und den Rest bauten sie auf den Feldern an oder die Jäger brachten Wildbret mit.

      Zum Ende des Jahres kamen die Dorfbewohner an einem schönen und klaren Tag auf dem Dorfplatz zusammen, es wurden mehrere Namensvorschläge für die Benennung ihres Dorfes gemacht, aber so richtig kamen die Vorschläge nicht an, ein kleines Mädchen rief dann laut: „Wir nennen es Muldendorf!“

      Und so kam das Dorf zu seinem Namen, die Abstimmung über den Nachfolger wurde langwieriger, von den Männern war keiner so richtig interessiert und die zwei Kandidaten, die dann noch übrig blieben, überzeugten auch nicht so richtig, es waren brave und anständige Nachbarn und Freunde, aber als Dorfältester?

      Die Runde wurde ratlos, bis eine Frau resolut vortrat und den Vorschlag machte, eine Frau mit der Aufgabe zu betreuen.

      Erst waren alle mächtig erstaunt und auch ein bisschen verwirrt, eine Frau?

      Aber warum eigentlich nicht? Der Älteste nickte und bat die Runde um Vorschläge, erst etwas zögerlich, dann traten doch recht energisch drei Frauen in den Kreis vor den Ältesten.

      „Wir stellen uns der Wahl.“

      Der Alte nickte. „Seid ihr damit einverstanden?“, fragte er die Runde. Alle bekundeten laut ihre Zustimmung.

      „Und wer von euch nimmt jetzt die Wahl an?“, fragte er die Frauen. „Wir drei“, antworteten sie. „Wir sind zu der Auffassung gekommen, dass die Größe unseres Dorfes und die Menge Menschen für eine zu viel werden könnte, wir wollen uns die vielen Aufgaben teilen.“

      Damit waren alle einverstanden und gingen zufrieden nach Hause, das Problem hatten sie gelöst.

      Wieder merkten die Dorfbewohner nichts von der Beobachtung durch die Waldwesen, die sehr erleichtert die Wahl der drei Frauen zur Kenntnis genommen hatten. Sie konnten jetzt davon ausgehen, dass die Dorfbewohner nicht aggressiv und eroberungssüchtig waren.

      Der Dorfälteste weihte die drei Frauen in die Aufgaben ein, zeigte ihnen die alten Schriften und alles andere und marschierte schnurstracks zu seinem neuen Zuhause im Haus der Heilerin. Die drei Frauen begannen mit ihrer Arbeit sehr behutsam, kleine Sachen machten das Leben einfacher und angenehmer.

      So ließen sie einen Markstand bauen, an dem alle Dorfbewohner alle Lebensmittel, Töpferwaren, Ledersachen und all den Krimskrams bekommen konnten, ohne den halben Tag von einer Stelle zur anderen im Dorf laufen zu müssen.

      Sie bestimmten mehrere Leute, die sich um die Betreuung der Lagerhäuser kümmern sollten. Es passierte einfach zu häufig, dass Nahrung verdarb, weil sich niemand um die Lagerung kümmerte. Hierbei tat sich eine Frau besonders mit einem einfachen, aber praktischen Ablauf hervor. Die Nahrung wurde von ihr eingelagert und ausgegeben, so dass keine Altbestände entstehen konnten. Dadurch verdarb viel weniger Nahrung, die Lagerhäuser waren so voll, dass die Jäger und Fischer gestoppt werden mussten, ebenso die Sammlerinnen.

      Das Wetter wurde besser, der Regen ließ nach und die Temperatur stieg an, es wurde Zeit für den Bau des Dorfzentrums.

      Das Fundament entstand und die ersten dicken Balken ragten in den Himmel, als die Männer und Frauen von der Töpferei zu der Baustelle kamen und den dort arbeitenden Männern vorschlugen, das Dorfzentrum mit den von ihnen hergestellten Tonziegeln zu bauen. Das war etwas völlig Neues, sicher, damals in ihrer alten Heimat bauten sie ihre Häuser auch aus Ziegeln, die aus getrocknetem Lehm hergestellt worden waren.

      Hier sollte mit gebrannten Tonziegeln gebaut werden, neu und ungewohnt, aber warum nicht. Mit Feuereifer gingen Frauen und Männer an die Arbeit, sie zogen eine dicke Mauer ziemlich schnell zwischen zwei dicken Balken hoch und als diese die Höhe der vorgesehenen Fenster erreicht hatte, ließen sie die Fensteröffnungen frei und zogen die Mauer weiter hoch. Oben wurde die Fensteröffnung mit einem dicken Balken geschlossen, die Männer waren begeistert. Der Bau des Dorfzentrums machte rasante Fortschritte und die Wucht des großen Baues war erst mal für alle ungewohnt. Anfang des Sommers wurde mit einem großen Fest das neue Dorfzentrum eingeweiht, der alte Dorfälteste war richtig gerührt, als er den Prachtbau sah. Vor dem Bau war von den Dorfbewohnern eine Gedenktafelaufgestellt worden, auf der ihre lange Reise aus dem Süden notiert war, ihr Dorfältester wurde hoch anerkennend genannt sowie die Gründung des Muldendorfes. Das Dorf hatte im Laufe der Mondzyklen Gestalt angenommen, die Wege und die so genannten Dorfstraßen waren nach und nach mit kleinen Steinen befestigt worden, der Matsch auf den Wegen durch den vielen Regen war doch sehr unangenehm.

      An vielen Häusern waren Laternen angebracht worden, so dass die Menschen selbst im Dunkel der Nacht die Wege gut erkennen konnten. Die Befestigung des Dorfes war fast fertig gestellt, die Handhabung wurde immer und immer wieder geübt, jetzt wurden die Durchgänge an den Straßen Enden innerhalb kürzester Zeit verschlossen und von bewaffneten Männern besetzt.

      Die drei Frauen, die den Dorfältesten abgelöst hatten, wurden schon nach wenigen Mondzyklen voller Hochachtung nur noch der Dreierrat genannt. Der Dreierrat fragte die Bevölkerung,ob sie dem Bau einer Heilerschule zustimmen würden, sie seien zwar bis jetzt von schlimmen Krankheiten verschont geblieben, aber man sollte sich doch darauf vorbereiten. Der Bau der Heilerschule wurde neben dem Dorfzentrum beschlossen,weitere Heilerinnen wurden dringend gebraucht, die zwei Heilerinnen hatten jetzt schon Mühe, die vielen Geburten zu schaffen.

      Es ging schon auf den Herbst zu, die Ernten waren eingefahren, von den Töpferinnen und Töpfern waren genügend Vorratsbehälter hergestellt worden, ebenso genügend gebrannte Ziegeln, die Schmiede arbeiteten immer noch intensiv an der Herstellung von Fuhrwerken, der Bedarf war riesengroß.

      Das


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