Aufgeflogen. Mona Busch

Aufgeflogen - Mona Busch


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fuhr er mit seiner Hand ans Schulterhalfter, zog seine Waffe und richtete sie auf Isabella: „Keine Bewegung!“

      Scharf wie ein Messer durchschnitt seine Stimme die plötzlich entstandene Stille.

      Vor Entsetzen wie gelähmt konnte Isabella nur die Pistole anstarren. Sie war gar nicht fähig, sich zu rühren, selbst wenn sie es gewollt hätte.

      Ein Stuhl fiel um, als im Konferenzraum jemand aufsprang. Eilige Schritte näherten sich.

      Der Polizist bellte: „Hände hoch und umdrehen! Los!“

      Isabella zitterte am ganzen Körper und konnte kaum noch klar denken vor Angst.

      Der Mann wiederholte scharf: „Ich habe gesagt: Umdrehen!“

      Er unterstrich seinen Befehl, indem er seine Waffe entsicherte.

      Das weckte Isabella aus ihrer Erstarrung. Ihre Beine gehorchten ihr – wenn auch widerwillig – und sie drehte sich mit halb erhobenen Armen um, so dass sie an die Wand des Zimmers starrte.

      Zum Schatten des Polizisten in der Tür gesellte sich ein zweiter Schatten. Die Stimme des Kriminaldirektors erklang: „Was ist los? Was…?“ Der Mann verstummte, als er Isabella erblickte.

      Der junge Polizist antwortete mit eiskalter Stimme: „Eine Spionin. Sie hat gelauscht.“

      Isabella schauderte und verteidigte sich verzweifelt: „Nein, das stimmt nicht! Ich bin bloß aus Versehen…“

      Die Stimme versagte ihr. Sie wollte sich nach links umsehen.

      Der Kriminaldirektor reagierte und warnte: „Sie darf eure Gesichter nicht sehen!“

      Ein dritter Mann schlängelte sich gewandt an seinem Vorgesetzten vorbei, sprang vor, packte Isabella mit rechts am Rücken und stieß sie frontal gegen die Wand, wobei er mit seiner linken Hand ihr Gesicht so abdeckte, dass sie die Polizisten hinter ihr nicht sehen konnte: „An die Wand!“

      Isabellas rechte Gesichtshälfte prallte unangenehm fest gegen die kühle, harte Wand. Ihr entfuhr: „Au!“ Fest wurde ihr Körper an die Wand gedrückt. Auch die vierte Person war offenbar mitgekommen, denn gleich darauf wurde Isa von einer weiteren Hand gegen die Wand gepresst. Ihr rechtes Handgelenk wurde ergriffen und neben ihrem Kopf an der Wand fixiert. Eine neue Stimme – sie gehörte zu einer Frau - erklang: „Gib mir mal deine Krawatte!“

      „Hier.“

      Kurz darauf legte sich der Stoff einer Krawatte kühl und fest vor Isabellas Augen. Jemand band die provisorische Augenbinde hinten an ihrem Kopf zu. Isa bewegte ihren Kopf – aber die Krawatte saß.

      Der Mann links hinter ihr griff nach einem ihrer Rucksackträger, zog ihn ihr von der linken Schulter, packte dann Isabellas linkes Handgelenk und presste es gegen die Wand. Auch die Frau rechts hinter ihr gab nun kurz ihren rechten Arm frei, um ihr den Rucksack ganz abzunehmen.

      „Durchsuch den Rucksack!“, hörte Isa sie zu einem ihrer Kollegen sagen.

      Isabella wollte auffahren: „Nicht!“

      Die Briefe waren doch da drin! Die Briefe, die sie persönlich übergeben sollte!

      Von irgendwoher erwiderte eine kühle Stimme: „Doch!“

      Schon wurde sie wieder an Schulter und Handgelenk ergriffen und gegen die Wand gedrückt.

      Der Kriminaldirektor befahl: „Durchsucht sie! Dann nehmen wir sie gleich mal in die Mangel. Hat einer von Ihnen Handschellen hier?“

      „Nein.“ „Nein.“ „Dann holen Sie welche!“

      Der ganze Dialog spielte sich anonym ab, ohne Namen preiszugeben.

      „Ich werde Sie jetzt durchsuchen. Bleiben Sie ruhig stehen!“, befahl ihr die weibliche Stimme.

      Isabella spürte nun, wie zwei Hände mit geübten Bewegungen ihren Körper abtasteten. Widerstandslos ließ sie es über sich ergehen. Sie saß ziemlich tief in der Scheiße!

      „Okay, sie ist clean“, verkündete die weibliche Stimme.

      Daraufhin ließ der Druck gegen ihren Rücken nach. Der Mann, der sie die ganze Zeit gegen die Wand gedrückt hatte, packte sie nun am linken Arm und zog sie von der Wand weg, mit sich mit.

      Isabella taumelte leicht – sie sah doch nichts. Reflexartig griff sie mit der freien Hand nach der störenden Augenbinde, aber da ergriff jemand auch diesen Arm und zog die Hand unsanft vom Kopf weg. Auf Socken zogen die beiden sie vorwärts, in den helleren Konferenzraum. Isabella musste stolpernd mitgehen. Plötzlich drückten sie Isabella nach unten auf einen Stuhl und hielten sie dort fest.

      „Soll ich die Haussicherheit benachrichtigen?“, fragte einer der Polizisten.

      „Ja, aber warten Sie noch ein paar Minuten. Die Haussicherheit kann sie sich später vorknöpfen. Nun habe ich erst einmal ein paar ganz spezielle Fragen an das Fräulein!“, antwortete der Kriminaldirektor.

      Eine Gänsehaut lief ihr den Rücken hinunter, sie war den Tränen nahe.

      Jemand betrat den Raum: „Die Handschellen.“

      „Danke!“

      Isabellas Bewacher zogen ihr die Arme nun nach hinten, um die Stuhllehne herum, und kaltes Metall griff unnachgiebig fest nach ihren Handgelenken. Kurz darauf ließen sie Isabella los, aber sie konnte nicht aufstehen, weil sie mit den Handschellen an den Stuhl gefesselt war. Unbehaglich bewegte sie die Hände.

      Plötzlich ertönte direkt neben ihrem Ohr die drohende Stimme des Kriminaldirektors: „Sie haben uns also belauscht. Seit wann?“

      Isabella zuckte zusammen. Was sollte sie nun tun? Ehrlich sein und hoffen, dass sie gnädig mit ihr waren? Oder versuchen, alles zu leugnen?

      Sie entschied sich für Ehrlichkeit und antwortete leise und ängstlich: „Seit Sie hier drinnen waren. Aber ich habe gar nicht alles gehört. Und ich wollte auch niemanden belauschen. Ich wollte bloß einen Brief abgeben… für Herrn Amper! Das ist dringend!“

      Eine Stimme verkündete aus dem Hintergrund: „In ihrem Rucksack ist tatsächlich ein verschlossener Brief, aber ohne Adressat darauf! Soll ich ihn öffnen?“

      Isabella wollte aufspringen, aber ihre Fesseln hinderten sie daran, und eine Hand legte sich warnend auf ihre Schulter: „Nein! Ich soll ihn persönlich übergeben!“

      Der Kriminaldirektor überlegte und meinte nach einer kurzen Pause: „Warten Sie! Gibt es beim LKA einen Herrn Amper?“

      Jemand meinte: „Ja, ich glaube schon – aber der arbeitet in einem ganz anderen Teil des Gebäudes.“

      Der Kriminaldirektor forderte Isabella sarkastisch auf: „Können Sie mir dann bitte erklären, was Sie in diesen Raum geführt hat?“

      Isabella erklärte mit bebender Stimme: „Der Mann, von dem ich diesen Brief bekommen habe, hat gesagt, Herr Amper arbeite hier im Zimmer 314. Naja, und deswegen habe ich hier hereingeschaut…“

      Schneidend unterbrach der Kriminaldirektor sie: „Das hier ist aber nicht Zimmer 314, sondern I 314! Zimmer 314 ist im Gebäude nebenan!“

      Isabella verstummte ein paar Sekunden verdutzt: „Was? Aber… ich dachte, das wäre 314.“

      „Leider falsch gedacht!“ Er wandte sich an jemand anderen: „Prüfen Sie nach, ob ihre Angaben stimmen!“

      „Wird gemacht!“ Der Beauftragte setzte sich offenbar an einen Laptop. Isa hörte das Klacken der Tastatur.

      Der Kriminaldirektor fragte weiter: „Wer hat Sie hierhergeschickt?“

      Isabella wandte ihm den Kopf zu, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte, und antwortete: „David Wolf. Er arbeitet hier… und er ist mein Freund. Ich wollte wirklich bloß diesen Brief abgeben!“

      Langsam wiederholte der Kriminaldirektor: „Also, damit ich das richtig verstehe: Ihr Freund ist Ermittler hier beim


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