Die Collide-Lovestory. Celine Ziegler
lautstark, sodass ich es schon vor der Tür hören kann.
Da ich auch noch sehr müde bin, stopfe ich mir Kopfhörer in die Ohren, stelle mir einen Wecker auf zehn Uhr und lege mich ebenfalls schlafen.
Nachdem ich wieder aufgestanden bin, beschließe ich, nochmal in die Stadt zu fahren, um Scars Geschenk zu kaufen. Ich sehe schon von weitem die Treppe, die zur U-Bahn führt, als mir die Kirche ins Auge sticht, von deren Glockenturm Aiden mir die Sternschnuppennacht gezeigt hat und ich fange an, breit zu grinsen.
Schon komisch, dass wir uns so kurze Zeit später - nachdem ich ihn eigentlich vergraulen wollte - so gut verstehen. Wenn mir das damals jemand gesagt hätte, hätte ich ihm wahrscheinlich ins Gesicht gelacht.
Ich will gerade die erste Treppenstufe nach unten laufen, da sehe ich ein bekanntes Auto vor der Kirche stehen. Ist das Aidens Range Rover? Ja, das ist definitiv seiner. Was macht Aiden denn während der Schulzeit in der Kirche?
Ohne groß zu überlegen laufe ich den Berg zur Kirche hinauf. Neben Aidens Auto steht noch ein Minibus vom St. Cloud Hospital. Die Sache wird immer merkwürdiger.
Bevor ich die Kirche betrete schaue ich auf mein Handy, um zu sehen, ob Aiden mir geantwortet hat - hat er nicht. Ich streiche mir kurz durch die Haare und rücke mir meine Klamotten zurecht. Langsam öffne ich die große Tür der Kirche und bin unheimlich froh, dass sie kaum Geräusche von sich gibt, sondern ich unbeobachtet die Kirche betreten kann.
Da ich nicht wirklich an Gott glaube, lasse ich die Sache mit dem Weihwasser einfach aus und sehe durch eine weitere Tür. Mit zusammengekniffenen Augen kann ich mehrere Leute vor dem Altar im Kreis sitzen sehen. Niemand von ihnen scheint zu sprechen, sie sitzen einfach nur da und schauen alle in eine Richtung.
Ich runzle die Stirn und öffne die zweite Tür so leise, wie es geht und schließe sie langsam wieder hinter mir. Jetzt höre ich jemanden reden. Es ist Aiden.
Bisher scheint mich noch niemand bemerkt zu haben, deshalb setze ich mich in die letzte Reihe der Sitzreihen. Jetzt kann ich ihn sehen.
Aiden sitzt in dem Kreis und hält ein Buch in der Hand. Er scheint daraus vorzulesen. Neben ihm sitzt ein kleines Mädchen mit einem Tuch um den Kopf gewickelt und lehnt sich an seinen Arm. In der Runde sitzen Frauen und Männer von - würde ich schätzen - zwanzig bis fünfzig Jahren.
Ich möchte unbedingt hören, was Aiden liest, deshalb setze ich mich leise ein paar Reihen weiter nach vorne. Vor mir ist eine dicke Säule und sie sollten mich von hier nicht sehen können. Ich kann Aiden zwar von hier nicht sehen, aber ich kann ihn klar und deutlich hören.
Er erzählt eine Geschichte von einem kleinen Jungen, der gerade mit seinem Schutzengel, der von einem Hund verkörpert wird, gegen einen schwarzen Drachen kämpft.
Ich frage mich, ob er diese Geschichte selbst geschrieben hat, denn sie ist wirklich gut. Mit seiner tiefen Stimme wirkt die Geschichte noch viel besser und mir fällt erst bei einem Blick auf mein Handy auf, dass ich bereits zwanzig Minuten hier sitze.
Aiden erzählt von einer Prinzessin, die der kleine Junge rettet, als plötzlich jemand anderes redet. Die Stimme gehört zu einer alten Frau.
"Aiden", sagt sie.
Aiden stoppt mit dem Lesen.
"Siehst du auch den Engel dahinten?"
Ich sehe an der Säule vorbei und blicke zu der Gruppe. Mir bleibt fast das Herz stehen, als ich bemerke, dass mich jeder von ihnen genau ansieht.
Aiden sieht sich stirnrunzelnd um, bis auch er mich erblickt. "Oh", grinst Aiden. "Das ist ganz und gar kein Engel, Bronnie."
Ich halte erstarrt die Luft an und starre einfach nur zu ihnen hinüber. Das ist mir viel zu unangenehm. Aiden muss denken, dass ich ihm hinterherspionieren will.
"Du kennst sie?", fragt das kleine Mädchen neben ihm.
"Ja, ich kenne sie." Er sieht noch immer zu mir.
"Frag sie doch, ob sie sich zu uns setzen will. Sie kann ein Sitzkissen von mir haben." Das Mädchen zieht sich ein Kissen unter dem Po hervor und legt es neben sich.
"Das ist lieb." Er schmunzelt und streichelt ihr über den Kopf. "Raven, du wirst hier erwünscht! Möchtest du dich zu uns setzen?"
Mir fliegen tausend Fragen durch den Kopf. Wieso liest Aiden Menschen in der Kirche vor? Wer ist das kleine Mädchen?
"Ehm", stammle ich und rutsche nervös auf der Bank hin und her.
"Los, Kleines", ruft die ältere Frau freundlich lächelnd. "Wir freuen uns immer über so schöne Menschen wie dich. Vor allem, wenn sie zu Aiden gehören."
Ich nicke, stehe auf und gehe nervös auf die Runde zu. Es sind ungefähr fünfzehn Frauen und Männer. Alle lächeln mir zu, als ich ihnen näher komme.
"Setz dich bitte neben mich", winkt das kleine Mädchen mich zu sich und zeigt auf das Kissen neben sich.
Ich schaue Aiden an und er nickt nur schmunzelnd, als hätte er mir eine Bestätigung dafür gegeben, dass ich mich ruhig neben sie setzen könnte.
"Danke", flüstere ich dem kleinen Mädchen zu, als ich mich auf das Kissen setze.
"Das ist Ravely", sagt Aiden breit grinsend und deutet mit dem Buch leicht auf mich. "Sie geht mit mir auf das College und scheint wirklich extrem neugierig zu sein."
Mir schießt sofort die Röte ins Gesicht und ich spiele mit einem Ende des Kissens, auf dem ich sitze.
Alle in der Gruppe sehen mich an und mir fällt auf, dass viele von ihnen extrem... krank aussehen. Viele von ihnen sind sehr abgemagert und haben Augenringe. Die alte Frau, die vorhin gesprochen hat, hat Plastikschläuche in der Nase und ebenfalls ein Kopftuch auf. Sie scheinen alle auf irgendeine Art und Weise krank zu sein. Doch trotzdem lächeln sie mich alle an.
Kapitel 18
"Hallo", sage ich und lächle ihnen allen zurück. "Tut mir leid, dass ich einfach reingeplatzt bin, ich - "
"Das ist nicht schlimm, Schatz", sagt die alte Frau. "Es ist schön, endlich mal einen von Aidens Freunden kennenzulernen." Sie richtet sich an Aiden: "Wie konntest du uns so ein hübsches Mädchen vorenthalten?"
Aiden lacht leise. "Ich entschuldige mich zutiefst, aber anscheinend hat Raven das Vorstellen schon selbst in die Hand genommen."
Er scheint nicht wütend darüber zu sein, dass ich einfach hier her gekommen bin und das erleichtert mich enorm. Ich frage mich dennoch, ob Aby und die anderen wissen, dass er Leuten in der Kirche vorliest. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie davon keine Ahnung haben.
Ich schaue beschämt auf meine Finger, als ich Aidens Blick auf mir spüre.
"Ließ weiter, Hazza", sagt das kleine Mädchen, das zwischen uns sitzt und rüttelt an seinem Arm.
Hazza? Der Name ist ja extrem süß.
"Okay, wo war ich?" Er streicht konzentriert mit dem Finger über die Zeilen. Man kann erkennen, dass alles in diesem Buch selbst geschrieben ist. Aiden scheint sich diese Geschichte tatsächlich ausgedacht zu haben.
Aiden liest vor, wie der kleine Junge mit seinem Schutzengel die Prinzessin vor dem Drachen rettet und alle hören weiter gespannt zu - mich eingeschlossen. Ich könnte ihm den ganzen Tag zuhören und beobachten, wie seine Lippen sich beim Reden bewegen.
Nach kurzer Zeit spüre ich, wie das kleine Mädchen sich an mich lehnt und die Augen schließt. Sie scheint wirklich keine Furcht vor Fremden zu haben. Ich sehe Aiden aus dem Augenwinkel lächeln, als sie sich an mich kuschelt.
"So, das war's", verkündet Aiden und schließt das Buch. "Wer hat Ideen für das nächste Mal?"
"Das nächste Mal soll der kleine Junge am Meer sein", sagt ein Junge, ungefähr 16 Jahre.
"Und es soll um einen Vulkan gehen!", ruft eine Frau.
"Und