Vermächtnis der Toten. Emma Richi

Vermächtnis der Toten - Emma Richi


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deine Meinung geändert?“, fragte sie etwas überrascht. Nun ja, ich hatte Jessica gesagt ich würde ihr das Schwimmen beibringen, also würde ich wohl vorerst bleiben. “Ich habe Jessica versprochen ihr das Schwimmen beizubringen, also ja, ich werde bleiben. Aber nur unter einer Bedingung, ich möchte es meiner Pflegeoma selber sagen.“ Ich hatte nach dem Aber gewartet, bis ich ihre volle Aufmerksamkeit bekam. “Natürlich. Aber du solltest auch eine Bedingung erfüllen.“ Mr. Green sah mich eindringlich an und ich nickte. “Ich möchte, dass du dir Mühe gibst alles aufzuholen, denn normalerweise würde ich dich ein oder sogar zwei Semester zurück Stufen.“ Na super, dann müsste ich noch länger hierbleiben: “Mach ich.“ Er stand auf, klopfte mir auf die Schulter und ging in ein Nebenzimmer.

      Mrs. Green lächelte mich stolz an: “Ich schätze, da hat jemand dein Herz erobert.“ Mein Lächeln wurde kleiner. “Glaub mir, dass ist nichts Schlechtes.“ Stille, nur einen Moment. “Hast du den Brief gelesen?“, fragte sie, doch meine Miene schien Antwort genug. Als ich es schaffte, fragte ich direkt zurück: “Warum ist es Ihnen so wichtig? Und warum sind Sie so nett zu mir?“ Sie sah nachdenklich aus, als überlege sie, was sie am besten sagen sollte: “Deine Mutter ist eine sehr gute Freundin und ich denke, ihr hab es beide verdient glücklich zu sein.“ “Und was hat das mit dem Brief zu tun?“ “Er liegt seit sechs Jahren in dieser Schublade und wartet darauf gelesen zu werden. Du wusstest nichts von ihr und sie nichts von dir. Also bitte ich dich in ihrem Namen um eine Chance.“ Ich nickte. “Außerdem bist du ihr sehr ähnlich, das bringt für viele von den Lehrern Erinnerungen zurück.“ Na toll, jetzt wurde ich wahrscheinlich immer mit einer Frau verglichen, die ich nicht einmal kenne. “Gut, ich lese ihn heute, irgendwann, wenn ich mal einen Moment ruhe habe.“ Jetzt nickte sie. Ihr Lächeln wirkte trotzdem besorgt. Doch als sie bemerkte, dass ich sie musterte, war ihre Miene plötzlich versteinert. Ihre Lippen schmal und ihre Augen klar. “Durch die Übung heute früh, beginnt der Unterricht erst um 9:00 Uhr. Solange kannst du deinen Koffer ausräumen, jetzt wo du doch hierbleibst.“

      Kaptel 6.

      Wahnsinn! Ich hab zurück zum Zimmer gefunden! Mit einem seufzen fiel ich auf mein Bett. “Hey, was ist? Gab’s Probleme mit den Greens?“, fragte Tay und ich richtete mich auf: “Nein, aber ich hab nicht genügend Klamotten mit und schon gar nichts für den Winter.“ “Dann müssen wir wohl shoppen gehen, wie schade“, sagte Cassandra schon voller Vorfreude, aber Tay ernüchternd ein: “Wir müssen aber noch um Ausgang bitten bei Mrs. Green.“ “Das krieg ich hin“, beruhigte ich die beiden. Mal hoffen, dass es so wird. Ausgepackt hatte ich innerhalb von Minuten mit meinen zwei Helferinnen. “Okay, das Oberteil ist voll der Hammer, kann ich mir das vielleicht Mal ausleihen?“ “Klar, ihr könnt euch alles nehmen und anziehen. Aber, wie ist das eigentlich mit der Uniform? Muss man diese Röcke wirklich tragen?“ “Nö, was ist denn damit?“ “Naja, mit einer Hose fänd ich es an euch schöner, aber der Rock ist echt naja…“ “Ist schon gut, die sind echt hässlich, aber so können wir keine Konkurrenz für die große Miss Keen bilden“, Tay war froh darüber es gesagt zu haben.

      “Okay, zieht euch endlich Hosen an! Ihr seht so gut aus, zeigt das! Hopp hopp! Oder sollen wir zu spät kommen?“ Schnell hatten sie beide Shorts an und wir konnten los. Den Brief hatte ich nicht noch einmal angerührt, trotzdem ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Was steht da wohl so wichtiges drin.

      Der Raum war im ersten Stock. Vor der Tür stand Mrs. Green mit diesem Vollidioten. “Wer ist der Typ da bei Mrs. Green?“ Das grinsen der beiden verriet mir wirklich gar nichts. “Magst du ihn? Er sieht ziemlich gut aus.“ Ich verdrehte die Augen. “Nein, aber ich wüsste gern auf wen ich sauer bin, weil er mich ins Wasser geworfen hat. Außerdem hat dieses Genie wahrscheinlich Omas Lieblingspulli ruiniert!“ Ein noch breiteres Grinsen hätten sie nun wirklich nicht haben können. Cassandra ließ beiläufig fallen: “Er heißt Oscar. Und jetzt komm mit rein, bevor sie uns sehen.“ Sie zogen mich mit Schwung in den Klassenraum. Vh hatten wir jetzt, das ist Verhörtechnick. Mrs. Green soll die beste sein, denn es war sehr Praxis orientierter Unterricht. Die Tische standen so, dass sich immer zwei Schüler gegenüber sitzen mussten. Man befragte sich scheinbar gegenseitig.

      Das laute treiben erlosch als Mrs. Green den Raum betrat. Stille. Eine Stecknadel hätte man fallen hören können. Die Haare zu einem strengen Knoten zusammen gebunden, stand sie vorn. Mit ihr war wohl nicht gut Kirschenessen im Unterricht. “Heute erwarte ich, dass Sie in Ihrem Verhör ein Geheimnis von Ihrem Gegenüber erfahren! Die Paare sind alt bekannt, nur Alissia arbeitet bitte mit Leroy zusammen! Denn wir sind jetzt eine gerade Anzahl an Schülern“ Oscar ließ sich mir gegenüber auf einen Stuhl fallen und sagte: “Es wird mir ein Vergnügen sein deine Geheimnisse zu erfahren.“ Mein Gesichtsausdruck musste wohl gequält aussehen, da Cassy mir zuraunte: “Je besser du bist, desto schlechter für ihn.“ “Aber mach ihn nicht fertig, er hat Gefühle“, sagte Taylor von der anderen Seite. Wir lachten und wurden mit einem bösen Blick von jedem unserer Partner konfrontiert. Oscar schaffte es von sauer zu verwundert. Auf einmal mustert er mich, als wäre ich der scheiß Weihnachtsmann.

      “Soll ich anfangen?“, schüchtern war er eigentlich nicht, aber seine Frage hörte sich danach an. Mit einem Nicken Bestätigte ich ihm, das er los legen sollte. Es war nicht das erste Mal, dass jemand mich befragte, also antwortete ich nur mit Ja oder Nein. Auf einige Fragen antwortete ich gar nicht. “Hast du schon Erfahrungen mit Jungs?“ Statt zu antworten, sah ich ihn fragend an. Klar war mir bewusst, worauf er hinaus wollte, aber ich wollte es von ihm hören. “Ich meine Sex“, sagte er, als wäre ich total dumm und ich grinste: “Nein.“ “Wärst du so freundlich und sagst mir irgendwas, ich kann nicht mit leerem Papier zu Ihr gehen“, er verzweifelte an mir und dann sagte ich ganz leise: “Ich wollte gar nicht her kommen, nimm das und gib ruhe.“ Er schrieb etwas auf, zeigte es mir aber nicht. Mit einer Geste ließ er mich auf sich los. “Warum bist do so arrogant?“ fragte ich ihn und brachte ihn sofort aus der Fassung. Der Meinung war ich gar nicht, aber er starrte mich Fassungslos an und bekam kein Ton raus. Es war so klar. Er war nicht im Geringsten selbstverliebt, arrogant schon gar nicht, aber hier ging es nicht darum, was ich von ihm halte.

      “Gut, dann sag mir doch bitte, warum du dich verhältst, als wären wir alle deine Untertanen?“ Seine Augen weiteten sich, als wolle er mich gleich auffressen. Das war das Zeichen, dass er mir meine nächste Frage beantworten würde: “Wen vermisst du am meisten?“ “Meine Tante.“ “Kanntest du sie gut?“ Ich hatte ihn geknackt. Ganz easy. “Ich hab lange bei ihr gewohnt“ “Warum?“ “Meine Eltern mussten viel arbeiten und hatten nicht viel Zeit um sich um mich zu kümmern.“ “Tut mir leid. Was ist mit ihr passiert?“ “Sie wurde bei einem Autounfall getötet.“ “Fühlst du dich schuldig?“ Oscar nickte nur. “Es war nicht deine Schuld.“ Ich wusste es gar nicht, aber ich wusste, dass er wirklich traurig deswegen war. “Willst du mir sagen warum?“ “Ich hatte Blödsinn gemacht und sie abgelenkt. Der LKW kam wie aus dem Nichts.“ Und jetzt meine Meister Frage: “Wie alt warst du damals?“ Es dauerte einen Moment, aber er flüsterte: “Fünf.“

      Ich fühlte mich schuldig, schuldig weil ich ihm so vieles entlockt hatte und er mir nichts. Als Mrs. Green den Unterricht beendete und alle Notizen einsammelte, gab ich ihr ein leeres Blatt. Ich hatte zwar von Oscar vieles gehört, aber das musste ich nicht weiter erzählen. Das Gefühl, dass er hatte, kannte ich nur zu gut. Oscar gab ihr ein Blatt und verschwand. Kein Blick zurück, das schien zu heißen, das ich ihm echt weh getan hatte. Eigentlich wollte ich ihm nur ‘ne Retourkutsche verpassen für heute Morgen, aber ihn tief zu verletzten war nicht meine Absicht. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Statt mir Sorgen um sonst was zu machen, machte ich mir sorgen um ihn. Es war das, was er gesagt hatte. Fünf. Dasselbe Alter in dem ich gewesen war. Vielleicht sollte ich mal Google dazu befragen, vielleicht konnte ich sein Schuldgefühl vernichten. Seufzend fuhr ich mir noch einmal durch die Haare.

      Fragend sah uns Mrs. Green an. Denn wir waren die letzten in der Klasse. “Ja, wir wollten fragen, ob wir in die Stadt fahren dürfen, denn Remy hat keine Sportsachen oder lange Hosen.“ “Ich werde mit Mr. Green reden, aber ich denke in Begleitung wird das kein Problem sein am Samstag.


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