Pferdesoldaten 4 - Das Fort der Verlorenen. Michael Schenk
sind friedliche Waldindianer. Ein paar Jäger, ansonsten Fischer und Sammler.“
„Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen, Bill.“ Matt wies in die zunehmende Dunkelheit. „Immerhin vermissen wir einen Wagenzug. Es muss ja einen Grund dafür geben, dass er überfällig ist.“
Curley Bill erwiderte Matts Blick und nickte bedächtig. „Den gibt es sicher und den werden wir auch herausfinden. Die vermissten Wagen können ja nur irgendwo an der Straße oder in Duncan stehen, nicht wahr?“
„Wir werden es bald wissen. Es sind ja nur noch ein paar Tage bis zum Fort.“ Matt leerte den eigenen Becher und spülte damit den letzten Bissen seines Hardtacks hinunter. Der viereckige Armee-Zwieback aus Mehl, Wasser und Salz war erst ein paar Wochen alt und konnte ohne langes Einweichen gegessen werden. „Ich wünsche eine gute Nacht, Gentlemen.“
Am kommenden Morgen ging es bei Tagesanbruch weiter.
Die kleine Kolonne folgte wieder der Straße, deren Verlauf häufig nur schwer zu erkennen war. Hier waren Planwagen und Frachtwagen noch nicht oft genug verkehrt, um die typischen Räderfurchen in den Boden zu graben.
Am darauffolgenden Tag klärte sich dann das Schicksal des vermissten Wagenzuges.
Curley Bill wartete an der Stätte des Überfalls, bis die Kolonne zu ihm aufgeschlossen hatte.
Der Verwesungsgeruch war nur gering. Die zerfallenden Leiber waren längst aufgetaut. Inzwischen waren Wildtiere und Insekten über die Überreste hergefallen. Es war kein schöner Anblick und für viele der Soldaten die erste Konfrontation mit dem gewaltsamen Tod. Einige der Männer übergaben sich, während Braxton mit tonloser Stimme seine Befehle gab.
„Sergeant Keller, ihre Gruppe nach rechts und links als Flankenschutz. Zwanzig Yards in den Wald, nicht tiefer. Sergeant Mandrick, lassen Sie ein Grab ausheben.“ Der Lieutenant sah Matt und Thomas mit traurigem Gesicht an. „Ich schätze, wir müssen nach Spuren suchen, nicht wahr?“
Matt stieg bereits vom Pferd. „Wir haben gar keine Wahl, so unschön das auch sein mag. Aber wir müssen erfahren, wer hierfür verantwortlich ist.“
Es war nahezu unmöglich die Todesursachen noch festzustellen. Die Körper waren zu stark zerfallen und von den Tieren übel zugerichtet. Sergeant Mandrick entdeckte in einer der Leichen den abgebrochenen Schaft eines Pfeils. „Hey, Curley Bill, ich habe hier was.“
Der Scout betrachtete den Pfeil sorgfältig. „Die Markierungen sind nicht mehr vollständig, aber ich würde behaupten, das ist ein Pfeil der Winnebagos.“
Thomas Deggar nickte mit düsterem Gesicht. „Damit steht dann ja wohl fest, wer die Schuld an diesem Massaker trägt.“
„Waffen und Pferde fehlen, was ebenfalls für Indianer spricht“, meinte Braxton.
Matt schüttelte den Kopf. „Banditen haben ebenfalls Verwendung dafür.“ Er deutete um sich. „Seht euch doch genauer an, wie das hier aussieht. Alle Leichen liegen in der direkten Nähe der verbrannten Wagen. Sie kamen nicht dazu sich zu verteilen.“
„Rote können sich prima anschleichen und verstecken“, versicherte Sergeant Mandrick. „Die verstehen sich auf einen überraschenden Hinterhalt.“
„Jetzt, wo die Bäume begrünt sind, würde ich dem zustimmen“, hielt Matt dagegen, „aber als der Überfall stattfand, war noch kein Frühling. Alles kahl und der Boden wahrscheinlich noch mit Schnee bedeckt.“
„Hm.“ Mandrick trat gegen einen der verbrannten Wagenkästen. Mit vernehmlichem Krachen brachen die Trümmer zusammen. Der Sergeant zog seinen schweren Säbel und begann in den Überresten herumzustochern. „Hey, Curley, können die Roten eigentlich etwas mit unseren Vorräten anfangen?“
Der Scout grinste. „Einige schätzen sogar unseren Kaffee.“
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, hier sind Mehlsäcke verbrannt“, brummte Mandrick. „Ich weiß ja nicht, ob die Roten Pfannkuchen mögen, aber ich denke, im Winter lassen die doch keine Vorräte verbrennen, die sie eigentlich gut gebrauchen könnten.“
„Mag so ein.“ Der Scout trat an die Reste eines anderen Fahrzeuges und untersuchte sie. „Aber man weiß nie genau, welche Launen die Roten so haben.“
„Jedenfalls sind wir im Gebiet dieser Winnebago und haben einen ihrer Pfeile in einem der Toten gefunden.“ Thomas Deggar nahm den Pfeilschaft mit der Spitze aus Curley Bills Hand und betrachteter ihn nachdenklich. „Ich würde schon sagen, dass es die verdammten Heiden waren.“
„Möglicherweise werden wir das nie klären.“ Matt seufzte. „Bestatten wir die Toten und räumen wir die Trümmer aus dem Weg. Fort Duncan hat die letzte Lieferung an Vorräten offensichtlich nicht erhalten. Die werden schon sehnsüchtig auf Nachschub warten.“
Es war eine widerliche Arbeit die Überreste in die ausgehobene Grube zu legen.
Matt las einen Psalm aus seiner Bibel, Mandrick befehligte drei Ehrensalven und dann ließ Roscoe sein C-Horn erklingen.
Ein paar Minuten später blieb der Ort des Massakers hinter ihnen zurück. Schon bald würde die Kolonne ihr Ziel, Fort Duncan, erreichen. Doch das Gefühl relativer Sicherheit war von den Soldaten gewichen. Ihre Blicke waren nun aufmerksam und die Hände in der Nähe ihrer Waffen.
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