INGRATUS - Das Unerwünschte in uns. Tabea Thomson
die Studentin mit einer Handbewegung auf, dass sie weiter essen. ...
»Woher kommt nur jedes Mal seine plötzliche Genesung«, fragte sich Melina.
Marte belauschte Melinas Gedanken, ihr gefiel das Grübeln überhaupt nicht. Es zögerte nur unnötig hinaus, dass die Ausbilderin schläfrig wird, und da die, bereits einen Nachschlag verputzte, sollte das Schlafmittel eigentlich schon sichtbare Zeichen setzen. Bloß solange Melina sich noch mit dem Analysieren beschäftigt, wurde sie nicht müde. Das musste Marte ändern. Dazu rutschte ihr der lässig gehaltene Löffel aus den Fingern. Scheppernd landete dieser auf der metallenen Tischplatte. Melina wurde sofort aus ihren Gedanken gerissen und von hier auf jetzt ereilte sie Müdigkeit.
Grienend griff Marte nach ihrem Mehas (medizinischer Handscanner) und nachdem der ihr bestätigt hatte: Du kannst getrost die Ausbilderin nochmals wecken, sprach sie: »... Sire, Sie sind erschöpft. Eine kleine Pause würde ihnen guttun. Indessen Sie schlafen, werde ich bei Adrian wachen«, Marte wählte hierzu einen schmeichelnden Tonfall.
Von der Müdigkeit überrannt, stimmte Melina zu, danach schlich sie in ihren Ruheraum, und kaum, dass sie alle Glieder von sich streckte, übermannte sie das Schlafmittel. Weil es nur sehr schwach dosiert war, verfiel Melina alsbald in eine Wach-Traumphase. Darin beschäftigte sie ebenfalls der Gedanke, was Adrians Koliken spontan hervorruft und beendet. Wenig später erwachte sie und von Sorge getrieben, ging sie in ihren Bereitschaftsraum.
* *
Vom Schreibtisch Terminal aus überprüfte Melina nochmals alle Laborwerte. Aber wie gehabt fand sie darin nichts Auffälliges. Unbewusst geriet sie ins Sinnieren, dabei kratzte sie sich an der Stirn. Es sah gerade so aus, als ob sie einen zündenden Geistesblitz freikratzt. Und in der Tat, ihr fiel tatsächlich ein, wo sie was finden könnte: »Citraa von der Fracht Bark, mit der Adrian Sawon anreiste, das Bordbuch anzeigen.«
Nichts geschah!
Ungehalten wiederholte sie ihren Wunsch.
Diesmal meldete sich sofort ein Techniker: »Der Citraa, steht noch nicht dem Heiler System zur verfüg ...«
Zornig unterbrach Melina die Verbindung. Im selben Atemzug zischte sie: »Also wieder alles übern lahmen UPC Computer.«
Nach unzähligen nervenaufreibenden Fragen und Antwort Dialogen, mit dem begriffsstutzigen Sprachsystem, erschien vor ihr am Schreibtisch das angeforderte.
Zuerst informierte sie sich, um was für ein Frachtraumschiff Typ es sich handelt:
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… Langstrecken Fracht und Transport Bark. Sie wird ausschließlich von Aiws gesteuert. Die Schwerkraft und Klimabedingungen sind für humanoide geeignet. … Die Ausstattung ist als zweckdienlich einzustufen. … Die Bark ist für Bend Blasen in der Cybord Dimension ausgelegt …
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»Cybord Dimension. Da war was ...«, es klang, als habe sie die Erklärung unter der Zunge und sie bekommt sie nicht hervor. Während sie weiter überlegte, verfolgten ihre Augen die nächsten Textzeilen.
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… Der Passagier Mister Pavelli portierte um acht Uhr früh (Anuna Standardzeit), von den Toren der Stadt Dahl brie an Bord …
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»Anuna?«, rief Melina mit überraschter Stimme, »Die Koordinaten gehören doch zu unserer Heimatwelt Advenu. Ich dachte, mein Süßer kam von der Erde. Was macht er in Dahl brie. Da ist unser Ferienhaus sowie unser Geburtshaus. Aber in der glutheißen Jahreszeit ist er doch sonst nie dort. Wieso benutzt er den Nachnamen unserer Mutter? ...« Auf eine plausible Erklärungen hoffend, las sie weiter:
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… Bereits beim ersten Blickkontakt zu den Aiws bekam Mister Pavelli einen Panikanfall. Nach seiner Aussage leidet er an einer sehr schweren Aversion gegenüber Aiws von Vulkan.
Nur mit Mühe gelang es mir, Mister Pavelli zu überzeugen, dass die Aiws nicht von dort kommen.
… Mister Pavelli erwähnte eher beiläufig, was mich allerdings aufmerksam werden ließ: ›Ich nehme einen stark konzentrierten Duft wahr. Er bereitet mir arge Probleme.‹
(Anmerkung meinerseits, was ich auch dem Mitreisenden sagte: Ich benutze keinerlei Deos oder Riechwasser ...)
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Adrians Aussage ließ Melina schmunzeln. Zumal sie doch wusste, dass der Bruder sofort jammert, sobald es ihm auch nur ein Fünkchen nicht gut ging. Auf eine Bestätigung hoffend schlug sie erwartungsvoll die nächste virtuelle Seite auf.
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… Ich nahm einen Duft wahr, ich empfinde diesen ▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄▄
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Melina vermutete: Der Schreiber entdeckte was und schrieb es nieder. Später sah er darin ein Irrtum, das er widerrufen hat. Aber falls er es doch braucht, stand es noch unter dem Geschwärzten. Nickend las sie weiter.
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… Zur Sicherheit wurde die Raumluft, auf Schadstoffe überprüft. Es wurde nichts Schädliches gefunden …
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Um vielleicht doch noch den entscheidenden Hinweis zu finden, blätterte Melina zur nächsten Seite. Zu ihrer Verblüffung wurde auf den nächsten zwei Seiten alles maschinell geschrieben und zudem in einer für sie unverständlichen Sprache verfasst. Aufgebracht bat sie den Computer um eine Übersetzung.
Erstaunlicherweise teilte der ihr umgehend mit: ›Sprache erkannt. Uraltes irdisches Latein. Es wurde von antiken Heilkundigen benutzt und später von Ärzten ...‹
Verwundert stellte Melina fest: »Bei der Reise war weder ein Aiws mit medizinischer Programmierung, Heiler, oder Arzt auf der Bark anwesend. ... Hmm! Der Schreiber nahm, vorsorglich Kontakt zu einem Heilkundigen auf. Dieser diagnostizierte in jener Sprache. Der Bark Citraa übersetzte und verfasste es.«
Neugierig, was sich hinter dem Latein verbarg, forderte sie: »Computer übersetzt vorlesen.«
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… Nach dreißig Minuten Flug wurde es Mister Pavelli mehrmals schlecht, sowie schwarz vor Augen. Er verspürte leichte, wehenartige Schmerzen, sie strahlten in seinem gesamten Körper aus.
Auf meine Frage: »Ob er an einer akuten Raumkrankheit leide«, antwortete er: ›Nein. Und an Flugparanoia leide ich nicht.‹
… Habe ihm mit meinem Taschenmesser, eine Wunde geritzt/zugeführt, damit ich etwas Cruor von ihm erhalte.
… Habe einen Aiws so modifiziert, damit dieser die freigesetzten Blutstropfen – von Mister Pavelli analysieren kann.
… Die Blutanalyse ergab: Nichts Auffälliges feststellbar!
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Melina nickte anerkennend: »Der weiß sich zu helfen.«
Die weiteren Hörzeilen saugte sie voll Mitgefühl ein.
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… Seine Schmerzen klingen nicht mehr ab. Habe daher mit Heilerin MaccBlom auf der Concordia gesprochen. Handle nach ihren Anweisungen. …
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"MaccBlom" verursachte auf der Stelle in Melinas Verstand einen mächtigen Konflikt. Wusste sie doch, dass es an Bord der Concordia nur eine Studentin Blom gab. Der Name beschäftigte sie so sehr, dass alles andere von ihr abprallte. So auch die letzte Computer Übersetzung: ›... Er wurde dadurch sofort schmerzfrei.‹
Kurz nach der Mitteilung hatte sie eine Erklärung gefunden: »Die Ärztin wird wiedermal so ein neuer Austausch in der Gatten Abteilung sein. Mein Kollege Doktor Eric McAllun wird es mir sicher bestätigen.« Am Ende von ihrer Analyse war an ihrer lebhaften Mimik ersichtlich, dass