Finde Aurora. Joy Dakinisun
begann Recht und Psychologie zu studieren. Am meisten faszinierte ihn sein kleiner Ausflug in die Kunstgeschichte und Design. Schlussendlich wählte er den Weg zum Film, wollte über Drehbuchautor, Kameramann, Bühnenbildner und vielem anderen die Rolle des Regisseurs erlernen. Er war in seinem Element. Das sagte ihm sein Gefühl. Seine Eltern hatten immer ausreichend Geld. Es reichte immer für Essen, ein warmes Zuhause und Kleidung und für das Wichtigste, ein liebevolles Miteinander. Beide hätten auf Grund ihres Studiums finanziell mehr aus ihrem Leben machen können, jedoch für sie stand Menschlichkeit immer an erster Stelle. Beide engagierten sich lieber ehrenamtlich in der Gesellschaft. Seine Mutter kümmerte sich um alleinerziehende junge Mütter und sein Vater baute ein Krankenhaus für krebskranke Kinder auf, in denen alle Nationalitäten freiwillig und ohne Rechnung (unentgeltlich) behandelt wurden. Das Krankenhaus lebte von Spenden. Auch hier half seine Mutter und organisierte das Team, welches sich immer wieder für diese Spenden einsetzte. Es gab also einen Zeitpunkt, an welchem nicht mehr so viel Zeit für Nevio übrig war. Jedoch hatte er in dieser Zeit nie das Gefühl, zu wenig zu haben, oder dass ihm im Leben etwas fehlte. Er liebte seine Eltern sehr und bewunderte seinen Vater für seine Arbeit. Später, in der Rolle des erfolgreichen Regisseurs, galt Nevio in den Augen anderer natürlich als reich. Mit seinem Erfolg wuchs sein finanzieller Reichtum. Jedoch nach einem Unfall hatte er eine für sich tiefe Erkenntnis, da er lange Zeit von Schmerz begleitet das „Allein Sein“ wählte. Seine Auseinandersetzung mit dem Tod rief ihm wieder ins Bewusstsein, dass er mit all dem Reichtum, auch in Form einer Villa, die er bewohnte, gar nicht glücklicher war als vorher. Sein innerer Reichtum wuchs damit nicht. Er hatte sich schon vorher glücklich und zufrieden gefühlt. Auch wurde ihm bewusst, dass dieser ganze Konkurrenzkampf, dieses „sei immer der Beste von Allen“ von ihm dringend hinterfragt werden müsse. Danach veränderte er sein Leben schlagartig. Er gab seine Villa auf und zog in einen luxuriösen Trailer-Home. Daneben leistete er sich noch einen separaten Trailer für Freunde, die zu Besuch kamen. Neben seinen Filmen, die er drehte, arbeitete er noch mit jungen Menschen, mit denen er wertvolle Diskussionen zum Sinn des Lebens führte, um wachzurütteln, das Leben immer wieder zu hinterfragen. Das Wichtigste war ihm jetzt, andere an seiner Erkenntnis teilhaben zu lassen, seinen Teil dazu beizutragen, die Welt, oder klarer ausgedrückt, den menschlichen Teil der Welt, zu verbessern. Der Mensch musste wieder im Einklang mit der so schönen Welt leben, im Einklang mit der Natur.
Synchronizität - Die heilige Verbindung
Vielleicht ein Jahr nach diesem einschneidenden Erlebnis in seinem Leben wurde ihm vom Sekretariat der Schule, in welcher er unterrichtete, ein grosser A4 Umschlag überreicht. Es war Post aus Europa. Der Absender war ihm nicht bekannt. Es war ein Umschlag voller bunter Bilder aus der Natur, geometrischen bunten Symbolen, wie aus der heiligen Geometrie. Im Umschlag fand er eine DVD, ein Film von Dan Millman, „Der Pfad des friedvollen Kriegers“ und ein Hörbuch von Paolo Coelho, „Der Alchimist“.
Nevio war ein Mensch, der die meiste Zeit unter Menschen war. Er war ein Magnet. Die Menschen liebten ihn und seine Geschichten. Seine authentische, erfrischende, sonnige Art liess sie immer wieder aufleben. So lag der Umschlag erst einmal eine Weile bei ihm Zuhause, bis der Tag kam, an welchem er tatsächlich einmal wieder einen ganzen Tag für sich alleine gewählt hatte. Er begann sich den Inhalt näher anzuschauen und fand einen USB-Stick, den er sich am PC anschaute.
Das war der erste Kontakt mit Tara. Sie hatte seinen neuen Film gesehen, der ihr wohl sehr gut gefiel. Auch sie hatte gerade eine intensive Lebensphase, in der ein Wandel angesagt war, wusste jedoch noch nicht wie. Auf dem Stick hatte sie ein Video von sich selbst, wie sie vor der Kamera sass und ihm von ihrer Vision, einer Übergangsphase in ein neues Miteinander in der Gesellschaft, erzählte. Sie sah damals sehr müde und überarbeitet aus. Es faszinierte ihn, dass sie sich so authentisch ohne Show und ohne irgendetwas damit erreichen zu wollen, zeigte und mitteilte. Natürlich hatte sie den Wunsch geäußert, sich mit Nevio zu treffen und vielleicht hätte er Lust, diese Vision mit ihr gemeinsam umzusetzen oder wachsen zulassen, denn er hätte das nötige Netzwerk und die richtigen Menschen um sich herum. Aber irgendwie fühlte er, dass es ihr in erster Linie gut getan hatte, sich einem Menschen mitzuteilen, von dem sie wusste, er würde sie annähernd verstehen...und das tat er. Sein neuer Film war ein ganz neues Projekt für ihn selbst. Wollte er sonst mit seinen Filmen die Menschen zum Lachen bringen, wollte er mit diesem den Menschen wichtiges Wissen mitgeben, das im alltäglichen Leben einfach unterging, Wissen, das er erst wieder entdeckte, als er einsam und allein mit sich selbst gewesen war. Jedoch war er gerade mit seinem eigenen Buch sehr beschäftigt und widmete sich die nächsten Wochen dem Schreiben. Erst als er eine totale Schreibblockade bekam, viel ihm der Umschlag wieder ein. Er las das beiliegende Konzept und die nächsten Tage liessen ihn seine Gedanken an Tara nicht mehr zur Ruhe kommen. Er musste Kontakt mit ihr aufnehmen, sonst wäre er wahrscheinlich verrückt geworden. Er konnte sich auf nichts anderes mehr konzentrieren und er hatte so viele Fragen an sie und so viel zu sagen. So stieg Nevio in den erstbesten Flieger Richtung Schweiz. Er rief Tara nicht einmal vorher an, um sich anzukündigen. Er war einfach unterwegs. In Friedrichshafen angekommen schaute er sich zuerst diese wunderschöne deutsche Bodensee-Seite an, indem er ein Fahrrad auslieh und bis nach Konstanz fuhr. Da er nur einen kleinen Rucksack mit hatte, konnte er immer unterwegs übernachten. Das gleiche machte er dann auf der Schweizer Seite, bis er in der Gemeinde ankam, in welcher Tara zuhause war. Es war früher Nachmittag, als er vor ihrer Haustür stand und ihm die Knie doch etwas weich wurden, warum auch immer. Was war nur los mit ihm? Sie würde gar nicht Zuhause sein um diese Zeit. Oder doch? Wie in seinen Filmen kasperte er erst noch eine Weile vor ihrer Haustür verlegen herum, in dem er sich mit den Händen in den Hosentaschen seiner Bermuda um die eigene Achse drehte, die Stufen zur Haustür hoch und wieder runter lief und sich dann als Feigling beschimpfte und klingelte. Es dauerte eine Weile, bis ihm geöffnet wurde. Er erinnerte sich, dass sie ihr Zuhause als „Adlerhorst“ bezeichnete. So lief er die Stufen langsam bis ganz nach oben.
An der Wohnungstür angekommen, stand niemand dort, um ihn zu empfangen. Stattdessen rief eine Stimme „Einfach reinkommen, ich muss noch schnell abspeichern.“ Er ging hinein, zog seine Schuhe aus, schloss die Tür und als er sich umdrehte, stand sie mit den Händen vor ihrem Mund vor ihm und hatte Tränen in den Augen. Er konnte sehen, dass sie am liebsten vor Freude laut ausgerufen hätte. Das war ein besonderer Empfang. Sie umarmten sich freudig und waren natürlich beide erst einmal eine Weile etwas verlegen. Trotzdem lag über ihrer Begegnung etwas sehr Vertrautes. Da Tara gerade in einer finanziell sehr herausfordernden Situation steckte, gähnte der Kühlschrank vor Leere. So beschlossen sie, noch etwas am See spazieren zu gehen und dann ein schönes Restaurant zu finden. Es war ein herrlicher Abend und es sprudelte nur so aus ihnen heraus. Sie stellten sich Fragen, erzählten, lachten. Nevio hatte sich 3 Wochen Auszeit genommen. Sein neuer Film war gedreht worden, die Jugendlichen hatten Schulferien und so hatte er Zeit. Den ersten Abend schlief er im Hotel, direkt gegenüber ihrer Wohnung. Sie trafen sich jeden Tag, tauschten sich aus, vertieften ihre Vision, verbanden es mit seiner eigenen und machten Pläne, wie sie weitermachen wollten, wenn er wieder nach Hause fliegen würde. Nevio hatte schon viele Interviews in USA gegeben und kannte genug Leute, die ihnen nun wertvolle Informationen geben konnten. Mit Tara einigte er sich erst einmal darauf, dass sie eine Liste von Movements, wie Thrive, Ubuntu, Bien, GiveDirectly etc. zusammenstellen würden. Sie würden sich über Skype nun täglich austauschen und alles Weitere planen.
Als er abreiste, waren sie tief verbundene Freunde geworden. Nach 4 Wochen wieder daheim, schickte er ihr ein Ticket, damit sie für 3 Wochen zu ihm reisen konnte. Auch danach trennten sie sich als Freunde. Vor lauter Planen und Kreieren war ihnen gar nicht bewusst geworden, wie nahe sie sich waren. Erst als Tara wieder zu Hause war, wurde ihr klar, wie sehr sie Nevio vermisste. Sie schrieb jetzt schon einige Zeit an ihrem Buch und hielt sich finanziell irgendwie über Wasser, weil sie hoffte, dass das Buch ihre finanzielle Unabhängigkeit bedeutete. Es musste fertig werden, denn ihre Botschaft war in diesem Augenblick für sie selbst und für die Menschen wichtig. Ein Buch war in der heutigen Zeit das einzige Mittel, so viel Geld zu verdienen, dass sie davon leben konnte und ihre Projekte umsetzen konnte. Aber plötzlich war ihr klar, dass es ihr gleichgültig war, ja sie sogar Freude empfand, wenn sie dieses Land verlassen würde. Sie hatte in der Schweiz nun über 14 Jahre gelebt und sie selbst war sehr glücklich mit sich selbst und ihrem