Blitz. Tom Gris

Blitz - Tom Gris


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Haaser 2016

      Theos neuer Klient hinterlegt die Formel für ein neues Medikament. Kurz darauf wird er ermordet. Nun gerät Theo selbst ins Visier der Mächte, die um jeden Preis in den Besitz der Formel kommen wollen. Doch wer steckt dahinter? Wer oder was ist Blitz? Theo arbeitet sich durch ein Labyrinth von Verdächtigen, unerklärlichen Ereignissen und weiteren Morden. Und stößt dabei auf einen Mann, den er lange gesucht hat und der eigentlich tot ist. Eigentlich. Doch diesmal wird Theo ihm persönlich begegnen.

      Im zweiten Teil des „Aschenmanns“ begibt sich der trunksüchtige Privatdetektiv Theo Strack erneut in eine düstere Welt aus Crime und Mystery.

      1

      Der Kobold schwitzt.

      Dabei ist es saukalt draußen in dieser windigen Aprilnacht.

      “Und sie glauben wirklich, ihr Freund kann mir helfen?“, fragt der Kobold jetzt zum dritten Mal.

      “Sicher“, beruhigt ihn sein Begleiter, schon leicht genervt.

      “Wenn ihnen einer helfen kann, dann er.“

      Sie betreten das Haus und steigen in den dritten Stock hinauf.

      Dort liegt Theo Strack in einem komatösen Schlaf auf seinem Sofa. Vor zwanzig Minuten hat er sich „Navy CIS“ eingeschaltet.

      Theo mag die Serie eigentlich nicht, er hält sie für albern und völlig unrealistisch, aber: Nichts bringt ihn schneller zum Einschlafen. Schlägt jede Tablette. Um Längen.

      So ist das auch in dieser Nacht. Theo hat gerade einmal 10 Minuten mit wachsendem Desinteresse die verschlungenen Ermittlungen von Special Agent Gibbs verfolgt, als ihm schon die Augen zufallen.

      Theo träumt. Er träumt, dass er am Strand einer Karibikinsel liegt und von einer dunkelhäutigen Schönheit im knappen Bikini einen exotischen Cocktail serviert bekommt. Er seufzt genießerisch.

      Da hört er im Hintergrund ein lästiges Summen, wie von einer zornigen Hornisse, das immer lauter wird und so gar nicht zu der Strandidylle passen will. Theo wedelt im Schlaf mit den Händen, er will die Hornisse vertreiben, aber es nützt nichts.

      Die Schönheit verblasst vor seinen Augen, und Theo wacht auf. Nur das Summen ist noch da, laut, penetrant, und ebenso lästig.

      Es ist seine Türklingel.

      „Verdammt“ flucht Theo, „gerade wär´s interessant geworden. Das hat mir Irgendwer nicht gegönnt.“

      Theo stemmt sich verärgert von seiner Couch hoch und schlurft zur Tür, um nachzuschauen, wer ihm seinen schönen Traum vermasselt hat.

      Als er durch den Spion guckt, entspannt er sich etwas. Er blickt in das von der Linse leicht verzerrte, gerötete Säufergesicht von Ludwig Mieze.

      Mieze, emeritierter Philosophieprofessor und Alkoholiker, ist Theos alter Freund und liebster Saufkumpan. Mit keinem sonst gelingen tiefsinnigere Gespräche. Theo vergisst den Traum und öffnet erfreut die Tür.

      „Ludwig, kannst wohl auch nicht schlafen, Alter, was?“ röhrt er und haut Mieze dabei mit der Hand auf die Schulter. Doch Mieze sagt nichts, sondern deutet vielmehr leicht mit dem Kinn nach links unten.

      Theo folgt mit den Augen und sieht in seinem Gesichtsfeld jetzt etwas feuerrotes, wuscheliges, pelzartiges auftauchen. Er schaut noch weiter nach unten und erkennt, dass es sich dabei um einen strubbeligen Haarschopf handelt, der zu einem winzigen Männlein gehört, das in einem zu weiten, schlecht sitzendem Anzug steckt und Mieze gerade bis zur Hüfte reicht.

      Das Männlein hat die bleiche Haut der Rothaarigen, Sommersprossen und grüne Augen, aus denen es Theo hoffnungsvoll anschaut.

      Pumuckl, durchfährt es Theo, das ist der Pumuckl, wie er leibt und lebt, nur fünfzig Jahre älter und in einem Anzug. Wie gibt´s denn so was?

      Mieze hat Theos Gesichtsausdruck bemerkt und hält es an der Zeit, jetzt etwas zu sagen.

      „Das ist Professor Strohmann“, stellt er den Kobold vor, „ein alter Freund von mir.“

      Der Kobold streckt zur Begrüßung seinen Arm senkrecht nach oben, worauf sein Händchen in Theos Pranke verschwindet wie eine Murmel in der Bettritze.

      „Professor Strohmann“ fährt Mieze fort, “hat ein Problem“.

      Theo schaut demonstrativ auf die Uhr.

      „Das muss aber ein dringendes Problem sein.“

      Mieze hebt entschuldigend die Hände.

      „Ich weiß, es ist spät, Theo, wir wären ja normal in dein Büro gekommen, aber Professor Strohmann hat sich mir erst heute anvertraut, und morgen Vormittag muss er für eine Woche nach London fliegen, und so wie ich das sehe, sollte man die Sache auf keinen Fall länger aufschieben… Es ist wirklich dringend.“

      Theo schaut Mieze an. Er wirkt besorgt. Und irgendwie aufgewühlt.

      Professor Strohmann scheint wirklich ein Problem zu haben. Ein dringendes Problem. Theo tritt zur Seite.

      “Kommt rein.“

      2

      Als sie im Wohnzimmer stehen, fragt Theo:

      „Ludwig, Mendoza wie immer?“

      „Hat der Papst einen komischen Hut auf?“ antwortet Mieze trocken. Theo grinst.

      „Und sie, Professor Strohmann, auch einen? Cardenal Mendoza, spanischer Brandy?“

      „Danke,“ sagt der Kobold „aber ich trinke keinen Alkohol.“

      Theo ist perplex. Einerseits, weil er irgendwie erwartet hatte, dass der Kobold mit einer nerven zerfetzenden Quietschstimme redet, so wie der Pumuckl in den Kinderfilmen. Aber die Stimme ist ganz normal.

      Und andererseits, weil der Kobold keinen Alkohol trinken mag. Für Theo als bekennenden Alkoholiker ist so etwas völlig unverständlich.

      Abstinenzler sind für ihn so exotisch und fremd wie Marsbewohner, selbst für Menschenfresser hätte er mehr Verständnis. Theo schüttelt den Kopf.

      „Nehmen sie trotzdem Platz“, sagt er dann, worauf der Kobold seinerseits irritiert guckt. Theo geht darüber hinweg und schenkt Mieze und sich ein. Zum Kobold sagt er:

      „An nichtalkoholischem habe ich leider nur Leitungswasser im Haus. Wollen sie?“

      Der Kobold schüttelt den Kopf. Theo und Mieze trinken. Dann fragt Theo, ob Mieze in letzter Zeit einen neuen Papageienwitz gehört hat.

      Mieze verneint, Theo sagt „Och, schade.“

      Der Kobold wird immer nervöser, was Theo nicht entgeht, aber Abstinenzler halten das schon aus.

      Jetzt erzählt Theo seinerseits einen Papageienwitz, den Mieze allerdings schon kennt. Der Kobold lacht auch nicht.

      „Mögen sie keine Papageienwitze?“ fragt Theo scheinheilig.

      Der Kobold windet sich.

      Theo beschließt, dass es jetzt genug ist mit Abstinenzler-Ärgern und Zeit, den Kobold zu erlösen.

      „Also, Professor“, sagt er, jetzt ganz ernst, „was ist ihr Problem?“

      Der Kobold ist sichtlich erleichtert, endlich sein Anliegen vorbringen zu können.

      „Ich war“ fängt er an, „langjähriger Leiter des Instituts für Molekulargenetik an der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Aber wie das so ist, wenn sie mit öffentlichen Geldern forschen: Sie werden ständig kontrolliert.


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