Replay. Jon Pan

Replay - Jon Pan


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hat hier eigentlich Geburtstag?«, fragte Robert Kim mit lachendem Gesicht.

      »Du bist hier doch auf einer Beerdigung«, mischte sich Frank, einer von Paulys Freunden, ein.

      Alle drei lachten laut.

      »Gefällt dir der Abend?«, wollte Kim von Robert wissen und schmunzelte dazu geheimnisvoll.

      Robert nickte und fischte Salzstangen aus einem Glas.

      »Es wird noch eine Überraschung geben«, versprach ihm Kim.

      »Tatsächlich?« Robert spielte den Begeisterten.

      Kim konnte nicht mehr länger abwarten. Sie schaltete die Musik aus. Die tanzenden Personen stoppten ihre Bewegungen und schauten sich erstaunt um, warteten darauf, dass die Musik wieder einsetzte.

      »Hört bitte mal her!«, erklang Kims Stimme. »Ich möchte euch eine Mitteilung machen, die bestimmt jeden von euch überraschen wird.« Sie blickte kurz zu Pauly, der sich in der Nähe der Küchentür bei Simon und Rosmarie, einem befreundeten Paar, aufhielt. »Diese Party hier hat einen ganz besonderen Grund«, fuhr sie dann fort. Und an Pauly gewandt, laut über die Köpfe der Gäste hinweg: »Geh ins Schlafzimmer und hol die Sache!«

      Pauly übergab sein Champagnerglas Rosmarie und ging ins Schlafzimmer. Weil Kim vermeiden wollte, dass ihm alle nachschauten, redete sie weiter: »Obwohl wir uns alle schon seit einiger Zeit kennen, gibt es doch immer wieder Dinge, die niemand vom anderen ahnt.«

      Pauly kam aus dem Schlafzimmer, und schon hatte Kim ein Buch an sich genommen. Pauly stellte sich neben seiner Freundin auf, noch einige Buchexemplare in der Hand.

      Kim sagte laut und deutlich: »Hiermit möchte ich euch ein Buch vorstellen, dass jemand geschrieben hat, den wir gut kennen. Ein Buch, das soeben erschienen ist.« Sie schob eine knappe Pause ein und verkündete dann stolz: »Und der Autor des Buches heißt: Nino de Pauly.«

      Natürlich brach keine Begeisterung aus. Unsicherheit machte sich breit. Vielleicht glaubte man an einen Scherz. Doch da war das hochgehaltene Buch, auf dem in großer Schrift Nino de Pauly zu lesen war! Das Buch wurde herumgereicht, und Pauly sorgte blitzschnell für Nachschub.

      »Das gibt es doch nicht!«, rief eine Stimme. Und eine andere: »Nino, das ist kaum zu fassen! Ein Buch von dir! Wie hast du das nur fertiggebracht?«

      Kim warf ihrem Freund einen Blick zu, der verriet, wie viel Genuss ihr die Situation bereitete. Aber er verlangte von Pauly auch: Misch dich unter die Leute! Zeig dich! Lass dich gar anfassen, wenn sie es nicht anders wollen! Bade dich in ihrer Bewunderung! Ja, jetzt endlich begreifen sie, wer du wirklich bist! Vergiss aber nicht, einen unsichtbaren Zaun um dich zu errichten, damit dir niemand zu nahe kommt!

      Kim beobachtete unauffällig Roberts Reaktion. Er hielt ein Buch in den Händen, aufgeschlagen, prüfend.

      »Nino, das ist wirklich großartig.« Astrid, Kims Arbeitskollegin, und ihr Mann kamen auf Pauly zu.

      Pauly lächelte und fuhr mit der Hand durch sein kurzes Haar. »Schöner Umschlag, nicht«, sagte er mit lockerer Stimme.

      »Wie lange hast du an dem Buch geschrieben?«, fragte Astrid mit neugierigem Gesicht. Und als könnte sie es noch immer nicht glauben: »Ich wusste tatsächlich nicht, dass du schreiben kannst!«

      »Vor etwa drei Jahren hat er damit angefangen«, mischte sich Kim ein. »So was dauert eben.«

      »Kann man es kaufen?«, fragte Astrids Mann, womit er andeuten wollte, dass er das in seinen Händen befindliche Exemplar erwerben möchte.

      »Ich schenk es euch«, sagte Pauly großzügig.

      »Willst du nun Schriftsteller werden, Nino?«, fragte Astrids Mann.

      »Das ist er doch schon«, antwortete Kim. »Du hältst schließlich ein gedrucktes Buch von ihm in den Händen!«

      Pauly wollte sein Champagnerglas holen, doch Robert stellte sich ihm in den Weg. »Das hätte ich dir nie zugetraut, Nino!«, sagte er

      Pauly grinste bloß.

      »Ein Thriller, oder?«

      Pauly nickte.

      »Wieso ausgerechnet etwas in dieser Richtung?«, fragte Robert weiter.

      »Moment mal«, sagte Pauly, »ich muss mir erst etwas zu trinken besorgen, sonst trockne ich aus.« Er drängte sich durch die Gäste und holte sein Glas. Unterwegs wurde er mehrere Male angesprochen. Kühl lächelnd ging er auf kein Gespräch ein.

      »Ist ganz schön was los«, sagte Pauly, als er wieder bei Robert ankam.

      »Dieser V-Mann – ich meine, wie kommst du darauf?«, wollte Robert wissen.

      »Einfach so«, erwiderte Pauly und nahm dann einen kräftigen Schluck Champagner.

      »Auf dem Klappentext steht aber, dass der Roman einen sehr realistischen Hintergrund hat!«

      »Dann wird es wohl so sein«, sagte Pauly und trank das Glas in einem Zug aus.

      Der Plattenspieler wurde wieder angestellt. Einige Leute tanzten weiter. Pauly und Robert mussten ausweichen, stellten sich neben die Polstergruppe.

      »Hast du für das Buch recherchiert?« Robert ließ nicht locker.

      »Nein«, antwortete Pauly.

      Robert las den Titel vor: »Der V-Mann! Was hat das genau zu bedeuten?«

      »Du musst es lesen.« Pauly brauchte dringend noch weiteren Champagner. Und wo blieb überhaupt Kim? Sie redete noch immer mit Astrid. Pauly rief ihren Namen, hielt das leere Glas hoch. Kim reagierte sofort, holte eine Flasche und kam damit zu den beiden.

      »Willst du auch ein Glas?«, fragte sie Robert, währendem sie Pauly einschenkte.

      »Nein danke. Ich muss sowieso bald gehen.«

      »Schon!« Kim blickte ihn mit großen Augen an.

      »Ich muss morgen arbeiten«, erklärte er.

      »An einem Sonntag?«, fragte Pauly.

      »Eine Trauung, bei der ich Fotos machen muss. Das ist sonst ja nicht mein Fall.«

      »Bringt das denn etwas?«, wollte Pauly wissen

      »Ich kenne die Leute persönlich, daher – «

      »Keine Kohle, nichts?«, fiel ihm Pauly ins Wort.

      »Ich verdiene sonst ganz sicher nicht schlecht«, rechtfertigte sich Robert.

      »Hat dich das Buch von Nino überrascht?«, fragte Kim.

      »Das kann man sagen«, war die Antwort.

      »War auch ein schönes Stück Arbeit«, sagte Pauly. »Aber Kim hat mir dabei geholfen.«

      »Tatsächlich?« Robert fixierte Kim.

      »Nun ja, einige Korrekturen«, erklärte sie.

      Pauly mischte sich unter die Gäste. »Ganz schön stark!«, sagte Joseph und hielt ein Buchexemplar in die Luft.

      »He, Nino!« Es war Simon, ebenfalls ein alter Freund von Pauly. »Wenn wir die Bücher behalten dürfen, musst du eine Widmung hineinschreiben.«

      »Kein Problem«, rief Pauly.

      Ihm wurde ein Kugelschreiber gereicht, und er kritzelte los: Für meinen Freund Simon von Nino de Pauly

      Als Pauly aufblickte, standen weitere Gäste um ihn herum.

      »Schreibst du mir auch etwas hinein, Nino?«, fragte Astrid.

      »Mir auch«, rief jemand.

      »Wie viel kostet das Buch?«, fragte eine andere Stimme.

      »Geschenkt«, sagte Pauly.

      Pauly signierte ein Buch nach dem anderen. Zwischendurch bemerkte er, wie ihn Kim mit zufriedenem, stolzem Blick anschaute. Wenig später schaltete sie die


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