Replay. Jon Pan
»Nein« , antwortete Pauly. »Lassen Sie mich also bitte in Ruhe! «
»Schade, ich wollte nur ein Interview mit ihnen machen«, sagte der Mann und schritt durch den Regen davon.
Pauly betrat wieder das Center.
»He! Nino.« Unverkennbar – Leo wollte etwas von ihm.
»Was ist?« Pauly drehte sich nach seinem Chef um.
Leo lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen seines Büros. »Du hast schon wieder Besuch gehabt«, hielt er Pauly vor. »So läuft das nicht mehr!«
»Es ging um eine wichtige Sache«, erwiderte Pauly.
Leo schnupperte übertrieben in der Luft herum. »Du weißt doch, dass hier Rauchverbot ist«, sagte er dann.
Pauly spürte, wie Wut in ihm anschwoll. »Was ist eigentlich los?« Er konnte sich kaum mehr beherrschen.
»Ich war vorhin in der Sauna unten«, sagte Leo völlig gelassen. »Der Schweinestall dort unten ist eine Zumutung.«
»Ich bin noch nicht fertig mit Saubermachen.«
»Komm mal mit.« Leo winkte mit der Hand. Pauly folgte ihm ins Büro.
»Was ist mir dir los?«, fragte Leo und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. »Hast du vor, dich hier bald zu verabschieden?«
»Wie kommst du darauf?«
»Rück schon raus damit!«
»Womit?« Wusste Leo von dem Buch? Pauly hatte es ihm bisher verschwiegen.
»Was betreibt ihr für Geschäfte?«, fragte Leo.
»Du weißt von dem Buch«, sagte Pauly.
»Mich interessiert das nicht«, sagte Leo. »Aber wenn das so weitergeht mit deiner Schlamperei, müssen wir uns trennen. Kapiert?«
»Ja.«
»Dann geh jetzt die Sauna putzen – und zwar tadellos.«
Pauly schritt zur Tür, drehte sich dann plötzlich um und fragte: »Möchtest du ein Exemplar meines Buches?«
Leo reagierte nicht hat darauf, hob den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. Pauly war für ihn schon draußen.
Um fünf Uhr verließ Pauly das Fitness-Center. Mit Verärgerung stellte er fest, dass es noch immer regnete. Bevor er in seinen Wagen stieg, wischte er den Sitz mit einem Lappen trocken. Es roch nach Feuchtigkeit. Die Teppiche hatte Pauly längst herausgerissen und durch Gummimatten ersetzt. Er stieg ein und schlug die Tür heftig zu. Sein Blick streifte den Außenspiegel.
Konnte das sein? Etwa zehn Meter hinter dem Wagen, seitlich bei einer alten Mauer, die ein Areal eingrenzte, stand dieser Matthias Lerch. Unverkennbar! Der Wildledermantel, dazu das ungeschützte, nasse Haar und die Brille.
Pauly wartete ab. Lerch stand nur da und schien Paulys Wagen zu beobachten.
Was wollte der Mann? Ein Interview, hatte er gesagt. Aber wozu stand er dort im Regen? Wollte er vielleicht sehen, wohin Pauly fuhr, ihn verfolgen, um seine Adresse ausfindig zu machen? Das hätte er einfacher haben können!
Pauly startete den Motor und fuhr nach Hause.
In der Wohnung schaltete er zuerst den Backofen ein und holte eine Pizza aus dem Tiefkühler. Dann begab er sich ins Bad, wo er die übliche Dusche nahm. Im Badmantel kam er ins Wohnzimmer zurück, ein Tuch in den Händen, mit dem er sich kräftig das Haar abtrocknete.
Er ging zum Fenster im Wohnzimmer, schaute hinunter auf die Straße. Erwartete er, dass sich dieser Matthias Lerch vor dem Haus herumtrieb? Unsinn! Natürlich konnte er den Mann nirgends entdecken.
Er setzte sich in einen Sessel und schaltete den Fernseher ein.
Eine halbe Stunde später kam Kim nach Hause. Pauly schaltete den Fernseher aus, trat wieder ans Fenster.
»Das gibt es nicht!«, sagte Pauly.
Lerch stand unten auf der Strasse, mitten im Regen!
»Was ist?«, fragte Kim und stellte sich neben ihren Freund, fuhr ihm mit der Hand durchs Haar.
»Lass das!«, sagte er gereizt. Und dann: »Was will der Kerl von mir?«
»Welcher Kerl?«, fragte Kim.
»Der Kerl da unten, mit Wildledermantel und Brille«, erklärte Pauly. »Er verfolgt mich.«
»Wo?« Kim schob die Gardine zur Seite.
»Pass auf!«, warnte Pauly. »Sonst sieht er uns noch.«
»Spinnst du oder was?« Kim zeigte wenig Verständnis für Paulys Verhalten.
»Lerch heißt der Kerl«, sagte Pauly, »Matthias Lerch. Er hat mich heute Morgen im Center besucht und weiß, dass ich Nino Pauly bin. Er will ein Interview mit mir machen.«
Kim schaute ihren Freund erstaunt an.
»Siehst du ihn denn nicht?«, fragte Pauly. »Der Mann, der dort unten völlig durchnässt im Regen steht!«
»Ja, ich sehe ihn, Nino.«
»Das gefällt mir gar nicht.«
»Nun mal ganz langsam!« sagte Kim. »Der Mann war also bei dir im Center und wollte ein Interview?«
»Ja.« Pauly wich einen Schritt vom Fenster zurück.
»Der sieht schon ein bisschen verrückt aus«, stellte sie fest.
»Wir müssen etwas unternehmen.«
»Hast du ihn gefragt, für welche Zeitung er arbeitet?«
»Nein.«
»Das ist doch das Wichtigste!«
»Er schaut nun hoch«, sagte Pauly, und in seiner Stimme schwang Beklommenheit mit.
»Tatsächlich.«
»Was sollen wir tun?«
»Abwarten.«
»Vielleicht hätte ich das mit dem Interview einfach machen sollen«, sagte Pauly.
»Bist du verrückt!«, fuhr Kim ihn an.
»Wieso?«
»Überlass das in Zukunft alles mir, Nino.«
»Ach so!«
»Du gibst keine Interviews«, befahl Kim. »Zudem frage ich mich, woher er weiß, wo du arbeitest.«
»Ja, das frage ich mich auch«, sagte Pauly.
»Worüber habt ihr sonst noch gesprochen?«
»Da war nichts.«
»Hat er keine Fragen gestellt?«
»Nein.«
»Aber irgendetwas müsst ihr doch geredet haben.«
»Nein«, versicherte ihr Pauly.
»Das ist kein Journalist«, sagte Kim. »Und ein Interview will er mit dir erst recht nicht machen.«
»Sondern?« Paulys Kopf schnellte herum, und seine Augen beobachteten Kim erwartungsvoll.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Nur – da stimmt etwas nicht.«
»Und wenn dieser Lerch die Wahrheit kennt!« Pauly schritt unruhig auf und ab.
»Unsinn, Nino!«
Pauly schaute wieder nach unten. »Er ist weg«, stellte er mit Erleichterung fest.
Kim überprüfte das sofort. »Ja, er ist tatsächlich weg.«
»Kann er meine Adresse durch Rozeck erfahren haben?«, fragte Pauly.
»Nein, unmöglich.«
»Und wieso nicht?«
»Weil