Ein ehrbares Haus. Maxi Hill
jetzt Schularbeiten und dann gehen wir shoppen«, mischt Carlo sich rasch ein. Sein Druck auf die Hand des Jungen hat gerade noch das Schlimmste verhindert.
Shoppen. Das ist der rechte Funke, der bei dem ängstlichen Kind die Augen blitzen lässt, die Lippen breit zieht und die kleinen Perlenzähne im rosaroten Mund entblößt.
»Au ja, Onkel .. Opa. «
Carlo schiebt den Jungen vor sich her und denkt: Viel Zeit hat er nicht mehr, dann ist auch dieser Junge zu groß, zu derb und zu aufsässig. Trotzdem huscht ein zufriedenes Lächeln über die feuchten Lippen des alternden Mannes, den das Fieber packt und der sich mal wieder glücklich schätzt, sein Problem zu haben, das er gar nicht überwinden will.
Der Gedanke daran, wie sich alles fügte an diesem Tag, macht ihn kühn. Wer redet hier von Verbrechen? Es ist ein menschliches Problem, für das er nicht kann. Es ist ein Geben und Nehmen. Warum zum Teufel sollte man ihm das Nehmen nicht gönnen, wenn er doch selber mit vollen Händen zu geben bereit ist.
Er weiß, er wird keine Ruhe mehr haben in seinem Leben. Eine Vorwarnung hat es nie gegeben. Manchmal sprechen Experten von Erbmaterial. Keiner in seiner Familie – so weit er es überhaupt weiß – hat diese Vorliebe. Wie sehr sich manche Bilder zu diesem Begehren vereinen, kann niemand ahnen. Je mehr er die kessen bewundert, desto mehr sehnt er sich nach dem scheuen Kind. Schon der Gedanke allein macht ihn ganz rasend. In seiner Brust hämmert das Herz so heftig, in seinen Lenden quillt das Blut und macht sich stark, dass er es kaum erwarten kann.
Als die Tür sich hinter dem ungleichen Paar schließt, ist das Lächeln des Großen vorüber.
Möchte er in Ruhe leben? Gibt es überhaupt ein Leben ohne Lust?
Ein Frösteln überzieht seine Haut in der Hitze des Nachmittags dieses unsteten Sommers. Er schließt die Fenster und zieht die Jalousien herunter.
Pamela Eders kommt von oben herunter und läutet an der Tür des Adligen. Sie hält ein Päckchen in der Hand, das sie dem Postboten abgenommen hatte – ein Freundschaftsdienst, den sie auch erwarten würde. Noch einmal drückt der Finger auf den Knopf neben dem Namen C. von Findeisen. Als keiner öffnet schaut sie, ob sie die Lieferung über die Brüstung der Veranda werfen kann. Das hat sie schon einmal getan und es gab keine Beschwerde.
Sie hält inne: Jammert da ein Kind?
Was sie da wohl wieder hört. Auf der anderen Seite der Straße hinter einer Mauer gibt es die Kita Sonnenschein, in der Jane nicht mehr untergekommen war.
Der Junge hinter verschlossenen Fenstern winselt. Carlo bleibt ungerührt. Am Ende wird das Kind sich vor Scham krümmen, vor Ekel dem Erbrechen nahe sein. Und wäre da das große Versprechen nicht, hörten sich Onkel Carlos Worte nicht so bedrohlich für ihn an, er würde keinem Menschen mehr sein Lächeln zeigen. Er würde mit keinem mitgehen und niemals tun, was er nicht mag. Wenn das Liebe ist, was Onkel Carlo da macht — Opa Carlo — will er sein ganzes Leben nicht lieben.
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