Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1. Dr. Phil. Monika Eichenauer

Marx und Nietzsche mischen sich ein - Die heillose Kultur - Band 1.1 - Dr. Phil. Monika Eichenauer


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oder Kapitalisten. Die Spaltung bleibt bestehen.

      Es gibt keinen Tisch, an den sich Manager und Kritiker setzen, weil es keinen für diesen Zweck gibt. Besitzstand wird durch Distanz gewahrt. Deshalb bleibt es beim Herrschen des Dickichts des Nebeneinanders von Missständen in der Produktions-, Lebens- und Zukunftsbedingungen auf der einen und kritisierenden, korrigierenden Organisationen und Vereinigungen andererseits. Das erhält das System. Das ist billiger – so billig, wie sich gern generell der Kapitalismus geisteswissenschaftliche Mittel aneignet, sie als eigene ausgibt und sich damit schmückt. Mitten drin leben wir, die Bürger, die sich im Leben auf alles Mögliche an Veränderungen einstellen und anpassen müssen. Sie werden unter diesen gesellschaftlichen Bedingungen zu Lebenskünstlern, die sich selbst über alles mögliche informieren müssen und täglich mit allen Konsequenzen für Leib und Seele rechnen müssen: Grenzwerte von Lebensmitteln und Heilmitteln müssen geprüft werden; sie informieren sich, wo sie den preiswertesten Strom beziehen können und mit welchem Anbieter sie ihre Telefongewohnheiten optimal und kostengünstig gestalten können, welches Holzschutzmittel am gesündesten ist, bei welcher Bank (wenn sie noch eine Bank haben) sie ihr Geld zu welchen Verwaltungsgebühren verwalten lassen können. Bürger werden mit Werbung in ihren Briefkästen im Haus und in ihren Computern überflutet – und im Kofferraum fahren sie das Leergut herum, weil es Sonderregelungen gibt, welche Läden welches Leergut annehmen dürfen. Der cleverste Bürger ist derjenige, der alle Wettbewerbsvorteile für sich sichtet und ausgewählt – entweder aufgrund von misslichen Erfahrungen oder vorbeugend durch umfassende Informationsrecherche oder aufgrund chronischen Geldmangels.

      Kurz: Bürger sind zwangsläufig zum lebendigen Spiegel dieser Wettbewerbskultur nebst zugehöriger Ideologie geworden. Sie haben die glorreiche Aufgabe, herauszufinden, was ungenießbar, tödlich oder akzeptabel, aber dann oft zu teuer ist – Menschen sind im Kapitalismus Versuchskaninchen geworden. Ihr Körper und ihre Psyche zeigen wie ein Thermometer die Stärke ihrer Widerstands- und Lebenskräfte in jeder Hinsicht an.

      Wirtschaftliche Produktionsformen und Mensch sind nicht trennbar voneinander. Fällt einer der Menschen tot um oder erkrankt an Produkten, kommen Rückrufaktionen. Dann wird Bedauern ausgedrückt. Und erst dann wird untersucht, was schädlich ist. Wenn Firmen bereits wussten, was schädlich ist und die Waren dennoch verkauften, wird festgestellt, welchen Gewinn sie aufgrund des Verkaufs erzielen konnten.

      Ob Erdbeben in Peru oder Taifun in China als äußerste Grenzerfahrungen zur Erprobung der Widerstandskraft und als Übung zur Demonstration von Überlebenswillen – die Auswirkungen kapitalistischer Produktion kennen dennoch keine Grenzen. Inzwischen gibt es seit Jahrzehnte Wetterbeobachter und seit einigen Jahren Wettermacher, die Hurrikans mittels verschiedener Substanzen beeinflussen. Die Versuchung, Gott zu spielen, wird realiter immer greifbarer – oder ist es schon ohne unser Wissen geworden. Die Ketten von Ursache, Wirkung und Auswirkung reihen sich auf: Erst wird die Natur zugunsten der Vermehrung von Kapital so verhunzt und beschädigt, dass Naturkatastrophen zunehmen. Dann wird analysiert und experimentiert, um die Folgeschäden zu beeinflussen. Wetterverhältnisse werden zu Produktionsfaktoren für wirtschaftliche Standorte.

      Wer will denn heute noch unter Einbeziehung der Chaosforschung sagen können, welche Ursache für welche Katastrophe verantwortlich? Die Chaosforschung zeigt auf, wie der Schlag eines Schmetterlings in China oder der Staub aufwirbelnde Schritt eines afrikanischen Mädchens in der Wüste zu einer Störung in der Wetterlage führt – dies ist natürlich ein Vorgang, der dezidiert analytisch aufgezeigt werden kann. Aber: Wenn dem tatsächlich so ist, dann gilt dies auch für bewusst in Wetterexperimenten eingesetzte Substanzen, mit denen Wolken geimpft werden, um die Richtung eines Hurrikans zu ändern. Wer will dann noch sagen, durch was und womit welche Katastrophen hervorgerufen wurden?

      Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Chaosforscher im Angesicht eines Hurrikan sagen würde: „Dieser Hurrikan wurde durch unsere Experimente hervorgerufen – tut uns leid. Aber wir müssen herausfinden, wie man das Wetter beeinflussen kann, um Menschenleben zu retten.“ Da der Ausgang von Experimenten in vivo nicht voraussagbar ist, müssen Menschen zunächst sterben?

      Diese Fähigkeit, Wetter zu beeinflussen, kann auch zu profitablen Zwecken genutzt werden – insofern wird man tunlichst über die Fortschritte dieser Wetterforschung nicht öffentlich sprechen. Denn die Frage wäre doch: Würden die USA oder China oder sonst eine Großmacht tatsächlich Regenwolken nach Afrika schicken, damit die Menschen dort nicht verhungern und verdursten? So wie die Entwicklungshilfe in den letzten Jahrzehnten vollzogen wurde, ist davon nicht auszugehen.

      Eher ist vom Gegenteil auszugehen: Man benutzt das Wetter, um politische und wirtschaftliche Vorteile für sich selbst zu sichern. Da das Wetter so schwierig zu bestimmen ist, hat man politisch und wirtschaftlich immer die Möglichkeit zu sagen: „Das konnten wir nicht ändern – sorry.“ Wer will denn heute ausschließen, dass das Wetter nicht schon so beeinflusst und manipuliert worden ist und werden kann, und so für wirtschaftliche und politische Zwecke benutzt wird? Schließlich nützt es dem international tätigen Kapital im Wettbewerb, könnte ein Argument lauten, um entsprechende Experimente zu rechtfertigen. Wettermacher im Dienste des internationalen Wettbewerbs scheinen keine absurden Spekulationen mehr zu sein – wie Karl Marx schon sagte, wird das Natürliche zur Sache und die Sache, das Unpersönliche zur Natur – alles wird ins Gegenteil verkehrt.

      Generell wird der Wettbewerb unter den Konkurrenten von Übertretungen weiter angeheizt. Man nimmt es im Wettbewerb nicht so genau und spielt mit Menschenleben. Das gehört als Normalität zur kapitalistischen Realität dazu. Gesetzliche Veränderungen gründen daher entweder direkt in erlebbaren und offenkundigen Missständen oder dem zerstörerischen Folgepotenzial kapitalistischer Produktionsformen und Arbeitsbedingungen.

      Neue Ideen, wie man Profite noch weiter steigern kann, führen zu neuen Lebensformen: Die Globalisierung zeigt auf, wie weit reichende Folgen für jeden Menschen auf der ganzen Welt Umsetzung finden müssen. Der Spruch „Wo kein Kläger, da kein Richter “ impliziert direkt den Ausspruch „Weil es ging.....“, wie Herr Zabel sein Fehlverhalten im Radsport zu einer Erklärung zusammenfasste.

      Der Kapitalismus funktioniert(e) exakt nach diesem Prinzip: Wir sind also weltweit heute in jeder Hinsicht von der Entwicklung her da, wo wir sind, „weil es ging.“ Anders formuliert: Weil niemand oder zu wenige Menschen vorher gesagt hätten, was geht und was nicht geht – weil Ziele von Ideen und Handlungen auf moralisch-ethischen Grundsätzen gründen, die jenseits des Menschen und des Lebens liegen. Die Grenzen des Machbaren und Lebbaren sind überschritten worden. An dieser Stelle verdreht sich in hoher Geschwindigkeit die Frage, wer denn Verantwortung trägt, aus den verschiedenen Richtungen: Die eigentliche Macht des Kapitals bleibt unangetastet. Es gibt keinen mächtigeren Faktor als Kapital in dieser Welt und alles dreht sich um den Erhalt desselben. Dafür ist kein Opfer zu groß – und seien es Millionen von Menschen und deren Schicksale.

      Unbestritten ist: Die Vertreter des Kapitalismus brauchen Kontrolle – und die haben sie in Form des Menschen life in den Funktionen als „Spürhund“, „Versuchskaninchen“ oder als Opfer, für das sich dann niemand mehr wirklich interessiert – sie werden diesbezüglich unbezahlt life als Menschen in Echtzeit ausgenutzt und benutzt – über die generelle Ausnutzung aufgrund der Besitzverhältnisse hinaus. Sie spüren die Lücken der fehlenden Menschlichkeit und des fehlenden Wohlwollens Menschen gegenüber im Kapitalismus auf – aus diesen Erfahrungen entstehen Gesetze, Leitlinien, Grenzwerte, Wettbewerbskontrollen. Der Idealzustand eines an ethischen und moralischen Leitlinien orientierten Lebens für alle Menschen wird durch die zunehmende Härte des Wettbewerbs ständig unterlaufen – die Unterschiedlichkeit der Werte für Oben und Unten tritt immer unverhohlener in Erscheinung. Im Kapitalismus lebt man quasi jede Sekunde, Tag und Nacht, im Sinne dieser Gegensätzlichkeiten gleichzeitig und – verliert die Orientierung:

      Was ist wirklich gut und was ist böse?

      Der Wettbewerb wurde im Laufe der Zeit nicht fairer – er wurde immer skrupelloser, ja krimineller. Dies tangiert jedoch nicht nur die Fälle, die an die Öffentlichkeit gelangen. Die Dunkelziffer unstatthaften, aber


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