Das melancholische Timbre. Dietmar H. Melzer
aufgenommen, hörte ich da und blieb bei der Gruppe stehen. Weder stammten die Arier aus Norddeutschland noch seien sie blond und blauäugig gewesen. Wahrscheinlich seien sie aus Zentralasien nach Indien eingewandert. Ob sie das indogermanische Urvolk gewesen wären, könne man nicht sicher sagen. Aber das Sanskrit, das Iranisch, das Lateinisch, das Germanisch, das Slawisch, das Griechisch, also alle europäischen Sprachen außer Baskisch, Ungarisch und Finnisch, stammten von der arischen Sprache ab. Jeder Perser und die meisten Inder hätte also einen amtlichen Ariernachweis bei den Nazis bekommen müssen. Die Leute lachten grölend und stießen Gläser und Flaschen aneinander. Nachdem das geklärt war, nahm ich einen großen Schluck aus der Bierflasche. Ich versuchte Jürgen Hersfeld zu finden, entdeckte ihn aber nirgendwo. Er sei schon weggegangen, sagte man mir, mit Bärbel Reisnauer. Wer das war? Ich kannte ja fast niemanden hier, außer… Jürgen hätte mich mitnehmen können. Aber er wollte vielleicht mit Bärbel Reisnauer allein sein. Dabei war er verheiratet und hatte zwei Töchter. Wie spät war es? Oder wie früh? Unter einem Berg von Kleidern fand ich meinen Mantel. Viel zu dünn für diese nasskalte Jahreszeit.
Aber ich marschierte so stramm durch die Stadt, dass ich ins Schwitzen kam. Wie still die Stadt am frühen Morgen sein konnte. Es war nicht so weit bis in meine Wohnung. Marschieren war ich gewohnt. Es klopfte an meiner Tür, nachdem ich gerade eingeschlafen war, und duftender Kaffee wurde mir auf den Tisch gestellt.
Im Büro schwirrten mir die Zahlen der Lohnscheine vor den Augen. In der Spulenwicklerei und in der Montage arbeiteten überwiegend Frauen im Akkord, im Großgerätebau überwiegend Männer. Es fiel mir schwer an diesem Donnerstag, bei den Akkordüberschreitungen, die ich bei Frauen und Männern gerecht gleichmäßig durchgehen ließ, keine aus Versehen zusätzlich passieren zu lassen. Die Heftigkeit der eventuellen Rüge wollte ich schon selbst bestimmen.
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