Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda

Vampire essen keine Pasta - Elke Bulenda


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einen Vollspinner zu halten. Das ist alles eine ziemlich krude Geschichte. Aber das bestätigt nur meinen Verdacht, dass es nicht nur jemand auf mich, sondern ebenso auf meinen Vater und meine Mutter abgesehen hat. Das hat beinahe schon Ähnlichkeit mit einer Vendetta!«, mutmaßte Gungnir. »Cornelius, du musst mir versprechen, auf meine Geschwister acht zu geben, da ich leider nicht die Möglichkeit habe, sie vor Ort zu beschützen!«

      »Die Kleinen sind in Sicherheit. Nur deine Schwestern sind noch in der Ringzentrale. Aber sobald ich wieder zurück bin, werde ich sie wegschicken, in Ordnung? Annie ist mit den kleinen Kindern verschwunden. Wohin sie mit ihnen ging, kann ich nicht sagen, allerdings hoffe ich, dass sie bei deinem Vater sind«, vermutete Cornelius.

      »Wieso sollten sie dort in Sicherheit sein? Ich dachte, er wäre entführt worden?«, bezweifelte Gungnir.

      Cornelius grinste optimistisch. »Nun, ich habe da so einen Verdacht. Jemand teleportierte sich in die Zentrale, legte die Kameras und Sonden mit einer EMP-Granate lahm und entführte deinen Vater. Das konnte nur Eine gewesen sein. Ich sah zwei Aufnahmen der Kameras und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es Dyna war... Du kennst sie ja. Ihre Kurven sind unverkennbar!«, schmunzelte Cornelius und bekam von Cassandra einen eifersüchtigen Blick zugeworfen. »Und Gungnir? Was wirst du jetzt tun?«, fragte Connie und wusste nicht, ob die darauffolgende Antwort als Scherz oder Ernst zu interpretieren war.

      »Folgendes: Ich besorge mir Spezialisten, und dann besuche ich diesen verdammten Saustall von Salomons Ring!«

      *

      Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.

      (Sokrates)

      »Hör mal, was ist denn das für eine bescheidene Begrüßung? Das Gleiche könnte ich auch von dir sagen!«, antwortete Malfurion, mein Schöpfer, der mitnichten tot wirkte und obendrein äußerst vergnügt vor mir stand. Groß und grün war er noch immer. Alles in allem, hatte sich mein Schöpfer, der mich damals in einen Vampir verwandelte, nicht sonderlich vom Äußeren her verändert. Er sah noch immer wie eine große, überdimensionale Kreuzung zwischen Fledermaus und einer Gewürzgurke aus. Äh, die Gewürzgurke spendete lediglich die Textur. Nur was den Geschmack seiner Kleidung betraf, hatte sich inzwischen einiges geändert. Er trug sie jetzt wesentlich legerer: Beiges Poloshirt, eine khakifarbige Chino und ein paar schwarze Schuhe aus Segeltuch. Jetzt fiel bei mir der Groschen, wieso Dyna so ein Geheimnis um die Identität des Hausherren machte. Wenn sie mir verraten hätte, unser Schöpfer weile noch immer unter uns, nicht ein Wort hätte ich ihr geglaubt und sie für vollkommen übergeschnappt gehalten.

      »Ich dachte... du seist tot!?«, stammelte ich. Die Zeitung entglitt meinen Händen, fiel zu Boden, wo die Blätter abschließend zerstreut zum Erliegen kamen.

      »Und du erst mal!«, frotzelte Malfurion zurück. »Wer erzählte dir, ich sei tot? Wohl kaum ein Beobachter, der Zeuge meines Ablebens wurde, oder? Ich entsinne mich nämlich, dass, nachdem du Lord Seraphim den Todesstoß verpasstet, vom aufgebrachten Volk sehr hart ran genommen wurdest und hinterher ziemlich tot warst. Nahezu kopflos, berichtete mir Dyna.«

      »Aha, Dyna, ich verstehe... Oh, dieses Miststück! Weißt du, was sie vorhin mit mir gemacht hat?«, fragte ich aufgebracht.

      »Hm, sie hat ein bisschen an dir herumgespielt, schätze ich. Was regst du dich so auf? Du lässt doch sonst nichts anbrennen. Oder bist du auf deine alten Tage hin prüde geworden?«, schmunzelte er belustigt.

      »Gib zu, du hattest sie damals bei mir absichtlich ins Haus geschleust. Sie gab nur an, unsterblich in meinen Sohn verliebt gewesen zu sein! Jetzt erschließt sich mir alles mit einer Klarheit: Du warst der Einzige, dem sie jemals wirklich die Treue gehalten hat!«, brach es entrüstet aus mir heraus.

      »Mag sein, vermutlich ja. Schließlich bin ich ihr Schöpfer, genauso wie deiner. Auch dich machte ich nahezu unsterblich. Brrr, Roter! Jetzt mal immer mit der Ruhe. Du hast Dyna viel zu verdanken, denn sie kam zu mir und fragte, ob es mir recht sei, euch hier unterzubringen. Ich erklärte mich einverstanden, denn hier seid ihr gut aufgehoben«, erwiderte er. »Übrigens, deine Eier haben wohl schon wieder zu viel Luft gezogen, wie? Ich habe dich zwar als meinen besten Krieger sehr geschätzt, aber sobald du mit deinem Schwanz denkst, scheint bei dir dort im Oberstübchen etwas auszusetzen. Du hast dich wieder einmal schön in die Bredouille gebracht!«, warf er mir vor.

      »Diesmal ist es etwas ganz anderes!«, wehrte ich ab.

      »Wirklich? Bitte erzähle mir nichts von deinen wilden Verschwörungstheorien, Annie setzte mich bereits darüber in Kenntnis. Du bist noch immer so paranoid wie früher«, schüttelte er verständnislos den Kopf und fuhr fort. »Stimmt, diesmal liegt der Fall ein wenig anders. Gegen die Regeln des Vampir-Rates zu verstoßen, ist schon ein ganz anderes Kaliber, als von mir überrascht zu werden, wie du es mit heruntergelassenen Hosen einer unserer Mägde aus der Festung besorgst. Halte dich bedeckt, ich gewähre dir und den deinen Asyl. Ihr steht alle unter meinem persönlichen Protektorat. Wenn du dich allerdings nicht an die von mir aufgestellten Regeln hältst, könnten alle hier Anwesenden in große Gefahr geraten, wenn dir der Vollstrecker nach deinem Kopf trachtet. Selbst meine Identität, die ich so lange hütete, könnte auffliegen. Aber in diesem Fall bist du willkommen, nachdem ich deinen Anhang gesehen habe und erfuhr, dass es sich nicht um irgendein x-beliebiges Weib handelte, sondern um deine Ehefrau, die getötet wurde. Deshalb mache ich eine Ausnahme, ansonsten hätte ich dich zum Teufel gejagt. So sehr ich deine sonstigen Eigenschaften zu schätzen weiß, so hast du doch zwei entscheidende Schwächen, die dich immer wieder in Schwierigkeiten bringen: Weiber und Alkohol.«

      »Na ja, irgendein Laster muss man haben, oder nicht?«, grinste ich verlegen. »Herrgott! Bin ich nicht ein bisschen zu alt, um bei meinem Vampir-Vater zu wohnen?«, stöhnte ich deprimiert.

      »Nun, sieh es eher so, dass meine Enkel, Annie und du, mir als meine Schutzbefohlenen Gesellschaft leisten dürft. Agnir und Sascha sind wirklich sehr aufgeweckt, und ich wundere mich darüber, dass mich nach all der langen Zeit, überhaupt noch irgendetwas erfreuen kann. Na ja, so gesehen, wohnst du nicht bei mir. Siehe es eher umgekehrt«, schmunzelte er und nahm auf der mir gegenüberliegenden Couch Platz.

      »Lass deine Finger von meinen Kindern!«, knurrte ich.

      »Zu spät, nun haben sie mich bereits kennengelernt und ich glaube, sie finden es dufte, einen Opa zu haben«, giggelte er.

      »Na toll. Was heißt das, du wohnst eigentlich bei mir? Rede nur weiter so, denn ich verstehe kein Wort!«, kniete ich nieder und hob den losen Blätterwust auf und versuchte, wieder daraus eine einigermaßen ansehnliche Zeitung zusammenzubasteln. Alles in mir schrie, ich solle unverzüglich den Raum verlassen.

      Mein Schöpfer blickte auf das Titelblatt mit der Schlagzeile. »Du verstehst kein Wort?«, grinste er. »Gewöhne dich dran. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, Gungnir wäre tot, oder? Sonst stündest du nicht so munter vor mir. Ich spreche aus Erfahrung. Jedes Mal, wenn eines meiner Geschöpfe stirbt, verspürte ich einen tiefen Schmerz, gleich so, als reiße mir jemand das Herz aus der Brust. So wie letztens, als Godfrey starb.«

      »Der Scheißkerl hat es nicht anders verdient! Weißt du was er getan hat?«, knurrte ich missgelaunt und sortierte die Zeitungsblätter.

      »Tztztztz, allem Anschein nach, hat er meinen Rat nicht befolgt und damit vor dir herum geprahlt, wie er deine Edda und euren Sohn tötete, richtig? So, so. Du warst also derjenige, der ihn zur Strecke brachte. Ja, so gesehen, hat er es wirklich verdient. Habt ihr das Schwert und Amulett vor ihm in Sicherheit gebracht? Ich wollte, dass Cornelius beides bekommt«, schmunzelte er wissend.

      »Also ehrlich! Du hast es die ganze Zeit gewusst!«, machte ich ihm zum Vorwurf.

      »Was hätte ich tun sollen? Es dir brühwarm erzählen? Als er damit vor mir prahlte, war er drauf und dran, es dir zu sagen, um dich damit zu provozieren. Kein Stein wäre mehr auf dem andern geblieben, wenn ihr aneinandergeraten wäret. Daraufhin verbot ich ihm, es dir unter die Nase zu reiben. Dann kam wieder diese leidige Diskussion um meine Nachfolge, und wir gerieten darüber in einen heftigen Streit. Daraufhin verstieß ich Godfrey und warf den Unseligen im


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