2117. Andreas Loos Hermann

2117 - Andreas Loos Hermann


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mit Leuten passiert, die ein Sicherheitsrisiko sind. Wollen Sie also, dass wir weiterreden, was immer kommen mag, oder wollen Sie zurück auf ihren alten Job? Noch können Sie wählen.“

      Swietowsky fühlte sich unbehaglich. Was hatten die beiden vor? Hatte er etwas falsch gemacht? Was war, wenn er ablehnte? Er beschloss eine diplomatische Antwort: „Sir, ich habe immer meinem Staat, den Vereinigten Staaten, treu gedient, ganz so, wie ich jetzt dem Konzern diene. Wenn es im Interesse des Konzerns ist, dass ich etwas wissen soll, dann bitte ich darum, es mir zu sagen.“

      „Perfekte Antwort, Sir “, meinte Goldman mit einem Grinsen zu Swallows gewandt.

      „Wie heißt der Präsident der Vereinigten Staaten?“, begann Swallows das Gespräch. Swietowsky glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, was sollte diese Frage. „Das weiß doch jedes Kind, das ist Mr. Jonathan Barrywater, Sir.“ Mit diesen Worten sah er Swallows ungläubig an.

      „Völlig falsch, aber das war zu erwarten und Ihr Gesichtsausdruck überzeugt mich, dass Sie glaubten, die Wahrheit gesagt zu haben. Jetzt aber sage ich ihnen die echte Wahrheit. Es gibt schon lange keinen Präsidenten der Vereinigten Staaten mehr. Dieser Jonathan Barrywater ist nur ein Schauspieler für das Fernsehen. Er sitzt gar nicht im Weißen Haus. Die Leute glauben das nur. Das Weiße Haus ist in Wirklichkeit leer. Terroristen könnten es sprengen, wenn sie wollten und es würde nichts passieren.“

      „Wer regiert dann Amerika und was ist mit der Regierung, die wir immer im Fernsehen sehen?“, unterbrach Swietowsky ungläubig. Wollte ihm Swallows einen Bären aufbinden, oder sollte das ein Staatsstreich werden, an dem er beteiligt werden sollte?

      „Immer der Reihe nach“, belehrte ihn Swallows mit strenger Stimme. „Sie erfahren Alles, aber bitte keine Zwischenfragen.“

      „OK, Sir“, nickte Swietowsky.

      „Warum ich Ihnen das Alles erzähle, ist ganz einfach. Als Security Chef hier an Bord würden Sie es im Verlauf unserer Reise ohnedies selbst herausfinden. Wenn Sie mit irgend jemandem, Etzel Goldmann ausgenommen, darüber sprechen, sind sie schneller tot, als Sie den Satz beenden könnten. Wenn Sie sich aber bewähren und das stimmt, was Goldmann über Sie gesagt hat, dass Sie vor nichts zurückschrecken, wenn es um einen Einsatz geht, dann können Sie es bei mir noch zum General mit entsprechendem Einkommen bringen.“

      Der Erwähnung des Wortes „General“ hätte es gar nicht mehr bedurft, Swietowsky war sich im Klaren darüber, dass er alle Chancen hatte, wenn er tat, was der Boss wollte. Nur war ihm seine Rolle in dem Spiel noch nicht klar.

      „Ich werde tun, was in meiner Kraft steht“, meinte er daher bescheiden.

      „Das ist zuwenig“, entgegnete Swallows trocken, „das kann jeder.“

      „Sie werden Ihre Kräfte verdreifachen und am Ende des Tages werden Sie wissen, was alles möglich ist.“

      Swietowsky musste schlucken. Hoffentlich lebte er am Ende des Tages noch, dachte er bei sich. Aber Swallows fuhr bereits mit seinen Ausführungen fort.

      „Wer Amerika regiert, wollen Sie wissen. Hier sitze ich, und ich bin einer von denen, die Amerika regieren. Elf Konzernchefs teilen sich die Macht und wählen einen aus ihrer Runde zum Koordinator. Ich bin einer der Elf. Denn nur das schafft die Kontinuität, die das Land braucht.“

      „Früher war das anders, aber der letzte Präsident, der noch selbst etwas entscheiden konnte, war ein gewisser Obama gewesen, von dem haben Sie in der Schule sicher nichts gelernt. Ein Sozialromantiker, der eine Krankenversicherung für alle eingeführt hat. Völlig absurd, heute weiß niemand mehr, was eine Krankenversicherung eigentlich ist.“

      „Jetzt gibt es den Präsidenten nur mehr für die Medien, sozusagen unser Pressesprecher, er hat auch keine Schlüssel mehr zu den Atomwaffen, die mussten einem der Nachfolger von Obama gewaltsam abgenommen werden, leider erst, als das Unheil schon passiert war. Aber alles der Reihe nach, denn das haben Sie nicht in der Schule gehört und das steht auch nicht im Internet. Warum wir Ihnen das überhaupt erzählen. Ein Crash Kurs in realer Geschichte des einundzwanzigsten Jahrhunderts sozusagen.“

      „Damals, am Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts gab es die sogenannten Populisten, ein Begriff, der für Sie neu sein dürfte. Das waren Politiker, die nur Macht und Einfluss wollten, völlig ohne Parteiprogramm und jedes Konzept. Sie schürten hauptsächlich die Ängste unter der Bevölkerung, hetzten die Volksgruppen gegeneinander auf und versprachen einfache Lösungen, hatten aber keine Idee, was sie mit ihrer Macht tun sollten, wenn sie sie endlich hätten.“

      „Manche dieser Populisten richteten großen Schaden an, andere verschwanden wieder in der Bedeutungslosigkeit. Im GUK, dass damals noch UK hieß und wo Schottland und Irland noch dabei waren, schafften sie es, dass das Land freiwillig aus der EU austrat und danach eine wirtschaftliche und politische Talfahrt hinlegte, die an Selbstzerstörung grenzte, und sie gaben sogar zu, dass sie das Land belogen hatte, aber da war es zu spät.“

      USA bekam damals auch den ersten einer Reihe von Präsidenten, die vorher Konzernchef gewesen waren und keinerlei politische Erfahrung hatten, Sie trieben das Land in die Isolation, und lösten gewaltige Unruhen und Aufstände aus, bis sie schließlich von uns, den Chefs der ganz großen Konzerne entmachtet werden mussten, denn das Chaos konnte so ja nicht ewig weitergehen. Aber der Reihe nach, sonst verstehen Sie den Sinn des heutigen Einsatzes nicht.“

      „Die Populisten hatten mit ihren falschen Parolen die Länder gespalten. Die eine Hälfte der Bevölkerung glaubte die Parolen und wünschten sich das Heil und den Wohlstand, der ihnen von den Populisten versprochen war. Die andere Hälfte wollte, dass die Regierungen so weitermachten, wie bisher, da diese Hälfte noch immer sehr gut leben konnte. Die Populisten waren in ihren Augen maßlose Übertreiber.“

      „Beide Gruppen hatten sich im damals noch freien Internet in ihren sogenannten „sozialen Medien“ häuslich eingerichtet und bestärkten sich ständig gegenseitig in ihren Meinungen. Was die Gegenseite dachte, und warum, das interessierte niemanden mehr, da doch jeder wusste, dass nur seine Seite im Recht war.“

      „Das wäre noch keine echte große Gefahr gewesen, aber inzwischen waren Millionen Moslems aus Nahost und Afrika in Europa und Amerika zugewandert und hatten eine Parallelgesellschaft mitten in Europa und in den USA geschaffen. Die Moslems brachten ihre antiquierten Werte mit, die meisten wollten von den westlichen Werten nichts wissen. Sie waren nur des Wohlstandes wegen gekommen, von dem sie glaubten, er sei im Westen leicht erreichbar. Vielen gelang das auch und sie hatten einen bescheidenen Wohlstand. Damit unterstützten sie die Daheimgebliebenen in Afrika und Asien und hielten den Kontakt zu ihrer alten Heimat aufrecht.“

      „Die westlichen Werte aber lernten sie vom völlig falschen Blickwinkel kennen. Sie erlebten ihre Völker als Ziel von westliche Invasionstruppen und Bomberflotten, welche die lokalen Diktatoren in Afrika und Nahost stürzen wollten, um allen Völkern die Segnungen der Demokratie und der Freiheit zu bringen.“

      „Dass diese Segnungen hauptsächlich in reibungslosen und billigen Öllieferungen für den Westen bestanden, und ihre Heimatländer in Schutt und Asche verwandelt wurden, sahen die Moslems natürlich anders, als wir an der Wall Street.“

      „Und dann kamen die Terroristen. Die ersten hatte der Westen selbst ausgerüstet, in Afghanistan, da sie gegen Russland kämpfen sollten. Das taten sie auch, aber dann begann die Zeit der Bürgerkriege und Warlords, des Kampfes jeder gegen jeden. Und dann entdeckten die Terroristen den Koran und erklärten sich zu Gotteskriegern und riefen den heiligen Krieg gegen alle Ungläubigen aus, egal ob aus West oder Ost, religiöser Fanatismus machte sich breit und verband sich mit fatalistischer Ideologie zum beginnenden Wahnsinn der Selbstmordattentäter.“

      „Das führte dann zum völligen Chaos in der Region und zur gewaltigsten Flüchtlingswelle, welche die Menschheit je gesehen hatte. Was als Sicherungsaktion der Öllieferungen begonnen hatte, und mit einer Demokratisierung des Nahen Ostens den krönenden Abschluss hätte finden sollen, führte dazu, dass zehntausende fanatisierte Terroristen, die vor keiner Grausamkeit zurückschreckten, zusammen mit Hundertausenden von echten Kriegsflüchtlingen in den Westen einsickerten und in Europa Chaos


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