2117. Andreas Loos Hermann

2117 - Andreas Loos Hermann


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Franz Huber freundlich und sachlich.

      „Jetzt kann ich Ihnen auch sagen, warum Ihr Chip ausgefallen ist. Wir hatten eine Alarmmeldung über eine verbotene Datenbankabfrage am Uni Gelände rein bekommen und wollten den Täter sozusagen in Flagranti erwischen, denn dann spart man sich eine umfangreiche Beweisaufnahme. Und dabei war einer unserer Messtechniker übereifrig und hat die Leistungsstärke der Lesegeräte in den roten Bereich gedreht. Das hat dann die Überspannung bei Ihnen verursacht. Jetzt wissen wir, dass wir nicht mit zuviel Energie fahren dürfen.“

      Während der ganzen Erklärung hatte Franz Huber den Bildschirm keine Sekunde aus den Augen gelassen, doch auch bei der Erwähnung der verbotenen Abfrage waren die Kurven nicht eine Spur ausgezuckt, wie es der Fall gewesen wäre, wenn der Patient plötzlich erschrocken wäre.

      „OK, dann ist die Sache also erledigt?“, fragte Reisinger.

      „Ja, wenn Sie wollen, bringe ich Sie auch zurück in die Uni, aber ich will Sie zu nichts überreden.“

      „Vielen Dank, das ist nicht nötig, wenn ich schon einmal in diesem Viertel bin, kann ich gleich ein paar Besorgungen machen, denn es ist schon fast Mittag und der Vormittag ist ohnehin schon vorbei.“

      So verabschiedeten sie sich und erst nach zwanzig Minuten, als er längst in der Fußgängerzone der Kölner Innenstadt vor einer Kaufhauspassage stand, glitt ein Lächeln über das Gesicht von Dr. Reisinger und er dachte bei sich, dass die geheimen tibetanischen Entspannungsübungen und Mantrastudien, die er seit Jahren machte, doch ihre Vorteile hätten. Als ihn der Geheimdienstmann unvermittelt angesprochen hatte, hatte er sich sofort voll unter Kontrolle gehabt und seine Gehirnfrequenzen hatten keine verdächtigen Veränderungen angezeigt. Ihn freute, dass sie ihm sogar geglaubt haben dürften, dass er die Überwachung der Gehirnwellenmuster nicht kannte. Hoffentlich hatte er nicht zu dick aufgetragen, aber vermutlich hielten sie ihn für einen harmlosen Uni Spinner, der von der realen Welt keine Ahnung hatte.

      Viel mehr beschäftigte ihn jetzt die Frage, wie er mehr über diesen Professor Fowey erfahren konnte. Dass mit der verbotenen Abfrage seine Suche nach Fowey gemeint war, war ihm sofort klar gewesen, als dieser Franz Huber zu sprechen begonnen hatte. Wenn er aber vorher gewusst hätte, dass der Name Professor Fowey auf der verbotenen Liste stand, dann hätte er sich die Abfrage sparen können und nichts wäre passiert. Aber gemeinerweise wurde nie angezeigt, wenn man eine verbotene Abfrage machte, es erschien nur nie ein Ergebnis am Schirm. „Keine Treffer“ war dann die lapidare Anzeige am Bildschirm. Und in der Regel ließ es die EIO Sicherheitstruppe damit bewenden. Es gab keine Konsequenzen. Dass dies bei seiner Abfrage anders war, zeigte ihm, dass er diesmal wirklich auf einer heißen Spur war, Etwas aufzudecken, von dem gewisse Leute nicht wollten, dass es je aufgedeckt würde.

      Das alte Antiquariat in der Goethe Straße fiel ihm ein. Doch jetzt sollte er besser nicht dorthin gehen, falls die vom EIO noch immer auf seiner Spur waren. Man konnte nie vorsichtig genug sein, in einer Welt, wie dieser.

      So ging er in das Kaufhaus und suchte unter den Einrichtungsartikeln nach einer kleinen Vase für sein Appartement. Die Vase könne man auch als Geschenk verwenden, dachte er, als er eine gefunden hatte. Es war eine kleine niedliche Imitation einer Vase aus der späten Ming Dynastie und sie sah beinahe echt aus.

      Kapitel 9

      An der Ostküste war es später Abend und die Dunkelheit kroch langsam von Osten her über die Landzungen, als sie von einem kleinen Privatflugplatz aus starteten. Dieser Flugplatz war nur den Jets von Milliardären vorbehalten, die hier in der Nähe ihre Landsitze hatten. Es gab keine Abfertigungsgebäude, da alle Reisenden mit Hubschraubern direkt bei ihren Jets landeten und nur umsteigen mussten. Das Gelände war von Army Fahrzeugen schwer bewacht. Die Soldaten lehnten gelangweilt in den Luken der gepanzerten Fahrzeuge und gar mancher hatte seinen Kopf auf seinen Arm und diesen auf sein schweres Maschinengewehr gestützt, damit er nicht einschlief, da hier so wenig los war. Doch das konnte Swietowsky nicht sehen, da ihr Hubschrauber direkt beim Jet von Tom Swallows landete. Der Jet war eine kleine und sehr wendige Northrop Tiger 1600, die für den Zivilbetrieb umgerüstet worden war. In der Militärversion war es ein kleines Aufklärungsflugzeug für die Langstrecke, wenn gerade kein Satellit vor Ort verfügbar war.

      Sie waren sofort nach ihrer Ankunft am Flughafen gestartet, da die Maschine schon startklar am Vorfeld gestanden hatte. Der Jet war rasch durch die dichte Wolkendecke gestiegen und nun waren sie bereits über dem offenen Atlantik. Sie sahen die letzten rötlichen Strahlen der Sonne im Westen verblassen und flogen im Steigflug mit Kurs Nordost. An Bord waren Tom Swallows, oberster Chef von Union Arms, dem weltumspannenden Rüstungskonzern. Etzel Goldmann, der Privatsekretär von Tom Swallows, saß am Sitz neben ihm auf der anderen Seite des Kabinenganges. Hier gab es nur voluminöse Einzelsitze, die auch als Schlafliegen umgeklappt werden konnten. Dahinter saßen Adam Swietowsky, der Sicherheitschef und Anna Radakovic, die Dolmetscherin für Russisch. Denn Swallows wollte wissen, was seine Geschäftspartner auf russisch besprachen, wenn sie glaubten, er verstehe sie nicht. Offiziell reiste Radakovic als Sekretärin mit. Sie war aus Rumänien und sprach perfekt Russisch. Wie sie in die USA gekommen war, war ihr kleines Geheimnis. Sie war schlank, und sehr hübsch, wie Swietowsky festgestellt hatte. Sie konnte noch kein Dreißig sein und ihre dunklen Augen hätten ihm den Verstand rauben können, wenn er sich darauf eingelassen hätte. Im Moment war sie für ihn nur ein Sicherheitsrisiko, da er nicht wusste, wie sie nach USA gekommen war und weshalb sie das Vertrauen von Swallows besaß. Ein Sicherheitsrisiko mit verdammt schönen Beinen, musste Swietowsky zugeben.

      Er ging im Geiste nochmals alle Details durch. Sie saßen zu viert in der vorderen Kabine. Dann kam die Lounge mit dem Esstisch und dahinter gab es ein kleines Schlafabteil mit Sanitärzellen und mit einem Doppelbett für den Boss, wenn der einmal in der Maschine übernachten musste. Ganz im Heck war die zweite Passagierkabine, zweite Klasse sozusagen. Hier waren acht kleinere Sitze, die jetzt nur von seinen drei Security Leuten und dem Chauffeur belegt waren. Vorne war nur mehr das Cockpit mit den beiden Piloten. Alles sicher und alles im Griff. Entspannt warf er einen Blick auf die kleine schwenkbare Konsole und ließ sich die Radarbilder anzeigen, die der Kopilot zu überwachen hatte. Nichts los in der Umgebung und im angrenzenden Luftraum. Die Kontrollleuchten der beiden kleinen Spider LuftLuft Raketen leuchteten in einem beruhigenden Grün. Die Raketen waren für alle Notfälle gedacht und jederzeit auf Knopfdruck abschussbereit. Er lehnte sich zurück und genoss weiter sein Abendessen. Anna Radakovic würdigte ihn keines Blickes und gab sich sehr unnahbar, während sie an der Rohkost knabberte, die ihr Abendessen darstellte.

      Swietowsky überlegte, ob nach dem Essen vielleicht eine kleine Unterhaltung oder ein Flirt drin sein würde. Er war sich aber nicht sicher.

      Kapitel 10

      „Das ist mein Bruder Mike“, sagte Susy zu Clara, als diese gerade wegrennen wollte. Clara sah Mike mit großen Augen an. Ihre Augen mussten sich erst an das Dämmerlicht gewöhnen. Für sie sah Mike aus, wie einer der Helden der Vorzeit aus einem alten Phantasy Roman aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Nur war das hier kein Roman, sondern Wirklichkeit.

      „Hier bist du sicher, Kleines“, sagte er viel sanfter, als sie es erwartet hätte, als er ihren furchtsamen Blick zurück zur Eisentür bemerkte.

      „Wer bist du, eine neue Freundin von Susy, und du willst hier bei uns arbeiten, stimmt´ s“, bemerkte er und sah ihr dabei in die Augen.

      „Lass´ sie in Ruhe, Mike, sie ist noch Jungfrau, glaube ich, aber sie wird einen guten Job tun, da bin ich mir sicher“, fuhr Susy ihren Bruder an.

      „Sagt´ mal, das ist doch ein Puff?“, fragte Clara vorsichtig.

      „Du kleine Schlampe“, grinste Susy, „das ist kein Puff, das ist Madame Betsys spezielles Etablissement, und wir nennen uns die Super Sexies und sind eine Girlie Gang. Lauter ganz böse Mädchen. Mit uns legen sich die jungen dummen Jungs nicht an, nur die alten Jungs, die zahlen gut, dann kann was draus werden. Du kannst bei uns auf Probe anfangen. Wenn du gut bist, dann gibt es in einem Monat die Aufnahme als Sexy Girl in die Gang.“

      Clara,


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