Island - Gefundene Einsamkeit, pures Abenteuer & ein Neuanfang. Dirk Haas

Island - Gefundene Einsamkeit, pures Abenteuer & ein Neuanfang - Dirk Haas


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zuteil kommen ließ.

      Zurück auf meinem Zimmer, machte ich mich erstmals an eine konkretere Routenplanung. Genau genommen markierte ich mir alle wichtigen Punkte auf einer Islandkarte und verglich diese mit einem der Reiseführer auf Wohnmobiltauglichkeit. Da taten sich schon die ersten Fragen auf: Welche der Ziele sind zur jetzigen Zeit überhaupt erreichbar? Sind die Straßen dorthin schon freigegeben? Vor allem sah ich bei einigen Zielen fast kein Durchkommen, ohne Allradantrieb auf Schotterpisten oder durch Furten. Das konnte und wollte ich meinem Wohnmobil der gehobenen Preisklasse eigentlich so gut wie gar nicht zumuten. Daher entstand auch schon vor der Reise die Idee mit dem Moped, mit welchem ich auch Schotterpisten fahren könnte, um so abgelegene Ziele zu erreichen. Mit offenen Fragen und einer Landkarte mit vielen Kreuzchen legte ich mich dann ziemlich geschafft schlafen. Der Blick aus dem Fenster verriet mir den Kurs an der norwegischen Küsten entlang. Entsprechend ruhig war der Seegang, was mir zu einer sehr erholsamen Nacht verhalf.

      Abbildung 2, Check-Inn auf die Norrönna in Hirtshals

      Abbildung 3, Außenbordkabine mit "Meerblick"

      22.04

      Erstmal ausschlafen, dachte ich.... Was sich dann aber als Nachteil beim Frühstück herausstellte. Um 10 Uhr war das Buffet schon abgebaut. Ein klärendes Gespräch mit einer Bediensteten verhalf mir dennoch zu einem Afterhour-Frühstück aus der Bordküche, welches ich dankend annahm. Tatsächlich hatte ich aber keinen großen Hunger, denn mein Magen war auf Achterbahnfahrt... Zunehmend verschlechterte sich der Seegang, denn wir erreichten nun das offene Meer. Der Wellengang wurde immer intensiver und auch die Schaukelbewegungen des Schiffes nahmen fortwährend zu. Ich versuchte mich im Buchlesen, was mit leerem Magen noch ganz gut gelang. Nachdem wir aber am Abend hinzukommend auf eine Schlechtwetterfront stießen, war der Wellengang sensationell. Saß man nun auf einer Seite des Schiffes und schaute auf die gegenüberliegende Fensterreihe, so verschwand der Horizont vollständig über dem Fenster um bei der Retourbewegung dann wieder fensterfüllend aufzutauchen. Ich suchte nach Ablenkung und fand diese in einem Vortrag über die Färöer-Inseln, mit der Möglichkeit diese am Tag darauf zu besuchen. Dankbar über die Abwechslung und darüber, das Schiff verlassen zu können, meldete ich mich für die Tour an. Die Halbtagestour schlug mit umgerechnet 100 Euro zu Buche und die Wettervorhersage versprach einen schönen, abwechslungsreichen Tag.

      [Die Färöer liegen auf 62° nördlicher Breite und 7° westlicher Länge im Nordatlantik zwischen Schottland, Norwegen im Osten und Island im Nordwesten. Weiter nördlich befindet sich die norwegische Insel Jan Mayen im Polarmeer. Der Archipel mit seinen 18 Inseln, 11 Holmen und 750 Schären (zusammen 779 Inseln, bildet eine Fläche von 1395,74 km². Die zerklüftete und oft senkrecht aus dem Meer ragende Küstenlinie erstreckt sich über 1.289 Kilometer. Kein Punkt auf den Färöern ist mehr als fünf Kilometer vom Meer entfernt. Fast alle Orte der Färöer liegen an geschützten natürlichen Häfen, in Fjorden und Buchten.] Quelle Wikipedia

      Thorshaven – Hauptstadt der Färöer

      23.04

      Sehr schlecht geschlafen! Um 3 Uhr wachte ich durch den hohen Wellengang immer wieder auf. Das Bett glich einer Schiffschaukel ohne Anschlag. Mit Schlafen war nun nichts mehr. Mein Mageninhalt nahm als einziger noch die Gravitationskraft in Anspruch, alle anderen Körperteile folgten den Schaukelbewegungen des Schiffes. Ich stand daher sehr früh auf und schaute mir die Gravitation meines Brausestrahls in der Dusche genauer an. Da wir schon um 6 Uhr in Thorshaven anlegten, war auch das Frühstück etwas vorverlegt worden. An Weiterschlafen war sowieso nicht mehr zu denken, weshalb ich dann ab 5 Uhr 30 die Gelegenheit wahrnahm und abermals ausgezeichnet verköstigt wurde. Nach dem Anlegen inspizierte ich kurz mein Fahrzeug im Laderaum und stellte fest, dass das Womo sowie auch alle anderen Fahrzeuge die Schaukeltour ohne Probleme überstanden hatten.

      6 Uhr 30 war Abfahrt im sogenannten Busterminal, welches mit dem Schiffsterminal eine Einheit bildete.

      Das Wetter war alles andere als vorhergesagt und tatsächlich wie sich herausstellte bei 300 von 365 Tagen im Jahr: regnerisch und unbeständig. Der dazugehörige Wind knackte die gefühlte -10° Gradmarke und hätte eigentlich Schnee vom Himmel fallen lassen müssen. Stattdessen nieselte es immer wieder, mit Windpeitschen die es in sich hatten. Mir war der Ausflug zu Dänisch. Auf der nicht wie versprochen in Englisch geführten Tour wurde nur auf Dänisch erklärt und erzählt, weshalb mich nach dem zweiten verregneten Busstopp die verlorene Nacht wieder einholte und ich im warmen Bus einschlief. Stunden später weckte mich meine Sitznachbarin, da ich zu laut schnarchte. Nun gab es das versprochene Mittagessen. Als ich auf die Uhr schaute musste ich feststellen, dass es aber erst 10 Uhr morgens war. Widerwillig ging ich in eine Art Hafenkantine und wurde mit Fish & Chips versorgt. Na gut, dachte ich, bezahlt ist bezahlt, und nachdem es vielleicht das einzige Highlight einer 100 Euro teuren Floptour werden könnte, habe ich mir auch dieses nicht entgehen lassen.

      Fish & Chips am frühen Morgen sei Dank, blockierte ich danach die einzige Hafentoilette, was sich in den Gesichtern der anderen Leidensgenossen widerspiegelte, die mir nach dem Öffnen der Toilettentür entgegensahen. Zurück auf dem Schiff legte ich mich erst einmal erschöpft schlafen, und hatte somit auch nichts vom Ankerlichten mitbekommen. Das Abend-Buffet war wieder vorzüglich, der Wellengang hatte sich beruhigt, daher stand einer ruhigen Nacht nichts im Wege.

      Abbildung 4, Torshaven, die Hauptstadt der Inselgruppe

      Kapitel 3 – Rechts oder Links herum

      Der Hafen von Seyðisfjörður

      24.04

      Nachdem ich den Wecker auf 7 Uhr gestellt hatte, war ich schon richtig aufgeregt, Island auf dem Oberdeck zu sichten. Total überrascht war ich dann durch das, was sich da vor meinen Augen abspielte. Irritiert fragte ich einige andere Schaulustige auf Deck, ob wir erst vor Grönland Ankerlichten, bekam aber zur Antwort, dass Grönland nicht auf dem Fahrplan des Schiffes stehe und die Küste vor uns nur Island sein kann. Der Schock setzte sich ganz tief, denn was ich da vor mir sah, waren nur Eis- u. schneebedeckte Berge. Außerdem stellte sich zudem jetzt noch ein scharfer Wind ein, der die gefühlte -20°Grad Kältemarke locker unterbieten konnte. War April als Anreisezeit für Island nicht ein bisschen zu früh gewählt, quälte mich mein Entdeckergeist auf einmal. Ein Gefühl der Ernüchterung machte sich zunehmend in mir breit! Was aber hatte ich denn anderes erwartet? Karibik, Badestrände oder Sonnenbrand auf den Bahamas?! Wie der Name schon im englischen gesprochen „Iceland“ [Eisland], wurde Island dieser Bezeichnung aus der Ferne schon mal mehr als gerecht.

      Als wir in Seyðisfjörður gegen 8 Uhr Anker lichteten, räumte ich mein Zimmer und verließ mit meinem Wohnmobil 3 Stunden später als letzter Passagier, das Fahrzeugdeck. Die Räumung der Kleinfahrzeuge auf den Zwischendecks war die Voraussetzung für das Ausfahren der größeren Fahrzeuge, wie mein Wohnmobil. Wieder jedoch setzte ich bei der Abfahrt mit meinem Heckträger an der Rampe auf. Auf meine Beschwerde hin versprach man mir, auf der Rückfahrt einen Platz auf Deck 3 anstatt Deck 4 zu organisieren. So richtig glauben wollte ich das nicht, da mir ja schon bei den Telefonaten vor Buchung der Fähre von Smyril Line versichert wurde, auf das Schiff lediglich ebenerdig auffahren zu können. Auch, dass ich 30cm neben dem Aufzug parken musste, hinterließen auf der Seite meines Wohnmobils leichte Spuren. Größere Blessuren jedoch wurden meinem Wohnmobil erspart.

      Nun stand ich nur noch vor dem Zoll, auf der letzten Etappe, um in die Wildnis entlassen zu werden. Die Zollkontrolle fiel dabei relativ locker aus. Der Zollbeamte war sehr angetan von meinem nagelneuen Wohnmobil und auch sehr begeistert vom Interieur, sowie dem ganzen technischen Schnickschnack.


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