Herz, Schmerz und Gänsehaut. Dieter Adam

Herz, Schmerz und Gänsehaut - Dieter Adam


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geklappt - oder?", fragte Monika und schaute ihren Bräutigam um Verzeihung heischend an. "Bist du sehr böse darüber?"

       Als Antwort schloss Axel sein geliebtes Mädchen in die Arme und küsste es. Und die dabeistanden, prophezeiten den beiden ein langes, glückliches Leben. Dafür mussten sie nicht einmal Wahrsager sein.

       DER MANN AUS DEN WOLKEN

       heitere Liebesgeschichte

       erstmals erschienen in NEUE REVUE

      

       Sie war bildhübsch, fünfundzwanzig Jahre jung und hatte gerade mit ihrem ständigen Begleiter Andy Glöckner mehr oder weniger friedlich Schluss gemacht. Ein Casanova war er, hatte sie per Zufall herausgefunden; ein Typ, dem es offensichtlich nicht genügte, mit einer Frau glücklich zu sein.

       Dabei hatte sie ihm alles gegeben, was ein Mädchen einem Mann zu geben vermag. Tausend zärtliche Stunden - vielleicht waren es auch ein paar weniger? - hatte sie ihm geschenkt. Kein Tabu hatten sie gekannt. Alle Spielarten der Liebe hatten sie genüsslich ausgekostet. Von einer rosaroten Wolke zur anderen waren sie jedes Mal dabei geschwebt. Wenn es eine Steigerung des Siebenten Himmels überhaupt geben sollte, dann waren sie mindestens im Hundertsten gewesen.

       Und dann hatte sie ihn mit ihrer besten Freundin erwischt. Aus

       gerechnet mit DER, die mit Abstand nicht so hübsch wie sie war, wie sie befand. Ein Nichts war sie gegen sie; dünn wie eine Bohnenstange, ohne jegliche weibliche Rundung, mit denen sie überreichlich gesegnet war, und ein Gesicht, das dem einer Kuh nicht unähnlich war. Vielleicht wäre eine Kuh sogar beleidigt gewesen, hätte man sie mit Tanja verglichen.

       Trotzdem hatte sie diese getreue Freundin und ihren eigenen Herzallerliebsten dabei ertappt, wie sie sich mehr als ein Küsschen schenkten. Sogar sehr viel mehr. Manche Frauen bekommen Babys davon, wenn sie nicht aufpassen oder die Pille nehmen.

       Babsie - so hieß das Mädchen - hatte wütend und enttäuscht zu

       gleich die Tür zugeschlagen, nachdem sie per Zufall Zeugin dieser Art von Liebesbeweis zwischen den beiden geworden war, war zu ihrem Wagen gerannt und nach Hause gefahren. Dort hatte sie zunächst einmal ein bisschen geweint, wie man dies nach einem solchen Verrat für gewöhnlich zu tun pflegt, hatte auch eine kostbare Blumenvase an der Wand zerschmettert und ein Bild Andys hinterhergeschmissen.

       Nachdem sie sich dann aber darüber klar geworden war, dass sie durch Flennen nichts mehr an den Tatsachen ändern konnte und auch die Blumenvase im Grunde keine Schuld an dieser Misere trug, hatte sie sowohl mit ihrer besten Freundin als auch mit Andy gebrochen; per SMS, weil sie nicht einmal mehr per Telefon mit ihnen sprechen wollte.

       Beide hatten seitdem nichts mehr von sich hören lassen, was sie nun doch wieder ein wenig fuchste; denn zumindest von ihrem früheren Liebhaber hätte sie erwartet, dass er versuchen würde....!

      Schwamm drüber. Was vorbei war, war vorbei.

       Das Mädchen studierte ein bisschen Germanistik und auch ein bisschen Theaterwissenschaften, wenn ihm danach zumute war, war aber hauptsächlich die Tochter eines steinreichen Wurstwarenfabrikanten, dem nebenbei auch noch etliche Wohnblocks und Hochhäuser gehörten.

       Auf einem dieser großen Kästen hatte er seiner einzigen Tochter, als diese den Wunsch äußerte, das elterliche Heim zu verlassen und sich selbständig zu machen, ein Penthaus mit Swimmingpool gebaut und seinen finanziellen Möglichkeiten entsprechend eingerichtet.

       Dort, knapp unter den Wolken, lebte sie nun, las viel und dreh

       te, wenn das Wetter danach war, im Swimmingpool ihre Runden.

      An diesem Sommersonntag war das Wetter danach. Seit den frühesten Morgenstunden lachte die Sonne von einem strahlendblauen Himmel, an den sich auch den folgenden Tag über kaum mal ein Wölkchen verirrte. Es war so heiß, dass Babsie auf jegliche Bekleidung verzichtete - wer sollte sie hier oben im vierzehnten Stockwerk schon sehen? -, es sich pudelnackt in einem Liegestuhl bequem machte und zufrieden vor sich hin döste. Hin und wieder nippte sie an einem erfrischenden Glas Kalte Ente, die sie sich zusammengebraut hatte, kühlte sich im Swimmingpool ab, um danach wieder mit ihrer kaum als sonderlich anstrengend zu bezeichnenden Tätigkeit fortzufahren, die ja eigentlich gar keine war.

       Irgendwann schlief sie dann ein, und zwar so fest, dass sie nicht mitbekam, wie sich von oben ungebetener Besuch näherte.

       Ein Ballonfahrer war es, dem offensichtlich ein Missgeschick mit seinem aufblasbaren Luftfahrzeug passiert war. Jedenfalls verlor es unaufhaltsam an Höhe, steuerte genau auf das Hochhaus zu und landete schließlich mit einem lauten Platsch mitten im Swimmingpool.

       Von diesem Geräusch erwachte Babsie, schlug die Augen auf und sah sich unvermittelt einem fröhlich grinsenden jungen Mann gegenüber, der sich schnell unter der erschlaffenden bunten Hülle seines Ballons herausgewühlt hatte, sich mit beiden Armen auf dem Beckenrand abstützte und sie ungeniert musterte.

       "Hallo", sagte er und winkte ihr mit einer lässigen Handbewegung zu. "Tut mir leid, Sie beim Sonnenbaden stören zu müssen, aber Otto war nicht mehr in der Luft zu halten. Er hätte sich kaum einen besseren Landeplatz aussuchen können."

       Babsie wurde sich bei seinen Worten urplötzlich ihrer völligen Blöße bewusst. Mit einem erschreckten Piepser sprang sie auf, griff nach einem Badetuch, das sie auf den Fliesen ihrer Terrasse zum Trocknen ausgebreitet hatte, und hüllte sich darin ein.

       "Sie... Sie Flegel!", keuchte sie und erdolchte den Fremden mit wütend blitzenden Augen. "Eine Frechheit ist das; eine bodenlose Unverschämtheit."

       Der junge Mann war unterdessen aus dem Swimmingpool geklettert, hatte sich wie ein nasser Hund geschüttelt und sagte nun:

       "Erzählen Sie das Otto. Ich bin unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Ehrlich. Ich wollte wirklich nicht den Spanner spielen."

       "Otto?", versetzte Babsie mit gefurchter Stirn. "Haben Sie denn noch einen dabei? Liegt der am Ende noch im Wasser? Und Sie stehen seligenruhig herum und glotzen mich schamlos an, statt Ihrem Freund zu helfen."

       "Dem ist momentan nicht zu helfen", lächelte der Fremde. "Otto ist nämlich der Name meines Ballons. Aber Sie könnten mir helfen, indem Sie mir einen Bademantel oder etwas Ähnliches pumpen, damit ich aus meinen nassen Klamotten komme. Ich hole mir sonst noch den Schnupfen. Die nassen Sachen legen wir dann zum Trocknen in die Sonne.

       "Ach?", sagte Babsie unfreundlich, obwohl ihr der junge Mann gar nicht mal so übel gefiel. Ende Zwanzig, Anfang Dreißig mochte er sein, war groß, schlank, blondhaarig, und sein sonnengebräuntes Gesicht mit den lustigen wasserblauen Augen war durchaus passabel. "Sie beabsichtigen anscheinend, sich häuslich bei mir niederzulassen?"

       "Sie werden mir doch nicht die Tür weisen wollen?", fragte der junge Mann mit komischem Entsetzen. "Wissen Sie nicht, dass es Christenpflicht ist, einem Schiffbrüchigen beizustehen?"

       "Wo steht das geschrieben?"

       "Das weiß ich auch nicht so genau", entgegnete der Mann ver

       genügt. "Vermutlich in der Bibel. Ich denke jedenfalls, dass dem so ist. Solche Dinge stehen für gewöhnlich immer in der Bibel."

       "Sie sollten das Denken besser den Pferden überlassen", meinte Babsie.

       "Ich weiß", grinste der Mann. "Wegen der dickeren Köpfe. Wie ist es jetzt? Kriege ich einen Bademantel oder kriege ich keinen?"

       "Kommen Sie", forderte sie ihn, nachdem sie ihn für ein paar Sekunden nachdenklich angeschaut hatte, auf. "Dann will ich mal nicht so sein, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das, was Sie behaupten, tatsächlich in der Bibel steht."

       "Ein gutes Werk ist es auf jeden Fall", meinte er. "Und als Pfadfinder habe ich gelernt, dass jeder Mensch pro Tag mindestens eine gute Tat vollbringen sollte."

       "Ich bin nie Pfadfinder gewesen", stellte sie klar.

       "Um so


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