Blood-Lady. Mandy Hopka

Blood-Lady - Mandy Hopka


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Stimme lag Kummer. Ob es daran lag, dass ich bei Damian geblieben war? Wie musste das für ihn ausgesehen haben, wo er immerhin von uns beiden noch nichts wusste? „Wie geht es dir jetzt?“

      „Den Umständen entsprechend“, antwortete ich. „Hast du schon was von Nicki gehört?“ Meine Stimme bebte. Er zögerte mit seiner Antwort. „Nun ja, mehr oder weniger. Tom ist tot, ebenfalls ermordet. Ich war gestern noch einmal im Ministerium und war bei ihr, als sie ihn identifiziert hatte. Seitdem habe auch ich nichts mehr von ihr gehört.“ Ich atmete schwer aus. Nicht vor Erleichterung, sondern weil ich die Luft vor Anspannung angehalten hatte. „Das ... ist schrecklich. Sie tut mir so Leid“, sagte ich fassungslos und ließ mich in meinen Sessel fallen. Wie schnell konnte doch alles zerbrechen und vorbei sein? Die Zeit war wohl tatsächlich das Kostbarste auf dieser Welt. Etwas, was wir immer wieder vergasen. „Im Augenblick brauchst du nicht ins Ministerium zu kommen. Ich bin da und hier herrscht das reinste Chaos. Niemand weiß, wie es weiter gehen soll. Noch immer wird das Gebäude gesäubert. Glücklicherweise konnte man die Opfer bereits alle vollständig identifizieren und in die Leichenhäuser bringen. Die Presse war auch schon da. Niemand hatte eine Aussage gemacht, da ja niemand mehr Anweisungen gibt, was gesagt werden soll. Meine Güte, wer weiß, was die sich jetzt ausdenken. Terroranschlag oder so etwas! Das ist doch gefundenes Fressen für diese Sackgänger!“ Marvin hatte recht. Die außenstehende Presse machte uns immer nur Ärger. Am besten war es, ihnen sofort eine Story aufzutischen und nicht erst, nachdem sie sich eine ausgedacht hatten. „Mit den Krankenwagen und der Polizei lief alles glatt?“, fragte ich ihn neugierig. Ich fasste es noch immer nicht, über was wir uns hier unterhielten. Ich kam mir wie in einem Film vor. Einem ziemlich Schlechten. „Du weißt doch, wenn es um das Ministerium geht, fragen sie nicht sondern erfüllen nur ihre Pflichten.“

      „Na ja aber trotzdem gibt es neugierige Mitarbeiter und bei diesen Ausmaßen ...“, entgegnete ich und vernahm, wie er schwer atmete. Wahrscheinlich nahm ihn das alles ebenfalls sehr mit. „Du warst gestern nicht lange hier. Überall Blut, Tod und verzweifelte, schreiende Menschen. Das alles erschien so unwirklich.“ Er brach ab. „Wie viele Tote sind es nun genau?“, fragte ich zaghaft. Ich wusste nicht, ob ich dies überhaupt wissen wollte. „Die noch inoffizielle Zahl liegt mittlerweile bei 40. Wie gesagt, hier geht alles Drunter und Drüber. Ich hoffe, dass der Vize bald eintreffen wird.“ Marvin klang verzweifelt und ich hörte, wie ihm etwas herunterfiel. „´tschuldigung“, gab er als Antwort in den Hörer. 40 war eine beträchtliche Anzahl. „Warst du … dabei? Als es passierte? Immerhin war deine Brille kaputt?“ Ich zögerte ihn dies zu fragen, aber meine Neugierde war zu groß. Ich wollte dieses Szenario so gut es eben ging nachvollziehen können. Ich musste wissen, wie es nur so weit hatte kommen können. „Ja. Aber weißt du … es war merkwürdig. Unsere Bibliothek ist eines der wertvollsten Dinge, die das Ministerium besitzt. Unser gesamtes Wissen, aus aller Herren Länder befindet sich hier unten. Und dennoch haben sie sich nicht erst die Mühe gemacht, zu mir hinunter zukommen, um alles zu zerstören. Sie sind wohl einfach … also sie waren wohl einfach …“

      „… Auf dem Weg zu meiner Mutter“, warf ich ein und schnitt ihm die Worte ab. „Weißt du, dass ist doch unlogisch. Wo sie doch eh hier im Hauptsitz der Organisation waren und schon alle umgebracht hatten?“ Er hatte recht, dass war tatsächlich merkwürdig, zu mal jeder Vampir wusste, dass sich hier in Leipzig unser gesamtes Wissen verbarg. „Es ist ziemlich merkwürdig, der einzige Überlebende zu sein, gemeinsam mit Tobias, der mir gerade Kaffee gebracht hatte. Das Ganze ist so abstrus. Meine Brille ist mir im Übrigen im Gedränge danach heruntergefallen, als mich ein Mann anrempelte, der wohl jemanden gesucht hatte. Die Menschen waren panisch.“ Seine Stimme klang ruhig und bedrückt. Zu ruhig. „Marvin.“ Ich schaute zu meinem Fenster, an dem der Regen aufs Neue anfing zu hämmern, als bat er mich, dass Fenster zu öffnen. Ich durchquerte den Raum und blickte auf die nasse Landschaft unter mir. Den Straßen, auf deren sich bereits große, lange Pfützen gebildet hatten. Menschen liefen hektisch umher, um sich vor dem plötzlichen Regen einen Unterschlupf zu suchen. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist“, sagte ich schwermütig. „Das bin ich auch, glaub mir.“ Ein Blitz durchzog den Himmel, dicht gefolgt, von einem donnern. Gewitter am Tag waren im Sommer keine Seltenheit. „Amy. Ich mache mir wirklich Sorgen. Wer weiß, was diese Rebellion plant. Wenn sie wissen, dass du ihre Tochter bist, dann … ich will es nicht mal aussprechen.“

      „Mach dir keine Sorgen Marvin“, beschwichtigte ich ihn. „Ich werde zu Damian ziehen.“ In diesem Augenblick fiel mir auf, dass ich Marvin noch nichts über mich und mein Blut erzählt hatte. Für ihn musste es ziemlich absurd klingen. Die ganze Situation gestern, unsere Vertrautheit, musste ihn sehr ins Grübeln gebracht haben. Für ihn war Damian kein Mann, sondern ein reinblütiger Vampir. Ein nicht zu trauendes Wesen. Unser Feind. Jetzt wohl noch mehr als zuvor. Eine Stille trat ein. „Weißt du“, begann ich zaghaft. Ich wusste nicht, wie sich eine unerwiderte Liebe anfühlte. Aber ich erinnerte mich an Annabell und wie katastrophal ihre Gefühle aus ihr herausgebrochen waren. Ich war ihm eine Erklärung schuldig. „Ich habe dir doch von dieser Blood-Lady erzählt. Du erinnerst dich?“

      „Sicher“, antwortete er und ich vernahm ein gewisses Interesse. „Ich … also ich bin so jemand. Eine Blood-Lady.“ Erneute Stille. „Als ich mich damals bei unserem ersten Treffen geschnitten hatte, sind die Mischlinge allesamt verrückt geworden. Damian hatte es sofort bemerkt. Er wusste, dass ich anders bin, als die anderen. Deshalb hatte er auch mich als Botschafterin dieser Allianz ausgewählt. Auch der Überfall in meiner Wohnung war kein Zufall. Deshalb bin ich ihm so ... wichtig.“ Meine Worte klangen bittend nachdem Motto: Bitte verstehe die Situation. Bitte vergib mir, dass ich dich nicht lieben kann. Auch wenn das im Grunde nichts mit der Sache zu tun hatte. Am Ende wusste er seit gestern auch so über meine Gefühle für Damian Bescheid. „Vielleicht ist es aber auch einfach nur dein Blut, was ihm so wichtig an dir ist und dich so interessant für ihn macht“, sagte er und klang dabei wütend. „Wann hättest du es mir sagen wollen? Das du ihm dein Blut gibst?“, entgegnete er verärgert. „Bitte was? Marvin so ist das nicht! Ich habe und werde niemals so etwas tun, klar!“, erwiderte ich bestimmt. „Du weißt doch, wie ich bin und wie sehr ich die Vampire verabscheue. Nun noch mehr als jemals zuvor! Außerdem ...“ Er unterbrach mich. „Dennoch gehst du zu ihm?“ Marvins wütender Tonfall erschreckte mich. Hatten wir uns jemals ernsthaft gestritten? „Er ist genauso eine Kreatur, wie all die anderen! Wo ist der Unterschied? Seine Reinblütigkeit?“ Mein Atem beschleunigte sich. Marvins Wut auf mich konnte ich im Augenblick wirklich nicht gebrauchen. „Ich weiß es doch auch nicht“, sagte ich flehend. „Ich weiß doch selber nicht, was mit mir los ist aber im Augenblick …“ Meine Stimme erstickte in den Tränen, die in mir aufstiegen. Im Moment war ich viel zu angeschlagen, was meine Gefühle anging. „Im Augenblick brauche ich einfach seine Sicherheit, die er mir gibt.“ Die Sicherheit, dass er mich nie verlassen konnte. Seine starken Arme, die mich immer auffangen würden und seine Augen, die mich ausschließlich mit Liebe anblickten. Damian gab mir einfach eine komplett neue Welt, mit neuen Gefühlen und einem neuen Leben. Und dieses Leben, was ich gerade führte, konnte ich so nicht weiter hinnehmen. Aber das verschwieg ich ihm lieber. „Na schön, wie auch immer.“ Marvin stöhnte verärgert aber seine Stimme klang versöhnlich. Ich schniefte und lehnte mich an mein Fenster. Ich spürte die Kälte der Fensterscheibe an meiner Stirn. „Tut mir leid Amy, ich wollte nicht so taktlos sein. Du hast gerade deine Mutter verloren, mich jetzt mit dir zu streiten, ist nicht ganz fair.“ Ein Stein fiel mir vom Herzen. „Marvin, du bist mir wichtig und ich will nicht, dass sich zwischen uns was ändert. Ich brauche dich!“, wisperte ich kleinlaut. Wie gern würde ich ihn nun vor mir haben, um zu sehen, was er fühlte und dachte. War ich zu egoistisch, jemanden so etwas zu sagen, der in mich verliebt war? „Ich rufe dich an, wenn es etwas Neues gibt.“ Er gab mir also keine direkte Antwort. Was hatte ich auch erwartet? „Danke, Marvin“, sagte ich und erhob mich wieder. „Wir sehen uns dann.“ Damit legte er auf und ich begann damit, die Umzugskartons aus dem Keller zu holen, um meine Sachen so schnell wie möglich aus dieser Wohnung zu haben.

      Damian konnte es nicht lassen und mietete mir einen Transporter, mit dem er Jim beauftragte, mir zu helfen. Ich bekam bei ihm ein eigenes Zimmer, auch wenn das niemals meine Wohnung ersetzen konnte. Meine Selbstständigkeit würde mir wohl sehr schnell fehlen und wahrscheinlich, würde ich mich auf diesem riesigen Anwesen


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