Trilogie. Andreas Menne Peter
kommt es, dass du schon hier bist. Wo die Autobahn doch immer so verstopft ist.«
»Ja, schon, aber da ist ein rechter Fahrstreifen auf der Autobahn, der immer frei ist.«
»Ist da nicht auch Tempo 120?«
»Ich bin an keinem Schild vorbeigekommen.«
»Vermutlich, weil du es vorher umgefahren hast.« Sven verdrehte die Augen. »Warst du schon drin?«, wechselte er das Thema.
»Nein.«
»Sieht beschaulich aus.«
»Ein Psychopath kann auch in einer schmucken Hütte wohnen«, wandte Konstantin ein.
Sie liefen durch den verschrobenen Vorgarten und standen vor der verschlossenen Tür.
»Irgendwo ‘ne Klingel?«, wollte Sven wissen.
»Nö«, klärte Konstantin ihn auf. »Soll ich ins Auto und hupen?«
»Vielleicht probieren wir es erstmal mit klopfen«, schlug Sven vor.
Sven klopfte gegen das Gehölz, dabei zeigte sich, dass die Tür ein Schnappschloss hatte, das prompt aufsprang.
»Was da drinnen wohl los ist?«, interessierte sich Konstantin.
»Come in and find out«, resümierte Sven.
Sie traten ein und standen in einer Vorhalle, die eindeutig größer war als das ganze Haus. In der Mitte des Raumes fand sich eine runde Pforte und an dieser saß eine runde Frau. Sie gingen auf sie zu.
Sven legte die Visitenkarte auf den Tisch, die sie in Wien gefunden hatten.
»Sie wollen den Schlüssel«, stellte die Frau prompt fest. »Welchen und warum?«
»Den von Dimenzion …«, erklärte Sven.
»… und den von Bereschit«, ergänzte Christian.
»Wir wollen den Schlüssel, um die Welt zu retten«, verdeutlichte Sven.
»Ich will zur Apfelernte«, offenbarte Chris seine Beweggründe.
»Guter Grund«, meinte die Frau.
»Und unser Vorhaben die Welt zu retten?«, wollte Sven wissen.
»Kann man drüber streiten«, antwortete die Dame.
»Also gut«, brachte Sven das Gespräch wieder in die Spur. »Das sind also unsere Gründe.«
»Die Schlüssel verwahrt der Schlüsselmeistermensch und die gibt er bei Weitem nicht jedem.« Die Frau musterte ihn argwöhnisch. »Dafür müssen Sie erst mit ihm reden. Er entscheidet dann.«
»Okay. Wo finden wir ihn?«, wollte Sven wissen.
»Ihr findet ihn nicht, er findet euch. Geht die Treppe nach unten, einer nach dem anderen. Wobei ich nicht glaube, dass der Schlüsselmeister mit euch reden muss«, erklärte die Frau Christian. »Der Grund ist gut genug, da gibt es keine Zweifel.«
»Toll«, wisperte Sven auf dem Weg nach unten. »Vielleicht sollte ich sagen, dass wir nur Tomaten pflücken wollen in Dimenzion.«
* * *
Sie kamen im Untergeschoss an. In dem vieleckigen Raum, der ihnen zu Füßen lag, standen Säulen, die aus Gold und Bronze zu sein schienen.
»Also, wo ist der Schlüsselmeister?«, wollte Sven wissen.
»Der Schlüsselmeistermensch«, verbesserte ihn Chris. »Eine besondere Ehre, einen Menschen mit einer solchen Aufgabe zu betrauen.«
»Gut, wo ist er?« Sven blickte sich um. Der Raum bestand aus einem Fünfeck mit einer Säule in jeder Ecke, aber irgendwas stimmte nicht. Licht und Schattenspiel passten nicht zusammen, und als Sven in eine der Ecken ging, verschwand der Raum einfach, und er sah nur noch schwarz. »Wow, was ist das?«, wunderte er sich.
»Spiegel«, antwortete Chris. »In Wahrheit befindet sich in diesem Raum nur eine Säule, die durch Spiegel in jede Ecke projiziert wird. Nicht mal das.« Er deutete auf eine Linse, durch die offensichtlich ein Bild in den Raum geworfen wurde.
»Das ist nicht mehr als ein Dia«, erkannte Sven. »Ein Projektor und Spiegel erzeugen eine perfekte Illusion. Ich schalt das Ding mal ab.«
»Nein!«, rief Konstantin, doch Sven hatte bereits den Knopf an der Seite des Geräts betätigt. Auf der Stelle wurde es stockdunkel.
»Toll, gut gemacht«, sagte Konstantin ironisch. Doch nach einem Moment hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und Sven erkannte einen Lichtschimmer am Ende des Raumes. »Da müssen wir hin«, sagte er.
Sie bewegten sich blind auf die Lichtöffnung zu und erkannten schließlich, dass die Helligkeit durch ein Schlüsselloch drang. Als sie die dazugehörige Tür erreichten, ging sie vor ihnen auf.
»Hereinspaziert«, sagte ein Schemen, den sie gegen den Lichtschein nicht erkennen konnten. »Nur er«, ergänze die Stimme, als Sven eingetreten war. Sven hob die Hände, um sich gegen das grelle Licht zu schützen, aber auch gegen einen eventuellen Angriff durch die Person, die seine Freunde ausgeschlossen hatte. Doch die Attacke blieb aus. Als sich Svens Augen an die Umgebung gewöhnt hatten, erkannte er ein Büro, das offensichtlich aus leuchtendem Neon bestand, und an einem Schreibtisch vor seinen Augen wuselte ein Mann herum. Es war Dustin Hoffman.
Was zur Hölle machte Dustin Hoffman hier?
»Schönen guten Tag, Sven«, sagte er.
»Mr … Hoffman.«
»Herr Hoffman zu Deutsch, aber nenn mich doch Dustin.«
»Herr Dustin.«
»Vielleicht besser nicht.«
»Sie sind der Schlüsselmeister?«
»Der Schlüsselmeistermensch, und du.«
»Ich bin …«
»Nein, ich meinte: Du sollst du sagen.«
»Also du … Ich möchte den Schlüssel von Dimenzion.«
»Wieso?«
»Ich will ihn beschützen.«
»Wie soll dir das gelingen?«
»Keine Ahnung«, musste Sven eingestehen. »Also lass ich ihn hier. Wenn Sie glauben, besser darauf aufpassen zu können … Sie machen einen souveränen Eindruck.«
»Ich bin auch nicht immer hier«, erklärte Dustin. »Ich habe Hollywoodengagements.«
»Wieso bist du Schauspieler geworden?«
»Na, denkst du, ich kann davon leben, dass ich dir
hier philosophische Ratschläge gebe? Ich bin der Schlüsselmeistermensch – ich bin für die Herausgabe von fünf Schlüsseln verantwortlich. Das ist keine tagesfüllende Aufgabe.«
»Verstehe.«
»Also: Es geht nicht darum, dass ich darauf aufpasse, dass der Schlüssel von jemandem geholt wird, der ein anderes Ziel verfolgt als du. Ich bin gewissermaßen neutral. Ich will nur einen guten Grund hören.«
»Also wenn jemand kommt, der einen guten Grund dafür nennt, die Menschheit auszulöschen, dann würdest du ihm den Schlüssel geben?«
»Das ist meine Aufgabe.«
»Und wenn jemand kommt, der einen guten Grund dafür hat, die Welt nicht zu zerstören?«
»Überzeuge mich.«
»Es ist eine schöne blaue Kugel?«
»Moment mal. Ich glaube, wir reden aneinander vorbei: Es geht hier nicht um die totale Zerstörung der Erde, sondern um die Auslöschung der Menschheit. Die Menschen sprechen in ihrer Arroganz immer vom Untergang der Welt, wenn sie in Wahrheit ihren eigenen Untergang meinen. Der Weltuntergang ist eher unwahrscheinlich, der Untergang der Menschheit dagegen sehr wahrscheinlich. Die