Trilogie. Andreas Menne Peter

Trilogie - Andreas Menne Peter


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Kalender enden nun mal irgendwann. Und wenn die Mayas einfach keine Lust hatten, bis zum Nimmerleinstag Kalender zu führen?«

      »Leuchtet ein.«

      »Ich hatte mir trotzdem nichts vorgenommen für den 21.12. Man weiß ja nie. Aber für den 22. hatte ich Skiurlaub gebucht.«

      Sven blickte ihn skeptisch an.

      »Was?!«, fragte sich Konstantin.

      * * *

      Sven packte seine Koffer. Was sollte er überhaupt mitnehmen? Es war Ende April. Schon ein paar kurze Hosen? Würden sie auch Zeit haben ins Hundertwasserkaffee zu gehen?

      Nachdem er sicher war, dass er alle Ausweispapiere bei sich hatte, sorgte er sich nur noch um eine Vignette, aber Konstantin redete ihm ein, dass man diese auch noch erwerben konnte, wenn man von der Polizei angehalten wurde, weil man keine besaß. Man müsse dann lediglich eine »Servicegebühr« entrichten.

      Sie liefen zur Garage. Sein Freund rümpfte wie immer die Nase, wenn er Svens alten Golf sah. Mit Wohlwollen nahm er auf, dass dieser nicht ansprang.

      »Freu dich nicht zu früh«, mahnte Sven und deutete auf eine Plane, die ein klobiges Gefährt verbarg. »Ich hab noch ein Ass im Ärmel.«

      »Ein Ass nennst du das? Diese Dreckschleuder?«

      »Hey, das ist ein zweisitziges Kultbike.«

      »Das ist ein Motorrad mit Beiwagen.«

      »Sag ich doch.«

      »Äh äh. Kannst du vergessen.«

      »Was? Wieso? Und: Hast du auch ‘ne bessere Idee?«

      »Antwort auf Frage zwei: Weil wir nicht mit einem Motorrad mit Beiwagen auf der Autobahn nach Wien fahren werden. Frage drei: Ja, ich hab eine bessere Idee. Und Frage eins war gar keine Frage, sondern nur ein Ausruf von Überraschung.«

      »Jetzt weiß ich, was du da immer tust. Ich hab es nie begriffen. Du schmeckst die Worte nach, die ich sage, weil dir die menschliche Art fremd ist.«

      »Na, von Art kann keine Rede sein, eher von Abart.«

      »Ich geh davon aus, dass das Wort, das du gesucht hast ›apart‹ lautet. Und wie ist die Ausführung der Antwort auf Frage zwei?«

      »Wir fahren nach Ingolstadt.«

      »Was? Wieso? Willst du dir einen Audi kaufen?«

      »Sehr witzig, nein. Ich werde uns einen Audi organisieren.«

      »Ach ja, einfach so.«

      »Wie sonst?«

      »Hast du schon mal was von Geld gehört?«

      »Schon mal was von Vergeltung gehört?«

      »Willst du ihn stehlen?«

      »Nein, ich kenn den Audi-Chef.«

      »Du kennst Rupert Stadler?«

      »Ja, er kommt vom gleichen Planeten.«

      »Na super.«

      »Er wird uns einen Wagen überlassen.«

      »Einfach so.«

      »Einfach so. Aliens sind nicht so geizig wie Menschen.«

      »Klar. Die Zerstörung der Welt ist vollkommen umsonst, und jetzt einsteigen!« Sven deutete auf das Motorrad. Konstantin seufzte.

      * * *

      Sie trugen alte Fliegerkappen und runde Fliegerbrillen. Die hatte Sven von dem Typen bekommen, dem er das Motorrad abgekauft hatte. Er hätte danach sehen sollen, ob das Fahrzeug eine gültige TÜV-Plakette hat, und er hätte fragen sollen, warum das Motorrad keine gültige TÜV-Plakette hat, aber er fand es zuhause schnell alleine raus. Hoffentlich hielt sie niemand an.

      Konstantin sang während der Fahrt, bis ihm eine Fliege in den Rachen flog. Danach hörte er auf.

      Gegen Abend erreichten sie Ingolstadt. Sie folgten dem Verkehrsleitsystem und sahen alsbald das Audi-Werk.

      »Und was jetzt? Marschieren wir da einfach rein?«, wollte Sven wissen.

      »Nein, ich werde ihn rufen.«

      »Du wirst ihn anrufen?«

      »Nein, ich werde ihn rufen. Mit meinen geistigen Fähigkeiten.«

      »Toll. Hoffentlich geht nicht der Anrufbeantworter ran.«

      Kurze Zeit später öffnete sich das Rolltor an einer der Lagerhallen. Ein schlanker, integrer Mann trat heraus. Er trug eine stilvolle viereckige Brille und lächelte.

      Sie gingen ihm entgegen.

      »Quikiquak«, rief Konstantin.

      »Hallo«, grüßte Sven.

      Der Audi-Chef schüttelte ihm die Hand. »Hattet ihr eine schöne Fahrt?«

      »Ich hab Ohrensausen«, erklärte Konstantin, »und eine Fliege verschluckt.«

      »Na, das wird euch mit dem neuen Audi TT nicht passieren.« Er gab einen Wink und aus dem großen Tor kam ein stattlicher Flitzer gerollt.

      »Ich hab mir erlaubt, ein 10.000 Euro Soundsystem einzubauen«, ergänzte der Audi-Chef.

      »Danke, wär doch nicht nötig gewesen«, antwortete Konstantin mit Vorfreude.

      »Es ist vieles nicht nötig in diesem Auto«, erklärte der Audi-Chef.

      »Ein Auto nach meinem Geschmack«, befand Konstantin und rieb sich die Hände. »Du fährst«, sagte er zu Sven.

      »Wollte ich gerade vorschlagen.«

      »Hast du keinen Führerschein?«, wollte Stadler von Konstantin wissen.

      »Ich hatte einen Mofaführerschein, aber der wurde mir abgenommen, obwohl ich überhaupt nicht mit dem Mofa gefahren bin, sondern mit einem 7,5-Tonnen-Lkw.«

      »Ja, die weltlichen Behörden sind kleinlich«, sinnierte der Audi-Chef. »Also dann: Gute Fahrt. Und Quakiquikiquoko!«

      Sie setzten ihre Reise fort.

      * * *

      Konstantin probierte alle Knöpfe aus und ließ jedes Mal, wenn sich etwas Sichtbares tat, ein »Ahhh« oder »Ohh« vernehmen. »Die Radiofrequenz lässt sich über den Zahlenblock nicht einstellen, aber vielleicht muss man die Nummer auf Englisch eingeben.«

      Sven runzelte die Stirn. »Also«, sagte er schließlich. »Deine ganze Lebensgeschichte ist eine Lüge.«

      »Nein, nein«, begehrte Konstantin auf. »Meine Eltern sind wirklich gestorben, als ich fünf war, nur nicht auf dem Planeten Erde.«

      »Und dein Name? Du heißt doch nicht wirklich Konstantin Nobel.«

      »Ich dachte, es wäre ein glaubhafter Erdenname.«

      Sven rollte die Augen und wechselte das Thema. »Welches Hotel besuchen wir?«

      »Plaza!«

      »Ich weiß nicht, ob es ein Hotel namens ›Plaza‹ in Wien gibt.«

      »Und wenn schon – das ist der stellvertretende Begriff für: Das beste Hotel der Stadt.«

      »Kohle – das ist der stellvertretende Begriff für das nötige Kleingeld, das man dafür braucht. Hast du es?«

      * * *

      Sie fuhren in die Wiener Innenstadt ein.

      »Also, wohin jetzt?«, wollte Sven nun definitiv wissen.

      »Plaza.«

      »Nein.«

      »Doch.«

      »Nein, wir fahren nach links. Da, in eines der Randviertel. Da sind Unterkünfte wesentlich günstiger.«

      »Überhaupt


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