Eine Affäre in Berlin. Margaux Navara

Eine Affäre in Berlin - Margaux Navara


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      „Nun, ich sollte spätestens gegen zehn im Büro sein, ich habe leider noch viel zu tun, deshalb war ich auch heute noch so spät dort. Aber wenn ich das morgen erledige, kann ich mir mehr Zeit für dich nehmen. Können wir um acht Uhr frühstücken oder ist das zu früh für dich? Ich komme zu dir ins Hotel, wir treffen uns dann im Frühstücksraum. Ich werde aber bestimmt schon um sieben in der Stadt sein.“

      „Abgemacht, dann um sieben. Je früher du anfängst, desto früher kannst du auch fertig werden, ja?“

      „Aber sicher. Zum Glück sind es nur noch wenige Stunden bis dahin. Aber die solltest du vielleicht schlafen, damit du morgen auch bei Kräften bist. Ich habe so das Gefühl, das wir morgen nicht zur Ruhe kommen werden. Denk dran, eiskalter Champagner und viele kleine Tröpfchen, die sich alle auf den Weg machen …“

      „Mh, ich möchte sie alle ablecken und schlucken! Gute Nacht, Rolf.“

      Damit legte sie auf. Sie konnte selbst kaum glauben, wie frech sie ihm gegenüber war. Ihn mit diesem Satz alleine zu lassen, war eigentlich Folter, zumindest wenn er auch nur ein wenig Fantasie hatte. Und dass er die hatte, hatte er ja mit seiner Vorstellung unter Beweis gestellt.

      Sie hatte sich den Wecker auf sechs Uhr gestellt, war unter die Dusche gestiegen, hatte sich die Haare gewaschen, dann schnell den Wetterbericht gehört und sich dem gemeldeten Sonnenschein und den Temperaturen um fünfundzwanzig Grad entsprechend für ein Kleid entschieden, das ihre immer noch schlanke Figur gut zur Geltung brachte.

      Vor allem betonte es mit seinem runden, weiten Ausschnitt ihre Brüste, die sie als einen ihrer Vorzüge empfand, da sie voll und rund waren, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, noch gut in Form, so eine richtige Handvoll, wie ihr Mann es früher manchmal ausgedrückt hatte. Das Kleid passte sich dem perfekt an. Ohne zu viel zu zeigen, ahnte man doch, was darunter war.

      Natürlich hatte sie die schönste Unterwäsche aus dem Koffer genommen, die sie dabei hatte und im Geiste vermerkt, dass sie sich heute nach etwas Gewagterem umsehen sollte. Sie trug zwar schon immer gerne Spitze und gab bereitwillig Geld aus für schöne Unterwäsche, aber die war doch eher zahm und nicht unbedingt zum Aufreizen gedacht.

      Punkt sieben Uhr war sie im Frühstücksraum. Sie wollte unbedingt sehen, wann er kam. Doch er überraschte sie, indem er schon an einem Tisch saß, die erste Tasse Kaffee schon halb leer getrunken. Er stand sofort auf, begrüßte sie mit einem Handkuss und schob ihr den Stuhl heran. Dann winkte er und zu Sophies Überraschung kam einer der Angestellten und brachte ihnen Leckerbissen vom Buffet.

      „Haben Sie noch andere Wünsche? Möchten Sie etwas Spezielles zum Frühstück?“

      So, sie siezten sich also hier – in der Öffentlichkeit sozusagen.

      „Danke, hier ist von allem etwas dabei.“

      Und als der Kellner wieder verschwunden war, fragte sie ihn: „Wie machen Sie das? Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man uns hier bedienen würde.“

      „Ich möchte nicht, dass Sie sich Ihr Frühstück zusammensuchen müssen. Sagen Sie einfach, was Sie möchten und es wird Ihnen gebracht.“

      Er wartete, bis sie sich ihr Brötchen bereitet und den ersten Schluck Kaffee getrunken hatte.

      „Haben Sie gut geschlafen?“, fragte er mit einem verführerischen Grinsen und funkelnden Augen.

      Sophie ließ sich Zeit und betrachtete ihn erst einmal in Ruhe. Er sah jetzt, bei Tageslicht, eher noch besser aus als gestern Abend bei der künstlichen Beleuchtung. Sein kantiges Kinn ließ ihn härter wirken, er hatte eine aristokratische Nase, ein paar Fältchen um die Augenwinkel, kräftige, aber gut getrimmte Augenbrauen. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten und wirkte weich und locker, so zufällig fallend, wie es nur ein sehr teurer Haarschnitt zustande brachte.

      Das Hervorragendste an seinem Gesicht waren die Augen: hell, von eher unbestimmter Farbe, blau-grau könnte man es nennen. Sie waren sehr ausdrucksvoll, was sie schon in der Nacht hatte feststellen können. Und sein Mund, der heute Morgen weicher wirkte, mit voller Unterlippe, die doch gar nicht so weich gewesen war bei seinem Kuss, war wunderschön geschwungen und versprach Sinnlichkeit.

      Er ließ ihre Betrachtung ruhig über sich ergehen und beobachtete ihre Reaktion auf ihn.

      Sie lächelte zurück und meinte mit neckendem Unterton: „Danke, sehr gut, wenn auch ein wenig zu kurz. Und Sie, sind Sie auch zur Ruhe gekommen?“

      „Nun ja, nachdem ich mich gegen die Ausführung per Hand entschieden habe, fiel es mir nicht leicht, einzuschlafen, aber ich denke, die Ruhe, die ich bekommen habe, reichte aus, um mich für einen anstrengenden Tag zu wappnen. Und immerhin habe ich die Erholung ja in Aussicht.“

      Sophie lächelte ihn nur an und fuhr sich mit einem Finger am Ausschnitt ihres Kleides entlang.

      „Ich muss leider gestehen, dass mir die Bemerkung, die Sie zuletzt machten, nicht nur erheblich zu schaffen machte und die Ruhe raubte, sondern mir auch eine Reihe von Bildern bescherte, die mich bis in meine Träume verfolgten.“

      „Ich hoffe doch, dass Ihre Träume Sie nicht dazu brachten, das zu beenden, was Sie sich vorher versagten. Sie versprachen mir, alles für mich aufzuheben. Ich hoffe, Sie erinnern sich noch daran.“

      „Ja, das tue ich. Aber ich denke, es ist das Beste, wenn Sie sich bereits heute Morgen einen ersten Eindruck verschaffen. Ich könnte Ihnen eine Probe auf Ihr Zimmer bringen. Dann können Sie den Rest des Tages schon einmal damit verbringen, sich auf die erschöpfendere Ausführung zu freuen. Es wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, wie ich Ihnen schon gestern versprach.“

      Sophie hielt den Atem an, ihr Herz klopfte so stark, dass man es sicher im Ausschnitt erkennen konnte.

      Er lehnte sich zurück. „Für heute Abend bitte ich, dass Sie sich genug Zeit nehmen, damit wir das Thema vertiefen können und ohne Zeitdruck über die gewünschte Ausführung entscheiden können. Vielleicht sollten wir ein Abendessen einplanen?“

      „Gerne, aber können Sie überhaupt schon eine genaue Uhrzeit benennen, wann Sie wiederkommen wollen?“

      „Nein, das kann ich nicht, aber es stehen mehrere zur Auswahl und ich denke, ich kann zu allen kommen, wie Sie es wünschen. Darf ich dann kurzfristig mit Ihnen Kontakt aufnehmen? Wir können auch den Ort des Treffens danach entscheiden, wo Sie sich gerade befinden, sobald ich zu Ihrer Verfügung stehe. Ist Ihnen das recht?“

      „Kann ich Ihnen bei der Beschleunigung Ihrer anderen noch anstehenden Arbeiten behilflich sein?“ fragte Sophie.

      „Danke, die Hoffnung auf die Fortführung der Verhandlungen mit Ihnen wird Ansporn genug sein. Ich bin guten Mutes, dass ich alle anderen anfallenden Arbeiten in Rekordzeit erledigt haben werde. Doch, wie ich schon sagte, gehört dazu auch, dass ich Ihnen bereits vorher eine Probe hinterlasse. Es wird mir einiges an Druck abnehmen, damit ich mich besser auf andere, wenn auch weniger wichtige Dinge konzentrieren kann.“

      „Aber wird es Sie nicht eher ablenken, wenn Sie die Probe bei mir abgeliefert haben und in der Folge an die Planung der eigentlichen Ausführung denken?“

      „Ich denke, dass die Erleichterung, die nötige Vorarbeit schon erledigt zu haben, überwiegt. Ich bin normalerweise für ausführliche Vorbereitungszeit, aber im Moment scheint mir die kurzfristige Einführung das Vielversprechendste.“

      Sie hatte zwischendurch zumindest einen Kaffee und etwas Obstsaft getrunken, sonst waren nur noch ein paar Schnitten Obst zwischen ihre Lippen gewandert. Diese Unterhaltung war selbst ein schönes Vorspiel. Sich Formulierungen zu überlegen, die für Außenstehende den Eindruck eines Geschäftsgespräches erweckten, war sehr anregend. Das Frühstück wurde weitgehend ignoriert. Aber was machte das schon, wenn man die Aussicht auf Sex hatte mit dem bestaussehendsten Mann in ganz Berlin?

      Sie stand mit einer Bewegung auf. „Bitte zeigen Sie mir Ihre Probe, ich habe keine Lust mehr auf Frühstück.“

      Lust hatte sie viel mehr auf


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