Schwesterkomplex. Mandy Hopka

Schwesterkomplex - Mandy Hopka


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oder an meine Brust, aber lass sie nicht einfach da herumhängen.“ Widerwillig legte ich ihm meine Hände um den Hals. „Zufrieden?“ Ich wollte nicht mehr mit ihm tanzen. Bilder von ihm und meiner nackten Schwester blitzten immer wieder vor meinem inneren Auge auf. Ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, es zu genießen. Ganz im Gegenteil, würde ich ihm zeigen, wie abgeneigt ich von ihm war.

      Wir bewegten uns langsam und seine Hände strahlten eine Hitze aus, die mir eine Gänsehaut verpasste, trotzdem es in diesem Raum aufgrund der vielen Menschen bereits ziemlich schwül geworden war. Eine Hand löste sich von ihrem Platz und strich über meinen Rücken. Ich sah, wie die Leute uns beobachteten. Na klasse! Als ob ich nicht schon angespannt und nervös genug war. Ich wollte nicht zum Gesprächsthema der Maße werden. Es wäre mir lieber, wenn sie mich einfach nicht beachten würden. Aber bei diesem Mann kein Wunder. „Sie mich an.“ Durch seine sinnliche stimme angelockt, tat ich ihm den Gefallen. Verdammt, ich wollte ihm nicht so gefügig sein. „Hören sie auf, mir befehle zu erteilen. Das können sie mit meiner Schwester machen, aber sicher nicht mit mir“, brachte ich heißer hervor, da mir sein begehrender Blick erneut den Atem raubte. Ich wollte mich nicht mehr von diesem Mann unterkriegen lassen und hielt den Augenkontakt aufrecht, während wir uns bewegten. Er war nicht meine Liga. Und das nicht nur, weil er Reich und gutaussehend war. Ich war ein Mensch, der liebe wollte, er wollte lediglich eine schnelle Nummer schieben. Vielleicht würde man mich ja heutzutage verklemmt oder prüde nennen.

       „Ich habe nichts mit deiner Schwester.“

       „Wer’s glaubt!“, rief ich ungläubig. „Warum dann dieser ganze Aufwand?“

      „Ich verspreche mir viel von ihr. Meinem Onkel gehört die Universität an dem sie studierte und er hat sie mir empfohlen.“

       „Es gibt da draußen viele Anwälte. Und sie alle haben bei weitem mehr Erfahrung wie Jess. Halten sie mich nicht für dumm.“ Meine Stimme war feindselig, allerdings schien ihn das kalt zu lassen. „Ich halte dich sicher nicht für dumm. Ich kann kaum glauben, dass du ihre Schwester bist.“

       „Warum?“, begann ich wütend. Er konnte ja nicht wissen, dass dies genau mein wunder Punkt war, in dem er nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend herumstocherte. „Weil ich mir weniger Make-up ins Gesicht schmiere? Mein Körper nicht so perfekt ist wie ihrer? Ich nicht studiert habe? Warum müssen mich immer alle mit ihr vergleichen!“ Wütend blickte ich zur Seite. Ich wollte weg von ihm. Diesem Mann, der mir all das zeigte, was ich niemals haben konnte. Diese wunderbaren Gefühle in mir waren so verschwendet an diesem Mann. Er spielte mit mir und ich spielte mit, sehr klug von dir Jane! Er hatte meine Schwester flachgelegt! Also hör auf, so auf ihn zu reagieren!, tadelte ich mich selbst. Ich hasste es, dass ich diese Gedanken und wünsche nicht vertreiben konnte, in denen er mich bei weitem mehr berührte, als in diesem Augenblick. Ich brauchte frische Luft, kaltes Wasser, irgendwas, um meinen Körper zu beruhigen. Aber dafür, musste er mich erst einmal loslassen. Dafür, musste dieses Lied endlich ein Ende finden. Ich blickte mich erneut um, um zu sehen, ob die anderen uns noch immer so beobachteten. Jessicas Blick war vernichtend. Oh ja, sie war wütend. Konnte ich denn bitte was dafür? „Also, das war eigentlich nicht das, was ich hatte sagen wollen. Ich für meinen Teil finde dich bei weitem Attraktiver als deine Schwester. Und was deinen Körper angeht …“ Ich konnte nicht lange über diese Attraktivität Lachen, denn ohne Vorwarnung schob er seine Hand nach unten und schmiegte sie an meinen Hintern. Geschockt und zugleich elektrisiert von dieser schamlosen Berührung, schnellten meine Augen wieder zu ihm, wurden von Verlangen verschlungen, die in den seinen loderte. Dieser Mann war auf keinen Fall harmlos und ich glaubte, dass er mich dies auch spüren lassen wollte. Er sprach es nicht aus, sondern zeigte es mir. Mit seinem Blick, seiner Stimme, seiner Haltung und den Dingen, die er tat, um mich wohl zu verführen. Dieser Mann war gefährlich heiß und ich würde mir an ihm die Finger verbrennen, wenn ich noch weiter mit ihm gehen würde. Er war nicht meine Liga. Er war nicht der Mann, den ich wollte.

      Der Druck seiner Hand wurde intensiver, als er seinen Satz beendete, den ich schon komplett vergessen hatte. „Finde ich ihn einfach nur perfekt. Nicht jeder Mann steht auf Knochen ohne kurven.“ Ich konnte nicht mehr antworten. Ich spürte jeden Zentimeter seines Körpers an dem meinen. Da war kein Platz mehr zwischen uns, keine Lücke. Alles berührte sich. Was waren das nur für dumme Gefühle, die in mir aufkamen! Warum begannen meine Beine nur so zu zittern! Das durfte einfach nicht sein. Nicht bei ihm. Nicht bei dem Mann, der mit meiner Schwester schlief!

      Wann hatte sich das Lied geändert?

       „Das müssen sie ja am besten wissen! Immerhin kennen Sie den Körper meiner Schwester wohl besser als ich.“ Ich stieß mich von ihm und stürmte davon. Egal wohin, nur weit, weit weg von diesem Unheilvollen Perversling.

      2

      „Sag mal, geht’s noch?“ Missmutig verzog ich das Gesicht. Eine halbe Stunde war ich draußen im Schein der Laternen umhergelaufen, bis sich mein Körper beruhigt hatte und mir kalt geworden war, da ich meine Jacke oben liegengelassen hatte. Ich war so verdammt wütend auf ihn, hatte vor mich hin geflucht und mich gefragt, wie man nur so dreist sein konnte. So anmaßend ohne dabei schmierig oder widerlich rüber zu kommen. Jetzt, keine 3 Minuten nachdem ich das Gebäude wieder betreten hatte, baute sich meine Schwester in der Eingangshalle vor mir auf, als wäre sie Hulk. Wenn sie mit mir kämpfen würde, könnte ich mit Leichtigkeit ihren zierlichen Körper zu Boden werfen. Immerhin arbeitete ich schwer und trug schweres Zeug durch die Gegend, während sie… Na ja, ihren Stift in der Hand halten konnte. Im Gegensatz zu mir, war sie schwach und das wusste sie auch, immerhin war sie nicht dumm. Aber aus diesem Alter waren wir heraus. Heutzutage lieferten wir uns Wortgefechte.

      „Was habe ich denn nun schon wieder gemacht?“, fragte ich sie und warf kapitulierend die Hände in die Luft.

      „Was du gemacht hast? Ist er nicht eine Nummer zu groß für dich?“ Ach, es ging um ihren Chef. Hätte ich mir denken können.

      „Was willst du, Jess? Ich habe sicher nicht mit ihm Tanzen wollen. Er war derjenige, der zu mir kam, klar. Vielleicht solltest du ihn enger an die Leine nehmen.“ Wirklich, ihre Eifersucht war mir sowas von egal. Und vor allem lächerlich! Als würde dieser Kerl mich auch nur im Geringsten tatsächlich begehren. Keine Ahnung was mit dem nicht stimmte. Vielleicht hatte er sich einen Witz daraus gemacht oder einfach nur zu viel getrunken. Zumindest war das die einzige Erklärung, die mir draußen eingefallen war.

      „Du hast also auch nicht gewollt, dass er deinen fetten Arsch begrapscht? Lass die Finger von ihm. Du hättest bei ihm ohnehin nie eine Chance.“ Überheblichkeit spiegelte sich in diesen kalten und düsteren Augen wieder. „Wenn das einzige, was du mir zu sagen hast, Beleidigungen sind, Jess, dann beeil dich, ich würde nämlich gern wieder an meinen Platz zurück.“ Im Nachhinein gesehen, hatte ich vielleicht doch etwas überreagiert. Ich hätte cooler bleiben, ihm eine Ohrfeige verpassen sollen oder ähnliches aber nein! Ich musste ja wieder eine Szene machen und wie Cinderella bei Mitternacht aus dem Saal stürmen! „Herr Blake ist ein Edelmann. Ein Geschäftsmann, der weiß, was er will. Er ist vielleicht erst 30, aber das zeigt nur, wie kämpferisch er ist. Er ist ehrgeizig und eine unglaublich, inspirierende Person für mich. In so jungen Jahren schon so viel erreicht zu haben, ist unglaublich und beeindruckend, oder nicht?“ Da hatte sie recht, dies beeindruckte auch mich. Ich musste gestehen, ihn für älter gehalten zuhaben. Nicht viel aber jedenfalls über 30 nicht Anfang. „Du bist nur halb so engagiert wie er. Nur halb so entschlossen und energisch, etwas aus deinem Leben zu machen. Wahrscheinlich wirst du immer nur eine Kleinstadtfrau bleiben ohne Ziele im Leben. Grau und leicht zu übersehen.“ Stolz hob sie ihr Kinn und streifte sich eine Strähne aus ihrem Gesicht, welche sich scheinbar aus ihrer Frisur gelöst hatte.

      „Du kannst mich mal, Jess. Und er im Übrigen auch! Von mir aus, könnt ihr beide machen, was immer ihr wollt. Aber immer schön Verhüten große Schwester, nicht das du noch Schwanger von ihm wirst. Wobei … so kommst du schneller an seine Kohle.“ Empört blickte sie auf mich, da sie dank ihrer High Heels – die locker 20 Zentimeter überschritten, ein wenig größer war als ich. Ich lachte belustigt. Vielleicht auch ein klein wenig böse. „Komm schon“, ich machte einen Schritt auf sie zu, stellte mich neben


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