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kugelförmiges Gemisch aus Nahrung und Speichel, das vom Körper als „schluckbar“ erkannt wird. Ist dieser Bolus geformt, wird er auf die Zunge gelegt, die ihn dann nach hinten in Richtung Rachen transportiert.

      In der Regel schafft es unser Körper, aus jeder aufgenommenen Nahrung einen Bolus herzustellen, den wir als so angenehm empfinden, dass wir ihn schlucken können. Die letzte „Entscheidung“ hierzu findet in der nächsten Phase des Schluckaktes statt:

       Die pharyngeale Phase

      Auch diese Phase ist nach dem Ort, in der sie stattfindet, benannt: dem Rachen, griechisch „Pharynx, “. Ab hier, so könnte man meinen, beginnt das eigentlich Schlucken – oder auch nicht. Wie erwähnt, kommt es zunächst zu der Entscheidung, ob der Bolus geschluckt wird oder nicht. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab:

       Hat der Bolus tatsächliche eine angenehme Form?

       Ist der Bolus tatsächlich klein genug?

       Schmeckt mir die Nahrung wirklich?

       Ist die Nahrung womöglich giftig?

      Hierbei spielen sensorische Fähigkeiten eine Rolle, die sich sowohl um äußere (Größe und Form) als auch um innere Definitionen der Nahrung (Geschmack, Verträglichkeit) kümmern müssen. Der Körper muss fühlen und schmecken, ob er den Bolus schlucken kann und darf. Er tut dies, indem er zunächst die Zunge befragt: Ihre Geschmacksknospen werden mitteilen, ob die Nahrung verträglich ist, ihre Fähigkeit, Formen zu ertasten, teilt mit, ob der Bolus wirklich angenehm geformt ist.

      Sie merken schon: Die Zunge soll mehrmals den Bolus kontrollieren. Bereits vorher hat es den Anschein, als habe sie das „Ok“ gegeben, die Nahrung zu schlucken, warum soll sie dies jetzt also nochmals überprüfen? Der Grund ist, dass der Körper dem Verstand nicht vertraut. Während die orale Phase noch bewusst abgelaufen ist (wir können die Phase selbst steuern: beginnen, unterbrechen und abbrechen) kommen nun die Reflexe, also die unbewussten Vorgänge des Schluckaktes ins Spiel. Die bewusste Entscheidung, dass wir einen Bolus schlucken wollen, kann an dieser Stelle unbewusst revidiert werden. Wenn wir z.B. aus Zeitmangel beim Essen hetzen und zu große Stücke schlucken wollen, wehrt sich unser Körper dagegen. Sind wir gesund, werden wir ihn zwar meist dazu bringen, diese Stücke trotzdem zu schlucken, es findet aber unter sehr großer Anstrengung statt.

      Lassen wir unseren Körper agieren, wie er will (was meist bedeutet: wie es für ihn am besten ist), entscheidet er mithilfe der Zunge und des im Rachen angebrachten Zäpfchens (als „letztem Wächter“), ob ein Bolus geschluckt wird oder nicht. Je nach Entscheidung werden der Schluck- oder der Würgereflex in Gang gesetzt. Wird der Würgereflex aktiviert, kommt der Bolus erneut in den Mundbereich, sodass wir unser Vorgehen überdenken und verbessern können. Sobald der Schluckakt aktiviert wird, können wir den Vorgang nicht mehr bewusst steuern.

      Wo genau die beiden Reflexe ausgelöst werden, ist bei jedem Menschen verschieden. Während manche Menschen schon spätestens beim Putzen der hinteren Zähne Probleme haben, nicht zu würgen, können Schwertschlucker beide Reflexe komplett unterdrücken.

      Nach Aktivierung des Schluckreflexes findet einer der, wenn nicht sogar der komplexeste Vorgang im menschlichen Körper statt. Viele verschiedene Muskeln arbeiten zusammen, um die Nahrung sicher in die Speiseröhre zu befördern und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Atemwege vor der Nahrung geschützt sind. Was ist hierzu alles nötig?

      Zunächst muss die Nahrung in Richtung der Speiseröhre bewegt werden. Damit sind die Zunge, das Gaumensegel und die Rachenhinterwand beschäftigt: Während die Zunge die Nahrung immer weiter nach hinten schiebt, hebt sich das Gaumensegel, sodass der Durchgang in den Nasenraum verschlossen wird. So gelangt die Nahrung immer weiter in den Rachenraum. Hier schiebt sich nun die Rachenhinterwand nach vorne. Während die Zunge sich weiter nach hinten schiebt, treffen sich die beiden über der Nahrung, um sie gemeinsam nach unten (also in Richtung der Speiseröhre) zu schieben.

      Von vorne betrachtet liegt die Speiseröhre direkt hinter der Luftröhre. Da für den Körper über den Tag betrachtet das Atmen die vorrangige Aktivität ist, ist in der Regel die Luftröhre geöffnet, während die Speiseröhre nur zum Schlucken geöffnet wird. Dieser Vorgang ist Aufgabe des Kehlkopfes. Da dieser aber relativ fremdbestimmt ist, ist es genau genommen die Aufgabe der gesamten Halsmuskulatur: angefangen von der Kiefer- und Zungenmuskulatur bis hinunter zur Muskulatur, die am Brust-, Schlüssel- und/oder Schulterbein ansetzt. Alle zusammen halten den Kehlkopf in seiner Position oder bewegen ihn. Beim Schluckvorgang wird der Kehlkopf nach vorne und oben bewegt. Diese Bewegung wird durch das Zungenbein ermöglicht, das – ebenso nur von Muskeln in der Position gehalten – für eine Änderung der Zugrichtung der Muskulatur sorgt.

      Die beiden Bewegungsrichtungen haben folgende Wirkung: Bewegt sich der Kehlkopf nach oben, schiebt er sich gegen den Kehldeckel, der ihn somit verschließt. Der Kehlkopf ist dicht und damit die Luftröhre gesichert. Die Bewegung nach vorne öffnet die Speiseröhre. Der obere Schließmuskel der Speiseröhre (oberer Ösophagussphinkter) wird gleichzeitig entspannt, wodurch die Öffnung überhaupt erst möglich wird.

      Durch diesen komplexen Bewegungsablauf, der innerhalb von Sekundenbruchteilen abläuft, kann die Nahrung in die Speiseröhre gelangen. Hier beginnt die letzte Phase des Schluckaktes:

       Die ösophageale Phase

      Die Speiseröhre (griechisch „Ösophagus, “) besteht aus Ringmuskeln. Diese werden in peristaltischen Wellen bewegt, sodass die Nahrung in den Magen geschoben wird.

      Auch dieser Vorgang entzieht sich unserem Bewusstsein und läuft automatisch ab. In der Regel spüren wir auch sehr wenig davon. Lediglich an zwei besonderen Engstellen können wir spüren, wo sich die Nahrung befindet (v.a. wenn der Bolus doch einmal zu groß geraten ist): an der Stelle, wo der Aortenbogen die Speiseröhre kreuzt, und beim Eintritt der Speiseröhre in den Bauchraum, wo sie das Zwerchfell durchqueren muss. Ansonsten verläuft der Nahrungstransport meist relativ unbemerkt von unserem Bewusstsein.

      Ist die Nahrung durch diese drei Phasen hindurch im Magen gelandet, war der Schluckakt erfolgreich.

      2. Die Störung

      Der Begriff Störung ist relativ, jeder versteht darunter etwas anderes. Während der eine von einer Verkehrsstörung erst bei 20km Stau spricht, meint der nächste schon die Ampel, die „immer auf Rot“ steht. Gemeinsam ist beiden Ansichten, dass im Straßenverkehr etwas nicht so funktioniert, wie es ideal wäre.

      So ist es bei jedem Aspekt unseres Lebens, bei dem wir von einer Störung sprechen. Etwas funktioniert nicht ideal, nicht so, wie wir uns das vorstellen, so, dass es uns stört – so, dass es gefährlich für uns wird. Dies ist jeder Störung gemeinsam. Unterschiedlich ist, woher die Störung kommt und wie sie uns beeinträchtigt.

      3. Zusammenführung: Schluckstörungen

      Genauso ist es auch bei Störungen die „das Schlucken“ betreffen. Es gibt unterschiedliche Gründe, unterschiedliche Schweregrade und somit unterschiedliche Formen und Grade der Beeinträchtigung.

      Das Schlucken besteht – wie beschrieben – aus unterschiedlichen Phasen. Jede dieser Phasen kann in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Folgen gestört sein.

      Störungen in der oralen Phase sind meist sehr einfach von außen erkennbar. Betroffene kauen sehr lange, weil sie die Nahrung nicht gut zerkleinern können. Nahrung läuft aus dem Mund heraus, weil die Lippenmuskulatur nicht gut genug funktioniert und der Mund nicht komplett geschlossen werden kann (wenn Betroffene diese Muskelschwäche durch „geschicktes Kauen und Verschieben der Nahrung“ kompensieren, schmatzen sie lediglich). Auffällige Bewegungen der Muskulatur zeigen eine große Anstrengung beim Transport der Nahrung nach hinten. Sehr schweres Schlucken kann auf schlechtes Kauen oder zu geringe Speichelproduktion schließen lassen …

      All diese Störungen


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