Die verschleppte Prinzessin. Mandy Hopka

Die verschleppte Prinzessin - Mandy Hopka


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Leben kamen. Seither wurde spekuliert, ob er deshalb die Wahl verloren hatte. Er und Jansen lieferten sich eine Schlammschlacht in der Politik und selbst ein Jahr nach der Wahl, kehrte einfach keine Ruhe in den heiligen Hallen der Regierung ein.

      Ahrens ließ mich nicht aus den Augen, wohl ebenso wie seine beiden Bodyguards. Einer an der Tür, der andere dicht neben ihm. Kein Problem für mich, sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, allerdings bezweifelte ich, dass Ahrens seinen 5000 € Anzug beschmutzen wollte.

      „Ich habe ein Angebot für Sie. Gäbe es die Möglichkeit unter vier Augen zu reden.“ Ein Angebot von einem Politiker. Das mein Ruf mir so weit vorauseilt, hatte nicht einmal ich gewusst. Ich blickte zu Bart, der Ahrens musterte. „Das Spiel ist vorbei. Ich denke, es wäre besser für euch zu gehen.“ Er blickt auf sein Geld. Jetzt war es meines. „Damit wir uns verstehen, ich gehe nicht wegen dir. Aber mit einem Politiker werde ich mich nicht anlegen“, erklärte er sich und erhob sich. „Ich hatte damals echt für sie gestimmt. Mein Etablissement wird immer eine offene Tür für sie haben.“ Ahrens beachtete ihn nicht und so bewegt Bart seinen fetten Arsch um ihn herum zur Tür. Die anderen beiden schlichen stumm und voller Ehrfurcht aus dem Raum.

      Dann waren wir allein.

      Ahrens setzte sich mir gegenüber.

      „Also was kann ich für Sie tun?“ Egal was es war, ich würde eine Menge Geld dafür verlangen. Eine halbe Million vielleicht? Vielleicht würde dies sogar mein letzter Auftrag werden. Ich roch bereits das Geld und die damit verbundene Freiheit. „Es geht um dieses Mädchen.“ Er ließ ein Foto über den Pokertisch gleiten. Ich nahm es in die Hand, drehte es auf die richtige Seite und musterte das Bild. „Mädchen?“ Beim Anblick dieser perfekten Kurven war diese eher eine Frau. Ihr Haar war lang und nicht blond und nicht rot, fast roséfarben. Hatte ich so etwas schon einmal gesehen? Konnte diese Farbe natürlich sein? Helle blaue Augen strahlten in die Kamera, die von ihrem warmen Lächeln verschlungen wurden. Ihre Figur ließ wohl jeden Mann schwach werden, aber das war es nicht, was mich beeindruckte. Es war ihre Ausstrahlung. Ihr fröhliches, ja fast schon reines Lächeln. Als wäre sie ein Engel. Was sollte sie getan haben, dass ihren Tod rechtfertigte? „Erkennen Sie sie?“, fragte Ahrens mich. Fragend wandte ich mich wieder ihm zu. „Ich bin mir sicher, so ein Gesicht hätte ich mir gemerkt.“ Ich ließ das Bild sinken und nahm eine zweite Zigarre aus meiner Schatulle. „Das ist Isabella Jansen. Die Tochter von Andreas Jansen.“ Ich sog kräftig und inhalierte den Rauch, bevor ich antwortete. War das sein ernst? „Sie erwarten von mir, dass ich die Tochter des Präsidenten ermorde?“

      „Nicht ermorden. Entführen.“ Meine Augen verengten sich. „Ich bin kein Entführer. Ich töte. Lassen Sie das ihre Leute erledigen.“ Ahrens strich sich mit den Fingern über sein Kinn. Anzeichen für Nervosität. „Isabella wird streng bewacht. Es gibt niemanden, der besser dafür qualifiziert wäre, als sie es sind. Manche sagen sie seien der Schatten selbst. Ich brauche Isabella und ich will Sie dafür, ganz egal, wie viel Geld sie von mir verlangen.“ Was wollte Ahrens nur von dieser jungen Frau? Ich blickte unbewusst erneut zu dem Foto hinunter. Wie alt war sie? 25 vielleicht? Ich stellte nie fragen aber das hier verlangte danach. „Warum soll ich sie entführen, anstatt zu töten?“ Wieder diese nervöse Reaktion. Scheinbar hielt er sich nicht oft in diesen Gegenden auf, was ihn wohl verunsicherte. Vermutlich war es auch der Respekt mir gegenüber. „Ich weiß, dass ihr Vater meine Frau und meine Tochter ermorden ließ. Ich will mein Geständnis, aber ich bin nicht wie er. Ich will, dass dieser Mistkerl für den Rest seines verfluchten Lebens im Knast verrottet!“

      „Und sie denken, sie können ihn damit erpressen? Mit dem Leben seiner Tochter? Damit bringen Sie sich selbst in den Knast.“

      „Im Zweifel steht es immer für den Angeklagten. Wie ich die Erpressung zustande bringe, sollte sie nicht interessieren. Ihr Job ist es, die Kleine in die Finger zu bekommen. Alles Weitere erledige ich schon selbst.“

      „Und dann?“ Provokant blies ich den Rauch in den Raum. Er unterdrückt seinen ekel sichtlich. „Ein Wagen wird sie beide zu meinem Privatjet bringen. Von dort aus fliegen sie auf eine private Insel im Mittelmeer. Dort werden sie beide sicher sein, solange wie die Erpressung läuft. Sehen Sie es als einen gut bezahlten Urlaub an. Immerhin herrschen dort derzeit gute 27 bis 30 Grad.“ Meine Limousine, mein privates Flugzeug, meine private Insel. Ich hasste diese Menschen wirklich. Ich wusste nicht, was ich von Ahrens halten sollte, ebenso wenig von diesem Angebot. Ich hatte noch nie jemanden entführt. Ich nahm die Aufträge an, führte sie aus und nahm das Geld entgegen. Das war sauber und unkompliziert. Aber das hier war mir zu hoch. Zumal es sich um niemand Geringeres, als die Prinzessin des Präsidenten handelte. Allein das Anwesen, auf dem sie lebte, wurde strenger überwacht, als das Gefängnis. „Ich stehe nicht auf Entführungen, tut mir leid. Wenn ich mal jemanden für die umbringen soll, kommen sie gern wieder.“

      „Ich zahle ihnen eine Million. In weniger als einem Monat könnten sie Millionär sein und dafür brauchen Sie nur das Mädchen auf diese Insel zu verfrachten und darauf zu achten, dass sie keinen Mist baut.“ Eine Million? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Jansen soll also seine Familie ermordet haben? War es also doch kein normaler Unfall, wie sie es in den Medien behauptet hatten? Hatte er wirklich ein Kind ermordet, nur damit er die Wahl gewann? Eigentlich interessierte ich mich herzlich wenig für die Wehwehchen der Reichen aber eine Million! Das war schon eine Überlegung wert.

      „Diese Insel verfügt über einen Swimmingpool, eine Bar und Lebensmittelvorräte für gut ein halbes Jahr. Zur Unterhaltung werden Sie sicherlich auch etwas finden. Es gibt nichts, worauf sie verzichten müssten, außer natürlich dem Internet. Ich habe gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.“

      „Und wie sollen wir wieder von dort wegkommen?“ Seine Nervosität schien mit meinem Interesse zu sinken, auch wenn er sichtlich zu schwitzen begann. Sein schöner Anzug …

      „Nachdem Jansen gestanden hat, werde ich sie beide wieder abholen lassen. Mein Flugzeug wird sie beide dort absetzen und auch wieder zurückfliegen. Dann kann sie wieder in ihr Luxusleben zurückkehren und Sie können mit ihrer Million machen, was immer Sie wollen.“

      „Ich will das Geld und einen neuen Pass. Einen, bei dem selbst die Ausländerbehörde nicht nachvollziehen kann, dass ich jemals jemand anderes war.“ Ahrens lächelte zufrieden. Tat ich hier wirklich das Richtige? Eine Frau zu entführen, war nicht meine Art. Außerdem war sie unschuldig. Ich tötete lieber die reichen Egoisten, die sich ohnehin für niemand anderes außer sich selbst interessierten. Ja, es hatte sogar mal eine Zeit gegeben, wo ich diesen Job gern ausführte. Hatte mich gefühlt, als wäre ich Robin Hood, nur die abgefuckte Variante davon.

      „Das bekommen wir hin. Sagen Sie mir nur, welche Staatsangehörigkeit und welchen Namen sie wollen.“ Ich ließ meine Zigarre erneut sinken. Blickte erst zu ihm und dann auf das Gesicht dieser Frau. Sie würde lebend wieder zu ihrer Familie zurückkehren, dafür würde ich sorgen und danach wäre ich ein freier Mann. Allerdings war diese ganze Angelegenheit mehr als nur riskant. Ich würde auf der Insel festsitzen, mit einem quengelnden Prinzesschen, und wenn die Bullen Ahrens hochnehmen, wäre ich dran. „Okay. Dann erklären sie mir jetzt mal genau, wie das alles ablaufen soll. Ich will jedes Detail wissen. Dann kommen wir vielleicht ins Geschäft.“

      Kapitel 1

      „Du siehst so wunderschön darin aus“, rief meine Mutter stolz und begutachtete mich mit leuchtenden Augen. „Es sieht doch fast genauso aus wie das Kleid von Prada Mutter!“, maulte ich und verdrehte die Augen. Das war nun schon das fünfte Kleid an diesem Abend, in welches ich mich quetschen musste. Ich hasste dieses riesige, pompöse Ballkleid, in dem ich mich fühlte wie Cinderella. Mit 10 hätte ich das vielleicht noch schön gefunden aber nicht mit 22! „Wir brauchen noch Schuhe für dich, ach du lieber Himmel, eine Tasche hast du auch noch nicht.“ Ganz dem Aufbruchsstress verfallen verschwand sie in dem riesigen, fast schon endlosen Ankleideraum. Gott war ich froh, wenn ich diesen Abend hinter mich gebracht hatte. Ich drehte mich mit diesem riesigen Kostüm und fragte mich wirklich, wie ich durch die Türen kommen sollte, so groß, wie dieser Reifrock war. Als ich die Schuhe sah, die meine Mutter anschleppte, müsste ich wohl eher froh darüber sein, wenn ich diesen


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