Die verschleppte Prinzessin. Mandy Hopka

Die verschleppte Prinzessin - Mandy Hopka


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bist die Tochter des Präsidenten, du musst schön an diesem Abend aussehen. Viele hochrangige Gäste werden da sein. Auch jüngere“, meinte sie mit einem Augenzwinkern. Ehe ich so einen aufgeblasenen, verweichlichten Snob heiraten würde, würde eher die Hölle zufrieren, dachte ich, behielt meine Worte aber für mich. Widerwillig nahm ich die Schuhe entgegen und schlüpfte hinein, ließ mein Kleid wieder sinken und riss meiner Mutter die Clutch aus der Hand. Höchstwahrscheinlich war auch diese von Valentino oder Stella McCartney oder von wem auch immer. Alles nur Namen von unbedeutenden Personen. Von dem ganzen Geld, welches ich an mir trug, könnte man ein Jahr lang eine sechsköpfige Familie ernähren! Oder alle afrikanischen Kinder impfen.

      „Na da sind ja meine beiden Lieblingsfrauen.“ Mein Vater kam durch die Tür geschlüpft und umarmte meine Mutter herzlich. „Mister President“, rief ich und machte einen vornehmen Knicks. Seitdem er gewählt worden war, nannte ich ihn öfters so. Ich war stolz auf ihn. Ja, ich hasste mein neues Leben als Präsidententochter, aber ich war stolz auf meinen Vater. Er hatte jahrelang um diesen Posten gekämpft und meine Mutter und ich hatten ihn immer unterstützt. Zu schade, dass das ganze Geld meiner Mutter langsam aber sicher zu Kopf stieg. Früher hatte sie sich so wie ich nichts aus diesen Namen und Marken gemacht. Aber heute würde sie wohl nie wieder einen H&M oder C&A betreten. Aber man konnte seine Eltern eben nur lieben. Erst recht, wenn man 21 Jahre lang ein normales Leben geführt hatte.

      „22 Jahre und du wirst immer noch von Tag zu Tag schöner.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und legte seine Arme um mich. „Kommt jetzt, der Wagen wartet.“ Wenn er doch nur wüsste, dass ich bei diesem ganzen Theater nur seinetwegen mitspielte …

      Wie jedes Mal musste ich erst einmal tief durchatmen, bevor ich aus diesem Wagen stieg und das grelle Blitzlichtgewitter folgte. Mein Vater reichte mir seine Hand und ich hakte mich bei ihm ein. Zu dritt liefen wir über den roten Teppich des Opernballs. Ich lächelte, so gut ich eben konnte, während meine Mutter diese Aufmerksamkeit sichtlich genoss und mein Vater herzlich lächelnd den Fotografen zuwinkte. Dies war eines der Gründe, weshalb er gewällt worden war. Er zeigte seine herzliche Seite auch den normalen Bürgern. Er war ein guter Mensch, nicht abgehoben oder egoistisch. Er setzte sich für die Schwachen ein und bemühte sich darum, gerecht zu handeln.

      Ich musste mich anstrengen, um nicht zu blinzeln. Immer nett lächeln, einen Fuß vor den anderen setzen und hoffen, dass alles schnell vorbei ging. Das waren die Überlebenstaktiken einer Präsidententochter.

      Wie so oft gab es teuren Champagner, die Reichen Gäste unterhielten sich in gekünstelten und unechten Diskussionen über Gott, Geld und die Welt. Es dauerte Stunden, bis ich mich aus diesem Meer von unechten Gefühlen und Gerede loseisen konnte und auf den Balkon flüchtete. Ich schloss die großen Flügeltüren, hinter dem die Musik fast verstummte. „Meine Güte!“, fluchte ich und atmete tief die abendliche Sommerluft ein. Manchmal wünschte ich mir wirklich mein altes Leben zurück. Erst recht, wenn ich hinter mich blickte und sah, dass meine beiden besten Freunde wieder hinter der Balkontür standen und sie streng bewachten. Ich hatte sie liebevoll Tom und Jerry getauft. Seit dem Vater zum Präsidenten gewählt worden war, waren diese beiden Muskelmänner meine ständigen Begleiter. Ein Wunder, dass sie mir nicht auf die Toilette folgten und vor meinem Bett wachten, während ich schlief. Vielleicht war Vater auch nur so überfürsorglich nach dem Tod von Karin und Lena Ahrens, der Familie seines Konkurrenten. Aber der tot lauerte an jeder Ecke. Ich konnte selbst an meinem Handy sterben, welches ich nun aus meiner Tasche zog, um meinen Freunden mitzuteilen, dass der Plan ohne Probleme ablief. Wenigstens zur Uni konnte ich normal gehen. Auch, wenn Tom und Jerry selbst vor dem Gebäude auf mich warteten. Natürlich mit einem schicken schwarzen Angeberwagen. Glücklicherweise wurde ich nicht als Präsidententochter geboren und hatte so zum Glück gute Freunde, die sich mit meinem neuen Leben arrangiert hatten. Natürlich studierte ich Politikwissenschaften. Leider hatte ich darauf so überhaupt keinen Bock. Allerdings war die Angst davor, meine Eltern zu enttäuschen, zu groß. Ich war ein Einzelkind. Ihr Lieblingskind. Ihr kleines Mädchen. Ich konnte sie einfach nicht enttäuschen. Ich blickte auf die Uhr meines Handys. Noch etwa eine halbe Stunde und dann könnte ich von hier verschwinden. Ich verstaute mein Handy wieder in der Tasche, da ich Vater nicht in ein schlechtes Licht rücken wollte, indem ich wie eine abhängige hier draußen vor meinem Smartphone hing. Okay, ehrlich gesagt hatte ich mehr Angst auf dem Titelbild einer Klatschzeitschrift zu landen als alles andere. „Auf in die Hölle“, sagte ich zu mir selbst und ließ Jerry mir die Tür öffnen.

      Meine Mutter stand bei irgendeinem Mann, den ich nicht kannte. Neben ihm höchstwahrscheinlich sein Sohn. Als ich zu ihr trat, erkannte ich Erik Langenhorn. Er war ein ausgezeichneter Polospieler, auch wenn ich mich dafür ebenfalls überhaupt nicht interessierte. Dann war das also sein Vater, von dem er mir schon so viel berichtet hatte. Er konnte ihn tatsächlich nicht verleugnen, so ähnlich wie die beiden sich sahen. „Isabella, ich habe gehofft dich hier zu treffen“, begrüßte er mich und … gab er mir tatsächlich gerade einen Kuss auf meinen Handrücken?

      „Hallo Erik“, brachte ich heraus und hoffte, dass meine, zu einem Lächeln verzogenen Lippen, noch mehr Wörter formen konnten. „Ich habe dich beim letzten Spiel vermisst.“

      „Ja ich war leider verhindert.“ Leider war ich mit meinen Freunden unterwegs gewesen. „Lassen wir doch unsere Kinder allein.“ Meine Mutter lächelte mich zuckersüß an, während ich sie in meinem Kopf anschrie, dass sie mir das nicht antun konnte. Erik nahm einen Schluck aus seinem kunstvoll verzierten Champagnerglas und redete minutenlang vom Polo, seinem stolzen 50.000 € Pferd und natürlich dem preisgekrönten Gestüt seines Vaters. Da lag unsere einzige Gemeinsamkeit. Ich wollte keine Politikerin werden und Erik das Gestüt nicht leiten, sondern in einer entfernten Zukunft ein erfolgreicher Polospieler sein. Ich hörte ihm gar nicht wirklich zu und gab mein Bestes, irgendwie interessiert zu wirken. Nicht mehr lang, dann konnte ich gehen ... Bald hatte ich das ganze Theater hier hinter mir. Gedanklich schon bei dem Konzert, auf dem ich später sein würde, ließ ich meine Blicke über den Saal schweifen. Die Klänge von Violinen und einem Piano tauchten den Raum in eine märchenhafte Atmosphäre. Natürlich im Zusammenspiel mit dem kunstvollen und altertümlichen Innenleben dieses Saales und den Frauen in ihren pompösen Kleidern. Die Pärchen tanzten auf der großen Tanzfläche, während ihre Kleider umher wirbelten. Hoffentlich kam Erik nicht auf die Idee, mit mir tanzen zu wollen! Als ich mich wieder Erik zuwandte, damit er ja nicht auf dumme Ideen kam, erblickte ich ihn.

      „Würden Sie mir Ihre Begleitung für einen Tanz ausleihen?“ Ich wand mich zu dieser männlichen Stimme und erblickte dunkle Augen. Wahnsinnige dunkle Augen. Ich spürte, dass dieser Mann anders war. Seine dunkelblonden Haare hatte er sich zwar elegant gestylt und auch sein dunkler, blauer Anzug umrahmte seinen muskulösen Körper perfekt aber etwas an ihm, war mir unheimlich. Seine Lippen waren zu einem schmalen Lächeln verformt, als er mir seine Hand reichte. Sie war mit kleinen Narben und Wunden versehen, fast so, als würde er tatsächlich hart arbeiten. Als ich seine Hand entgegennahm, kam mir nicht nur sein Körper riesig vor. „Ich bin nicht seine Begleitung“, stellte ich klar, warum auch immer ich das Gefühl verspürte, ihm sagen zu müssen, dass ich nicht zu Erik gehörte. Das ich niemandem gehörte. „Umso besser.“ Mit einer Leichtigkeit zog er mich näher zu sich, betrachtete mich, so wie ich auch ihn musterte. Er hatte einen leichten Bartansatz, was ihn älter aber nicht unattraktiver wirken ließ. Nervös schob ich mir eine gelockte Strähne hinter mein Ohr, die sich aus der Hochsteckfrisur gelöst hatte. Seit wann wurde Isabella Jansen denn nervös? Ich wurde nicht nervös, wenn tausend Augen auf mich gerichtet waren, wenn Fotografen und Journalisten mich Interviewten aber jetzt wurde mir mulmig? Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, als er mich zur Tanzfläche führte. „Wer sind sie?“, fragte ich ihn, als er seine Hand an meine Hüfte legte und die andere mit meiner verschmelzen ließ. „Dave.“ Eine knappe Antwort. Scheinbar war er wohl nicht der Gesprächigste. „Da Sie nicht nach meinem Namen fragen, wissen Sie wohl, wer ich bin.“ Versuchte ich ihn irgendwie zum Reden zu bewegen. Selbst wenn er stumm wie ein Fisch sein sollte, lieber war ich bei ihm als bei Erik, der uns entgeistert beobachtete. Vielleicht ließ er mich ja jetzt endlich in Ruhe?

      „Wer würde sie nicht kennen.“ Wir drehten uns und ich spürte, dass er nicht der beste Tänzer war. Er wollte führen, tat dies jedoch nicht wirklich


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