Die verschleppte Prinzessin. Mandy Hopka

Die verschleppte Prinzessin - Mandy Hopka


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der die Titanic sinken ließ.

      „Denen?“

      „Sie wissen schon, was ich meine. Sie sind kein reicher Mann.“

      „Wie haben sie das erraten?“ Ich lächelte verschmitzt. „Sie tanzen schrecklich, tragen kein Parfüm und sie haben keinen teuren Anzug mit keiner teuren Uhr.“

      „Und dennoch tanzen sie mit mir.“ Er hatte mir ja nicht einmal eine Wahl gelassen … Ich konnte aus seiner Stimme keine Gefühle erkennen. Was dachte er wohl gerade? Dave schien ein einziges Geheimnis zu sein. Etwas, was mich neugierig machte. „Glauben Sie mir, wahrscheinlich sind Sie die angenehmste Person hier in diesem Raum.“ Scheinbar hatte er mit dieser Antwort nicht gerechnet. „Und das, obwohl ich ihnen ständig auf die Füße trete?“

      „Sie haben mich vor diesem aufgeblasenen Papa Söhnchen gerettet. Damit haben sie viele Pluspunkte gesammelt.“ Dave musterte mich und unsere Augen trafen erneut aufeinander. Die Luft wich aus meinen Lungen, als er mich enger an sich schob. Ich spürte jeden seiner Finger an meinem Rücken. Ein Schauder jagte durch meinen Körper. „Du bist wirklich nicht so, wie ich angenommen hatte“, gestand er. Das war kein Wunder. Wahrscheinlich dachten sie alle, ich sei eine arrogante, reiche Präsidententochter, die stolz auf ihre Markenklamotten, dem ganzen Luxus und dem Geld war. Ganz im Gegenteil würde ich alles dafür geben, wieder ein normales Leben zu haben. Durch die Straßen gehen zu können, ohne, dass ein Paparazzi mich erkennt und ein Foto schießen will, wäre wirklich wie ein wahrgewordener Traum für mich. „Das haben schon viele zu mir gesagt.“ Ich war noch nie jemanden begegnet, der so eine abgrundtiefe Dunkelheit in seinen Augen besaß. Wer war dieser Dave nur? Wer war er, dass sich mein Puls beschleunigte und mein Herz in meiner Brust wild klopfte. „Gehen Sie mit mir nach draußen? Die Abendluft ist heute sehr angenehm, zumindest angenehmer als die hier drin.“ Wir blieben stehen. Dieses Angebot war zu verlockend, jedoch traute ich diesem Mann nicht. Er war attraktiv, keine Frage aber etwas an ihm ließ mich misstrauisch bleiben. War es seine einschüchternde Haltung? Sein undurchdringbares Pokerface? Oder doch die Dunkelheit in seinen Augen? Für mich war er ein unberechenbarer Mann, den ich nicht wirklich einschätzen konnte.

      „Ich gehe mal davon aus, dass sie ein Mann aus der Mittelschicht sind. Wie haben Sie es hier rein geschafft?“, fragte ich ihn misstrauisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

      „Ich habe die Eintrittskarten gewonnen.“

      „Sie wirken nicht wie ein Mann, der sich gern auf Opernbällen herumtreibt.“ Außerdem fragte ich mich, ob man tatsächlich die Karten gewinnen konnte? Ich hatte gedacht, dies hier war nur für Hochrangige, geladene Gäste? Vielleicht war es ja auch meine weibliche Intuition, die mich davon abhielt, mit ihm einen Spaziergang zu tätigen. Ich fühlte es geradezu, wie seine Augen mich verschlangen. Daves blicke verloren sich hinter mir. Vermutlich entdeckte er Tom und Jerry. „Das bin ich auch nicht, da haben sie recht. Meine Welt ist eine vollkommen andere als die ihre. Ich interessiere mich nicht für diesen Wahnsinn hier.“

      „Warum sind sie denn hier?“ Mein Misstrauen war kaum zu überhören. Er sah wieder zu mir hinunter und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen. „Der Champagner und das Essen sind gut. So was bekommt man nicht alle Tage.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Sie können mir nicht erzählen, dass sie dieses widerliche Blubberzeug hier mögen. Sie wirken eher wie der typische Bierliebhaber.“ Während dieser Dave wohl erneut nach einer neuen Lüge suchte, wurde mir bewusst, dass die halbe Stunde schon längst rum war und ich mich jetzt verspäten würde. „Hören Sie. Sie sind mit ihrem undurchdringbaren Pokerface vielleicht ein ganz guter Lügner, aber ich bin ihnen meilenweit voraus was lügen und Schauspielern angeht. Ich weiß nicht, wer Sie sind und es ist mir auch egal. Ich muss jetzt gehen. Lassen Sie sich den Champagner schmecken“, stichelte ich belustigt, ließ ihn stehen und drehte mich auch nicht mehr zu ihm um. Nicht, dass ich stolz darauf wäre, eine gute Lügnerin geworden zu sein aber um als Tochter des Präsidenten überleben zu können, sind Notlügen unabdingbar.

      Meine Mutter fand ich nicht jedoch meinen Vater und das reichte mir.

      „Ist schon gut meine Kleine. Ruhe dich aus. Arnold wird ich nach Hause fahren.“

      „Danke Vati.“ Ich ließ mich auf seine Umarmung ein und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Ich war seine kleine Prinzessin, deshalb liebte er mich auf seine ganz besondere Weise. Wann würde er wohl endlich sehen, dass ich nicht mehr seine Kleine war? Dass ich eine Frau geworden bin, die mehr im Leben wollte, als gut auszusehen und auf Bällen und Events Champagner zu trinken.

      Gespielt kränklich ließ ich mich von Tom und Jerry nach draußen zu unserer Limousine begleiten. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen, vermutlich von zu viel Alkohol bekommen. Natürlich war das nur gespielt. Ich mochte dieses Zeug nicht und hatte nur ein paar Mal daran genippt und den Rest bei der erstbesten Gelegenheit weggekippt.

      Zu Hause angekommen, verabschiedete ich mich von Tom und Jerry, die sich wohl wie gewohnt hinter meiner Tür positionierten, und schlüpfte endlich aus diesen Schuhen und diesem grauenvollen Kleid. Es dauerte keine halbe Stunde, bis ich in einem engen schwarzen Neckholder Top, engen kurzen Shorts und meinen Lieblings Converse aus dem Fenster kletterte. Im letzten Jahr hatte ich meine ganz spezielle Technik entwickelt, unbemerkt aus dem zweiten Stock nach unten zu gelangen. Es gab hier eine Menge Bewegungsmelder, Kameras, Security und sogar einen Wachhund, der mich allerdings so sehr liebte, dass er aufs Wort hörte. Ich fragte mich wirklich, weshalb Vater so einen Aufwand machte. Wir waren nur eine Präsidenten Familie und nicht die Könige der Welt!

      Ich kletterte auf das Vordach und von dort an dem Efeu hinunter bis zur ersten Etage, wo ich das Fensterbrett eines unserer Badezimmer betreten und von dort auf den Rasen springen konnte. Von da aus waren es nur ein paar Meter bis zur Hecke und wenn man den richtigen Moment abpasste, konnten die Kameras mich auch nicht sehen.

      Ich wusste jetzt, wie sich James Bond fühlte.

      Durch die Hecke geschlüpft, erkannte ich, dass meine Freunde mir bereits das Seil über die Steinmauer geworfen hatten. Ich zog ein paar Mal daran, bis ich einen Widerstand spürte und gekonnt hangelte ich mich nach oben und schwang mich auf die andere Seite. Die Seite der Freiheit!

      „Na Prinzessin, wie war der Ball?“, fragte Sven und wickelte das Seil auf. „Hast du einen Prinzen getroffen?“

      „Da waren viele Prinzen aber leider alles nur Frösche“.

      „Dann tut es mir schrecklich leid, dass die Hoheit ihren Abend mit unserer Wenigkeit verbringen muss.“ Dies kam von Cloe. Sie trat zu mir und umarmte mich. „Ja und dann muss ich auch noch mit euch auf ein Konzert in dieser Spelunke gehen! Wie schrecklich!“ Ich verdrehte die Augen und tat genervt, innerlich jedoch stieg meine Stimmung von Sekunde zu Sekunde. Ich hasste es, die kleine Prinzessin zu spielen. Das war es, was meine Eltern wollten. Ich war schon lange nicht mehr ihr kleines Mädchen, welches immer zu lächelte, nett und höflich war und es kaum abwarten konnte, zu ihrem Ballettunterricht zu hüpfen. Aber immerhin konnte ich mich dank des Balletts von damals gut bewegen, sonst würde ich wohl jetzt nicht hier unten bei meinen Freunden stehen.

      „Lass das nicht meinen Bruder hören. Sonst bekommst du den Rest deines Lebens Hausverbot“, rief Sven belustigt, der soeben das Seil im Kofferraum seines Autos verstaute. Ich setzte mich zu Natalie und Robert auf die Rückbank, während sich Cloe bei ihrem heimlichen Verehrer in den Beifahrersitz sinken ließ. Warum nur brauchten manche Menschen gefühlt Jahrhunderte um sich ihre Liebe zu gestehen? Ich war zwar keine Expertin in Liebesdingen, aber dieser Eiertanz der liebenden war doch total bescheuert! Ich würde das Ganze viel lockerer angehen.

      Die Musik unserer Lieblingsband drang lautstark aus den Lautsprecherboxen des Autos. Scheint so, als würde dieser Abend doch noch gut werden.

      Die harten Klänge der E-Gitarre und die Stimme von Jamie Campbell Bower ließen uns schon lange nicht mehr an der Bar sitzen. Das Konzert der eher mittelmäßigen Band war schon längst vorbei und glücklicherweise war Svens Bruder der Besitzer des Clubs, sodass nun die Lieder von Counterfeit durch die Lautsprecher drangen. Wir sprangen, sangen und tanzten so, wie man eben zu Rockmusik tanzen konnte.

      Das


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