Die Namenlosen. Уилки Коллинз

Die Namenlosen - Уилки Коллинз


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ließ sie stehen und ging zum Haus. Magdalen trödelte noch ein wenig auf dem Rasen herum, um das ganze Glück ihrer neuen Empfindungen zu spüren. Dann wandte sie sich in Richtung des Sträuchergartens, um den noch größeren Luxus zu genießen, sie mitzuteilen. Der Hund folgte ihr. Sie pfiff und klatschte in die Hände. „Such’ ihn!“, sagte sie mit strahlenden Augen. „Such’ Frank!“ Snap flitzte in die Büsche, wobei er anfangs ein blutrünstiges Knurren hören ließ. Vielleicht hatte er seine junge Herrin falsch verstanden und glaubte jetzt, er sei ihr Abgesandter auf der Suche nach einer Ratte?

      Währenddessen betrat Mr. Vanstone das Haus. Dort sah er, wie seine Frau gerade langsam die Treppe herunterkam, und trat vor, um ihr seinen Arm zu reichen. „Wie ist es ausgegangen?“, fragte sie ängstlich, während er sie zum Sofa geleitete.

      „Gut – wie wir es gehofft hatten“, erwiderte ihr Mann. „Mein alter Freund hat meine Meinung über ihn gerechtfertigt.“

      „Gott sei Dank!“, sagte Mrs. Vanstone inbrünstig. „Hast du es gespürt, Liebling?“, fragte sie, während ihr Mann die Sofakissen zurechtrückte. „Hast du es so schmerzlich gespürt, wie ich es befürchtet hatte?“

      „Ich hatte eine Pflicht zu erfüllen, mein Liebes – und ich habe sie erfüllt.“

      Nachdem er diese Antwort gegeben hatte, zögerte er. Anscheinend hatte er noch mehr zu sagen – vielleicht über das Thema seines vorübergehenden seelischen Unbehagens, das sein Gespräch mit Mr. Clare hervorgerufen hatte und das er auf Magdalens Fragen hin gezwungen war einzuräumen. Ein Blick auf seine Frau, und sein Zweifel war negativ entschieden. Er erkundigte sich nur, ob sie sich wohl fühlte; dann wandte er sich um und wollte das Zimmer verlassen.

      „Musst du gehen?“, fragte sie.

      „Ich muss einen Brief schreiben, mein Liebes.“

      „Irgendetwas wegen Frank?“

      „Nein, das hat auch morgen noch Zeit. Ein Brief an Mr. Pendril. Ich möchte, dass er sofort herkommt.“

      „Geschäfte, nehme ich an?“

      „Ja, mein Liebes, Geschäfte.“

      Er ging hinaus und schloss sich in dem kleinen Zimmer vorn neben der Dielentür ein, das als sein Studierzimmer bezeichnet wurde. Von Natur und Gewohnheit ein höchst saumseliger Briefschreiber, öffnete er jetzt ganz gegen sein sonstiges Wesen seinen Schreibtisch und holte die Feder heraus, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Sein Brief war so lang, dass er drei Bögen Schreibpapier füllte; er wurde mit einer Gewandtheit des Ausdrucks und einer Leichtigkeit der Hand verfasst, wie sie sonst kaum einmal sein Handeln kennzeichneten, wenn er mit seiner gewöhnlichen Korrespondenz beschäftigt war. Zuletzt schrieb er folgende Adresse: „Dringend – William Pendril, Esq., Serle Street, Lincoln’s Inn, London.“ Dann schob er den Brief von sich, saß am Tisch und zeichnete gedankenverloren Linien auf das Löschpapier. „Nein“, sagte er zu sich selbst, „bevor Pendril kommt, kann ich nichts mehr tun.“ Er erhob sich; sein Gesicht erhellte sich, als er die Briefmarke auf den Umschlag klebte. Den Brief zu schreiben, hatte ihn sichtlich erleichtert, und das zeigte sich an seinem ganzen Betragen, als er das Zimmer verließ.

      An der Tür traf er auf Norah und Miss Garth, die gerade gemeinsam einen Spaziergang unternehmen wollten.

      „In welche Richtung geht ihr?“, fragte er. „Irgendwo in die Nähe des Postamts? Ich wäre froh, wenn du diesen Brief für mich aufgeben könntest, Norah. Er ist sehr wichtig – so wichtig, dass ich es kaum wage, ihn wie üblich Thomas anzuvertrauen.“

      Norah nahm den Brief sofort in ihre Obhut.

      „Wenn du ihn dir ansiehst“, fuhr ihr Vater fort, „wirst du sehen, dass ich an Mr. Pendril geschrieben habe. Ich erwarte ihn morgen Nachmittag hier. Würden Sie die notwendigen Anweisungen geben, Miss Garth? Mr. Pendril wird morgen Nacht hier schlafen und über den Sonntag bleiben. Augenblick! – heute ist Freitag. Ich hatte doch am Samstagnachmittag einen Termin?“ Er konsultierte sein Notizbuch und las einen der Einträge mit einem Ausdruck des Ärgers. „Mühle in Grailsea, drei Uhr, Samstag. Genau die Zeit, wenn Pendril hier ist; und ich muss zuhause sein und mit ihm sprechen. Wie schaffe ich das? Montag ist für meine Besorgung in Grailsea zu spät. Ich fahre stattdessen heute hin und nutze die Gelegenheit, den Müller beim Abendessen anzutreffen.“ Er sah auf die Uhr. „Keine Zeit, mit dem Wagen zu fahren. Ich muss die Eisenbahn nehmen. Wenn ich sofort aufbreche, bekomme ich an unserem Bahnhof den Zug und fahre nach Grailsea. Kümmere dich um den Brief, Norah. Wartet mit dem Abendessen nicht auf mich; wenn es auf dem Rückweg für den Zug nicht reicht, miete ich mir einen Einspänner und komme damit zurück.“

      Als er nach seinem Hut griff, erschien Magdalen an der Tür. Sie kam gerade von ihrem Gespräch mit Frank. Die eiligen Bewegungen ihres Vaters erregten ihre Aufmerksamkeit; sie fragte, wohin er gehe.

      „Nach Grailsea“, erwiderte Mr. Vanstone. „Deine Geschäfte, Miss Magdalen, sind meinen in die Quere gekommen – und meine müssen hintanstehen.“

      Diese Abschiedsworte sprach er auf seine altbekannte, herzliche Art; dann verließ er sie mit dem charakteristischen Schwenken seines treuen Spazierstocks.

      „Meine Geschäfte!“, sagte Magdalen. „Ich dachte, meine Geschäfte seien erledigt.“

      Miss Garth deutete vielsagend auf den Brief in Norahs Hand. „Deine Geschäfte, ganz ohne Zweifel“, sagte sie. „Morgen kommt Mr. Pendril, und Mr. Vanstone ist anscheinend ganz außerordentlich erpicht darauf. Das Gesetz und sein Vertreter machen bereits Ärger! Gouvernanten, die durch die Türen von Sommerhäusern schauen, sind nicht die einzigen Hindernisse für den Lauf der wahren Liebe. Manchmal ist auch Pergament hinderlich. Ich hoffe, das Pergament wird für dich ebenso biegsam sein wie ich – ich wünsche dir dabei alles Gute. Komm, Norah!“

      Miss Garth’ zweite Bemerkung wirkte ebenso harmlos wie die erste. Magdalen war ein wenig verwirrt zum Haus zurückgekehrt. Ihr Gespräch mit Frank war durch einen Boten von Mr. Clare unterbrochen worden, der den Sohn zum Aufenthaltsort seines Vaters zitieren sollte. In dem Vieraugengespräch zwischen Mr. Vanstone und Mr. Clare war man sich zwar einig gewesen, dass man die Fragen, die man am Morgen erörtert hatte, den Kindern erst nach dem Ende des Probejahres mitteilen wollte – und obwohl Mr. Clare seinem Sohn unter diesen Umständen nichts zu sagen hatte, was Magdalen ihm nicht auf viel angenehmere Weise hätte mitteilen können, war der Philosoph nichtsdestoweniger entschlossen, seinen Sohn persönlich über das elterliche Zugeständnis in Kenntnis zu setzen, das ihn vor dem chinesischen Exil bewahrte. Die Folge war eine plötzliche Vorladung ins Cottage, die Magdalen verblüffte, während Frank darüber nicht überrascht zu sein schien. Mit seinen Erfahrungen als Sohn durchschaute er das Rätsel von Mr. Clares Motiven nur allzu leicht. „Wenn mein Vater in der richtigen Laune ist, ärgert er mich gern mit meinem Glück“, sagte er. „Und diese Nachricht bedeutet, dass er mich jetzt ärgern will.“

      „Geh’ nicht hin“, schlug Magdalen vor.

      „Ich muss“, erwiderte Frank. „Wenn ich nicht gehe, bekomme ich es immer wieder zu hören. Er hat geladen und angelegt, und jetzt will er abdrücken. Zum ersten Mal hat er abgedrückt, als der Ingenieur mich genommen hat. Das zweite Mal hat er abgedrückt, als die Firma in der Stadt mich genommen hat. Und jetzt, wo du mich genommen hast, will er zum dritten Mal abdrücken. Wenn du nicht wärst, würde ich mir wünschen, ich wäre nie geboren worden. Ja, dein Vater war nett zu mir, ich weiß – und wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich nach China gehen müssen. Ich weiß, dass ich ihm sehr zu Dank verpflichtet bin. Natürlich haben wir kein Recht, etwas anderes zu erwarten – aber uns ein Jahr warten zu lassen, ist ziemlich entmutigend, findest du nicht?

      Magdalen stopfte ihm den Mund in einem Schnellverfahren, dem auch er sich dankbar unterwarf. Gleichzeitig versäumte sie es nicht, ihm seine Unzufriedenheit auf der richtigen Seite gutzuschreiben. „Wie gern er mich hat!“, dachte sie. „Ein Jahr zu warten, ist für ihn eine richtige Entbehrung.“ Sie kehrte zum Haus zurück, wobei sie insgeheim bedauerte, dass sie nicht noch mehr von Franks schmeichelhaften Klagen gehört hatte. Der geistreiche Spott, den Miss Garth an sie richtete, während sie sich in


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