Adam und Eve. Penny Palmer
fragte gelangweilt: „Geht auch was mit Rentnern? Ich muss meine Großmutter besuchen, sie macht nicht mehr lange und hat dieses nette Haus, da kann ich die alten Leutchen gleich ausquetschen, ob ein Todesengel umgeht.“
„Wo?“
„Oma liegt in einem Altenheim in Black Bey.“
„Black Bey bist du bescheuert Heulsuse? Ich brauche was fürs Herz und die Altenheime in Black Bey sind Paläste. Also komm mir nicht mit so einem Mist sonst schicke ich dich das nächste Mal zu einer Sitzung der anonymen Onanisten und glaube mir die gibt es. Also bring mir irgendetwas, aber wehe es ist schon wieder so ein kleiner Krüppel. Also kein Aids, kein Krebs und verdammt nicht andauernd Kinder. Wir Leben in einer kaputten Stadt! Findest du nicht zur Abwechslung Mal was anderes, als krebskranke Kinder mit einem letzten Wunsch?“
Mit jedem seiner Worte war es spürbar stiller geworden. Eve kannte keinen schlimmeren Menschen, der Mann war ein Menschenhasser und dabei sah er recht nett aus. 1 Meter 70 groß, füllig und weiße buschige Augenbrauen und er trug immer ein Hawaiihemd. Aber er war nicht nett, sondern ein Mistkerl. Er sah zu Eve und sie konnte deutlich hören, wie die Göttin der Pressefreiheit gerade ihren Abschluss an der Bostoner Journalisten Schule in lauter kleine Schnipsel riss. Eve konnte sich bei aller Anstrengung keinen schlimmeren Menschen vorstellen, als den Babynazi, aber zumindest war sein Menschenhass allgemein und umschloss jede Nation, jede Kultur, er hasste einfach alles, was atmete und zwei Daumen hatte, außer Affen. Aber am meisten hasste er seine Angestellten und die Leser des Bostonian.
„Du Blacky machst mir vier Artikel, jeder eine halbe Spalte und nicht wieder den Scheiß mir die Getränkekarte abzuschreiben, ich will das Leben beschrieben haben, welche Musik gespielt wird, wie sich das Publikum zusammensetzt, ob es Erdnüsse gibt.“
„Altersmäßig?“, fragte Eve sarkastisch.
„Bist du so eine hohle Nuss oder tust du nur so? Ich will wissen, ob da Weiße hingehen oder ob das eine scheiß Taberne ist, wo die Band den Mariachi spielt! Der Leser will wissen, ob sein Auto geklaut wird, wenn er kurz auf ein Bier rein geht oder ob er abgestochen wird, weil er kein Scheißwort spanisch versteht!“
„Also soll ich das wieder ein Mal umschreiben?“
„Natürlich Einstein, denkst du ich will mir die Antidiffamierungsliga auf den Hals hetzen, die schwulen Mistkerle haben mehr Anwälte als der verhurte Clinton bei der Lewinsky Anhörung. Und wenn du Kleinhirn das umschreibst, pack Stereotypen rein, unsere bescheuerten Leser sind verfickte, hinterwäldlerische Rassisten.“
„Heißblütige Latinos, Salsa exotische Atmosphäre?“ Eve wusste das allein das Wort exotische Atmosphäre, oder heißblütige Latinos der tot eines Ladens waren.
Der Redakteur sah zu Brenda le Mortaign, das arme Mädchen kam aus Toronto Kanada. „Also Froschfresser für dich gibt‘s etwas Nettes zur Abwechslung, dein Artikel über das zu strenge Pressegesetz hat dem Boss gefallen, du darfst dir deine blöden Schlittschuhe anschnallen und dir das verfickte Boston Film Festival reinziehen und den Idioten, die hier ihre scheiß Filme Uraufführen anstatt in Cannes, mit deinen stupiden Fragen löchern.“
Seit Eve mit ihrem Vater im Kino den Film die Akte gesehen hatte, wollte sie immer nur eines, Danzel Washington heiraten und unbedingt Journalistin werden, tja das hatte sie nun davon, verfluchtes Hollywood. Eve nahm sich ihre Adressen von den Papieren, die der Babynazi auf den Tisch geworfen hatte, und stand auf. Babynazi sah Eve an. „Willst du so gehen? Mach dich chic zeig ein bisschen Titten und Arsch und dann reden die bescheuerten Barkeeper auch aus dem Nähkästchen. Vielleicht hast du Glück und der anonyme Informant erzählt dir, wie der bescheuerte Bürgermeister mit der Pfeife Crack im Mund von einem Stricher auf dem Klo einen geblasen bekommen hat!“ Er deutete mit dem Finger zu Steve: „Und du Wisconsin Trottel, bring mir was Anständiges aufs Papier und nicht wieder eine Elegie an die Eleganz von so einem Scheiß Baseball. Baseball ist kein Sport, sondern eine Verhöhnung des Crickets. Und für was zum Teufel hältst du die verdammten Leser, das sind keine bescheuerten Europäer, das sind alles verfickte weiße Legastheniker wie du! Also morgen früh habe ich eure Artikel, und zwar nicht als verfickte E-Mails im Spamordner!“
Steve sah zu Eve und sagte: „Ich habe mich geirrt, der strahlte ja heute vor guter Laune.“ Er sah zum Fernsehgerät in dem die NBC Nachrichten liefen. „Mach mal den Irakkrieg aus und mach den Sport an, heute spielen die Bean Eaters.“
2 Kapitel
An diesen eisigen Oktoberabend 2010 hatte das Baseballspiel im Flutlicht bestrahlten Venway Park Stadion wenig Ähnlichkeit mit dem traditionellen Familiensport. Es war kein Sonntagsausflug, zu dem der Vater mit seinen Kindern ging. Es war Krieg, zumindest sahen das so die Fans, die keine Karten für das Traditionsduell der Boston-Beane Eaters gegen die Detroit Tigers bekommen hatten. Selbst die Hot Dog- und Getränkeverkäufer hatten denselben Gesichtsausdruck wie Soldaten im Ersten Weltkrieg vor einem mörderischen Sturmangriff. Vor dem Stadion hatte sich die Polizei von Detroit in ihre Aufstands Bekämpfung‘s Montur gezwängt und der Pitcher, der Tigers Hisasmi Aikawa machte, den Spielern aus Boston das Leben bitter und warf den dritten Batter aus seinem Lauf. Boston lag in den letzten drei innings mit 9-6 zurück. Adam Chandler war voller Adrenalin, er stand von der Spielerbank auf und spuckte seinen Kaugummi auf den Rasen und lief unter den Blicken von 40000 buhenden Detroit Fans von der Spielerbank zur first Base und hatte nur einen einzigen Gedanken. Er war nicht beseelt vom Sieg. Nicht beherrscht vom berauschenden Gefühl die Entscheidung in den Händen zu halten, oder irgendeine positive Emotion. Adam dachte einzig daran, wie er dem verdammten Idioten, der hinter der Bostoner Spielerbank saß und ihn zur Zielscheibe seines Hasses gemacht hatte, wehtun könne. Die Affenlaute, die der fette Hundesohn mit dem Gesicht eines Donuts im Detroit T-Shirt seit Beginn des Spiels machte, klangen immer noch in seinen Ohren, aber das er mit Bananenschalen nach ihm warf hatte das Fass zum überlaufen gebracht. Adam wog den harten, weißen Ball in seiner Hand und entschied sich dem Idioten das stupide Grinsen für diese Baseballsaison aus der Visage zu radieren. Er drehte sich um und schätzte die Entfernung und warf. Es war ein Wurf wie aus dem Lehrbuch. Adams Schultern, Hüften und Beine bildeten eine Spirale. Der Ball flog in atemberaubender Geschwindigkeit in die falsche Richtung. Selten hatte Adam eine Dummheit technisch so schön gemacht. Das Publikum im ausverkauften 40 tausend Menschen fassenden Stadion und 20 Millionen TV Zuschauer hielten in dieser Sekunde gemeinschaftlich den Atem an und folgten mit allen ihren Sinnen der Flugbahn des Baseballs. Götterstille legte sich über die Dinge, Adam hörte den Flügelschlag der Tauben über dem Baseballfeld und er schmeckte die kalte, feuchte Luft. Er wusste in diesem Moment ganz einfach das er treffen musste. „Runter vom Platz!“ Adam hörte den Schiedsrichter nicht noch seine Pfeife, es war nur ein Säuseln nicht mehr als ein Flüstern. Die Ruhe, die sich über das Venway Park Stadion gelegt hatte, war unendlich schön. Adam nahm seine Baseballkappe ab und legte den Kopf in den Nacken und sah zufrieden an den Sternenhimmel. Der Zeppelin einer Brauerei schwamm über dem Stadion im Wolkenmeer, wie ein silberner Walfisch. Adam dachte an Mobby Dick, als Kind sein Lieblingsfilm, bevor Pornos die Stelle eingenommen hatten. Der Schrei: Wal Captain! Wal Steuerbord voraus, verwandelte sich schnell in das hysterische „Runter vom Platz!“ des Schiedsrichters, der diese unglaublich dichte Stille zum Platzen brachte. Adam senkte den Kopf und sah auf das hysterische Männchen in seinem schwarz-weiß gestreiften Hemd der immer noch die Backen aufgeplustert in seine Trillerpfeife blies. „Reg dich ab und betrachte alles Mal aus der richtigen Perspektive, es ist doch eigentlich nur ein Spiel, oder?“ Adam ging, einen alten Kool and the Gang Song pfeifend vom Feld. Seine Teamkameraden standen erstarrt und hatten das Kaugummikauen und auf den Boden spucken komplett eingestellt. Sie sahen ihn nur schweigend an, so musste sich Pontius Pilatus gefühlt haben, als er Maria sah und ihre Blicke brennen fühlte. 20000 Augenpaare waren auf die gigantischen Stadionmonitore gerichtet, auf denen in Ultra High Definition gezeigt wurde, wie zwei Sanitäter Adams Opfer auf einer Trage die Treppe hoch schleppten und unter der Last fast zusammenbrachen. Thomas Tannenbaum schoss auf Adam zu und packte ihn am Hals. Er beugte sich zu seinen Ohren und zischte: „Adam du Idiot, du hast nichts gesehen du bist kurzzeitig erblindet, sag das und du kommst mit einem Jahr Spielsperre davon!“ Adam drehte sich um, sah