Rabenlieder. Janine Senkel (geb. Günther)
zumindest Shania schuldig. Denn als ihre Freundin, würde das auf sie zurückfallen und würde die Beziehung zu Raven, Kris Bruder schwer beschädigen. Das wollte sie auf keinen Fall.
Als sie gerade wieder Zweifel verspürte, fuhr auch schon der Bus her. Ohne weiter nachzudenken stieg sie ein und die Türen schlossen sich. Wenige Minuten später hielt der Bus an der Zielhaltestelle und Saya stieg aus und machte sich zu Fuß auf den Weg zu ihrem ehemaligen Geliebten. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass jetzt alles vorbei sein sollte, doch ihr wurde es schmerzlich bewusst, als sie vor seinem Haus stand. Alles kam in ihr hoch. All die tollen Momente, die sie mit ihm erlebt hatte, wie er sie angesehen und angefasst hatte. Allerdings auch all das, was sie letzte Nacht erfahren hatte. In ihrer Magengegend kribbelte es, ihr wurde übel und sie zitterte am ganzen Körper. Das letzte Mal hatte sie sich mit Fünfzehn so gefühlt, als sie mit ihrem Schwarm Ben ausgegangen war. Sie waren damals zusammen ins Kino gegangen und er hatte sie berührt und wollte sie küssen. Sie war damals sehr nervös gewesen. Genauso fühlte sie sich jetzt auch. Sie nahm all ihren Mut zusammen und klingelte.
Kurze Zeit später - Saya kam es allerdings wie Stunden vor -
hörte sie schwere Schritte und die Tür wurde schwungvoll aufgerissen, wobei diese ein wenig knarzte. Hinter der Tür stand ein großer schlanker Mann, mit frisch gewaschenen langen Haaren, die wundervoll nach Meer dufteten. Ein Handtuch war um seine Hüften gewickelt und der Oberkörper war frei. Saya starrte für einen kurzen Augenblick auf seine nackte Brust, ehe sie ihren Blick hob und ihn ansah. Sie musste sich zusammenreißen, ihm nicht in die Arme zu fallen, sondern stattdessen vollkommen ruhig und ernst zu bleiben. Er sah sie irritiert an, als habe er mit ihrem Erscheinen überhaupt nicht gerechnet und zog seine Augenbrauen ein wenig nach oben. »Waren wir verabredet?« Mehr sagte er gar nicht. Die Verwirrung war deutlich herauszuhören. Doch Saya wurde wütend. Mit dieser Frage versetzte er ihr einen heftigen Stoß durch das Herz. Es brannte wie Höllenfeuer und wollte einfach nicht erlöschen. Sie schluckte schwer und atmete dann tief durch, um ihm zu antworten. »Du hältst es nicht mal jetzt für nötig, es mir zu sagen? Wie lange willst du mich noch anlügen?«
Wutentbrannt fuhr sie ihn an. Sie konnte nicht glauben, dass er es ihr nicht einmal jetzt erzählte. Empört schüttelte sie den Kopf. Sie musste gegen die Tränen ankämpfen, die sich in ihren Augen bildeten. Verkrampft biss sie sich auf die Unterlippe sie spürte, wie etwas Dickflüssiges nach Eisen Schmeckendes herausquoll. Sie wischte mit ihrem Handrücken darüber. Er war rot gefärbt von ihrem Blut. Sie sah Kris wieder tief in die Augen, obwohl es ihr schwer fiel bei den wunderschönen gold-braunen Augen nicht schwach zu werden. Er trat zur Seite und bedeutete ihr, ins Haus zu gehen, doch sie blieb stocksteif stehen. Seine Gesichtszüge hatten sich verkrampft und es lag etwas Schuldiges in seinem Blick. Er senkte seinen Blick ein wenig und Saya glaubte eine Träne über seine Wange kullern gesehen zu haben. »Können wir das innen besprechen?« Seine Stimme war auf einmal ganz leise und ruhig. »Bitte!« Saya beäugte ihn misstrauisch. Er klang verzweifelt und wirkte sehr betrübt. Spielte er ihr nur etwas vor? Nach kurzem Zögern trat sie dann aber ein und er schloss hinter ihr die Haustür.
Sie ging schnurstracks hindurch ins Wohnzimmer. Es war ruhig und leer in dem Haus. Normalerweise wohnten hier neben Kris noch sein Bruder Raven, seine Halbschwester und mittlerweile auch Rebecca, Kris Exfreundin, die inzwischen aber eher so etwas wie seine beste Freundin war.
Saya sah sich um. Im Haus hatte sich seit ihrem letzten Besuch nichts verändert. Es hingen immer noch die gleichen Bilder an der Wand, die Möbel waren alle an ihrem Platz und auch die Farben hatten sich nicht geändert. Sie setzte sich in den Sessel, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme. Kris folgte ihr und setzte sich gegenüber aufs Sofa. Sie starrten sich einfach nur an. Sayas Blick war hasserfüllt, doch auch voller Leid, Trauer und Schmerz und Kris wirkte wie ein begossener Pudel, den man im strömenden Regen an der Autobahn angebunden hatte.
Wäre Sayas Wut nicht so groß gewesen, hätte sie vermutlich Mitleid mit dem Kerl gehabt, der jetzt mit schuldbewusster Miene auf dem Sofa saß und wirkte, als könnte er kein Wässerchen trüben. Saya kniff ihre Augen zusammen und funkelte ihn noch wütender an. »Nun. Ich höre!« Sie wollte kein Geplänkel, keine Ausreden, nichts. Sie wollte nur die ganze Geschichte. Die Wahrheit. Kris schluckte und man konnte förmlich hören, wie der Klos langsam seinen Hals hinunterglitt. »Du hast also davon gehört?« Ohne eine Miene zu verziehen nickte Saya. Ein leises Seufzen drang aus seinem Mund »Ich habe es mir wirklich nicht ausgesucht.« Seine Augen wurden feucht und er schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. So niedergeschlagen hatte Saya ihn noch nie gesehen. Normalerweise war er der Typ, der immer Haltung bewahrte, nicht viel Gefühlsregung zeigte und den coolen Macker markierte, aber im Moment war er ein komplett anderer Mensch. Kaum wiederzuerkennen. »Der Plan war doch von Anfang an, dass Raven der Nachfolger wird, aber er musste jetzt natürlich unbedingt Shania heiraten.« Als Saya warnend ihre Augenbrauen hochzog, fügte Kris rasch noch etwas hinzu.
»Natürlich finde ich es toll. Die beiden sind ein Traumpaar, aber nun ist es meine Pflicht, der Anführer zu werden. Das wollte ich nie.« Er schaute Saya mit traurigen Augen an.
»Jetzt muss ich eine Zweckehe mit einer Rabenfrau eingehen. Denkst du wirklich, mir gefällt das? Raven darf seine Traumfrau heiraten und ich muss aus Pflicht eine Frau heiraten, die ich vermutlich kaum kenne, geschweige denn liebe.« Er sah bedrückt auf den Boden, seine Stirn war auf seine Hände gestützt, und er grub die Finger tief in seine Haare. Ich wollte das niemals. Niemals wollte ich dich aufgeben. Dich, meine große Liebe. Doch das fügte er nur in seinen Gedanken hinzu. Er konnte es nicht aussprechen.
Doch auch, wenn er es nicht sagte, Saya fühlte, dass er sie nicht nur belogen hatte. Sie spürte, dass er wirklich was für sie empfunden hatte und vermutlich auch noch empfand. Sie konnte es an seinem Blick sehen, an seiner Stimme hören.
Doch, all das änderte nichts an der Tatsache, dass er eine andere heiraten würde. »Aber du wirst sie heiraten.« Saya konnte sich nicht länger zurückhalten. Tränen stiegen ihr in die Augen und rannten wie kleine Wasserfälle ihre Wangen hinunter. Kris sah sie traurig an. Aus seinen Augen quollen ebenfalls Tränen und er machte Anstalten, aufzustehen und seine ehemalige Geliebte in den Arm zu nehmen, ließ es aber schließlich sein.
Heulend saßen sie sich gegenüber und sagten keinen Ton.
Tränen tropften auf den Boden, leises Schluchzen war zu hören, doch ansonsten nur Stille. Saya stand auf und wollte zur Tür gehen, doch Kris sprang vom Sofa auf und packte sie am Arm, um sie aufzuhalten. Erstaunt sah sie ihn mit geweiteten Augen an. Er zog sie ein Stück an sich heran, beugte sich vor und presste seine Lippen auf die ihren.
Vollkommen überrumpelt war sie erstarrt, doch als sie die warmen weichen Lippen von dem Mann spürte, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, konnte sie nicht anders, als seinen zärtlichen Kuss zu erwidern. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und er umklammerte ihre Hüften, als sie sich liebevoll und voller Leidenschaft küssten. Seine Zunge schnellte vor und spielte tänzelnd mit ihrer. Sie gab sich ihm völlig hin und die Trauer war für einen kurzen Moment vergessen.
Eng umschlungen stiegen sie die Stufen hinauf zu seinem Schlafzimmer. Dort angekommen warf er sie aufs Bett, flüsterte ein »Noch ein allerletztes Mal« und warf sich dann auf sie. Er übersäte ihren ganzen Körper mit Küssen. kaute an ihren Ohrläppchen, saugte an ihren Brustwarzen und verwöhnte sie mit seiner warmen Zunge. Er hatte ihr all ihre Kleider vom Leib gerissen und auch sie hatte ihm das Handtuch von den Hüften weggezogen und es auf den Boden neben dem Bett geworfen, wo es nun lag und nicht mehr beachtet wurde. Inniglich lagen sie da, küssten sich, berührten sich zärtlich und verwöhnten sich auf sämtliche verschiedene Arten. Saya küsste seinen starken Oberkörper und wanderte dann zu seiner Lendengegend hinunter, wo sein bestes Stück bereits groß und hart auf seinen Einsatz wartete. Sie verwöhnte ihn mit ihrem Mund und ihrer Zunge, wobei er jedes Mal vor Erregung zuckte. Kris keuchte auf. Dann drückte er sie aufs Bett, ließ sich auf sie hinab und war mit einem tiefen und festen Stoß in ihr drin.
Sie schrie auf und zitterte vor Verlangen und Lust. Mit weiteren tiefen und festen Stößen trieb er sie fast in den Wahnsinn. Sie bewegten sich immer schneller und das Bett wackelte und quietschte, dass sie dachten, es würde jeden Moment zusammenbrechen