Faszination Ladyboy. Fred Suban
und Wünsche in der Seele gespeichert. Bedeutend ist die Erkenntnis, dass sich der Mensch abwechslungsweise als Mann/Frau inkarniert (Inkarnation = Wiederverkörperung). Hinweise zur Wiedergeburt im Allgemeinen und auf die Wechselseitigkeit Mann/Frau im Speziellen gibt es bereits im Alten wie auch im Neuen Testament der Bibel. Die katholische Kirche schließt jedoch die wahrheitsgetreue Interpretation geflissentlich aus. Für seine Inkarnation sucht sich der Mensch ein Ehepaar aus, das ihm die bestgeeigneten physischen Organe zu seinen geistigen Anlagen darbieten kann. Um eine höhere Stufe zu erlangen, muss sich der Mensch nicht nur vom Karma befreien, das er sich durch seine Taten in einem vorangegangenen Leben erworben hat, sondern auch von seinen ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen. Dazu benötigt er jedoch diejenigen physischen Organe, die ihm die Tilgung ermöglichen.
Wenn also ein Mensch mit weiblicher Psyche sich in einem männlichen Körper manifestiert, könnte es dann nicht daran liegen, dass er diesen oder mindestens Teile davon braucht, um sich von unerfüllten Wünschen, geschürt durch sexuelle Triebe, zu befreien, weil im vorangegangenen Leben die männliche Psyche in einem physisch männlichen Körper war, der ja für das Karma die Verantwortung zu übernehmen hat? Aber warum, kann man weiter die Frage stellen, richtet sich dann das Interesse Transsexueller mit physisch männlichem Körper auf die Liebe mit Männern aus? Müsste sich dann das Interesse nicht auf Frauen ausrichten, da ja die unerfüllten Wünsche aus dem Triebleben des männlichen Körpers entstanden sind? Aus der einfachen Logik heraus wäre diese Annahme nicht abwegig, es ist jedoch zu bedenken, dass der derzeitige physische Körper, mit Ausnahme der männlichen Geschlechtsorgane, der weiblichen Psyche untergeordnet und von ihr beeinflusst ist, was aus der Verhaltensweise und den übrigen physischen Merkmalen erkennbar wird. Das Gleiche gilt natürlich in umgekehrter Weise für Transsexuelle mit männlicher Psyche und weiblichen Geschlechtsorganen.
Triebe und unerfüllte Wünsche sind nicht notgedrungen auf ein ungezügeltes vorangegangenes Leben zurückzuführen. Es können Menschen sein, die durch besondere Umstände, wie beispielsweise frühzeitigen Tod im Jugendalter, vom physischen Leib getrennt wurden, ohne eine Chance gehabt zu haben, die Triebe und Wünsche zu ordnen oder auszuleben. Könnte es sich also sozusagen um eine Zwischenstufe handeln, wobei durch den frühzeitigen Tod weder negatives noch positives Karma gebildet wurde, die Triebe und Wünsche jedoch in der Seele als Erinnerungen gespeichert sind und deshalb getilgt werden müssen?
Selbstverständlich kann man das alles als unglaubliche Fantasterei abtun. Dann sollte man aber gleichzeitig berücksichtigen, dass die Forschung, die sich nur auf den physischen Menschen richtet, bis heute keine wirkliche Erklärung gefunden hat. Dasselbe gilt auch für die Phantomschmerzen. Der Mensch ist eben ein unvergängliches geistiges Wesen mit einem vergänglichen physischen Teil. Folglich kann auch nur auf der Ebene der Geisteswissenschaft eine Erklärung gefunden werden.
Die humanmedizinische Forschung kann zwar eine mögliche Störung des Hormonhaushalts feststellen. Worauf aber eine solche Störung zurückzuführen ist, kann dabei nicht befriedigend beantwortet werden. Solange die seelisch-geistige Existenz des Menschen aberkannt wird bzw. unberücksichtigt bleibt, ist es so, als ob man ein Kunstwerk, eine gut gelungene Arbeit allein dem Werkzeug zuschreiben würde. Natürlich formen der Meißel und der Hammer den Stein, aber es ist die richtige Handhabe, die das Werkzeug zum Erfolg führt, und hinter der Handhabe steht die Idee, die Vorstellung.
Das Gleiche gilt natürlich auch für diejenige Art Psychiatrie, die den Geist auf den Intellekt des organischen Hirns reduziert, ohne zu berücksichtigen, dass die geistigen Impulse es sind, die das bewusste, das intellektuelle Denken auslösen (siehe auch mein Buch „Glück ist kein Zufall, das Unglück auch nicht“).
Weder Mann noch Frau
Wie bereits darauf hingewiesen, sind Transsexuelle weder ganz Mann noch ganz Frau und können es auch niemals werden, auch nicht nach einer operativen Geschlechtsangleichung. Eine Operation ist lediglich ein kosmetischer Eingriff, wobei die organischen Geschlechtsmerkmale der psychischen Identität entsprechend angeglichen werden. Bei einer transsexuellen Person mit weiblicher Identität werden also die männlichen Geschlechtsorgane kosmetisch zu einer Vagina verändert. Die Sinnesempfindungen bleiben jedoch unverändert in der Seele als Erinnerungengespeichert, wie auch die oben beschriebenen Phantomschmerzen. Das erklärt auch die große Enttäuschung, die viele Betroffene nach einer noch so gelungenen Operation erfahren. Ein diesbezüglich aufklärendes Gespräch vor einer Operation könnte dazu beitragen, den vorgefassten Entschluss zu einer Operation nochmals ernsthaft zu überdenken, insbesondere wenn der Entschluss auf äußeren Druck gefällt wurde und nicht auf ein unbändiges inneres Bedürfnis gegründet war. Eine Operation kann weder Seele noch Geist verändern, sondern eher Frustration und Enttäuschung auslösen.
Deshalb hege ich doch ernsthafte Zweifel an der Aussage einer transsexuellen Person während einer Talksendung im Fernsehen, die sich operativ von Frau zu Mann hatte angleichen lassen, er sei jetzt ein ganzer Mann und wisse, wie Frauen und Männer denken, da er ja vor der Operation eine Frau gewesen sei.
Wenn Transsexuelle mit weiblicher Identität sich als Frauen fühlen, dann heißt das jedoch nicht, dass sie auch wie Frauen denken, weil der Intellekt dem physischen Hirn zuzuschreiben ist. In vielen freundschaftlichen Gesprächen mit Betroffenen sowohl in Europa als auch in asiatischen Ländern konnte ich immer wieder beobachten, dass ihre Denkweise weder typisch weiblich noch typisch männlich ist. Sie sind sozusagen ein ausgleichendes Mittelstück, ein Mix zwischen Frau und Mann. Sie lassen sich weniger von Emotionen beherrschen als Frauen, sind weniger rechthaberisch, dafür pragmatischer, denken logischer und rationaler; deshalb sind die typisch weiblichen Emotionsausbrüche eher selten. Auch die für Frauen typische Einstellung, mehr Rechte im täglichen Leben einfordern zu können, zuvorkommender behandelt werden zu wollen („Ladies first“) etc. zählen nicht zu ihren Charaktereigenschaften. Stattdessen beeinflusst ihre ausgeprägte Sensibilität die Denk- und Verhaltensweise, was wiederum manchen Männern abgeht. Daher sind sie in mancher Hinsicht ruhiger, überlegter, ausgeglichener. Sie sind sozusagen die Verbindung, der Ausgleich zwischen weiblich-emotionalen und männlich-rationalen Extremen.
Was also spricht denn gegen ihre Akzeptanz in der Gesellschaft?
Vielleicht ist die Ablehnung seitens der Frauen darin zu suchen, die Transsexuellen seien eben keine wirklichen Frauen, sondern Männer, die sich gerne als Frauen aufspielen. Möglicherweise liegt der wahre Grund in der Eifersucht, weil manches an deren physischem Körperbau so ausgebildet ist, dass viele der „echten“ Frauen darauf neidisch sein könnten: beispielsweise auf die wohlgeformten langen Beine oder die zarte, straffe Haut, die keine Cellulitis zu befürchten hat.
Die Ablehnung seitens der Männer ist eher darauf begründet, dass ihrer Ansicht nach die Transsexuellen zwar als Männer geboren worden seien, jedoch aus einem psychischen Wahn heraus „auf Frau machten“. So etwas könne man eben nicht ernst nehmen, geschweige denn in der Gesellschaft oder gar im Berufs- oder Geschäftsleben tolerieren.
Man könnte sich aber ein Beispiel nehmen an Ländern wie Thailand, wo Transsexuelle mit allen gesellschaftlichen und beruflichen Ansprüchen als eigenständige Persönlichkeiten, als drittes Geschlecht sozusagen, akzeptiert sind. Man würde feststellen, dass diese Praxis seit Langem bestens funktioniert, mehr noch: Die Transsexuellen sind gesellschaftlich nicht mehr wegzudenken.
Das „Dritte Geschlecht“ − die visuelle Bestätigung
Hinweis: Dieser Abschnitt ist nur im eBook enthalten. In der Taschenbuchausgabe fehlt dieser.
Entgegen aller Vorurteile ist Transsexualität weder eine psychische Störung noch eine anormale sexuelle Neigung. Die Besonderheit liegt in der naturgegebenen Gegensätzlichkeit zwischen der geistig psychischen Identität und dem organischen Geschlecht, also zwischen dem sozialen und dem biologischen Geschlecht.
In der Beurteilung, ob ein Mensch Mann oder Frau sei, richten sich Gesetz und die öffentliche Meinung der Gesellschaften leider ausschliesslich nach dem biologischen Geschlecht, was aber bedeutet, dass der Mensch in seiner Gesamtheit nur als ein organisches Wesen bewertet wird. Wäre er das wirklich, gäbe es nach dem Tod kein Weiterleben mehr. Das wiederum entspräche jedoch der Lehre aller Religionen.