So weit weg uns doch ganz nah. Eomée Wächter

So weit weg uns doch ganz nah - Eomée Wächter


Скачать книгу
es mein Herz so sehr, dass ich nur noch weinen konnte. Warum schreibe ich so was mitten in der Nacht?

      Am Frühstückstisch erzählte ich meinen Kur-Müttern von diesem Ereignis, sie wollten alle mein Gedicht hören. Somit gingen wir nach dem Frühstück ins Kaminzimmer des Kurhauses, ich zündete intuitiv eine Kerze an, die Mütter setzten sich und hörten mir zu. Alle weinten, waren zutiefst betroffen und konnten sich ebenso nicht erklären, wieso dieses Gedicht in dieser Nacht entstand.

      Ich bekam die Antwort Stunden später …

      Mein Sohn Timo starb am 3.11.13 frühmorgens gegen 5 Uhr durch ein Zugunfall.

      Es stammte von ihm, ein Abschiedsbrief und zugleich ein Dankesbrief an mich, gesandt über den Äther. Im Nachhinein und durch einige Male Durchlesens mit meinen Traumatherapeuten konnte ich zwischen den Zeilen die tiefe Liebe, seine Dankbarkeit mir gegenüber, seine Gefühle und Erlebnisse erkennen und auf einmal spüren und erfühlen. Das traurige Gedicht wandelte sich um in einen Liebesbrief an mich und zuletzt als Botschaft an dich Leser, ja, an dich.

      Als ich Monate später mit einem bekannten USA-Medium telefonierte und Micky (das Medium) auf einmal von einem Gedicht sprach, welches 4 Zeilen hätte und sie die deutsche Bezeichnung nicht wusste, schrieb sie es auf ein Blatt Papier und sprach laut: „the holy grail“ … Dann wusste ich, es ist von dir, mein geliebter Sohn. Micky wusste von diesem Gedicht nichts, sie wusste lediglich, dass es um dich Timo geht. Außerdem war sie viel zu weit entfernt, als das sie hätte etwas mitbekommen können von unserem schweren Schicksal. Ein „reines“ Medium will von dir vorerst gar nichts wissen, es will nicht beeinflusst werden, von dem was kommt über den „göttlichen Kanal“. Um so mehr war ich erstaunt, als sie sofort danach fragte, ob ich was geschrieben hätte in letzter Zeit.

      Die Botschaft aus der geistigen Welt und der Wunsch meines Sohnes ist, dass das Gedicht als Erstes erscheinen soll, denn dieses Gedicht ist nicht nur für mich gedacht, sondern für alle Mamas und Papas, die ihr Kind verloren haben, auf welche Art und Weise auch immer, der Schmerz bleibt gleich groß und kaum zu erklären für nicht Betroffene. Auch vergessen wir die Geschwisterkinder und näheren Verwandten wie Großeltern aber auch die Freunde; auch sie durchleben einen großen Verlustschmerz, deswegen habe ich mich entschlossen, ein Buch zu schreiben, das eine „Brücke zwischen den zwei Welten“ darstellen soll. Zwischen zwei Welten meine ich nicht, dass es die Welt der Lebenden und Verstorbenen ist. Eine Brücke des Verständnisses und Wiederannäherung, wenn eine Familie einen schweren Verlust zu verzeichnen hat und kein normales Leben, das alt-bekannte und geliebte Leben fortsetzen kann, weil eben ein großes Loch in diese Familie „gesprengt“ wurde, es fehlt plötzlich ein geliebter Mensch.

      Wie geht man als Nichtbetroffener damit um, die eigene Ohnmacht, Hilflosigkeit, Schock und Ungewissheit, die richtigen Worte zu finden, lassen einen zurück, auf der anderen Seite. Die Kluft zwischen den vorher gelebten Freundschaften wird immer größer, weil diese Familie, die den schweren Verlust zu verkraften hat auch die Herausforderung bekommt, trotz all dem ein normales Alltagsleben weiter zu führen, was nicht mehr möglich ist.

      Alles ist anders. Darauf gehe ich in unserem Buch näher ein.

      Dieses Gedicht ist auch der Einstieg zu einer Reise, eine Reise zur inneren Heilung deines Herzens, des Verständnisses von Seelenplänen und Freundschaft schließen mit dem Tod. Ja, du hast richtig gelesen: „Freundschaft schließen mit dem Tod“.

      Er wurde zwangsläufig mit deiner Geburt geboren. Nur wollen wir ihn nicht wahrhaben, ihn wegschieben, verdrängen, denn er ist grausam, er nimmt uns unsere Liebsten weg. Und wir können nichts dagegen tun. Auch wird er uns mal holen und da können wir Deals anbieten, was wir wollen, der Tod ist unbestechlich.

      Ich schreibe in Kapiteln, welches jedes für sich abgeschlossen ist. Wenn dir danach ist, dann lese das Thema, welches mit dir gerade besonders in Resonanz geht oder lasse dich durch unser Buch führen.

      Während ich schreibe, brennt die Taufkerze von dir Timo, getauft wurdest du am 22.7.1995, geboren am 8.9.1994 um 5.55 h frühmorgens, pünktlich zum Schichtwechsel, meinte dankend die Kinderkrankenschwester. Gestorben bist du am 3.11.13 um 5.09 Uhr (da kam der Zug), unweit von deiner Geburtsstätte, der UNI-Klinik in Erlangen entfernt, ca. 500 m Luftlinie. Deine „Bushaltestelle des Lebens“ (das Ankommen hier auf Erden) wurde zu deiner „Bushaltestelle der Wiederheimkehr zum Licht“. Dort zu „sterben“, wo man auch geboren wird, ist sehr interessant. Es hat alles seinen Grund.

      Ein Bild von dir, deinem charmanten Lächeln, begleitet mich in meinen Schreibzeiten am PC. Drei glücklich lachende grüne Frösche sitzen davor, geben mir Mut und Kraft, dieses Buch fertig zu schreiben, durch all den großen Schmerz erneut durchzugehen, um in Heilung zu gehen.

      Auch das ist deine Botschaft aus der geistigen Welt: „Mum, schreibe das Buch, es wird dein Herz und Schmerz heilen und das vieler Mütter und Väter sowie Brüder und Schwestern“. Ja, und ich tue es, wann es fertig sein wird, kann ich nicht sagen, zu viele Ereignisse und Neuorientierungsphasen quetschen sich durch unser „neues“ Leben, die erst einmal betrachtet werden sollen.

      Lieber Leser, komm mit mir auf dein Erfahrungsfeld der Sinne, der Gefühle, Emotionen und Innenschau. Ich nenne dich „Leser“ und meine aber auch dich, Leserin. Um der Einfachheit halber schreibe ich im Maskulinum – dafür bitte ich dich um Verständnis. Letztendlich sind wir alle eins – kommen „aus einem Topf der göttlichen Suppe“.

      Ich schreibe das Buch gemeinsam mit meinem Sohn Timo, er hat mit dem Gedicht angefangen, nun liegt es an mir, das Buch mit weiteren Kapitel zu befüllen. Zu deinem besseren Verständnis möchte ich erklären, dass ich selbst ein Medium bin, als Heilerin sowie Klangschalen- und Entspannungs-therapeutin meine Berufung gefunden habe, neben meinen anderen gelernten Berufen wie Zahnarzthelferin und Sekretärin. All diese „Berufsstationen“ machen Sinn, wenn man auf der Suche nach dem „neuen lebbaren Weg“ ist, der sehr schwer am Anfang zu finden ist.

      Meine Fähigkeiten der Hellfühligkeit, Empathie und Hellsichtigkeit unterstützen mich auf der Suche danach. Und nicht jeder hat seine Fähigkeiten bis jetzt entdeckt oder glaubt daran. Das ist auch in Ordnung. Doch wenn du mein Buch nun in Händen hältst und es bereits hierher geschafft hast zu lesen, dann freue ich mich, dass du den Mut hast, dich dem allen zu öffnen.

       Persönliche Worte an die Betroffenen/Hinterbliebenen:

      „Ich bin hunderte Herzinfarkte „gestorben“, mein Herz zeigt Risse, „atmet schwer“ und dennoch lebe ich weiter. Es muss ja einen Sinn ergeben, warum nicht ich sondern Timo in die geistige Welt – in unsere Heimat – zurück gereist ist. Wenn wir immer nur trauern und den Verlust noch mehr Brennstoff geben, werden wir uns im Karussell des Schmerzens finden und nicht mehr herauskommen.

      Ja, wir sollen und müssen trauern, damit wir selbst und in uns heilen können. Diesen Schmerz kann uns niemand abnehmen außer wir selbst. Doch ist es auch wichtig, wieder in ein Leben einzutauchen, das für uns neu und noch fremd ist, weil wir das alte verlassen mussten, ohne gefragt zu werden.

      Es liegt an uns, dieses Karussell zu verlassen, auszusteigen und die Welt neu zu entdecken mit ihrer Vielfalt, ihrer Liebe, neuen Erkenntnissen und mit unseren Kindern im Herzen. Wenn wir das geschafft haben, werden wir mit unseren Liebsten kommunizieren können, so als wären sie physisch bei uns. Unsere Sternenkinder sind bei uns, sie sind nicht weit weg, sie leben nur ANDERS bei uns. Wenn wir uns dieser Tatsache annähern, sind wir bereits einen Schritt gegangen, auf dem lebbaren Weg.

      Jeder von uns hat ein schweres Schicksal zu verarbeiten, niemand außer du selbst kennst es genau, spürst den Schmerz Tag und Nacht, Stunde um Stunde. Du gehst auch mit dem Gedanken an dein Kind ins Bett und schläfst irgendwann mal ein, du wachst mit dem Gedanken an dein Kind auf und versuchst, den frühen Morgen irgendwie zu begrüßen und den Alltag zu überstehen. Doch soll es so weitergehen, dein ganzes Leben lang?

      Ich kann dir nur eins sagen: Das wollen unsere Kinder nicht! Auch wenn wir sie nicht mehr sehen und umarmen können, mit ihnen lachen und weinen, streiten und diskutieren, sie sind aber bei UNS und möchten garantiert nicht, dass wir auf dieser Leidensleiter weiter emporsteigen. Sie wollen uns wieder lachen und fröhlich sehen,


Скачать книгу