So weit weg uns doch ganz nah. Eomée Wächter

So weit weg uns doch ganz nah - Eomée Wächter


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du hast deine Aufgaben, deine „To-do-Liste“ mit auf Erden gebracht, einiges steht sicherlich noch drauf, um irgendwann abgehakt zu werden. Lege los step-by-step und sei achtsam und aufmerksam, was das Leben und die Impulse daraus dir zeigen. Unsere Kinder kommunizieren mit uns, wenn wir „frei von negativen Gefühlen„ sind, weil der „Kommunikationskanal“ nur so über den Äther laufen kann. Wenn du negative Gefühle hast, stets nur traurig bist und weinst, kommt „dein Kind nicht bei dir durch“, das ist wie ein Rauschen im Radio, wenn du versuchst, den richtigen Sender einzustellen.

      Glaube mir, ich durchlebe es, ich bekomme wunderschöne Impulse von Timo wenn ich mich davon befreit habe. Klar, darf ich weinen und trauern, doch immer nur für eine kurze Zeit, dann tauche ich wieder aus meinem Tränental auf und los geht’s. Ich mache dir Mut, dich zu öffnen, nicht nur den Verstand einzusetzen sondern dein Herz sprechen und fühlen zu lassen. Und wenn du bereit bist, wirst du spüren, wie leicht es ist, den neuen lebbaren Weg zu gehen, mit deinem Kind in deinem Herzen, immer auf „Empfang“ und offen für Impulse von der geistigen Welt. Öffne dich – lebe und liebe dich. Dein Kind will es so!

      Was auch immer du jetzt denkst, lasse es zu, verdränge niemals den ersten Gedanken, denn die sind es, die uns mit der Göttlichkeit verbindet, die uns lenken …. Während du liest, empfehle ich dir, einen Block und Stift daneben zu legen, denn du wirst auf Themen in deiner Lebenswelt stoßen, die du verdrängt hast, die angesehen, aufgedeckt und verarbeitet gehören, die dich zum Loslassen anstupsen, um befreit deinen Lebensweg weiter zu gehen. „Wenn du loslässt, hast du beide Hände frei um zu empfangen“.

      Ich bin glücklich, dass ich einen Traumatherapeuten gefunden habe, der genau diese hochkommenden Empfindungen mit mir gemeinsam durchleuchtet, den Ursprung erkennt und ich die Chance bekomme, dies alles zu transformieren in Verständnis und Liebe zu verwandeln. Ich stimme dir zu, wenn du dir sagst, dass das eine der schwersten Aufgaben ist in deinem Leben. Aber denke daran, die hast du dir gesetzt, diese Aufgabe steht auf deinem Seelenplan, den du zusammen mit deinem Kind in der geistigen Welt getroffen hast. Es war deine Entscheidung – so schwer das jetzt zu verstehen auch ist.

      Öffne dich dem dir Unbekannten, vorurteilsfrei und mit Vertrauen. Vor nicht allzu langer Zeit dachten wir auch noch, die Erde sei eine Scheibe … und die Menschen, die die Erde als rund bezeichneten, wurden als verrückt erklärt. Ich bin gerne mal verrückt, da lebt es sich besser und gelassener. Und bin auch immer noch im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte (das zur Beruhigung für meinen Therapeuten – grins). Und ob die Erde wirklich rund ist, sich in seinem schnellen Spinn auf einer Laufbahn um die Sonne drehen soll, darf sich jeder selbst beantworten. Allein bei dem Gedanken wird mir schon schlecht, da ich auch seekrank bin. Zu diesem Thema ergänzend: ich habe mich immer gefragt, wieso ich jeden Abend das gleiche Sternenbild sehe, wenn ich mit Mutter Erde so eine große Reise um die Sonne mache. Da müssten sich doch andere Sternenkonstellationen zeigen. Na ja, ich bin weiterhin offen für das facettenreiche Leben und deren Darbietungen.

      Ja, mein altes Leben existiert nicht mehr. Ich habe einen Weg gefunden, es liebevoll in meine Schatztruhe abzulegen und mich dem Neuen aufzuschließen, zu vertrauen. Ein neues Leben entsteht und ich fühle, dass du, mein geliebter Sohn Timo, immer bei mir bist, mich inspirierst, die leeren Seiten des Buches zu befüllen für die Menschen, die ebenso einen neuen Weg finden müssen, weil der alte versperrt wurde, nicht mehr existiert.

      Ich nehme meinen irdischen Sohn Robin an die Hand und wir beide versuchen, uns gegenseitig zu stützen, uns Freiraum zu lassen für unserer Trauerarbeit, die doch so verschieden ist. Jeder trauert anders und das mussten wir auch erst erkennen. Das Reden ist von großer Bedeutung aber auch das Schweigen, wenn es der eine wünscht. Ich nehme die Minuten wahr, die Robin mit mir verbringen will in einem Gespräch oder auch nur zum gemeinsamen Abendessen. Es ist ein Seiltanz der Gefühlswallungen und Robin versteht langsam, dass ich keinen Groll gegen ihn hege, wenn ich mit einem „zerknitterten“ Gesicht herumlaufe, die Augen geschwollen vom zu vielen Weinen. Wir sagen es uns, wenn es dem einen nicht gut geht und er eine „Auszeit“ braucht.

      Auch bin ich mir sicher, wenn du Leser die Zeilen liest, nie allein sein wirst. Dein Kind in der geistigen Welt wird mit dir lesen, denn du hast unser Buch gefunden, du wurdest dorthin geführt, weil du das gleiche Thema hast.

      In tiefer Verbundenheit und dem großen Wunsch, dass du lieber Leser einen Weg finden wirst, deine Trauer so zu verwandeln, dass du wieder ein Lächeln aufbringen kannst, wenn die Sonne scheint, den frühen Vogel zuhörst, wenn er dich mit seinem Gesang weckt oder ein Eichhörnchen im Wald gerade den Baum hochklettert und du es mit einer tiefen Freude beobachtest. Solche kleine Glücksmomente mögen deinen neuen Lebensweg zieren. Öffne dich diesen.

      Herzlichst

      Eomée mit Timo im Herzen

      Tag „X“

      Wenn ich nur den Tag „X“ ausradieren könnte, ihn löschen, so, als wäre er nie dagewesen, dann würde der 3.11.13 im Kalender fehlen. Für manche könnte es genau der Geburtstag, Hochzeitstag oder ein anderer besonderer schöner Tag sein. Für mich, als deine Mum, ist es der schlimmste Tag, der dunkelste und ekelhafteste in meinem Leben. Dieser Tag kann nicht mehr getoppt werden – er ist endgültig in seiner Bestimmung, in seinem Schicksal. Und dieser Tag „X“ wird mich solange begleiten, bis ich die Augen schließen werde. Er wird jedes Jahr kommen, unbarmherzig und gnadenlos vor meiner Türe stehen, anklopfen, ohne jede Chance, ihn zu überspringen, ihn zu vermeiden. Und er wird mich herausfordernd fragen: „weißt du noch, wie es war?“

      Wie sollte ich es jemals vergessen können. Er ist fest eingebrannt in meinem Herzen wie ein Tattoo. Ich kann ihn nicht auslöschen, denn er gehört zu dir Timo, zu unserem gemeinsamen Leben.

      Dieser Tag zeigte mir eine Grenze auf, eine sehr hohe Mauer der Unüberwindbarkeit. Es war dein Todestag. Plötzlich bleibt die Welt stehen, ich erstarrte in der Fassungslosigkeit. 19 Jahre jung, viel zu jung, viel zu früh …

      Seit diesem Tag „X“ gibt es keine gemeinsamen Erlebnisse mehr, keine abendlichen Essen, kein Miteinander, alles weg. Ich habe nur noch die Möglichkeit, mich in Erinnerungen zu wiegen, unsere gelebten 19 Jahre als Kleinfamilie immer wieder aus dem Gedächtnisspeicher herauszuholen.

      Und gerade erinnere ich mich daran, als dein Papa und ich von der langen und wunderschönen Neuseeland-Reise im Januar 1994 wieder nach Hause kamen, dich im „Gepäck“ mitgebracht. Ja, du bist ein Neuseeländer, wir haben dich dort gezeugt und vielleicht war es auch deine Bestimmung, dorthin wieder zurück zu kehren, zu deinem Ursprung. Das wolltest du ja am Ostersonntag, den 21.4.14 tun. Der Flug gebucht, dich mit Julia und Jakob dort treffen. Mit „Work & Travel“ wolltest du beginnen, die Welt zu erkunden, angefangen mit Neuseeland. Dort arbeiten, leben, Land und Leute kennenlernen und vielleicht auch dann studieren. Deine große Vorfreude glänzte in deinen Augen, wenn du darüber gesprochen hast. Ich schenkte dir Bücher, DVDs und die Vorbereitungen waren voll im Gange.

      Neuseeland hast du nicht mehr gesehen, das Land nicht betreten können, von woher wir dich damals mitbrachten.

      Erinnerungen werden wach, wo es um deinen Namen ging, wie du heißen sollst. Lange Diskussionen seitens der werdenden Großeltern und ich machte mir den Spaß daraus, sie mit dem Namen „Detlef-Dieter“ zu ärgern. Bis zur Geburt war dieser Name in aller Munde und deine Oma Betty entsetzt darüber. Doch dein Name stand schon lange fest. Timo Alexander Hanke.

      Als ich von meiner Schwangerschaft mit dir erfuhr, hatte ich ein Glücksgefühl in mir, unbeschreiblich. Diese große Freude, Mutter werden zu dürfen, die Vorbereitungen für ein schönes Kinderzimmer, Spielsachen, Anziehsachen, liefen auf vollen Touren. Das erste Ultraschallbild, deine ersten spürbaren Bewegungen im Bauch – ein kleines Kribbeln, die Geburtsvorbereitungen. Voller Stolz zeigte ich auch meinen Bauch, schiebte sozusagen die „ruhige Kugel“, genoss das Mutterwerden.

      Der August 1994 war ein sehr heißer Monat, nur mit eiskaltem gefüllten Wasser in Fußbadewannen ließen die schweren Pfunde erträglich werden, die ich zu schleppen hatte, wobei ich nur 10 kg zugenommen hatte.

      Dein errechneter Geburtstermin, 4.9.94


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