Umweg ins Glück. Ute Dombrowski

Umweg ins Glück - Ute Dombrowski


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Marius Oliver die Hand. Dieser schaute ihn aufmerksam an. Da ist doch noch etwas, dachte er, und hakte nach.

      „Oh, darüber muss ich mit Nelly selbst reden“, erklärte Marius. „Sei nicht sauer, aber es ist ein schwieriges Problem aus meiner Vergangenheit und darüber kann ich nicht so gut sprechen.“

      „In Ordnung, aber wenn du einen Freund zum Zuhören nötig hast, weißt du, dass du zu mir kommen kannst.“

      „Danke, Freund, ich weiß das sehr zu schätzen.“

      Marius fuhr nach Hause und fieberte genauso wie Nelly der Begegnung mit Paolo entgegen. Am nächsten Abend saßen sie vor ihrem Haus auf der Treppe. Wuschel sprang fröhlich dem Ball nach, den Marius in die Büsche warf. Schnell brachte er ihn zurück zu den beiden und legte ihn in Nellys Hand.

      „Morgen ist es soweit.“

      „Ja, Marius, glaube mir, mir ist schon ganz schlecht bei dem Gedanken an das Zusammentreffen. Aber Oliver ist mit dabei, also fühle ich mich ein bisschen besser. Vielleicht kommt auch Leon mit. Ich kann heute sicher nicht schlafen. Wollen wir hier sitzenbleiben?“

      „Ich kann auch nicht schlafen, doch das ist eine andere Geschichte. Nelly, ich wollte dir schon längst alles erzählen, aber das ist nicht so einfach. Jetzt ist erst einmal wichtig, dass du mit Paolo ins Reine kommst. Ihr habt sicher eine Menge zu besprechen. Ich fahre heim, Süße. Sei nicht sauer, dass ich nicht bleibe. Eines Tages …“

      Er sprach nicht weiter, sondern küsste sie sanft, um danach aufzustehen. Nelly ging ins Haus und legte sich in ihrem Zimmer auf das Bett. Sie war allein, denn Katja und Christian waren zu Bea und Hannes gefahren. Morgen, dachte Nelly, morgen sehe ich Paolo wieder. Den Mann, den sie geliebt, geschätzt, aber auch belogen und betrogen hatte - den Mann, der nicht um sie gekämpft, sondern sie einfach verlassen hatte. Die Gedanken fuhren Achterbahn, aber hatte sie noch Gefühle für ihn? Mit einem Seufzer schlief sie ein. Sie hatten sich zu einem Kaffee am Rhein verabredet.

      ♥

      Oliver hatte Nelly daheim abgeholt und sah nun ab und zu zur Seite, wo sie schweigend auf der Unterlippe kaute. Er fuhr durch die Weinberge auf die Bundesstraße am Rhein in Richtung Koblenz. In Assmannshausen blinkte er und hielt schließlich vor einem kleinen Restaurant, wo unter einem Dach aus Blättern und Blüten zahlreiche Tische hübsch eingedeckt waren.

      Nelly schaute Oliver an und seufzte. Er nahm ihre Hand und drückte sie zärtlich.

      „Ich bin da, was immer auch passiert. Also mach dir keine Sorgen, es wird schon gutgehen.“

      „Oh Mann, ich habe eine riesige Angst. Danke, Oliver, dass du bei mir bist. Du bist echt mein allerbester Freund.“

      Sie beugte sich zu Oliver hinüber und küsste ihn auf die Wange. Dann öffnete sie die Tür und stieg aus. An einem der Tische sah sie Leons dunkle Locken. Paolo saß mit dem Rücken zu ihr und hatte den Arm um eine blonde Frau gelegt. Nelly erschrak. Paolo war nicht allein nach Deutschland gekommen?

      Oliver erschien neben ihr und schob sie sanft vorwärts. Nelly schluckte und ging auf den Tisch zu. Leon erhob sich lächelnd und begrüßte auch Oliver mit einem festen Handschlag. Paolo und die Frau waren ebenfalls aufgestanden.

      „Hallo Paolo“, sagte Nelly heiser.

      „Guten Tag Nelly, es ist gut, dass du gekommen bist. Darf ich dir meine Freundin Teresa vorstellen? Sie hat mich aus Italien hierher begleitet.“

      Die junge Frau mit den blonden, glatten Haaren lächelte nicht, sondern sah Nelly mit zusammengekniffenen, dunklen Augen an. Sie murmelte eine Begrüßung auf Italienisch und setzte sich wieder. Oliver rückte Nelly einen Stuhl zurecht und drückte sie darauf. Sie atmete tief durch.

      „Du hast also eine neue Freundin. Das freut mich für dich.“

      „Nelly, es tut mir leid, was dir passiert ist. Wer konnte denn ahnen, dass wir die Opfer einer Intrige werden? Ich bin froh, dass du noch lebst.“

      „Danke, ich bin auch froh, dass Marius mich aus dem Wasser gezogen hat. Wir sind jetzt zusammen.“

      „Komm, wir gehen ein Stück.“

      Paolo war aufgestanden und zog Nelly von ihrem Platz. Sie liefen nebeneinander durch die Fußgängerunterführung zum Rheinufer. Dort lehnte sich Paolo an das Geländer und sah in das schnell dahinfließende Wasser. Vor ihnen erhob sich ein Stück Felsen im Fluss.

      „Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe, aber du hast mich sehr verletzt. Nach einer langen Zeit habe ich Teresa kennengelernt und ihr alles erzählt. Sie war für mich da und nun bin ich endlich wieder glücklich. Erzähl, wie alles gekommen ist.“

      Nelly begann am Tag der Familienfeier und endete im Rettungswagen. Tränen liefen über ihre Wangen und Paolo legte eine Hand auf ihren Rücken. Als sie geendet hatte, schwiegen beide bedrückt. Entschlossen wischte Nelly ihre Tränen fort.

      „Ich habe Simona wiedergewonnen und damit konnten Gabriel und Martin nicht alles zerstören. Dass ich dich betrogen habe, tut mir heute noch leid. Es war nicht fair. Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen.“

      „Ich habe dir verziehen, als mir Leon gesagt hatte, was passiert war. Diese Menschen haben eine schwere Strafe verdient. Ich hoffe, du schaffst das, wenn die Verhandlung ist. Leon wird da sein.“

      „Ich weiß, alle sind für mich da: Mama, Papa, Oliver, Simona und noch viele mehr. Marius muss wie ich als Zeuge aussagen. Vielleicht kann ich endgültig damit abschließen, wenn das vorbei ist. Sei nicht mehr sauer, ich wollte wirklich an dem Abend reinen Tisch machen. Die Liebe war fort, aber ich habe noch Freundschaft für dich empfunden, also wollte ich dir nicht wehtun.“

      „Du hast mir sehr wehgetan und mich gedemütigt, darum konnte ich nicht bleiben. Es hätte nicht funktioniert, auf dem Weingut zu leben und zu arbeiten und womöglich dich mit dem Kerl zu sehen, der dich mir weggenommen hat. Für Benjamin tat es mit sehr leid, er war immer für mich da und ich habe ihn im Stich gelassen. Ich bin ihm unendlich dankbar.“

      „Fahre doch mal vorbei und sage ihm das persönlich, ehe du wieder nach Italien gehst. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute mit Teresa. Sie ist schon eine starke Frau, wenn sie dich sogar heute begleitet hat. Keine Angst, ich empfinde Freundschaft, wenn ich so mit dir spreche, nicht mehr. Danke, dass wir reden konnten.“

      Sie gingen langsam zu den anderen zurück. Oliver sah Nelly entgegen und atmete auf, als sie nickte. Teresa griff sofort nach Paolos Hand und zog ihn neben sich auf den Stuhl.

      Leon fragte: „Wie geht es dir damit, dass du die beiden vor Gericht wiedersiehst?“

      „Mir ist ganz schlecht, wenn ich daran denke. Ich hoffe, sie sind einsichtig und ich kann mit dem Gefühl der Gerechtigkeit dort hinausgehen.“

      Oliver nahm Nellys Hand und hielt sie fest. Bald verabschiedeten sie sich. Leon und Paolo umarmten Nelly, Teresa nickte nur. Oliver gab den Männern die Hand. Paolo hatte versprochen, bei Benjamin vorbei zu schauen und sich zu bedanken.

      Bevor sie heimfuhren, parkte Oliver noch einmal in den Weinbergen. Er stieg aus und wartete auf Nelly, um noch ein Stück mir ihr zu laufen. Nach einigen Schritten kamen sie an eine Bank und Nelly setzte sich.

      Sie zog Oliver neben sich auf den Platz und schlang die Arme um ihn, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Oliver streichelte Nellys Rücken, bis sie wieder aufhörte zu weinen.

      „Danke“, schniefte sie hörbar, „es ist ganz gut zu wissen, dass Paolo mir verziehen hat und mich nicht mehr hasst. Wie konnte ich mich nur auf Gabriel einlassen? Ich dachte wirklich, es ist Liebe.“

      „Man weiß manchmal erst nach sehr langer Zeit, wer der oder die Richtige ist. Ich bin froh, dass es dir nach dem Gespräch gut geht. Diese Teresa war nicht so begeistert, dich zu sehen, aber sie hat nur italienisch mit Leon geredet, ich habe nichts verstanden. Ich saß daneben wie ein Trottel.“

      Oliver lachte und Nelly stimmt


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