Die Chroniken von Eskandria. Marcel Kircher

Die Chroniken von Eskandria - Marcel Kircher


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befohlen dich um das Vieh zu kümmern?“ Zornig funkelte Folrik sie mit seinen stahlgrauen Augen an.

      „Habt Ihr, Meister Folrik und ich bin mit diesen Aufgaben auch soweit fertig. Aufgrund dessen wollte ich …“

      „Wolltest du MEINE Schüler mit deinen unfertigen Künsten beeindrucken?“ Folrik lachte höhnisch auf. „Als deine Eltern starben und du vor meiner Schule standst, habe ich beschlossen dich in meinem Haushalt anzustellen und dir ein wenig Einblicke in die magischen Künste zu geben. Jedoch geschah dies stets unter dem Leitsatz: Erst die Pflichten und dann die Magie.“

      „Ja Meister.“ Betreten blickte Tamina zu Boden, während Folrik sich den Schülern zuwandte.

      „Ihr begebt euch ins Schloss auf eure zugeteilten Gemächer, während ich Tamina einen ihr angemessenen Tadel gebe.“

       Ohne große Widerworte verließen die Schüler die Wiese und begaben sich in Richtung Schloss. Folrik blickte ihnen hinterher und als er sich sicher war, dass sie außer Hörweite waren, wandte er sich Tamina zu.

      „Du mistest sämtliche Ställe aus und sorgst dafür, dass die Tiere mit ausreichend Wasser und Futter versorgt sind. Und achte darauf, wenn du die Schafe eintreibst, dass keins verloren geht. Schließlich sollen sie nicht Opfer der Wölfe werden. Wenn du damit fertig bist, kannst du dein Essen einnehmen und dich in dein Schlafgemach begeben. Ich möchte heute nicht mehr gestört werden.“ Folrik fixierte Tamina, wie ein Greifvogel, der seine Beute ausgemacht hatte. „Heute Abend werde ich das Auge von Ibis befragen. Ich habe das Gefühl, dass sich die Prophezeiung bald erfüllen wird.“

      „Ihr befragt das Auge von Ibis, Meister? Bitte lasst mich einmal diesem Zeremoniell beiwohnen“, bat Tamina höflich.

       Folrik antwortete mit einem Blick des Argwohns.

      „Bitte, Meister Folrik. Ich verspreche meine Aufgaben für den heutigen Tag besonders gewissenhaft und gründlich auszuführen“, versuchte Tamina den alten Zauberer umzustimmen.

      „Meine Antwort lautet Nein. Hättest du heute getan, was ich dir aufgetragen habe, wäre es eine Überlegung wert gewesen, aber so musst du dir die nächste Gelegenheit verdienen.“

       Mit dieser Antwort ließ Folrik Tamina zurück, die ihm zornig nachblickte.

      „Das darfst du nicht, Tamina. Du bist ein Scharlatan. Deine Zauberkünste sind noch nicht ausgereift! Bla, bla, bla. Was bin ich denn? Nur seine Magd, die ab und an ein wenig Magie gezeigt bekommen darf?“ Zornig und laut vor sich hin fluchend lief Tamina über die Weide und trieb die Schafe in Richtung Stallungen. Der Schweiß lief ihr die Stirn hinab, als auch das letzte Tier im Stall war.

       Nachdem die Pferde und Schweine ausgemistet und versorgt waren, begab sich Tamina in Richtung Haupttor des Schlosses. Sie dachte an nichts Böses, als plötzlich am Himmel ein heller Blitz aufglomm und etwas Ovales mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Boden raste. Ehe die blonde Frau reagieren konnte, schlug das Geschoss nahe einer alten Eiche in den Boden. Eine Rauchwolke stieg auf, als sich Tamina langsam und vorsichtig dem Gegenstand näherte. Eine Person saß in der deformierten Kapsel. Tamina hielt etwas Abstand, als die Person anfing sich zu bewegen und aus dem Wrack zu steigen.

      „Tut … tut mir nichts“, stammelte Tamina und versuchte mutiger zu klingen, als sie es war. „Ich kann zaubern.“

      „Zaubern?“, entgegnete die sichtlich mitgenommene männliche Person. „Wo bin ich denn hier nur gelandet? Hier ist nicht London um 1520?“

      „London?“ Tamina senkte ihre Hände. Offenbar war der Fremde völlig durcheinander und eher ungefährlich. „Ihr seid in Smorland in der Nähe der Magierschule des großen Zauberers Folrik gelandet.“

       Nach dem heftigen Einschlag, den ich glücklicherweise ohne größere Blessuren überstanden hatte, schnallte ich mich ab und begegnete einer blonden jungen Frau, die etwas von Zaubern erzählte. Jedoch war es nicht London oder England in der Renaissance. Ich war laut der Frau in Smorland gelandet. Und das Schloss sollte eine Schule für Magier sein und von einem Zauberer, namens Folrik geleitet werden. Ich brauchte einen Moment, um diese Auskunft zu verdauen. Nicht nur, dass mein Unfall einen unerkannten Einstieg bei solchen Zeitreisen vermied, ich schien in einer anderen Welt gelandet zu sein, vielleicht sogar auch in einer ganz anderen Zeit. Ich versuchte zu kooperieren.

      „Dann bin ich hier wirklich falsch. Können Sie …“, begann ich, ehe ich mich eines Besseren besann, „Könnt Ihr mir weiterhelfen? Oder zumindest mich zu jemandem bringen, der mir helfen kann?“

       Die blonde junge Frau lächelte. „Ich bringe Euch zu meinem Meister Folrik. Er ist allwissend und wird Euch bestimmt weiterhelfen.“

       Sie nahm mich bei der Hand und mit einem mulmigen Gefühl folgte ich ihr. Von der Inneneinrichtung des Schlosses nahm ich in meiner Aufregung kaum Notiz. Am Ende einer langen Wendeltreppe folgte ein kleiner Gang an dessen Ende eine große hölzerne Tür geschlossen auf uns wartete. Meine Begleiterin klopfte an und trat nach einem Augenblick des Wartens ein. Im Zimmer stand ein großer hagerer Mann, der zornig herumfuhr. Er trug einen roten Kapuzenumhang, der mit silbernen Monden und Sternen verziert war. Sein Gesicht umrahmte ein weißer langer Bart und an seiner rechten Hand trug er einen Ring mit einem roten Rubin. Seine Augen, die stahlgrau waren fixierten mich, während er die Frau für ihr Eindringen tadelte.

      „Tamina! Ich sagte dir doch, dass ich unter keinen Umständen gestört werden möchte. Und dazu zählt auch nicht der Umstand, dass du mir deinen Freund vorstellen möchtest, wie auch immer du ihn zu meinem Erstaunen kennengelernt hast.“ Tamina schien ganz schön unter dem Scheffel des Mannes zu stehen. „Wenn du schon mal da bist, dann berichte, was du zu berichten hast und dann geh, wie ich es dir befohlen habe.“

      „Meister“, entgegnete Tamina zögerlich. „Das ist … Verflixt. Ich vergaß Euch nach Eurem Namen zu fragen. Wie heißt Ihr?“

      „Marcel“, antwortete ich kurz.

      „Das ist ein schöner Name“, ließ Tamina beiläufig fallen. „Meinen hast du ja von meinem Meister gehört.“ Sie wandte sich nun wieder dem alten Mann zu. „Meister Folrik, das ist Marcel. Und er ist der Prophezeite.“

       Folrik musterte mich abschätzend. „Der Prophezeite?“

      „So ist es. Er ist aus dem Nichts hier aufgetaucht.“ Tamina warf mir ein freundliches Lächeln zu. „Besser gesagt: Er ist eingeschlagen.“

      „Ich verstehe“, erwiderte Folrik und klang ein wenig freundlicher. „Nun, das Auge von Ibis hat mir angekündigt, dass Eure Ankunft nicht mehr fern sei. Dass es so rasch ging, ist eine erfreuliche Überraschung. Tamina, begleitet ihn auf sein Zimmer. Ich denke im dritten Stock, linker Korridor, wo sich die Gästezimmer befinden, werden wir ihn unterbekommen. Und bringt ihm uns angemessene Kleidung. Mit dem, was Marcel aktuell anhat, wirkt er arg befremdlich.“

       Ich wollte etwas darauf antworten, doch da hatte mich Tamina schon am Arm gepackt und mich aus dem Zimmer geführt. Geführt nicht, ich stolperte mehr oder weniger hinter ihr her. Ich blickte aus den Fenstern und sah die einsetzende Abenddämmerung. Über Nacht würde ich es wohl wagen können, die Gastfreundschaft des Magiers Folrik ausnutzen, ehe ich Morgen einen Versuch unternehmen wollte, nach Hilfe für die zerstörte Kapsel zu fragen.

      „Meister Folrik war doch ganz nett“, unterbrach Taminas weiche Stimme meinen Gedankengang.

      „Oh ja. Nur dich behandelt er wie den letzten Dreck“, bemerkte ich.

      „Das ist seine Art“, berichtete Tamina mit neutraler


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