Faro. Ole R. Börgdahl

Faro - Ole R. Börgdahl


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Ersatzpropeller, wie steht’s damit?«

      »Die habe ich bekommen, fünf Stück.«

      »Gut, nach dieser Fahrt geben wir nichts mehr zurück ans Magazin, behalten alles und wenn ein Torpedo übrigbleibt, dann schlachten wir ihn aus, sobald wir das Hafenbecken wieder erreicht haben, verstanden?«

      »Jawohl, Herr Obermaat.«

      *

      Die Männer standen in der Zentrale, am Kartentisch. Oberleutnant Linden hatte die technischen Bootsunterlagen ausgebreitet und deutete auf die Lage der Batterieblöcke unter den Flurplatten.

      »Wir haben die Zellen geprüft. Es gibt einige Ausfälle. Das stammt noch von der Kollision mit dem Minenräumer. Die von der Werft wollten die Zellen überbrücken, aber das habe ich nicht zugelassen. Ich hab’ mich dann mal umgehört und tatsächlich neue Blöcke bekommen. Jetzt müssen wir allerdings schnell sein und die Batterien sofort vom Magazin abholen und gleich verbauen. Lischke, das übernehmen Sie mit Ihrer Mannschaft.«

      Ober-E-Maschinen-Maat Lischke nickte. »Jawohl, Herr Oberleutnant.«

      »Dann zu Ihnen Keicher. Für Sie habe ich auch einiges. Reinigung des Luftverdichters, Einstellung der Drosselklappe und Einstellungen am Diesel. Wir wollten das ja erst auf See machen, aber jetzt ist noch genug Zeit.«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant.«

      »Ach ja, Keicher, die Kupplungen zu den E-Maschinen. Lassen Sie neue Scheiben einbauen.«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant.«

      »Greimel?«

      »Herr Oberleutnant?«

      »Was ist mit den Ersatzteilen für die Funkanlage?«

      »Ist jetzt alles da, Herr Oberleutnant, und wir haben auch schon mit der Reparatur begonnen.«

      »Und, ne’ Ahnung, woher der Kurzschluss gekommen ist?«

      »Lässt sich schwer sagen, Herr Oberleutnant. Auf der letzten Fahrt mussten wir ja viel herumlöten. Kann sein, dass da was nicht richtig gesessen hat.«

      Linden nickte. »Übrigens bekommen wir noch mal Besuch von der Werft. Der Herr Kaleun hat wohl Dampf gemacht, wegen der Kompassanlage. Die schicken Fachleute. Ist ja auch verdammt wichtig.« Linden überlegte. Er suchte nach seinen Notizen. »Was ist mit den Zellen, haben wir da noch was offen, waren da noch Reparaturen zu machen?«

      Diesel-Maschinen-Maat Keicher meldete sich. »Habe ich mit meiner Mannschaft vom Obersteuermann übernommen, Herr Oberleutnant. Die Werft hatte Order alle Zellen zu überprüfen, aber das wollte ich nicht, wenn Sie erlauben. Die sind nie so gründlich, wie die Leute, deren Leben von der Technik abhängt.«

      »Stimme ich Ihnen zu«, sagte Linden. »Ganz richtig.«

      »Danke, Herr Oberleutnant. Also, über die Tauchzellen brauchen wir nicht zu sprechen, da wissen wir spätestens beim Probetauchen Bescheid. Eine Sichtprüfung habe ich aber machen lassen und auch die Mechanik der Tauchzellenentlüftung durchgecheckt. Bei den Regel- und Trimmzellen haben wir genaue Gewichtsprüfungen durchgeführt, die sind soweit in Ordnung. Ventile sind gängig, Zuleitungen dicht. Gleiches gilt für die Untertriebszelle. Abschließende Prüfung natürlich auch erst beim Probetau...«

      Linden unterbrach Keicher. »Was ist mit den Torpedozellen, die sind für mich die Achillesferse.«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant. Die Technik wurde überprüft ebenfalls alles in Ordnung.«

      Oberleutnant Linden suchte in seinen Datenblättern. Er überschlug ein paar Zahlen im Kopf, richtete sich dann wieder auf und blickte Michael an, der direkt neben ihm in der Zentrale, am Kartentisch, stand. »Wir haben nur noch elektrische Torpedos an Bord, nicht wahr?«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant, nur noch Etos«, antwortete Michael.

      Linden deutete auf die Papiere. »Ich will, dass die Torpedozellen auf das Kilogramm genau befüllt werden. Wie schwer ist denn einer Ihrer Etos nun?«

      »Es sollen tausendsiebenhundertdreizehn Kilogramm sein. Ich habe aber aus Cherbourg immer noch die alten Daten. Die Neuerungen an den Steuerungs- und Lageregelinstrumenten würden wohl nicht viel am Gesamtgewicht ausmachen, anders ist es da natürlich, wenn die Batterie größer geworden wäre. Es gab mal den Hinweis aus Cherbourg, dass statt der bisherigen zweiundfünfzig Zellen künftig sechs mehr eingebaut werden sollen. Wir haben das bislang nur bei einem Torpedo überprüft, der war aber noch unverändert.«

      »Sechs Zellen mehr«, überlegte Linden, »das sind gut neunzig Kilogramm. Ich meine, Sie sollten beim Regeln der Torpedos, also auf jeden Fall, bei denen, die schon in den Rohren sind, auch noch mal die Anzahl der Batteriezellen überprüfen. Neunzig Kilogramm sind schon nicht zu vernachlässigen. Beim Unterwasserangriff schießt uns das Boot sonst aus dem Keller, wenn wir einen Aal rausdrücken und die Torpedozellen zu wenig Ausgleichsgewicht bekommen.«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant, wird gemacht.«

      »Was ist mit dem Gefechtskopf, es heißt ja immer, viel hilft viel?«

      »Über das TNT haben wir exakte Angaben, da wird immer genau drüber abgerechnet, zweihundertachtzig Kilogramm pro Torpedo, unverändert.«

      Linden nickte, sah gleichzeitig wieder auf die Liste. Er nahm seinen Bleistift und notierte sich etwas.

      Die Männer schwiegen. Linden blickte auf. »Weiter im Plan.«

      Sie gingen noch einmal die gesamte Bootstechnik durch. Linden überzeugte sich von der Fahrtüchtigkeit der Höhen- und Tiefenruder, der Kompressoranlage. Er ließ sich bestätigen, dass die Propeller und die Antriebswellen intakt waren, dass die Kraftstoffbunker keine Lecks hatten. Bei diesem Punkt fragte er zweimal nach.

      »Also, ich will nicht, dass der Feind es zu leicht mit dem Spurenlesen hat. Wehe, wir ziehen eine Ölspur hinter uns her und wenn es auch nur ein kleiner Ölfilm ist. Ich will da nichts sehen.«

      Dann gingen sie die Luken durch. Linden überzeugte sich, dass ausreichend Ersatzdichtungen geordert waren. Das Boot besaß fünf Luks. Vorne und hinten je ein Torpedoluk, dann noch das Maschinenraumluk und das Luk über der Kombüse und schließlich das Turmluk, das vom Kommandantenstand hinauf auf die Brücke führte.

      »Sind die Frischwasserzellen sauber«, fragte Linden.

      Funk-Maat Greimel meldete sich. »Jawohl, Herr Oberleutnant.

      *

      »Zigarette?«

      »Zum Feierabend gern. Danke, Herr Oberleutnant.«

      Michael holte sich die angebotene Zigarette aus dem Etui. Oberleutnant Kuhnle nahm sich ebenfalls eine, klappte das Etui zu und hatte gleich ein Feuerzeug zur Hand. Die Männer standen vor einem der großen Bunkertore des Kéroman I. Eine milde, aber feuchte Luft zog über den Bunkerkomplex. Oberleutnant Kuhnle zeigt in Richtung der Baustelle auf der anderen Hafenseite.

      »Hier wird ja noch kräftig gebuddelt, noch ein Bunker, nehme ich an?«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant, der Kéroman III. Der wird aber auf Wasserlinie gebaut.«

      Kuhnle sah Michael fragend an. »Und was heißt das?«

      »Der Bunker ist geflutet, man wird mit dem Boot direkt reinfahren können, also keine Slippanlage wie hier. Das Slippen ist ja immer ein ganz schöner Aufwand, obwohl die Trockenbox auch enorme Vorteile hat, Herr Oberleutnant.«

      Kuhnle schüttelte den Kopf. »Sie sehen, Herr Obermaat, ich habe keine Ahnung. Ich bin ehrlich, ich dachte, die haben bei uns das Wasser abgelassen, damit die Werft ihre Reparaturen machen kann.«

      »Nein, Herr Oberleutnant, die konnten den Kéroman I nicht auf Wasserlinie bauen, wegen des Felsuntergrunds, aber das wusste ich auch noch nicht, als ich hier angefangen habe.«

      Kuhnle nickte. »Sie sind mit dem Boot nach Lorient gekommen.«

      »Jawohl,


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