Puppenspiel mit Dame. Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame - Britta Bendixen


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sie stets merkwürdig unbeteiligt geblieben und wenn sie vorbei waren, hatte sie immer nur Erleichterung verspürt, keine Trauer.

      Diesmal war es anders. Sie wollte diesen Mann, um jeden Preis. Noch vor kurzem hatte sie gedacht, dass es sehr wehtun würde, wenn sie erführe, dass Steve eine andere hätte. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass ein derartiger Schmerz so heftig sein konnte. Der Gedanke, dass er eine andere Frau in den Armen hielt, küsste und streichelte war so furchtbar, dass sie glaubte, es nicht aushalten zu können. Trotzdem sah sie die zwei ständig vor sich und litt dabei Höllenqualen.

      Dennoch wollte sie ihn auf keinen Fall verlieren. Gut, er war den Reizen Jasmin Tylers erlegen. Vermutlich hatte sie ihn verführt und er war nun mal ein Mann. In dieser Beziehung waren alle Männer schwach. Sie würde ihm diesen Fehltritt wahrscheinlich irgendwann verzeihen können. Wichtig war nur, dass es ein einmaliger Fehltritt blieb. Sie hatte seine Augen aufleuchten sehen, als er von dieser kleinen Schlampe gesprochen hatte. So hatten sie bei ihr nie geleuchtet.

      Doch sie hatte die Trumpfkarte: Sie bekam sein Kind. Und sie würde schon dafür sorgen, dass sich ihr Traum erfüllte. Der Traum von einer Familie, bestehend aus ihr, dem Baby - und Steve.

      Steve war gereizt. Lindas Anwesenheit störte ihn mehr, als er es hätte in Worte fassen können. Er hatte an diesem Wochenende das Alleinsein genießen und in Ruhe nachdenken wollen. Nun war sie hier und wich kaum von seiner Seite. Er bemühte sich nicht, seinen Ärger darüber vor ihr zu verbergen, war kurz angebunden und schweigsam.

      Als der Nachmittag zu Ende ging, den sie am Pool verbracht hatten, fragte Linda: „Gehen wir später irgendwo etwas essen?“

      Er schüttelte den Kopf. „Josefine steht schon seit einer ganzen Weile in der Küche. Wir essen hier.“

      Die Haushälterhexe kocht? dachte Linda unbehaglich. Die kann mich nicht ausstehen. Hoffentlich hat sie mir kein Rizinusöl ins Essen gemixt.

      Die untergehende Sonne schien nicht mehr so strahlend hell wie noch vor wenigen Stunden, ein milchiger Schleier hatte sich am Himmel gebildet, Wolken kamen auf und brachten etwas Wind mit, den Steve als angenehm empfand.

      Wie jeden Tag um diese Zeit erschien sein Gärtner und begann, die Pflanzen und Blumen im Garten mit Wasser zu versorgen.

      Sie gingen bald darauf ins Haus um sich umzuziehen und zu essen. Josefine hatte Rinderfiletsteaks gebraten, dazu gab es Salat, Sauce und ihr berühmtes Süßkartoffelpüree. Steve hatte nicht viel Hunger, doch es schmeckte ihm so gut, dass er mehr aß, als er eigentlich wollte. Anders verhielt es sich mit dem kühlen Weißwein. Davon trank er viel, weil er es so wollte. Er wollte nicht nüchtern sein, denn ohne Zweifel ging Linda davon aus, dass sie auch die kommende Nacht sein Bett teilen würde. Und er bildete sich ein, ihre Anwesenheit leichter ertragen zu können, wenn er getrunken hatte.

      Es kam dann auch so, wie er befürchtet hatte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die er als anmaßend empfand, folgte sie ihm in sein Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich erwartungsvoll in sein Bett.

      Er betrachtete sie. Ihr schwarzes Haar hatte sich wie ein Fächer auf dem Kissen ausgebreitet. Ihre Brüste waren durch die Schwangerschaft etwas größer geworden und fielen leicht zur Seite. Sie hatte ihre Beine angezogen und die Arme erwartungsvoll ausgebreitet. Er kam nicht umhin, zugeben zu müssen, dass sie eine wirklich schöne Frau war. Auch ohne den Wein hätte sich bei diesem Anblick vermutlich Verlangen bei ihm eingestellt.

      Sie rekelte sich. „Du darfst ruhig näher kommen. Anfassen ist erlaubt“, sagte sie leise und lächelte.

      Er entledigte sich seiner kurzen Hose und des Polohemdes und legte sich neben sie.

      Sie schlang die Arme um ihn als er sich über sie beugte und sie küsste. Am liebsten hätte sie mit ihren Fingernägeln Kratzspuren in seinen Rücken geschlagen, Hinweise für das kleine Miststück Jasmin Tyler, dass sie nicht die einzige war, mit der Steve Conelly das Bett teilte.

       Jacksonville, Florida

      Jasmin hatte sich schließlich mit Bens Hochzeitsplänen einverstanden erklärt unter der Bedingung, dass er die gesamte Organisation übernahm. Und er gab sich wirklich Mühe.

      Zunächst überredete er Jasmins Eltern, sie zu begleiten und buchte die Flüge für alle sowie zwei Hotelzimmer. Er suchte die notwendigen Papiere zusammen und packte die Taschen für die Übernachtung. Dann sagte er im Theater Bescheid, damit an diesem Abend die Zweitbesetzung seine Rolle übernahm.

      Jasmin würde am Morgen nach der Hochzeit direkt nach Los Angeles weiterreisen, daher buchte er für sie einen entsprechenden Flug.

      Schließlich rief er bei mehreren Fernsehsendern und Zeitungen an und informierte sie über die bevorstehende Hochzeit. Fünf von den Sendern und zwei Zeitungen wollten Reporter nach Jacksonville schicken und über die Eheschließung berichten.

      Als sie am frühen Nachmittag in Florida ankamen setzte er alle Hebel in Bewegung, um die erforderlichen Papiere im Rathaus zu bekommen, was an einem Samstag nicht einfach war. Doch mit einer Durchsetzungskraft, die Jasmin bis dahin gar nicht von ihm kannte, gelang ihm auch das.

      Außerdem organisierte er Ringe und einen Friedensrichter, während Jasmin mit ihrer Mutter loszog, um ein passendes Kleid zu besorgen.

      Sie fanden ein schlichtes Modell aus cremefarbener Seide, passende Schuhe und eine gleichfarbige Handtasche. Während die Verkäuferin die Sachen einpackte fragte Anne leise: „Hältst du das wirklich für eine gute Idee, Schatz? Ich meine, diese überstürzte Hochzeit.“

      Jasmin zuckte die Achseln. „Wir wollten doch sowieso heiraten. Dann können wir es auch jetzt tun.“

      Annes Lächeln war schmerzlich. „Ich hatte mich eigentlich auf eine richtige Hochzeit gefreut. Du weißt schon, in einer Kirche, mit einem märchenhaften Brautkleid, und darauf, dass dein Vater dich zum Altar bringt. Dein Bruder ist auch nicht dabei.“

      Jasmin legte den Arm um Annes Schultern. „Ich weiß, Mom. Und es tut mir leid, dass es jetzt so völlig anders abläuft. Aber im Hinblick auf die Presse und diese Berichte über -“

      „Ja, ich weiß“, lenkte ihre Mutter ein und drückte Jasmins Arm. „Es ist schon in Ordnung, Kind. Ich wünsche euch beiden viel Glück. Im Grunde ist es egal, wie man heiratet, die Hauptsache ist, dass ihr euch liebt und vertraut. Und dass ihr eine gute Ehe führt.“

      „Danke, Mom. Es wird schon gut gehen.“

      Anne entging nicht der Blick, mit dem Jasmin das sagte, sah die Zweifel in ihren Augen.

      „Noch kannst du es dir überlegen, Engel. Ich sehe doch, dass du dir nicht hundertprozentig sicher bist.“

      Jasmin sah sie an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

      Ben stand in ihrem Hotelzimmer und zog sich für die Zeremonie um. Jasmin war im Zimmer ihrer Eltern und kleidete sich dort an. Der Friedensrichter war für 18.00 Uhr bestellt, die Hochzeit würde in der kleinen Kapelle des Hotels stattfinden. Alles war vorbereitet.

      Er hatte weiche Knie vor Aufregung. Er wollte Jasmin heiraten, weil er sie liebte und weil er fest davon überzeugt war, dass er als Ehemann erwachsener sein würde. Keine durchzechten Nächte mehr, keine Saufgelage und kein Drogenrausch. Und keine unbekannten Frauen, die morgens in seinem Bett aufwachten.

      Er atmete tief durch. Er wollte Jasmin verdammt noch mal ein guter Ehemann sein.

      Die Berichterstattung über ihre angebliche Affäre mit diesem Regisseur ging ihm den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Er glaubte Jasmin, und trotzdem nagte ein Stachel von Misstrauen in ihm. Dieser Regisseur war ein ziemlich gut aussehender Mann, und er war die ganze Woche über mit Jasmin zusammen. Ben mochte seiner Braut vertrauen, doch diesem Kerl traute er absolut nicht. Vielleicht ließ er seine Finger von ihr, wenn er sah, dass sie einen Ehering trug.

      Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er sich beeilen musste. In zehn Minuten würde er heiraten. Er stand vor dem Spiegel und band sich lächelnd eine hellblaue Krawatte um. Gleich würde Jasmin seine Frau


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