Blood-Lady. Mandy Hopka

Blood-Lady - Mandy Hopka


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schlafenden Mann in diesem Bett - wohl gemerkt mein schlafender Mann, kehrte ich zu dem Mädchen zurück. Sie geleitete mich in das obere Stockwerk, das geradezu von Blumen überladen war. Selbst an den Wänden hingen Blumentöpfe, oder zumindest gemalte Bilder von ihnen. Sie hatte echt einen Faible dafür. Ansonsten sah es hier oben nicht anders aus als unten. Ich knöpfte das Hemd bis zum letzten Knopf zu. Es war so lang, dass es mir bis über den Po hing, aber es reichte aus, um andere Stellen zu verdecken.

      Das Zimmer in das sie mich bat, war dunkel und nur mit Kerzen beleuchtet. Plötzlich wurde mir mulmig. Wie sehr konnte ich dieser Frau eigentlich trauen? Sie saß auf einem Sofa und trank aus einer Tasse, welche wie zu erwarten, eine Blumenmusterung aufwies. „Schön, dass du dich dafür entschieden hast, zu mir zu kommen. Und das um diese Uhrzeit.“ Ihre dünnen klapprigen Finger, umklammerten die Tasse. Sie wirkte noch eingefallener, alt und mager, als ich sie in Erinnerung hatte. Da ich ihr letztens kaum Beachtung geschenkt hatte, hatte ich stets das Bild von ihr vor Augen, wie sie in der Eingangstür erschienen war und meine Mutter zu ihr hinauf eilte, um ihr die Hand zu schütteln. Wie viel Hass ich damals in meinem Herzen getragen hatte... Dennoch fand ich Damian vom ersten Augenblick an faszinierend. Wenn auch mehr oder weniger auf eine negative Weise. Damals hätte ich niemals gedacht, dass ich für so jemanden wie ihn, einmal so viel empfinden würde, geschweige denn, dass mir diese Art von Mann überhaupt gefiel. „Jaja schon klar. Sparen sie sich das Höflichkeitsgerede“, sagte ich zickig. Ich mochte sie nicht. Sie war zu kaltherzig, zu finster. Ihre gesamte Ausstrahlung sprach von Grausamkeit. Und immerhin hatte sie ihre Dienstmädchen brutal ermordet, nur um in dessen Blut ein schönes Bad zunehmen. Einfach nur abartig! „Also, was wollen sie mir denn so wichtiges mitteilen?“ Argwöhnisch setzte ich mich auf den Sessel. Ich hatte nicht vor mich neben sie zu setzen. Allein diese drei Meter zwischen uns, waren nicht einmal ausreichend genug Abstand zu ihr. „Du hast ihm erneut dein Blut gegeben. Weise Entscheidung.“ Sicher hatte sie mein Blut wahrgenommen. Eine erstaunliche Fähigkeit, die es unbedingt näher zu erforschen gab. „Woher nehmen sie eigentlich ihr Blut?“, platzte ich heraus. Diese Frage stellte ich mir im Grunde schon lange. „Darf ich vorstellen. Beatrice.“ Das Mädchen lächelte mich schweigend an. „Eine Blood-Lady?“

      „Sicher.“

      „Warum hat Damian nicht einfach sie genommen? Mein Gott, da tanzt ihm eine vor der Nase herum und er verreckt hier halb?“ Báthory verschluckte sich. „Du dummes Ding. Sie gehört mir! Niemand legt seine Hände an sie. Niemand benutzt die Lady eines anderen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz in unserer Welt. Damian hätte selbst seinen Vater umgebracht, wenn er sich an dir vergangen hätte.“

      „Aber man konnte es, selbst wenn es verboten ist. Man würde dann zumindest nicht sterben!“ Mit ihrem Gesichtsausdruck verriet sie mir, dass ich Recht hatte.

      „Du hast wirklich keine Ahnung von uns Vampiren oder gar von Würde und Respekt. Du, die sich für die Vampirflüsterin unter den Fightern hält. An was es euch mangelt, ist an praktischen Erfahrungen mit uns. Ihr lasst uns einfach ermorden und gebt euch nie lang mit uns ab. Dadurch könnt ihr uns unmöglich kennen.“ Da hatte sie nicht ganz unrecht, dass musste ich ihr einräumen. Das Ministerium war gespickt mit Fehlern. Mit Fehlern aus der Vergangenheit und von der Gegenwart. Es musste sich dringend etwas ändern. Vielleicht hatte der Vize nicht ganz unrecht, mit seiner Neuanordnung und Umstrukturierung. Auch wenn ich dies auf eine andere Art und Weise tun würde. „Weißt du eigentlich, wie widerlich es war, in eurem Verlies nur ekelhaftes Menschenblut aus Blutbeuteln zu trinken? Durch die Jahrhunderte hinweg verlor ich gänzlich die Kraft meiner Augen - auch wenn ich sie nun so oder so verloren hätte. Das einzig Gute daran war, dass meine Augen für euch nicht weiter interessant zu sein schienen und niemand auch nur auf die Idee gekommen war, dass wir Reinblüter eine sehr spezielle Macht mit ihnen besitzen.“ Oh Gott, die Ärmste. „Sie sollten froh sein, dass sie überhaupt noch leben. Das was sie getan hatten, ist unentschuldbar.“ Aber immerhin wusste ich so, weshalb wir davon nie etwas mitbekommen hatten, selbst als wir eine Reinblüterin in unserer Gewalt gehabt hatten. „Also was ist nun mit John. Was wollen sie mir über ihn erzählen?“ Ich lehnte mich im Sessel zurück und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Báthory lächelte falsch. Fast so Falsch, wie Blinow es konnte. „Ich kann diesen Krieg vielleicht beenden.“

      „Ach was sie nicht sagen und ich bin in Wahrheit ein blutrünstiger Mischling.“

      „Das ist mein ernst“

      „Meiner auch“, scherzte ich, begann aber daran zu zweifeln, dass sie ebenfalls Witze machte. Dafür, war sie zu ernst.

      „Weißt du, weshalb John Damian hasst?“, fragte sie und nahm erneut einen Schluck aus ihrer Tasse, die nach Pfefferminze und Vanille roch. Eine merkwürdige Mischung aus bitter und süß. „In etwa. Ich weiß, dass sie eine Affäre mit John‘ Vater hatten. Ihr Mann - also Damian‘ Vater, hatte ihn deshalb umgebracht und daraufhin, hatte sich auch noch John‘ Mutter das Leben genommen.“ Sie nickte zustimmend. „Das ist war. Franz war, ziemlich wütend. Aber im Grunde, ist das alles eine einzige Lüge.“ Zweifelnd ließ ich sie nicht aus den Augen. „Was meinen sie damit?“

      „Damian und John waren noch zu jung um es zu verstehen. Beatrice? Gib ihr den Brief.“ Das Mädchen schritt zu mir hinüber. „Zu jung? Waren die beiden damals nicht schon 20? Ach ich vergaß, in ihrer Welt ist man ja in dem Alter noch ein Kind.“ Das Mädchen reichte mir einen weißen Briefumschlag. „Was ist das hier?“

      „Wenn du diesen Brief an John weiterreichst, wird er Damian vielleicht vergeben. Dann kann mein Sohn versuchen mit ihm zu reden, anstatt ihn umzubringen. Du bist nicht dumm. Ihr braucht John, da jegliche Mischblüter auf seiner Seite stehen. Sie werden ihn anhören und das tun, was er ihnen befielt, weil sie ihn schätzen und nicht wie bei Damian, weil sie Angst vor ihm haben. Mich wird John nicht in seine Nähe lassen, dich schon.“ Der Umschlag war mit Kerzenwachs versiegelt worden und erinnerte mich damit an eine längst vergangene Epoche. „Was soll denn bitte so wichtiges hier drin stehen?“ Ein eingebildetes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Das ist leider eine Familienangelegenheit, die dich nichts angeht. Aber da ich weiß, dass du Frieden über diese Welt bringen willst, weiß ich auch, dass du diese Chance dennoch nutzen wirst. Ich weiß, dass John sich irgendwo im Pfälzerwald aufhält, mehr weiß auch ich nicht.“

      „Mehr wissen sie nicht? Das ist eine unglaublich große Information! Wieso haben sie das niemanden erzählt?“, schrie ich entsetzt. Endlich tat sich etwas! Endlich gab es einen Hoffnungsschimmer am Horizont, dieser dunklen Nacht. „Hör zu. Ich liebe John, als wäre er mein zweiter Sohn. Damian würde ihn sofort umbringen, oder gar andersherum. So oder so, würde ich an diesem Tag jemanden verlieren der mir wichtig ist.“ Ach Damian ist ihnen wichtig? Das sie überhaupt solche Gefühle hatte, war mehr als fragwürdig für mich. Eine Person, die so viele Menschen ermordet hatte, konnte nicht lieben. Vielleicht war das alles ja nur eine Falle? „Deshalb sage ich es stattdessen dir. Du wirst diesen Brief zu John bringen. Danach kommt ihr beide wieder hier her, redet mit Damian und mir, und alles wird wieder gut.“

      „Zu einfach. Das ist viel zu einfach. Ich will die Wahrheit wissen. Ich will wissen, was hier drin steht. Das ist einfach nur unglaubwürdig! Wieso sollte ich nicht glauben, dass dies hier nur eine Falle ist, um mich loszuwerden?“, entgegnete ich bestimmt. „Das wirst du schon noch erfahren, nachdem du ihm den Brief gegeben hast. Du liebst doch Damian. Ich will nur das Beste für ihn. Er würde niemals darüber hinwegkommen, wenn er John töten würde. Auch wenn er es nicht zugibt oder einsieht. Die beiden sind wie Brüder füreinander und auch er hat diese Gefühle für John.“ Wollte er sich deshalb aus alledem heraushalten? Hatte er den direkten Kontakt mit John vermeiden wollen? Wollte er damals deshalb die alleinige Kontrolle, damit das Ministerium John nicht aufspürte und ihn töten ließ? Hatte er deshalb meine Mutter so zurückgewiesen und sich Zeit verschaffen wollen? Zeit, die sie schlussendlich das Leben kostete. Jetzt dämmerte es mir… „Hätte ich noch ein paar mehr Jahre zur Verfügung, sehe dieser vielleicht anders aus, aber warum sollte ich meine letzten Jahre damit verschwenden, einen Kampf zu kämpfen, der für mich nicht von Nutzen ist?“ … „Denk doch mal nach. John wird garantiert nicht mit mir reden, er hasst mich. Und willst du mich wirklich diesen Kampf gegen ihn aussetzen? In diesen sinnlosen Kampf gegen ihn, wo ich tatsächlich


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