Angst in Nastätten. Ute Dombrowski

Angst in Nastätten - Ute Dombrowski


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      „Und du fühlst dich da ebenso wohl?“

      „Tja, Undine, wenn man sich liebt, dann hält man zusammen, auch wenn es mal schwierig ist. Wie ich gehört habe, triffst du dich mit dem Kommissar?“

      „Woher weißt du denn das schon wieder?“

      „In der Stadt wird geredet, nicht nur über euch und die Familie Liekos. Es ist gut, dass Henner seine Strafe bekommt. Ob sie sich mal geliebt haben?“

      „Karla und Henner?“

      Cathrin nickte.

      „Nein“, sagte Undine nachdenklich, „ich glaube, Karla hat immer nur Jonas geliebt, aber sie schaut jetzt nach vorn. Was gibt es noch für Neuigkeiten? Anscheinend habe ich etwas verpasst.“

      „Es soll Drohbriefe geben, das haben sie gestern beim Metzger erzählt.“

      Oh Mann, dachte Undine, es ist tatsächlich schon in aller Munde. Sie ließ sich nichts anmerken und stellte sich dumm, fragte aber nach.

      Cathrin sah zur Tür, ob Reginald kam und sie weiterarbeiten musste, aber er war nicht zu sehen.

      Sie beugte sich zu Undine und flüsterte: „Jemand will Nastätten in die Luft sprengen.“

      „Ach, weißt du auch, wer so eine Drohung erhalten hat?“

      „Nicht genau, der Bäcker soll einen Brief bekommen haben.“

      „Was sagen denn die Nastätter?“

      „Er hat angeblich seine Frau betrogen und das mit einer verheirateten Frau. Deren Mann rächt sich jetzt.“

      „So ein Quatsch. Das glaubst du doch wohl nicht?“

      „Was weiß ich. Ich hätte auch nie gedacht, dass Henner Liekos ein Mörder ist.“

      Undine fühlte sich plötzlich fehl am Platz. Sie wollte das Gerede, dass es in der Stadt gab, heute Morgen nicht hören.

      „Cathrin, ich muss weiter, grüß Reginald von mir und besucht uns mal, wenn ihr in Nastätten seid.“

      Die beiden Frauen umarmten sich und in diesem Moment rief der Fotograf aus dem Inneren des Hauses nach Cathrin.

      Undine lief zurück zum Hof und war erstaunt, dass ein fremder Mann mit dichtem Bart und Glatze gelassen auf der Bank vor der Remise saß und die Augen geschlossen hatte. Er öffnete sie, als Zorro kurz knurrte. Undine rief den Hund zu sich und trat neugierig näher.

      „Sie haben es schön hier“, sagte der Mann und setzte sich gerade hin.

      „Ja, das finde ich auch. Wer sind Sie denn bitte, wenn ich fragen darf?“

      „Ich bin Frank Keusert, der Mann von Anna.“

      „Schön Sie kennenzulernen. Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?“

      „Nein danke, lieber etwas Kaltes. Es kühlt gar nicht mehr ab, oder?“

      „Die Nachrichten sprechen von einem Jahrhundertsommer. Ich habe Wasser ohne und mit Sprudel oder alkoholfreies Bier.“

      „Wasser mit Sprudel bitte.“

      Undine ging ins Haus und kam mit einem Korb wieder, in dem sich Getränke und Gläser befanden. Sie stellte alles in die kühle Remise und brachte Frank ein Glas Wasser. Erneut verschwand sie durch die Tür und ließ einen Augenblick später einen Eiswürfel, den sie mit einem großen Löffel vor sich her balancierte, in das Wasser fallen.

      „So, jetzt sagen Sie mir noch, was Sie bei mir wollen und ich schaue mal, was ich für einen Mann aus Holzhausen tun kann.“

      „Danke für das Wasser. Ich wohne zwar in Holzhausen bei Anna, aber eigentlich stamme ich von außerhalb“, sagte Frank und nippte. „Wie Sie vielleicht schon gehört haben, gibt es hier einen neuen Frauenarzt. Ich bin für die technische Ausstattung der Praxis zuständig, aber weil wir uns gut verstehen, der Henrik und ich, helfe ich ihm auch sonst noch ein bisschen. Jetzt sind wir bei der Innenausstattung. Er hat keine Zeit, sonst wäre er selbst gekommen. Ich soll ein paar schöne Vasen kaufen. Und es ist ihm dabei sehr wichtig, dass die Sachen von heimischen Künstlern stammen. Anna hat gesagt, ich kann auch sonntags bei Ihnen anläuten.“

      „Aha, das ist eine gute Nachricht. Dann trinken Sie Ihr Glas aus und wir schauen uns in meinem Verkaufsraum um. Ich könnte dem Herrn auch ein paar Teile auf Wunsch und nach seinen Vorstellungen anfertigen.“

      „Ich richte es ihm aus. Er braucht außerdem ein komplettes Kaffeeservice für seine Wohnung über der Praxis.“

      Frank leerte sein Glas in einem Zug und folgte Undine, die voranging. In dem kleinen Raum waren die Regale voll von bunten Keramiken, es gab alles, was das Herz begehrte: Tassen, Teller, Schalen, Schüsseln, Kannen und Vasen. Frank stand unentschlossen in der Mitte des Raumes und seufzte.

      „Ich kann Ihnen helfen bei der Auswahl. Welche Farben sind denn vorrangig in der Praxis zu finden, eher hell oder dunkel? Sollen die Vasen auf dem Boden oder auf einem Möbelstück stehen?“

      „Hm, ich finde die Räume hell und freundlich. Der vorherrschende Farbton ist ein kräftiger Ockerton, mit weiß abgesetzt.“

      Wie scheußlich, dachte Undine, ließ sich aber nichts anmerken. Sie ging zu einem Regal und entnahm ihm eine dickbauchige hohe Vase in einem schimmernden braun-grünen Farbton. Sie hielt sie in die Höhe.

      „Das könnte passen“, sagte Frank zögernd.

      „Wissen Sie was? Wir suchen jetzt das Kaffeeservice aus und wegen der Vasen komme ich persönlich vorbei. Passt es Ihnen morgen Vormittag?“

      „Morgen ist Montag, da ist Henrik erst ab mittags im Haus. Gerne können Sie vorher kommen und sich ein Bild machen.“

      „Sehr gut, dann lasse ich Sie mal ein bisschen stöbern.“

      Undine verließ den Raum und rief Lene an.

      „Lenchen, wir haben morgen einen Termin bei dem neuen Frauenarzt.“

      „Aber ich …“

      „Kein Aber. Wir lassen uns nicht untersuchen, sondern schauen uns die Praxis an. Dann trödeln wir so lange, bis der Mann dazukommt und so wissen wir schon mal, wer er ist und ob er nett ist.“

      Lene versprach morgens zu kommen und sie legten auf. Als Undine wieder nach Frank Keusert sah, hatte er Tassen und Teller auf dem Tisch gestapelt. Grelle, fröhliche Farben machten gleich gute Laune, wenn man von so einem Geschirr sein Frühstück einnahm.

      „Das ist eine gute Wahl. Wollen Sie die Sachen gleich mitnehmen oder soll ich die morgen mitbringen?“

      „Ich nehme alles gleich mit, dann kann ich es noch Anna zeigen. Sie hat mir zu viel Farbe geraten. Ich bin ja mehr der Handwerker, aber wenn etwas mit Geschmack her muss, dann frage ich meine Anna.“

      „Ja, Frauen haben da oft bessere Ideen. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass Sie keinen Geschmack haben.“

      Die beiden lachten, dann holte Undine einen Karton und wickelte das Geschirr in Zeitungspapier. Eng ineinander geschoben klapperte nichts und konnte auch nicht kaputtgehen.

      Undine begleitete Frank zum Tor, trug ihm Grüße an Anna auf und schaute dem Auto nach, das in Richtung Holzhausen die Oberstraße hinauffuhr. Wieder im Haus holte sich Undine eine Tasse Kaffee und setzte sich mit einem Knäckebrot, das sie trotz Reiners Kritik selbst herstellte, in den Schatten.

      „Reiner“, seufzte sie, „was der wohl gerade macht?“

      10

      Es war fast zehn Uhr, als Reiner durch Undines Garten kam. Sie saß immer noch im Schatten und las die Zeitung von gestern, die Jasmin ihr gerade gebracht hatte. So war es immer: Jasmin studierte die Zeitung am Samstag, Undine am Sonntagmorgen und am Nachmittag beim Kaffee besprachen sie die Ereignisse, die sie interessierten.

      Jetzt


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