Skyline Deluxe. Marianne Le Soleil Levant

Skyline Deluxe - Marianne Le Soleil Levant


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Gespräch unverfänglicher.“

      „Ja, die sind zur Sicherheit.“

      „Klar, vertrau mir. Mein bestes Argument kennst du noch nicht.“

      „Du brauchst doch keines. Ich möchte nur meinen Kosmetikbeutel und frische Unterwäsche holen. Ich muss mich Abschminken und Frischmachen können. Du kannst mitkommen.“

      „Ich würde gerne dein Zimmer sehen, aber es ist besser ich fahre allein hoch und du kommst nach und klopfst an meine Tür. Fahr erst auf das Restaurant-Level und dann wieder hoch. Leg dir unten einen Schal, wie einen Schleier über den Kopf. Ich kann dein Zimmer morgen besuchen. Das ist anders.“

      Chi verstand nicht ganz.

      „Hast du keine Angst, dass ich es mir anders überlege - ...i may change my mind?“

      „Nein. Und außerdem hab ich noch mein bestes Argument. Du hast einen Superior Room mit 32 Quadratmetern. Ich hab einen Deluxe mit 64, zwei Balkonen, Wohn- und separatem Schlafzimmer. Wir können tanzen.“

      Auch Chi fand jetzt richtig Gefallen an seiner Sorte Argumenten.

      Deluxe Room.

      „Bis gleich“, sagte sie mit leuchtenden Augen und ging zurück in ihr Zimmer.

      4

      Thomas holte den Lift. Er hätte sie so gerne geküsst.

      Sie würde kommen.

      Sie hatte es gesagt. Sein Herz schlug wie wahnsinnig.

      Er war aufgeregt. Hoffentlich änderte sie nicht ihren Entschluss. Nein, sie war erwachsen. Warum war er nicht einfach mit in ihr Zimmer? Er ist immer so ein Gentleman. Er bereute das zwei ewige Stockwerke und wollte fast schon zurückfahren und die ganze Strategie verderben. Reiß dich zusammen, dachte er. Sie wird kommen und du räumst das Zimmer auf. Das beruhigt und ist nötig genug. Erst als er seine Karte in den Schlitz an der Tür steckte, fielen ihm die Tüten in seiner linken Hand wieder auf. Schnell den Tisch aufräumen, Aschenbecher leeren, lüften, Handtücher. Alles was er nach dem Zimmerservice herumliegen ließ. Die Seifen ins Bad. Pinkeln. Die Cremedosen stellte er am Waschbecken auf. Da würde sie sie wiederfinden. Verdammt, im Kühlschrank war alles voll mit den Hausgetränken. Er wollte gerade Platz für die vielen Sushi-Packungen … da klopfte sie und er ließ die Kühlschranktüre einfach offen.

      Er öffnete, flüsterte „Schnell“, mit den Augen und schloss die Tür wieder.

      Nur zwei Schritte später, am Tisch auf dem Chi ihr Täschchen abstellte, lagen sie sich in den Armen. Und hielten sich Minuten lang. Wange an Wange, mit geschlossenen Augen, spürten sie die Wärme und den Herzschlag des anderen, seinen Atem, das Heben und Senken der Brust. Ein Atem der sich zusehends anglich, weil er sich gegenseitig zu beruhigen suchte. Ich bin da. Du bist da. Endlich allein. Endlich zusammen.

      Sie gab das Zeichen, indem sie die Arme lockerte. Jetzt sahen sie sich noch fast vier Minuten in die Augen. Thomas küsste sie. Zärtlich ohne Zunge. Wieder und wieder.

      Sie spürte seine Erregung ohne Bedrängnis.

      „Der Schleier steht dir.“

      „Nicht schlecht, aber ohne ist mir lieber. Vielleicht eine Option für anonyme Öffentlichkeit, Flughafen und so.“

      „Ich find ihn echt elegant.“

      „Ich hab ein bisschen zu viel von elegant und nachdem du mein Make Up schon verwischt hast, muss ich mich jetzt abschminken.“

      Von Unsicherheit keine Spur mehr.

      Chi war jetzt ganz froh und stark.

      Hier brauchte sie endlich auf keine Anstandsregeln mehr Rücksicht nehmen.

      Hier waren sie das, was sie wollte. Nur er und sie. Du und ich.

      Sie hatte keine Angst vor dem größeren Mann. Sie war ihm als Persönlichkeit überlegen. Sie war älter. Sie konnte jederzeit gehen. Sie wusste Thomas würde ihr nichts tun können, nichts tun. So war er nicht. Da müsste sie sich schon sehr getäuscht haben. Wenn etwas falsch wäre, würde sie es beenden. Thomas war lieb. Das spürte sie. Sie wollte hier sein. Das war, was sie wollte. Sie hatte sich alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen. In ihrem Zimmer und im Aufzug nach unten und wieder nach oben. Zeit genug. Sie hatte sich nicht mehr über sich selbst gewundert. Sie wollte weiter auf sich zugehen. Chi fühlte sich bestens.

      „Ich möchte duschen“, sagte sie zu ihm und warf das Tuch, das ihr als Schleier gedient hatte über einen der Stühle.

      Duschen? Gute Idee, dachte Thomas und schloss den Kühlschrank.

      Chi lächelte ihn an., legte ihre Arme wieder um seinen Hals und sagte mit tiefen Blick in seine Augen: „Ich möchte, dass du zu duschen anfängst, während ich mich gleichzeitig im Bad abschminke.“

      Zu Befehl, dachte Thomas und ließ es unausgesprochen. Natürlich war es ein Befehl. Von der angenehmsten Art derer, die niemals verweigert werden.

      Die selbstverständliche Natürlichkeit mit welcher sich Thomas gleich begann, vor ihr auszuziehen, verblüffte Chi doch. Er zog sich einfach aus. Die Klamotten aufs Sofa. Wie wenn sie ihn nicht beobachten würde, denn das tat sie mit Lust. Thomas hatte mit Nacktheit kein Problem. Nicht vor Leuten die er mag. Nicht an sich. So wie Gott uns schuf, kann man sich immer in Würde zeigen. Er wusste, dass er gut gebaut war. Nackt ist normal. Chi gefiel das. Japaner sind da weniger locker. Thomas ging in die Dusche, es war ja sein Zimmer. „Kommst du?“

      Chi schnappte sich ihr Schminktäschchen und stellte sich vor den Spiegel, kramte etwas heraus und legte es auf den Waschbecken­rand. Thomas blickte aus der Dusche verschmitzt zu ihr und hüpfte beim Einstellen der Temperatur kurz vom Wasser weg. Sie schaute ihn genussvoll an. Er war schon leicht erregt. Chi schüttelte süß den Kopf als müsste sie Haare aus dem Gesicht werfen, musterte ihr gläsernes Ebenbild und das Make Up kritisch und fing an mit Tissue die obersten Schichten abzuwischen, nur um gleich wieder zu unterbrechen und langsam ihr Oberteil zu öffnen. Sie sah nicht zu Thomas, sondern tat, und zwar sehr, konzentriert. Ein wichtiges Teil über den Spiegel im Blick behaltend. Sie streifte das Oberteil lautlos ab. Sie lächelte als sie beim Aufhängen in seine Augen sah.

      „Nimm die Erdbeerseife“, sagte sie.

      Danach schwiegen beide.

      Sie trug einen edlen Seiden-BH mit malvebläulichen Applikationen in Honig-Creme, einem hellen Metallic-Beige nebst Rosé-Stich.

      Die Körbchen reichten nur gerade knapp über die Brustwarzen und waren so geschwungen, dass das Dekolleté zur Mitte hin offener lag.

      Chi wandte sich nun mit geeigneten Emulsionen wieder der Aufgabe zu, die Farbe aus ihrem Gesicht zu bekommen und schloss ihre Augen, um sie des Lidschattens zu entledigen. Thomas bewun­derte ihre durchscheinende Alabasterhaut. Es war wirklich so. Die kleinsten Äderchen bildeten Muster. Ansonsten war die Oberfläche ganz glatt. Schlank und weich fließende Taillé mit einem süßen nach innen gehenden Nabel. Die Schultern bestätigten, dass sie trainierte. Ihr Hals war lang, die Arme trotz der Muskeln dünn. Seine Erregung nahm deutlich zu. Sie stand praktisch auf acht Uhr. Chi nahm es im Spiegel mit absichtlich verborgener Genugtuung auf. Er war rasiert. Das gefiel ihr. Seine Größe machte ihr jedoch Gedanken. Ohne Erfahrung mit Mitteleuropäern erschien er ihr sehr eindrucksvoll. Sie wollte ihn zuerst mit dem Mund erlösen, dann würde er anschließend zahmer reagieren. Diese schöne, leicht gebogenen Stange zu lutschen, stellte sie sich erfüllend vor. Wieder schüttelte sie sich Haare aus dem Gesicht, die da nicht waren. Weiter ging es mit sorgfältiger Versorgung der vom Make Up gestressten Augen und Hautporen durch Pflegepräparate, die sie einmassierte, als wäre sie alleine zu Hause. Thomas erkannte nun das unscheinbare Gesicht vom Frühstück wieder.

      Ohne die exaltierten Betonungen der Schminke, fand er Chi doch noch liebenswerter. Dieses Gesicht entsprach mehr dem Gefühl, das sie ihm gab. Vielleicht hatte im die professionelle Präsentation ihrer Züge, ihm deren Vorteile tatsächlich näher gebracht. Jetzt aber zog er die makellos


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