Verliebt in meinen Feind. Lisa Torberg

Verliebt in meinen Feind - Lisa Torberg


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dass wir nicht in allen unseren Kursen Platz für neue Teilnehmer haben, weil die maximale Anzahl schon erreicht oder sogar überschritten ist.«

      »Ja? Und das bedeutet?« Seine dunkelbraunen Augen sahen sie fragend an, der Stift schwebte reglos über dem Blatt Papier auf dem Tresen. Anscheinend begriff er nicht, worauf sie hinauswollte.

      »Für den Fall, dass das Ihre Entscheidung, bei uns Mitglied zu werden, beeinflussen sollte.«

      »Ach so ... nein.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich brauche keine Kurse. Nur Kardiotraining und ein paar Geräte. Gibt es hier in der Nähe denn auch ein Hallenbad?«

      »Im Keller. Allerdings nur ein kleines - zwanzig mal zehn Meter.«

      Er riss erneut die Augen auf. »Ah - genial.« Dann schien er sich seiner Absicht zu besinnen und wandte sich dem Formular und seinem Stift zu.

      Giulia drehte sich währenddessen weg, um ihn in Ruhe seinen Daten zu überlassen, und trat zu Annarita hinter den Tresen. Gemeinsam gingen sie eine Liste mit Teilnehmern für den Seniorenlauf am kommenden Samstag durch, doch aus dem Augenwinkel schielte sie immer wieder zu dem sonderbaren Kerl ihr gegenüber.

      Ob auch er bei seinem Händedruck den kleinen, elektrischen Schlag gespürt hatte, der ihr durch und durch gegangen war? War er daran erschrocken und hatte deshalb so sonderbar reagiert? Na, egal, das war jedenfalls keine Entschuldigung, so dumm aus der Wäsche zu schauen, dachte sie. Beinahe unhöflich hatte er sie angestarrt, und das war auch der Grund gewesen, warum sie ihm nicht das Du angeboten hatte, wie es sich bei ihr und fast allen ihren Mitgliedern eingebürgert hatte. Der Schönling hatte etwas an sich, das sie instinktiv vorsichtig sein und auf Distanz bleiben ließ.

      Attraktiv war er ja, das musste sie zugeben. Aber von dieser Sorte Mann schwirrte hier im Studio eine ganze Menge herum. Und außerdem ...

      »Ich bin fertig«, ließ er sich nun vernehmen und wedelte mit den beiden Blättern - Original und Durchschlag.

      »Danke.« Annarita nahm sie entgegen und stempelte sie ab. »Der Monatsbeitrag ist 85 Euro, darin ist die Benutzung aller Geräte sowie des Schwimmbads und der Sauna inbegriffen. Kurse kosten extra, alle weiteren Behandlungen und Anwendungen auch, aber das erklärt dir am besten Giulia selbst.«

      Giulia runzelte die Stirn. Hatte Annaritas Stimme hier einen komischen Unterton gehabt? Aber nein - sie führte schließlich immer, wenn sie gerade bei einer Neueinschreibung anwesend war, die- oder denjenigen durchs Haus. Warum also nicht auch ...? Sie warf einen Blick auf das Formular ... Daniele, richtig.

      Sein Geburtsdatum ließ sie innerlich auflachen - der Bursche war gerade mal zarte dreiunddreißig, während sie an Halloween ihren Vierzigsten feiern würde.

      »Du musst mir nur das hier unterschreiben und auch den Antrag für die Sportversicherung«, hörte sie Annarita fortfahren. »Das macht noch mal 35 Euro, aber die werden nur einmal im Jahr fällig.«

      »Ja, das kenne ich schon«, sagte er leise. »Und außerdem, wie schon gesagt, Kurse brauche ich keine. Mir reicht mein Ausdauerprogramm, und so viel Zeit habe ich sowieso nicht.«

      Er setzte eine schwungvolle Unterschrift unter alles, was Annarita ihm präsentierte, und legte dann den Kugelschreiber weg.

      »Wenn Sie dann so weit sind?« Giulia musterte ihn mit distanziertem Blick. Die braunen Augen schwenkten zu ihr, lange Wimpern klimperten, ein fast schüchternes Lächeln spielte um den vollen Mund.

      Ja, unbestritten - der Kerl war hübsch.

      Sehr sogar.

      Und sieben Jahre jünger als sie.

      Sechseinhalb, korrigierte ihr penibles, nordisches Erbe, gerade so, als ob das auch nur irgendeine Rolle spielen würde.

      »Ja, bin ich.«

      »Was?«

      »Ich bin so weit. Das hatten Sie doch gefragt, oder?«

      »Ja.« Sie räusperte sich. Verflixt, sie sollte sich besser konzentrieren, wenn sie sich seinen Respekt und damit die notwendige Distanz erhalten wollte. »Kommen Sie, wir gehen. Ihre Tasche können Sie mitnehmen, ich bringe Sie zuerst zu den Umkleideräumen.«

      »Schön«, meinte er, und sein Lächeln sah plötzlich nicht mehr schüchtern, sondern zufrieden aus. »Ich kann es kaum erwarten, mich endlich wieder mal so richtig zu bewegen und auszupowern.«

      »Dazu werden Sie hier genug Gelegenheit bekommen«, bestätigte Giulia ruhig und ging ihm voran durch einen lichtgrau gestrichenen Gang. Dort wies sie auf die dritte Tür links. »Würden Sie die Tasche einstweilen nur abstellen, bitte? Ich muss nach unserem Rundgang zu einem Termin außer Haus und es könnte sonst knapp werden. Sie haben nachher ja so viel Zeit, wie Sie wollen, um sich umzuziehen - inzwischen aber ... hier.« Sie hielt ihm zwei knallblaue Plastikschuhüberzieher hin.

      »Kein Problem.« Er räusperte sich und schob die Tasche eilig durch die halb geöffnete Tür, streifte sich die Plastikdinger über die Schuhe und wandte sich dann zu ihr. »Fertig.«

      »Gehen wir. - Wie Sie schon gesehen haben, sind hier im Erdgeschoss sowohl unser Empfangsbereich als auch die Umkleideräume.« Giulia ging zurück, an der Rezeption vorbei durch die Glastür, die neben dem Kardioraum in den kleineren Gerätesaal führte. »Da Sie offensichtlich nicht zum ersten Mal ein Studio besuchen, brauche ich Ihnen die einzelnen Geräte ja wohl kaum zu erklären«, meinte sie mit einem Seitenblick zu ihm.

      »Nein«, antwortete er kurz. »Die kenne ich. Und falls ich Fragen haben sollte, nehme ich an, dass jemand da sein wird, der sich darum kümmert.«

      »Selbstverständlich. Wir haben drei Fitnesstrainer, die sich abwechselnd in erster Linie um die Kraftmaschinen und ihre korrekte Benutzung kümmern.« Sie sah sich kurz um und winkte. Lächelnd kam ein muskelbepackter Glatzkopf aus der hintersten Ecke, wo er bei einem sehr jungen Mädchen die Übungen an der Beinpresse überwacht hatte. »Das ist Enzo. Enzo, Daniele ist seit heute ein neues Mitglied bei uns. Falls er etwas brauchen sollte ...«

      Sie ließ den Satz unvollendet, doch Enzo nickte lebhaft.

      »... dann kann er jederzeit zu mir kommen. Hallo Daniele, freut mich, dass du zu uns gefunden hast.«

      Die beiden schüttelten sich die Hände, dann mischte sich Giulia ein. »Danke, Enzo - ihr könnt euch ja dann später noch unterhalten, ich hab’s leider eilig. Wir sehen uns dann.« Sie wandte sich an Daniele. »Hier entlang bitte.« Bewusst vermied sie es, ihn bei seinem Namen anzusprechen, als sie ihm voran ins Treppenhaus ging. Wieder war da dieses alberne Bedürfnis in ihr, ihn sich möglichst weit auf Distanz zu halten.

      Sie warf ihm einen kurzen, prüfenden Blick zu, als sie um den Treppenabsatz bog, und tatsächlich! Natürlich lag sein Blick wo?

      Auf ihrer Kehrseite.

      Ehe sie augenrollend den Kopf wieder drehte, sah sie ihn erröten und schnell wegschauen. Sie räusperte sich.

      Er auch.

      Zum Glück waren sie in diesem Moment im nächsten Stockwerk angekommen, und sie öffnete die Tür, die aus dem Treppenhaus in die Tanzsäle führte. »Nach Ihnen«, sagte sie süffisant mit einladender Geste. »Gleiches Recht für alle.«

      Wieder wurde er rot, sagte aber nichts darauf, sondern kratzte sich verlegen im Nacken.

      »Hier also«, fand sie zu ihrer gewohnt geschäftsmäßigen Redeweise zurück, »haben wir die Räume, in denen all die Kurse stattfinden, zu denen wir keine Geräte brauchen außer ein paar Stepper oder dergleichen. Dürfte Sie vermutlich nicht interessieren, nehme ich an.«

      »Stimmt«, sagte er. »Ich bin eher weniger der Typ für den Tanzkurs.«

      Giulia musterte ihn kopfschüttelnd. »Noch so einer«, meinte sie. »Dass Männer einfach nicht begreifen wollen, wie unwiderstehlich Frauen gute Tänzer finden?« Sie wandte sich ab, ehe Daniele Zeit für eine Erwiderung fand. »Aber das sind ohnehin meist die Kurse, die einen Aufnahmestopp haben. Bei Piloxing wäre noch was frei, falls Sie überschüssige


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