Alexas Verwandlung. Hanna Julian
gefiel.
»Nass und willig«, bestätigte ich. Er stöhnte auf und küsste mich verlangend. Als wir den Kuss schließlich beendet hatten, griff ich entschieden nach seiner Hand, die immer noch meine feuchte Spalte entlangfuhr. Ich zog ihn mit mir ins Schlafzimmer.
»Leg dich aufs Bett. Ich will dich reiten.«
Von meiner Idee begeistert, kam er meiner Aufforderung sofort nach. Ich finde, es hat etwas unglaublich Schönes, einen gut gebauten Mann lang ausgestreckt auf einem Bett liegen zu sehen und zu betrachten, wie zielgerichtet seine Erektion sich erhebt. So ein Körper ist fast wie ein mathematisches Gleichnis. Oder sagen wir lieber, wie ein lebendes Kunstwerk, denn Mathematik törnt mich irgendwie ab.
Breitbeinig positionierte ich mich über ihm und ließ seine Latte dann in mich gleiten, bis sie mich ganz ausfüllte. Langsam begann ich, mich rhythmisch auf Steffen zu bewegen. Er betrachtete meine schaukelnden Brüste und griff nach ihnen, um wieder mit meinen Brustwarzen zu spielen. Je härter er sie rieb, desto geiler wurde ich. Mein Tempo nahm zu und mein Ritt war so kraftvoll, dass Steffen lustvoll zu stöhnen begann.
»So etwas machst du nicht zum ersten Mal«, stellte er fest und ich musste lachen, denn damit hatte er verdammt recht. Ich mag die Stellung bei
One-Night-Stands, denn so gehe ich sicher, dass ich das Tempo selbst bestimmen kann und daraus für mich den höchsten Genuss erziele. Nur noch wenige Stöße und ich wäre bereit, auch Steffen seinen eigenen Höhepunkt zu gönnen. Aber zuerst wollte ich mir erneut das Wohlgefühl verschaffen, das wir uns beide von unserer kleinen Affäre erhofften.
Immer höher schlugen die Wellen meiner Lust, bis sie schließlich wie eine gewaltige Flut über mich hereinbrachen. Ich liebe den Moment, wenn ich nur noch das intensive Gefühl empfinde, das mich bis in den letzten Winkel meines Körpers ausfüllt und befriedigt. Ich ritt Steffen in den Ausläufern meiner Lust solange weiter, bis er ebenfalls kam. Er stöhnte unter mir und seine Augen nagelten mich im Moment seiner höchsten Ekstase fest.
»Du bist so schön … und so geil!«, stöhnte er. Ich freute mich über das Kompliment bezüglich meiner Schönheit, aber ich wusste auch, dass er zu dem Zeitpunkt vor allem an meine feuchte Möse dachte, die für das Abenteuer ihm gehörte.
Ich gönnte ihm den »Besitzerstolz« – aber nur für den Augenblick! In Wahrheit gehöre ich nämlich nur mir selbst. Und genau das machte ich ihm hinterher klar. Ich sagte ihm, dass es nur für das eine Mal gewesen sei. Steffen nickte und murmelte, dass das ganz in seinem Sinne wäre. Ich gab ihm noch einen Kuss und rückte seinen Cowboyhut zurecht, bevor er ging.
Wir hielten uns beide an unsere Abmachung. Und falls Steffen mir seitdem noch mal zufällig über den Weg gelaufen sein sollte, habe ich ihn zumindest nicht erkannt. Für mich bleibt er ein Cowboy – und außerhalb der Karnevalstage laufen die nun auch wieder nicht so zahlreich durch Köln.
Für den Abend war er wirklich etwas ganz Besonderes. Nun, aber wie gesagt, bin ich normalerweise bei Rauchern eher abgeneigt. Es ist auch nicht so, als würde ich automatisch jeden Mann sexuell abchecken. Das wäre nun wirklich zu anstrengend. Ich tue es nur bei denen, die mir wirklich lohnend erscheinen. Unter dem Strich sind das gar nicht mal so viele. Jedenfalls nicht so viele, wie ich es gerne hätte. Ja, ich bin keine Kostverächterin und guter Sex gehört zu meinem Leben wie Essen, Trinken und Schlafen. Ich tue viel für meinen Körper, dazu gehört auch, dass ich auf seine Bedürfnisse höre, die ich im Übrigen als ganz natürlich erachte. Jeder, der etwas anderes behauptet, belügt letztendlich sich selbst. Oder er ist tatsächlich so eingerostet, dass ihn so gut wie nichts mehr kratzt. Seit ich die Fettleibigkeit hinter mir gelassen habe, ist es für mich einfach ein Muss, auf das zu hören, was ich wirklich brauche. Und das ist nicht Nahrung im Überfluss – und ebenso wenig Sex im Überfluss. Aber ein gesundes Maß von beidem brauche ich auf jeden Fall! Dabei achte ich darauf, mich so gut wie möglich zu schützen. Kondome sind für mich ebenso selbstverständlich, wie ein wachsames Auge auf meine männlichen Gespielen. Sollte ich Anzeichen von Gewalt erkennen, so weiß ich mich zu wehren. Aber bislang hatte ich Glück. Vielleicht sogar unverschämtes Glück.
Ich denke, meine Mutter würde mir das sagen, wenn wir darüber sprechen würden. Aber das tun wir nicht. Meine Mutter ahnt vielleicht, dass ich viele verschiedene Sexpartner habe, aber sie würde das nie zum Thema machen. Stattdessen sorgt sie sich, dass ich angeblich nicht genug esse und schimpft darüber, dass ich nicht mit ihr zusammen in eine Wohnung ziehe. Für mich kommt das natürlich überhaupt nicht infrage. Ich bin eben nicht wie sie. Mir reicht ein Dildo nicht aus. Ich brauche Wärme, echtes Fleisch und Augen, in denen ich beim Sex versinken kann. Ist es unromantisch, dann bereits zu wissen, dass es meist bei dem einen Mal bleibt? Ja, vielleicht. Aber ist es nicht noch viel unromantischer, einen leblosen Gegenstand in sich zu bewegen und zu wissen, dass man es sich so auch all die nächsten Male besorgen wird? Ich finde das traurig. Sollte mir mal ein Mann über den Weg laufen, bei dem es mich richtig erwischt, wäre ich auch bereit, ihn zu anderen Gelegenheiten zu treffen. Vielleicht entwickelt sich irgendwann mal eine Partnerschaft.
Soweit meine Gedanken zu diesem Thema und zum genannten Zeitpunkt. Aber wie ich schon sagte, suchte ich nicht danach.
~*~
Es war an einem Freitagmorgen, als ich gegen halb sieben aus dem Fenster sah und zufällig den jungen Mann von gegenüber erblickte. Ich hatte ihn inzwischen auch ein paar Mal ohne Helm gesehen und erkannte ihn nun auf Anhieb. Mit der Kaffeetasse in der Hand beobachtete ich, wie ein Auto vor ihm hielt und er einstieg. Der Wagen blieb mit laufendem Motor stehen, dann öffnete sich die Beifahrertür wieder und der junge Mann stieg aus, um im Laufschritt zur Haustür zurückzueilen. Keine Ahnung, was mit seinem Roller war. Vielleicht war er kaputt und der Junge wurde nun von jemandem abgeholt, der ihn zur Arbeit mitnahm. Aber er schien etwas vergessen zu haben, denn er verschwand wieder im Haus. Ich schlürfte an meinem Kaffee und behielt weiter das Auto im Auge. Zu meiner Überraschung öffnete sich die Fahrertür und ein wirklich gut aussehender Kerl stieg aus. Er inspizierte seinen Scheibenwischer und entfernte einen Zettel, der darunter klemmte. Ich hoffte für ihn, dass es nur Werbung war und kein Knöllchen. Als der junge Mann wieder aus dem Haus kam, trug er eine Tasche bei sich. Er ging zum Auto, doch ehe er einsteigen konnte, kam der andere Mann ihm entgegen, fasste ihn an der Hand und sah rasch den menschenleeren Gehweg entlang. Nur einen Moment später zog er den anderen in die Einfahrt des Parkhauses, um ihn zu küssen.
»Schwul. Bingo«, murmelte ich und trank noch einen Schluck Kaffee. Es hatte etwas Rührendes, dass die beiden sich unbeobachtet fühlten. Sie küssten sich immer noch, als ich mich umdrehte, um die Tasse abzustellen und die Spülmaschine anzuschalten. Dann wandte ich mich wieder zum Fenster und sah gerade noch, wie beide Autotüren sich schlossen und das Auto kurz darauf davonfuhr. Vielleicht wollten sie wirklich zur Arbeit. Vielleicht aber auch in einen Kurzurlaub. Oder sie brannten heimlich durch, weil ihre Liebe zueinander nicht akzeptiert wurde. Ich würde es wohl nie erfahren und war mir darüber bewusst, dass es mich auch rein gar nichts anging. Aber was auch immer die beiden trieben, ich wünschte ihnen Glück, wenn sie es denn brauchten. Mein Blick ging zur Uhr. Es wurde Zeit, mich anzuziehen und zum Büro zu fahren.
~*~
»Da ist ein Fax gekommen, Alexa. Frau Hegemaier von der Firma Deibel & Söhne möchte mit dir über den neuen Entwurf sprechen.« Ralf hielt mir ein Stück Papier entgegen.
»Okay, da rufe ich gleich mal an«, erwiderte ich und nahm das Fax entgegen.
»Das war wirklich klasse, wie du den Auftrag an Land gezogen hast«, meinte Ralf anerkennend und reichte mir nach dem Fax eine Tasse Kaffee. Auch die nahm ich entgegen. Ein zweiter Kaffee schadete schließlich nie.
»Ich muss mal mit dir reden«, sagte Ralf plötzlich mit gesenkter Stimme, obwohl wir ohnehin allein in der Büroküche standen.
»Ich dachte, das tun wir schon«, scherzte ich. Er verzog kurz das Gesicht zu einem Grinsen, dann wurde er wieder ernst. Mir schwante nichts Gutes. Bekam ich hier etwa erst Honig ums Maul geschmiert, um dann abserviert zu werden? Ich wäre immerhin nicht die erste Angestellte, die aufgrund der miesen Konjunktur ihre Stelle verliert. Oder war das etwa späte Reue wegen unserer schnellen Nummer, die nun wirklich