Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse
Das war eine echt gute Idee. So konnte der Kleine seinen Spaß haben, noch was lernen und das Weib hielt ihren Mund, wenn dieser gestopft wurde.
»Terry, komm her. Du darfst das vordere Loch haben, nicht wahr, Baby?«, lachte er und rammte sich wieder in ihr heißes Fleisch hinein.
Doch Terry schüttelte nur den Kopf und floh regelrecht vom Flur. Kopfschüttelnd drehte sich Ryan wieder nach vorn und das blonde Ding grinste ihn an. »Dann besorg du es mir weiter, du Hengst.«
Scheiße, rum war es mit seiner Geilheit und er zog sich aus ihr heraus.
»Zieh dich an und mach, dass du rauskommst«, scheuchte er die Tussi weg. »Und halt den Mund, deine Stimme ist nicht zu ertragen.«
Er wusste, dass er sich gerade wie der allerletzte Arsch benahm und würde das seine Schwester mitbekommen, so würde sie ihn nackt durch New York jagen. Doch seit es die Bande nicht mehr gab, fühlte er sich fehl am Platz und die einst geilen Nummern mit den Frauen verloren immer mehr den Reiz. Unwillig schüttelte er den Kopf, schmiss das Kondom weg und zog sich die Hose hoch.
Im Wohnzimmer seines Elternhauses saßen zwei seiner Kumpel und Terry hatte sich auf einen Sessel zurückgezogen. »Hey Kleiner, nichts für ungut«, fühlte sich Ryan genötigt, zu sagen. Zaghaft nickte der dürre Kerl.
»Du blödes Arschloch.« Das blonde Etwas hatte es anscheinend auch geschafft, sich anzuziehen, und ließ die Haustür lautstark hinter sich ins Schloss fallen.
»Mann, war die sauer. Haste es ihr nicht richtig besorgt?«
»Halt die Klappe, Bud«, knurrte Ryan. »Sei du lieber froh, dass du nicht mit der ganzen Bande hochgegangen bist, sondern hier sitzen kannst. Apropos Sitzen. Muss euch rauswerfen. Ab morgen darf ich in diesem Zentrum meine Sozialstunden leisten.«
»Kacke, da beneide ich dich echt nicht, Kumpel.«
Ryan verabschiedete die drei mit einem Handschlag und machte sich dann seufzend dran, das Haus aufzuräumen. Eigentlich hatte hier einmal seine Schwester gewohnt, nachdem die Eltern bei einem Autounfall vor sechs Jahren ums Leben gekommen waren. Ihn hatte es hart getroffen, und er war auf die schiefe Bahn geraten. Erst als er von einer Gang aufgenommen worden war, hatte er gedacht, dass es aufwärtsginge. Vor allen Dingen, als seine Schwester ins Haus ihres neuen Arbeitgebers gezogen war, um dort die Stelle der Nanny anzutreten. Das war jetzt fast ein Dreivierteljahr her.
Damals hatten sich die Ereignisse überschlagen, als sich herausstellte, dass er Mitglied in genau der Gang war, die anscheinend vor fast 10 Jahren am Mordanschlag auf Michael Thompsons Eltern beteiligt gewesen war, dem Arbeitgeber seiner Schwester. Als neue Beweise auftauchten, heftete sich der ermittelnde Detective an seine Fersen und brachte Ryan dazu, für ihn Informant in der Gang zu spielen. Diesem Mann hatte er es auch zu verdanken, dass er, nachdem man die Kerle hatte hochgehen lassen, nicht in die Schusslinie geraten war. Denn nicht nur, dass er Informant gespielt, sondern auch, dass der Detective sich in seine Schwester verliebt hatte, hatte Ryan enorm geholfen.
Und doch hatte seine Schwester, die mittlerweile mit Nathan, dem Detective, auf dem Grundstück der Thompson zusammenwohnte, darauf bestanden, dass Ryan nicht ganz so unbeschadet aus allem herausging wie vorgesehen. Er durfte zwar weiter in seinem Elternhaus wohnen, wenn ihr jedoch Beschwerden der Nachbarn zu Ohren kamen oder das Haus einem Saustall glich, würde er hochkant rausfliegen. Außerdem musste er für ein halbes Jahr im neu errichteten Zentrum Help for a better life, welches von Annabell Briggs, der Schwester von Michael Thompson, gegründet worden war, für kleines Taschengeld Sozialstunden leisten.
Die Gebäude waren erst vor Kurzem fertiggestellt worden und würden einigen Kranken, die sich normalerweise keine Therapie leisten konnten und es schlimm getroffen hatten, einen Platz bieten.
Annabell, die mittlerweile mit ihrem ehemaligen Pfleger verheiratet war, hatte ihm diese Möglichkeit auf Bewährung ohne mit der Wimper zu zucken geboten, als Lorraine sie gefragt hatte.
Noch immer hatte Ryan die Familienverhältnisse der Thompson-Familie nicht ganz verstanden und wenngleich er morgen im Zentrum als Pfleger anfing, interessierte es ihn auch nicht wirklich. Viel mehr hoffte er auf hübsche Schwestern, die er in seinen Pausen vernaschen konnte. Denn irgendwie schien ihn der vormalige Frauentyp – vollbusig, blond und willig – nicht mehr richtig auf Touren zu bringen.
Zufrieden lächelnd, dass er hoffentlich ab morgen ganz andere, und vor allen Dingen viele Reize geboten bekommen würde, begann er nun doch gut gelaunt aufzuräumen.
Laura
»Ms. Higgins? Hätten Sie bitte einen Moment Zeit für mich?«
Langsam drehte sich Laura um und blickte zu der Bürotür, die soeben geöffnet wurde. »Aber natürlich, Ms. Weatherbee!«, lächelte sie und setzte sich in Bewegung. Überall herrschte reges Treiben und leises Stimmengewirr hing in der Luft. Vor wenigen Tagen erst hatte das neue Therapiezentrum seine Tore geöffnet, das mit Hilfe der Help for a better Life Fundation errichtet worden war und langsam aber stetig kamen auch die letzten Langzeitpatienten an.
Noch herrschte überall ein wenig Chaos, neues Personal traf ein, musste eingewiesen und verteilt werden, aber Laura liebte diese Phase. Beim Entstehen dieser Einrichtung dabei zu sein, ihr ein Gesicht zu geben, war genau das, was sie schon immer gewollt hatte. Energisch schob sie das Klemmbrett unter den Arm, betrat das Büro von Susan Weatherbee, ihrer neuen Vorgesetzten und schloss die Tür hinter sich.
»Nehmen Sie bitte Platz«, Susan deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch und schob einige Ordner zur Seite, die sich auf diesem stapelten. »Wenn ich jetzt sage, dass diese Akten die Reste vom großen Chaos sind, klingt das erschreckend, oder?«
Laura grinste. »Nur, wenn man nicht weiß, welchen großen Ansturm das Zentrum bereits in diesen wenigen Wochen erlebt hat, Ms. Weatherbee.«
»Sagen Sie doch Susan zu mir. Und ja, ich schätze, Sie haben Recht. Annabell hatte mich gewarnt, dass es stressig werden könnte, als ich mich dazu entschieden habe, aus der Babypause heraus zumindest halbtags wieder arbeiten zu gehen!«
»Ich freue mich sehr, dass Sie mit an Bord sind, Susan«, lächelte Laura. »Ich habe von Juliette erfahren, welche Geschichte Sie mit Annabell und Ihrem Verlobten verbindet. Ich finde wundervoll, wie sich alles zum Guten gewendet hat. Und dieses Zentrum ist ein Traum!«
»Annabell hat ganze Arbeit geleistet, das stimmt. Aber ich würde gern jetzt über Ihre Aufgaben hier sprechen«, Susan griff nach einer Akte zu ihrer Linken und hielt sie ihr entgegen. »Heute ziehen nicht nur die vorerst letzten Patienten ein, sondern wir bekommen auch einen jungen Mann zu uns, der ... nun ja, Sozialstunden hier ableisten muss.«
Laura griff nach der Akte und schlug sie auf. Das Bild eines jungen Mannes mit blonden Haaren und einem verwegenen Blick, schätzungsweise ungefähr in ihrem Alter, war an einem kurzen Bericht angeheftet. »Ryan Baker«, las sie leise.
»Ryan ist der Bruder meiner Nanny Lorraine«, erklärte Susan. »Er hat eine etwas bewegte Vergangenheit hinter sich. Nach dem Tod seiner Eltern geriet er auf die schiefe Bahn und trat einer Gang bei, die nicht gut für ihn war. Dies ist hier eine Form von Bewährungsstrafe für ihn. Hätte er nicht dabei geholfen, die Bande hochgehen zu lassen, die vor vielen Jahren die Eltern meines Verlobten umgebracht haben, wäre er längst im Gefängnis.«
Laura sah auf und begegnete Susans Blick. »Ich verstehe. Sie möchten, dass ich ihn unter meine Fittiche nehme?«
»Ja, das möchte ich. Juliette«, jetzt lächelten beide Frauen, »hält große Stücke auf Sie und Ihre Zeugnisse sprechen für sich. Ryan ist ... nicht einfach, aber mein Verlobter und seine Schwester haben es sich in den Kopf gesetzt, dass wir ihn auf den rechten Weg zurückbringen können, und fühlen sich ihm gegenüber aus genannten Gründen zu Dank verpflichtet.«
Laura nickte. »Verstehe. Ich werde schon mit Ryan zurechtkommen!«
»Davon bin ich überzeugt! Er sollte um 9 Uhr hier eintreffen und es wäre mir sehr recht, wenn Sie ihn einarbeiten und ihm Aufgaben