Genesis IV. Alfred Broi

Genesis IV - Alfred Broi


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eine war der Test der Bewaffnung, denn die Boritas waren schließlich für den Angriff, nicht für die Verteidigung konstruiert worden. Dabei war darauf zu achten gewesen, dass eine Bewaffnung nur dann einen Sinn machte, wenn Projektile abgeschossen werden konnten, die stark genug waren, die knüppelharten Panzer der Bestien zu durchschlagen, ohne dabei Apparaturen zu benötigen, die zu groß und zu schwer waren oder nicht in das kompakte Gesamtkonzept der Kugel passten.

      Die Lösung lieferten nach wochenlangen, schwierigen Tests die Waffentechniker. Mit Hilfe von überaus robusten, aber dennoch ultraleichten Metalllegierungen, gelang es ihnen, Waffensysteme zu bauen, die klein genug waren, um die Anforderungen zu erfüllen. Dabei wurde der Raum zwischen innerer und äußerer Hülle der Boritas kurzerhand auch als Geschossmagazin genutzt. Am Ende gelang es den Ingenieuren über fünfhundert Schuss schwerer Stahlmantel-Munition unterzubringen. Durch eine neuartige Verarbeitungsweise konnten sie die Größe der Geschosshülsen dabei deutlich verringern und ihnen sogar noch einen winzigen, aber überaus leistungsstarken Sprengzünder verpassen. Die Boritas verfügten somit über die effektivsten Waffensysteme des gesamten Planeten.

      Die Geschosse waren nicht nur in der Lage, mühelos jeden Panzer zu durchschlagen, sondern der Sprengsatz detonierte eine Winzigkeit nach dem Einschlag und würde jedes Monster in einem gleißenden Feuerball zerfetzen.

      Zu diesem Zweck standen dem Piloten drei getrennt voneinander einsetzbare Waffen zu Verfügung. Eine befand sich direkt über seinem Kopf. Über einen Mechanismus wurde die Minikanone ausgefahren. Sie wirkte dann wie ein Frisbee unter dem man ein frei drehbares, kleines Abschussrohr installiert hatte. Die Kanone war mit einem Sensor ausgestattet, der die Waffe in den Schutz der Außenhaut zurückriss, sobald die Gefahr bestand, dass sie durch Schläge oder Angriffe beschädigt werden könnte.

      Die beiden anderen Waffen befanden sich an den seitlichen Laufwerken, etwa fünfzig Zentimeter von der Außenhaut entfernt. Über einen Mechanismus klappten sie nach oben auf und bestanden eigentlich aus nichts anderem als einem kurzen, stabilen Stahlrohr, auf dem ein kurzer, dicker, frei drehbarer Geschosslauf angebracht war. Auch hier gab es Sensoren, die dafür sorgten, dass die Waffen in den Schutz des Stahls zurückschnellten, falls dies erforderlich war.

      Erste Tests waren durchaus zufriedenstellend, wenn nicht gar beeindruckend verlaufen. Die größte Schwierigkeit bestand zweifellos darin, den Waffen eine derart hohe Bewegungsflexibilität bei höchstmöglicher Geschwindigkeit zu verleihen, dass sie den schnellen und abrupten Abläufen in einem Kampf gegen die Insektenmonster gewachsen waren.

      Die Ingenieure entwickelten hierfür ein vollkommen wartungsfreies Kugellager, dass mit einem hochempfindlichen, aber absolut exakten Laserpeilsystem verbunden war, dass in der Lage war, bis zu zehn unterschiedliche Ziele in nur einer Sekunde anzupeilen. Die Trefferquote war dabei dennoch um einhundert Mal exakter, als bei jeder anderen Waffe dieser Art zuvor.

      Soweit zumindest zur Theorie oder zu den Tests in den unterseeischen Labors von Eshamae. Sicherheit sollte ein erster Härtetest an der Planetenoberfläche bringen und er war hier und jetzt der dritte und letzte Teil der Mission um Mavis, Vilo und ihren Männern.

      Hierbei aber würden sie die Hilfe von Captain Cosco benötigen.

      „Captain?“ sprach Mavis in sein Mikrofon.

      „Commander!“ erwiderte Cosco an Bord der Bonitira.

      „Wir sind soweit. Wir können jetzt die Waffensysteme checken!“

      „Na endlich! Ich dachte schon, sie wollten gar nicht mehr aufhören, Lenkung und Fahrwerk zu testen!“

      „Das…ähm...hat getäuscht!“ Mavis suchte nach Worten. „Wir wollten...ähm...einfach nur...sichergehen!“

      „Natürlich, Sir!“ bestätigte Cosco ungerührt. „Mir war gleich klar, dass ich mich geirrt haben musste!“

      „Wieso?“

      „Ich dachte, ich hätte da ein paar Freudenschreie gehört!“

      „Ach was?“ Mavis musste innerlich grinsen. „Hat sich das so angehört, ja?“

      „Ein wenig!“ Cosco nickte.

      „Okay!“ Mavis atmete einmal tief durch. „Ich erwarte, dass sie ihre Gehörgänge gründlich untersuchen lassen, wenn wir wieder zuhause sind!“ Jetzt musste er auch äußerlich grinsen.

      „Zu Befehl Commander!“ Cosco drückte ein breites Grinsen weg.

      „Haben wir grünes Licht?“

      Cosco schaute auf seinen Radarschirm, obwohl er die Antwort schon kannte. „Ja, Sir! Das nächste Rudel ist gut achtzig Meilen entfernt. Und die nächste Staffel liegt fünfhundert Meilen südwestlich von uns in Paminari, wo sich auch eine Anomalie befindet! Alles in allem sollte uns das eine weitere Stunde Luft verschaffen!“

      Mavis nickte. „Prima! Dann tun sie uns jetzt bitte den Gefallen und setzen ihre Nikas aus!“

      „Zu Befehl, Commander!“ wiederholte Cosco. Er beugte sich vor und drückte einen Schalter an seinem Kontrollpult.

      Hierdurch wurde am Boden des Schiffes eine kleine Luke geöffnet, durch die schon eine Sekunde später drei schwarz schimmernde Kugeln von vielleicht einem Meter Durchmesser in die Tiefe fielen.

      Während die Bonitira sich entfernte, wurde der freie Fall der Kugeln immer langsamer. Einen Augenblick, bevor sie vollkommen zu schweben schienen, zerfielen sie förmlich in jeweils fünfzig kugelförmige Einzelteile unterschiedlicher Größe. Es gab Objekte, die durchaus das Volumen eines Tennisballs erreichten, aber auch Teile, die kaum größer waren, als eine Murmel. Eines aber hatten sie alle gemeinsam: Sie verfügten über einen eigenen Antrieb, der sie höllisch schnell beschleunigte, ihnen eine teuflische Wendigkeit verlieh und zu Geschwindigkeiten von über einhundert Meilen in Stunde befähigte.

      Sie sollten den Boritas als Zielobjekte dienen und angreifende Insektenbestien simulieren. Zumindest, was die Schnelligkeit und Wendigkeit anging, die sie am Ende sogar noch übertrafen. Natürlich waren sie wesentlich kleiner als diese Monster, doch klar war, wenn die Waffensysteme in der Lage waren, derart exakt zu arbeiten, dass sie diese Nikas erwischten, würden sie das auch mit den Insektenbestien tun können.

      Entsprechend wurde ihnen ein Programm eingespielt, das die Boritas als feindliche Objekte charakterisierte, die sie mit schnellen und wendigen Manövern angreifen sollten. Quasi wie Kampfjäger nur ohne Munition, lediglich ausgestattet mit einem Laserzielsystem, das den Piloten in den Boritas über ein Leuchtsignal anzeigen würde, wann ein Treffer der Nikas erfolgt wäre. Das Programm legte dabei das Geröllfeld und einige Verwerfungen und Erhebungen im Süden als begrenztes Spielfeld fest und erlaubte den Nikas nur eine maximale Einsatzhöhe von fünf Metern über Grund.

      Ziel dieses Tests war es natürlich, dass auf den Kontrollpulten der Boritas möglichst kein Leuchtsignal eines fremden Treffers zu sehen war, während die Piloten selbst über scharfe Munition verfügten und am Ende alle Nikas ausgeschaltet sein sollten.

      Unter diesen Voraussetzungen konnte das Spiel beginnen.

      Gestärkt durch die guten Erfahrungen in der letzten Stunde gingen alle Piloten der Boritas dann auch mit viel Optimismus und großer Entschlossenheit zur Sache. Mit hoher Geschwindigkeit und ständigen Hakenschlägen wollten sie den Nikas kein Angriffsziel bieten, während sie selbst versuchten, ihre Gegner vor die Kanonen zu bringen, um sie zu eliminieren.

      Doch ganz so einfach, wie Mavis und die anderen es gehofft hatten, war die Sache dann doch nicht.

      Eigentlich sogar das genaue Gegenteil.

      Auf dem unübersichtlichen Geröllfeld gab es genügend Versteck- und Ausweichmöglichkeiten für beide Seiten, sodass zunächst nur ein vages Abtasten beider Gruppen erfolgte, dass lediglich mit einigen Beinahe-Treffern der Boritas endete.

      Die menschliche Natur neigt in solchen Fällen etwas zu Ungeduld und tatsächlich schlich sich eine gewisse Unkonzentriertheit ein, die dafür sorgte, dass die Nikas die ersten „echten“ Treffer landen konnten. Allerdings


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