Genesis IV. Alfred Broi
Dennoch blieb es ein harter Kampf, bei dem beide Seiten nie einen echten Vorteil erringen konnten.
Vilo hatte die Verfolgung von ein paar Nikas aufgenommen, der sich Captain Tibak anschloss. Gemeinsam nahmen sie die kleinen, teuflischen Dinger in die Zange. Allerdings mussten sie ihre Boritas auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen und konzentrierte Ausweichmanöver ausführen, um ihnen auf den Fersen zu bleiben. Dennoch kamen sie langsam in gute Schussposition.
Dass sie ihr Kampf an den südlichen Rand des Geröllfeldes trieb, registrierten sie nur peripher.
Andere jedoch taten es dafür jedoch umso mehr!
Und als sich genau in dem Moment, da Vilo und Tibak eine kleine Anhöhe hinauf donnerten und zielsichere Schüsse auf die Nikas abgaben, die sie sofort zerfetzten, blitzschnell mehr als ein Dutzend Insektenbestien aus dem höhlenartigen Eingang der sich anschließenden Gesteinsverwerfung quollen und hektisch und quiekend auf sie zurasten, wussten sie, dass sich die Fronten in diesem Kampf schlagartig verändert hatten.
„Kontakt!“ brüllte Vilo und riss sein Boritas herum, um nicht direkt in die ersten Monster hineinzurauschen. Dabei gelang es ihm, einige Schüsse abzufeuern. Die meisten donnerten in den Felsen hinter den Bestien, doch zwei trafen ins Ziel, wo die Sprengzünder sofort detonierten, das Monstrum wie ein Luftballon zerplatzte und seine Innereien durch die Luft sausten.
Dadurch kam der Ansturm der Bestien für einen kurzen Moment ins Stocken, doch der reichte, um Vilo und Tibak die Flucht zu ermöglichen. Sie hatten aber gerade erst wieder das Geröllfeld erreicht, als die Monster mit einem kollektiven Aufschrei erneut die Verfolgung aufnahmen. Wie dickflüssiger, schwarzer Sirup quollen sie aus der Höhle und zu ihrer aller Entsetzen mussten sie erkennen, dass es über einhundert Insektenbestien waren, die auf sie zuhielten.
Mittlerweile waren natürlich auch die anderen Piloten auf ihre neuen Gegner aufmerksam geworden und wie ein Mann stürmten sie Vilo und Tibak zur Hilfe. Immer wieder spuckten ihre Kanonen Projektile aus, die jedoch anfangs kaum ihre Zeile fanden. Stattdessen explodierten sie wuchtig in den Gesteinsbrocken überall auf dem Gelände. Nur eine Handvoll Monster konnten von ihnen getötet werden.
Danach schien es so, als würde eine dunkle Welle über das Geröllfeld schwappen.
Mavis und die anderen mussten ausweichen, um nicht einfach überrannt zu werden.
Pures Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, als Captain Cosco die Monster sah, die aus der Höhle quollen.
Gerade noch konnten zwei Boritas ausweichen, ihre Schüsse, die sie abgegeben hatten, waren jedoch zu hektisch gewesen, um mehr als ein Opfer zu finden.
Schon machten sich die anderen auf den Weg zu ihnen, feuerten dabei ebenfalls, doch mit welch kreuzgefährlichen Gegnern sie es zu tun hatten, war schnell ersichtlich. Nur wenige Treffer brachten Opfer, die meisten Geschosse donnerten in die Felsbrocken und machten den Rest nur noch wütender.
Gerade noch rechtzeitig konnten die Boritas ausweichen, doch waren ihnen die Monster dicht auf den Fersen, sodass sie innerhalb kürzester Zeit in alle Richtungen versprengt wurden. Dabei gelang es ihnen jedoch nicht, den Abstand zu halten. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis der erste heftige Zusammenstoß erfolgen würde.
Und wenn er sich die von hier aus so winzig kleinen Boritas auf der einen Seite und die Horde Bestien auf der anderen Seite anschaute, verließ ihn jegliche Hoffnung auf ein gutes Ende und ihm wurde klar bewusst, was er zu tun hatte.
Mavis hatte alle Hände voll zu tun, sein Boritas unter diesen Umständen zu lenken. Die Gewissheit, hinter sich diese blutrünstigen Monster zu haben, gepaart mit der Überraschung, hier so unvermittelt auf sie zu treffen, ließen seinen Puls deutlich ansteigen und in den ersten Momenten keinen klaren Gedanken zu.
An der Reaktion der anderen konnte er erkennen, dass es ihnen ähnlich ging.
Dann aber übernahm wieder der Soldat in ihm die Oberhand. Er wurde merklich ruhiger und während er sich darauf konzentrierte, sich von einem direkten Kontakt mit den Monstern fern zu halten, analysierte er die Situation.
Ihr Test sollte drei Phasen haben. Phase eins und zwei hatten sie zur Genüge ausführen können. Bei Phase drei waren sie jetzt gestört worden. Phase vier, der reale Kampf gegen Insektenbestien, sollte nicht hier und heute, sondern erst später unter halbwegs kontrollierten Bedingungen erfolgen.
Das Schicksal aber hatte ganz offensichtlich anders entschieden.
Und wenn er ehrlich war, dann musste Mavis zugeben, das Phase vier doch im Grunde nichts Anderes war, als Phase drei unter Gefechtsbedingungen. Warum sie also nicht einfach miteinander verbinden und damit Zeit sparen?
Hatten sie denn auch überhaupt noch eine andere Wahl, als direkt ins eiskalte Wasser zu springen?
„Vilo?“ rief er in sein Mikrofon.
„Keine Zeit, hab Scheiße am Hacken!“ kam als Antwort zurück.
„Sehe ich!“ bestätigte Tibak und feuerte eine Salve auf Vilos Verfolger ab, die zumindest eine Bestie zu Boden streckte und den Rest kurz aufhielt.
„Danke!“ Vilo atmete einmal durch.
„Zwei Möglichkeiten!“ rief Mavis. „Aufgeben...oder kämpfen?“
„Ich laufe nicht weg!“ erwiderte Buras und steuerte auf eine Gruppe von Bestien zu, die er mit einigen, pfeilschnellen Richtungsänderungen quasi um kurvt hatte.
„Ich auch nicht!“ stimmte Dek mit ein und gab eine Salve ab.
„Ich bin dabei!“ bestätigte Florak, während er mit schmerzverzerrtem Gesicht einer Gruppe Bestien ausweichen musste, die urplötzlich von rechts auf ihn zustürmte.
„Das war nicht geplant!“ meinte Vilo und gab Florak Feuerunterstützung.
„Das ist Schicksal, so was kann man nicht planen!“ erwiderte Tibak, während er einige Bestien aufs Korn nahm.
„Stimmt auch wieder!“ meinte Vilo.
„Dann sind wir uns einig!“ hob Mavis an. „Wir gehen gleich über zu Phase vier!“
Doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als urplötzlich die Bonitira und die Wanuma über sie hinwegdonnerten und er deutlich Mündungsfeuer aus ihren Bordwaffen erkennen konnte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen gingen drei Monster zu Boden und einige, andere sprangen zur Seite.
„Cosco, nein!“ brüllte Mavis.
„Aber sie brauchen Hilfe. Sie werden das niemals allein schaffen!“ erwiderte der Captain voller Sorge, während er sein Schiff in eine enge Kurve zwang.
„Wer zum Teufel sagt das?“ raunte Mavis.
„Aber, ich...!“
„Wir werden es nie mit Sicherheit wissen, wenn wir es nicht austesten!“ erklärte Mavis. „Und entweder, wir überleben das hier und die Welt hat eine echte, neue Hoffnung oder es bleibt alles beim Alten und wir werden sterben!“
„Und sie verlangen ernsthaft von mir, dass ich ihnen dabei zuschauen soll?“
„Ja...!“ Mavis Worte kamen klar und deutlich. „Ich befehle ihnen, sich hier rauszuhalten! Wenn es schiefgehen sollte, brauchen wir Jemanden, der den anderen davon berichtet!“
Coscos Antwort kam nicht sofort, sondern erst nach ein paar Sekunden. „Aye, Commander!“ Seine Worte klangen gepresst. „Ich will verflucht sein, aber ich werde es tun!“
„Danke!“ meinte Mavis aufrichtig. „Aber sie werden sehen, wir packen das!“
Und wirklich schienen Mavis und seine Männer seinen starken Worten Taten folgen zu lassen. Unter Ausnutzung aller Möglichkeiten, die ihnen die Boritas boten, stemmten sie sich der feindlichen Übermacht entgegen. Es entbrannte ein irrwitziger Kampf innerhalb des Geröllfeldes, der trotz der beengten Verhältnisse ein irrsinniges Tempo innehatte und ständig