Das letzte Wort hat immer der Tod. Dietrich Novak

Das letzte Wort hat immer der Tod - Dietrich Novak


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ist mir von so viel Brutalität und Menschenverachtung speiübel. Aber dazu werden euch die Kollegen von der Rechtsmedizin mehr sagen.«

      »Danke, Manfred. Wir erwarten dann euren Bericht.«

      »Ich muss mal an die frische Luft«, sagte Hinnerk, »derweil du dich mit deiner Stella unterhältst. Danach versuche ich es noch mal im ersten Stock. Irgendjemand muss doch was gehört haben.«

      »Tu das. Aber es ist schon lange nicht mehr meine Stella, das weißt du genau.«

      Hinnerk winkte ab und ging nach draußen.

      Ich begrüßte Knud Habich und Stella Kern, in die ich einmal sehr verliebt gewesen war, was mir Hinnerk gelegentlich noch immer unter die Nase rieb, obwohl sich Stella inzwischen für eine andere Frau entschieden hatte.

      »Hallo, meine Liebe«, sagte Stella, als sie auf mich zukam. »Mach dich auf etwas gefasst.«

      »Ja, ich seh’ schon. Da hat sich jemand tüchtig ausgetobt. So, wie es hier riecht, sind das also wirklich Exkremente?«

      Stella nickte. Bei der angetrockneten Lache handelt es sich um Urin, der höchstwahrscheinlich nicht vom Opfer stammt. Und der Kothaufen auf der Brust spricht für sich. Der oder die Täter müssen total irre sein oder unter Drogen gestanden haben.«

      »Und was ist das für ein Stück Fleisch in der Tüte?«, wollte ich wissen.

      »Das ist die Zunge des Opfers. Man wollte es wohl am Schreien hindern. Die alte Frau ist höchstwahrscheinlich an ihrem Blut erstickt.«

      »Wie ekelhaft. Wer kann nur so grausam sein und so viel Hass empfinden?«

      »Das herauszufinden, ist deine beziehungsweise eure Aufgabe.«

      »Auf den Spruch habe ich gewartet. Danke, dass du mich daran erinnerst.«

      »Bist du heute besonders empfindlich?«

      »Wundert dich das? Angesichts dieser Sauerei, stelle ich mir zum wiederholten Mal die Frage, ob ich den richtigen Beruf ergriffen habe. Wenn es nur noch darum geht, kranke Spinner zu jagen, verzichte ich gerne.«

      »Ein gewisser Werteverfall und die Nichtachtung menschlichen Lebens lassen sich heutzutage leider nicht mehr wegdiskutieren. Und nach den Opfern sind wir die Ersten, die davon betroffen werden.«

      »Wie wahr. Aber das macht es nicht leichter.«

      2. Kapitel

      Hinnerk hatte kein Glück in der ersten Etage des Wohnhauses gehabt. Weder die schwerhörige alte Frau – die mit großer Wahrscheinlichkeit sowie nichts mitbekommen hatte – noch der junge Mann hatten geöffnet. Hinnerk hinterließ daraufhin eine Nachricht mit der Bitte, sich im Präsidium zu melden.

      »Ihr seht ja beide ganz grün im Gesicht aus«, sagte Heiko Wieland. »War es so schlimm?«

      »Das kannst du laut sagen. Die alte Frau ist mit Sicherheit zu Tode gequält worden. Und man hat ihr nicht nur das Nasenbein gebrochen, sondern auch die Zunge herausgeschnitten. Anschließend hat man sich wie zum Hohn über ihr entleert. Und zwar vorne und hinten«, berichtete ich.

      »So widerwärtig das auch ist, aber damit haben wir wenigstens die DNA des oder der Täter«, meinte Heiko. »Hat denn niemand etwas mitbekommen? Die Frau wird doch geschrien oder um Hilfe gerufen haben, bevor das mit der Zunge passiert ist.«

      »Es ist wie verhext in diesem Haus«, meinte Hinnerk. »Die Nachbarn des Opfers im Erdgeschoss waren zum Tatzeitpunkt aushäusig. Im ersten Stock wohnt eine schwerhörige, alte Frau, die nicht einmal geöffnet hat, der Nachbar hat nicht aufgemacht, dasselbe gilt für die Mieter im dritten Stock und im vierten für die Nachbarn des alten Mannes, der die Täter gesehen haben könnte. Allerdings hielt er es nicht für nötig, die Polizei zu informieren, weil in der Wohnung des Opfers alles ruhig war. Tote können sich eben nicht mehr bemerkbar machen.«

      »Dann hätten wir zu der DNA eventuell noch die Beschreibung der Täter. Mit etwas Glück finden wir sie in der Datenbank.«

      »Ich will deine Euphorie nicht bremsen, aber bevor wir die DNA-Analyse der Exkremente nicht haben … Das dauert mindestens bis übermorgen. Und der Alte muss auch erst noch vorbeikommen, zwecks Sichtung der Kartei oder der Erstellung des Phantombildes«, sagte Hinnerk.

      »Wie sollen die mutmaßlichen Täter denn ausgesehen haben?«, meldete sich Marlies Schmidt zu Wort.

      »Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig. Er trägt rotblonde Rasterlocken und sie einen fast kahlrasierten Schädel«, gab ich Auskunft. »Wobei es sich bei ihm auch um eine Perücke gehandelt haben kann.«

      »Was man bei ihr wenigstens ausschließen kann«, sagte Schmidtchen. »Ich kann ja mal aufs Geratewohl die Datenbank durchforsten. Die Frisuren sind doch recht auffällig.«

      »Und wir könnten nach ähnlich gelagerten Fällen suchen«, meinte Heiko. »Abgeschnittene Zungen und Exkremente am Tatort kommen doch eher selten vor.«

      »Ja, wir können aber auch abwarten, bis wir die DNA vorliegen haben«, insistierte Hinnerk. »Mit etwas Glück …«

      »Macht, was ihr wollt. Ich brauche einen Schnaps, damit ich nicht kotzen muss …«

      »Aber, aber, Frau Voss. Ob Alkohol da die Lösung ist?«, witzelte Hinnerk.

      »Du kannst mich mal …«

      »Immer gern. Sofort oder später?«

      Statt zu antworten lief ich nach draußen, hörte aber noch das Telefon.

      »LKA, Hauptkommissar Lange«, meldete sich Hinnerk.

      »Hallo, mein Name ist Steffen Schönwald. Ich wohne über Meta Wischnewski. Sie haben mir eine Nachricht hinterlassen.«

      »Ja, wir haben Sie leider nicht angetroffen.«

      »Worum geht es denn? Habe ich meine Vespa falsch geparkt?«

      »Nein, aber die Mieterin unter Ihnen ist gestern Abend brutal ermordet worden. Es könnte doch sein, dass Sie etwas gehört oder gesehen haben.«

      »Das ist ja schrecklich. Aber ich muss Sie enttäuschen. Ich mache nur noch Stippvisiten in meiner Wohnung, seitdem ich eine Freundin habe.«

      »Und bei der waren Sie gestern?«

      »Ja, wie auch die Tage zuvor. Ich sage doch …«

      »Ist angekommen«, sagte Hinnerk trotzdem muss ich Sie um Namen, Adresse und Telefonnummer Ihrer Freundin bitten.«

      »Sie glauben aber nicht, dass ich der alten Frau etwas angetan habe?«

      »Im Moment glaube ich noch gar nichts. Wir stehen erst am Anfang unserer Ermittlungen.«

      »Also schön, sie heißt Lydia Mecklenborg, wohnt in der Holsteinischen Straße 43, in 10717 Berlin, und ihre Handynummer lautet 0179 …«

      »Danke, wenn Frau Mecklenborg Ihre Angaben bestätigt, sind Sie vorerst aus dem Schneider.«

      »Vorerst?«

      »Nun, es können sich immer noch Aspekte ergeben … Bei der Gelegenheit: Findet sich in Ihrem Bekanntenkreis ein junges Paar? Er soll rotblonde Rasterlocken haben und sie trägt ihr Haar superkurz, wenn nicht rasiert.«

      »Hört sich für mich ziemlich nach der alternativen Szene an. Mit solchen Leuten verkehre ich gewöhnlich nicht. Ich bin eher der konservative Typ, und meine Freundin auch.«

      »Danke, das war’s. Einen schönen Tag noch.«

      »Dito.«

      Hinnerk drückte das Gespräch weg und wählte gleich die genannte Nummer, bevor ihm Herr Schönwald zuvorkommen konnte. Und es ertönte tatsächlich das Freizeichen.

      »Mecklenborg …«, meldete sich eine melodiöse Frauenstimme.

      »Hauptkommissar Lange vom LKA,


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