Losing Game. Valuta Tomas

Losing Game - Valuta Tomas


Скачать книгу
fängt an zu lachen.

      »Was ist? Kommst du dir jetzt wichtig vor, nur weil du ein verfuckter scheiß Bulle bist?« Kochend vor Wut reißt Neve sie herum und schleudert sie gegen den Tisch. Sam knallt mit den Rippen gegen die Kante und fällt wieder zu Boden.

      »Was zum Teufel glaubst du eigentlich wer du bist??«, schreit Neve durch den ganzen Raum, beugt sich zu Sam herunter, greift ihr erneut an den Kragen und will sie hochziehen, als sich die Tür öffnet.

      »Neve?«, ruft Peter ruhig.

      »Was??«, brüllt sie zurück und lässt Sam nicht aus den Augen.

      »Ihr Wagen ist da. Den solltest du dir mal anschauen!«

      Etwas verwirrt schaut Neve zu Peter zurück. Als sie in seinen Augen erkennen kann, dass es keine gute Nachricht ist, wirft sie Sam einen Blick zu, bei dem jeder normale Mensch tot umfallen würde.

      »Was zum Teufel hast du…??«

      »Leck mich am Arsch!!«, lacht Sam nur. Neve lässt sie los und wirft sie auf den Boden zurück.

      »Ach, das hat doch alles keinen Sinn mit dir!!«

      Ohne ein weiteres Wort, verlässt sie den Vernehmungsraum, wobei ihr Peter bis auf den Parkplatz des Reviers folgt.

      »Bisher weiß nur ich davon. Ich weiß jetzt ja nicht wie euer Verhältnis zueinander ist, aber das hier wird dich bestimmt nicht rosig stimmen.« Er klettert auf die Ladefläche des Abschleppwagens, auf dem der Pick Up steht, öffnet die Beifahrertür und greift zuerst unter den einen und dann unter den anderen Sitz. Er zieht zwei Rucksäcke hervor und hält sie Neve entgegen. Sie öffnet den Reißverschluss und dann bleibt ihr die Spucke weg.

      »Oh Gott wie viel ist das?« Peter zuckt mit den Schultern.

      »Ich würde mal so auf siebzig oder achtzigtausend tippen. Der Rucksack hier wird dir aber noch weniger gefallen.« Peter gibt ihr den zweiten Rucksack. Direkt nach dem Öffnen, platzt aus Neve sämtliche aufgestaute Wut heraus.

      »Jetzt reicht es!! Ich dreh dir den Hals um!! Du kommst hier nicht mehr lebend raus!!«

      Als würde der Teufel sie verfolgen, stürmt Neve ins Departement zurück und geht mit großen Schritten zum Vernehmungsraum. Als sie die Tür aufstößt, sieht sie, wie Sam mittlerweile auf einem Stuhl am Tisch sitzt.

      Sam sieht die beiden Rucksäcke in Neves Händen und diese unbändige Wut in ihren Augen. Erst jetzt wird ihr klar, dass Neve jeden Augenblick explodiert.

      Neve knallt die Tür zu, hebt beide Rucksäcke hoch und schmeißt sie mit voller Wucht auf den Boden.

      »Oh Shit!« Das erste Mal an diesem Abend, springt Sam ängstlich vom Stuhl hoch, als Neve auf sie zurast. In Sekundenschnelle packt sie Sam am Shirt, reißt sie mit unglaublicher Kraft über die Stuhllehne und drückt sie gegen die Wand.

      »DREHST DU JETZT VÖLLIG DURCH???«, brüllt sie sie aus Leibeskräften an.

      »Ich stecke dich ins Gefängnis, das schwöre ich dir!! Die nächsten Jahre deines beschissenen Lebens kannst du in einer acht Quadratmeter großen Zelle darüber nachdenken was du gemacht hast!!« Anstatt etwas darauf zu antworten, schaut Sam sie mit ängstlichen Augen an. Dann versteinert sich ihr Blick.

      »Dann steck mich doch endlich ins Gefängnis!! Wäre sowieso nicht das erste Mal!! Du kannst mich echt am Arsch lecken!! Das hätte mit uns beiden sowieso nie geklappt!!«

      »Da sind wir ja endlich mal einer Meinung!!«, keift Neve und pfeffert Sam auf den Stuhl zurück, verlässt den Raum und kommt mit einer Papiertüte, einer kleinen Plastiktüte und einer Akte zurück. Sie setzt sich Sam gegenüber an den Tisch und beginnt die Akte durch zu blättern.

      »Mit zehn aus dem Heim abgehauen, mit elf das erste Mal straffällig geworden. Mehrere Handtaschenraube, Diebstahl und Zerstörung von mehreren Autos. Mit zwölf für ein Jahr in einem Jugendgefängnis.« Neve schaut Sam an und schüttelt den. Sam blickt währenddessen mit leerem Blick auf die ganzen Papiere, die Neve nach und nach umblättert.

      »Mit dreizehn kommst du aus dem Gefängnis und dann geht’s wieder weiter. Mit fünfzehn diesmal für eineinhalb Jahre im Jugendgefängnis. Du musst dich da ja schon richtig heimisch gefühlt haben.« Neves Stimme strotzt vor Ironie, während Sam das alles vollkommen kalt lässt.

      »Es geht mit siebzehn weiter. Der erste Überfall auf eine Tankstelle, Vandalismus, Autodiebstahl, Angriff auf einen Polizeibeamten, Verkauf von Drogen, Sachbeschädigung, räuberische Erpressung und schwere Körperverletzung. Das geht die ganze Zeit so weiter!« Neve klappt die Akte zu und schiebt sie zu Sam herüber.

      »Jetzt kommt wieder Autodiebstahl dazu. Widerstand gegen die Staatsgewalt, unerlaubter Waffenbesitz, erneuter Handel mit Drogen, Mordversuch an einer Polizistin und zu guter Letzt, auch noch Zerstörung von Staatseigentum.«, addiert Neve Sams Straftaten dazu, die sie selbst live miterlebt hat.

      Sie lehnt sich zu Sam hinüber und blickt ihr direkt in die Augen.

      »Was hast du vor? Willst du einen Rekord aufstellen? Arbeitet man sich so in eurer Gang hoch? Verdient man sich so den nötigen Respekt?« Sam dreht ihren Kopf zur Seite und blickt auf den Boden, während Neve die Plastiktüte in die Hand nimmt, in der sich die Waffe befindet, mit der Sam sie am Abend der Razzia angeschossen hat.

      »Eine Sig Sauer Modell P226, 9mm Luger. Kompliment, Geschmack hast du ja.«, staunt Neve über die Waffe.

      Sie öffnet die Papiertüte und schüttet den Inhalt auf den Tisch aus. Ein kleiner Schlüsselbund, eine Packung Kaugummi, Portemonnaie, eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug. Neve öffnet das Portemonnaie und beginnt nach und nach, den dort darin befindlichen Inhalt auf den Tisch zu legen.

      »Führerschein, Kreditkarten, alles auf deinen Namen ausgestellt! Wie hast du das denn gemacht?«, grinst Neve ironisch.

      »Das geht dich einen Scheißdreck an«, faucht Sam leise, aber noch immer in einem scharfen Ton.

      »Oh wow, ich bin überrascht, ein Waffenschein.« Neve überprüft die Daten in dem Schein mit denen der Waffe und pfeift einmal ironisch auf.

      »Das haut mich ja glatt um. Na dann können wir den unerlaubten Waffenbesitz ja streichen. Stimmt ja alles vollkommen überein.«

      »Bekomme ich eine Zigarette?« Sam macht eine Kopfbewegung zu der Schachtel, ohne Neve dabei anzusehen. Neve schiebt ihr die Schachtel quer über den Tisch, die direkt auf Sams Beine fällt. Sam blickt zuerst auf die Schachtel und dann zu Neve hoch.

      »Willst du mich verarschen oder willst du jetzt guter Bulle böser Bulle spielen? Wie soll ich mir denn so eine Zigarette anzünden?« Neve zuckt ironisch mit den Schultern.

      »Keine Ahnung. Ist mir auch vollkommen egal. Genauso wie dir dein Leben egal ist, das du gerade aus dem Fenster wirfst.«

      »Was soll die gequirlte Scheiße? Dich geht mein Leben einen verdammten Dreck an. Ich mische mich auch nicht in deines ein, also lass mich endlich in Ruhe.« Neve steht von ihrem Stuhl auf, geht zu Sam und schließt ihr die Handschellen auf.

      »Du hast mich auf eine gute Idee gebracht. Ich spiele jetzt mal den guten Bullen, denn dann weiß ich endlich was du aus deinem weiteren Leben machen willst.«

      Ohne zu zögern holt Neve ihre Waffe am Bein hervor, legt sie Sam direkt vor die Nase auf den Tisch und setzt sich wieder auf ihren Stuhl.

      Sam reibt sich die Handgelenke, greift nach der Schachtel Zigaretten und steckt sich eine in den Mund. Als sie sie anzünden will, beugt sich Neve nach vorne und schlägt ihr diese aus dem Mund. Sam blickt der Zigarette hinterher, wie sie auf den Boden fliegt und starrt Neve mit unglaubwürdigem Blick an.

      »Ich habe dir schon mal gesagt, dass sie ungesund sind!«

      Innerhalb einer Sekunde nimmt Sam die Waffe, die vor ihr liegt, entsichert sie und hält sie Neve direkt an die Stirn. Anstatt überrascht oder geschockt darüber zu sein, lacht Neve nur.

      »Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet!«


Скачать книгу