25XX: Eine SciFi-Saga (Neve Edition). Marc Pain

25XX: Eine SciFi-Saga (Neve Edition) - Marc Pain


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machte die anderen Passagiere auf ihn aufmerksam. Noch aufmerksamer als zuvor. Die Mitreisenden wurden unruhig und wichen vor ihm zurück. Diese Fähre schien für ihn den Untergang zu bedeuten. Gefangen in einer aussichtsloseren Situation, als je zuvor, blickte er sich um und suchte nach einer Lösung, einem Ausweg.

      Verloren

      Mit ausgestrecktem Arm versuchte er die Drohne auf Abstand zu halten und schlug mit der Hand des anderen Arms nach ihr. Elegant wich sie seinen Schlägen aus und stieß ununterbrochen das Warnsignal aus.

       Was jetzt?

      Renn weg!, rieten ihm seine Gedanken.

      Ich kann nicht ewig davonlaufen!, musste er feststellen, bemerkte aber zugleich, dass sich sein Fluchtinstinkt nicht unterdrücken ließ. Der Drang, entkommen zu wollen, war das stärkste Gefühl, das er bis dato verspürt hatte.

      Langsam näherte er sich der Tür, dicht gefolgt von der Drohne. Die meisten Leute hatten sich von ihm abgewendet.

      Vor der Tür blieb er stehen – er verließ die Fähre nicht. Er schien auf etwas zu warten, er wollte den richtigen Moment abpassen. Kurz bevor die Schiebetür zuschnellen konnte, stürmte er hinaus. Gerade noch rechtzeitig konnte er seinen Fuß aus der sich schließenden Tür ziehen. Die Drohne raste hinter ihm her, krachte gegen die Scheiben der Schiebetür und schon im nächsten Augenblick raste die Fähre, mit der Drohne an Bord, davon.

      Hastig blickte er sich um. Polizisten oder weitere Drohnen waren nicht in Sicht. Er rannte los, verließ die Landeplattform und hastete über das Plateau. Dabei stieß er unaufhörlich mit anderen Leuten zusammen, wobei diese oder er selbst manchmal zu Fall kamen. Unbeirrt rappelte er sich jedes Mal wieder auf und lief weiter. Schon bald verließ er das Plateau und bahnte sich seinen Weg durch die engen Gassen, die sich zwischen den Hochhäusern entlang zogen.

      Zunächst traf er hier auf niemanden. Keine Polizisten, keine Bürger, keine Drohnen. Niemand schien sich hierhin zu verirren, in ein Gebiet, das am Grund der Häuserschluchten nur spärlich von Sonnenlicht erhellt wurde.

      Willkürlich nahm er eine Abzweigung nach der anderen und durchquerte so allmählich diesen Sektor. Die Gänge bildeten ein engmaschiges Netz, das sich unendlich weit erstreckte. Je tiefer er in das Labyrinth zwischen den Häuserschluchten eindrang, desto mehr Müll, Schrott und Unrat begegnete ihm.

      Bei der nächsten Abzweigung bog er nach rechts ab und stieß mit jemandem zusammen. Für beide kam der Zusammenstoß unerwartet, sodass sie zu Boden gingen und einen Augenblick wie paralysiert sitzen blieben.

      Der Fremde fing sich als Erster und stand auf. Auf dem Kopf trug er eine silberne Kappe. Sie glänzte metallisch und sah nicht besonders bequem aus. Pan sah so eine Kopfbedeckung zum ersten Mal. Der lange Mantel, das Hemd und die Hose des Mannes – alles war schmutzig und die Farben verblasst. Der Fremde hatte eine groteske Erscheinung und Pan konnte ihn nicht einordnen, lediglich feststellen, dass er ebenfalls ein Mensch war. Und nicht mal in diesem Punkt war er sich sicher. Selbst die Robotereinheiten, die zum Haareschneiden und Rasieren kamen, sahen einem Menschen nicht unähnlich. Vielleicht war der verwahrloste Mann ein Humanoide.

      »Was machst du hier?«, fragte der Mann und schaute misstrauisch auf den Arbeiter hinab. Pan wusste nicht, was er antworten sollte. Immerhin wusste er selbst nicht genau, was er an diesem Ort wollte. Er war auf der Flucht und diesen Umstand wollte er nicht preisgeben.

      »Ich – muss«, begann er und zögerte kurz, »ich muss mich verlaufen haben. Wie … ich … ich werde wieder umdrehen.«

      Der Fremde schaute skeptisch drein und musterte Pan aufmerksam.

      »Du bist ein Arbeiter!«, stellte er fest und deutete auf Pans Kleidung. Erst jetzt erhob er sich vom Boden und klopfte den Staub und Dreck von seiner Kleidung ab.

      »Ja«, antwortete er.

      »Was machst du hier?«, fragte der Fremde erneut.

      »Ich muss mich verlaufen haben«, wiederholte er und war sich nicht sicher, ob der Mann ihn zuvor verstanden hatte.

      »Nein, ich meine, was machst DU hier? Was macht ein Arbeiter HIER?«

      Pan verstand die Fragerei nicht, denn er glaubte, diese Fragen bereits zweimal beantwortet zu haben.

      »Ich«, begann er, wurde aber zugleich unterbrochen.

      »Jetzt sag nicht, du hast dich verlaufen«, sagte der Fremde. »Das habe ich schon verstanden und das glaube ich dir nicht!«

      Fragend blickte Pan dem Mann in die Augen. Die Haut des Fremden hatte einen dreckigen, rußverschmierten Teint. Der Vollbart war nicht sonderlich lang, trotzdem war es für Pan ein ungewöhnliches Bild, eine längere Gesichtsbehaarung zu sehen.

      Nach wie vor konnte er die Person nicht einordnen, seine neu gewonnen Gedanken mahnten ihn, vorsichtig zu sein und seine Flucht fortzusetzen.

      »Also sagst du mir jetzt, was du hier machst?«

      »Ich habe mich wirklich verlaufen. Nachdem ich mein Sektorschiff verpasst habe, wollte ich zu einem anderen Hangar gehen, um das Schiff noch zu erwischen. Ich dachte, dass ich am schnellsten wäre, wenn ich zu Fuß gehe und die Abkürzung zwischen den Häusern nehme«, reimte Pan sich zusammen und war ziemlich zufrieden mit seiner Geschichte.

      Der Mann lachte und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich dir nicht«, sagte er.

      Pan fühlte sich nicht gut und abermals wurde der Drang zu fliehen in ihm mächtig. Er ging ein paar Schritte rückwärts, drehte sich um und rannte los.

      »Warte!«, rief der Mann und nahm die Verfolgung auf. Pan hörte die Schritte des Fremden und er hörte, wie dieser immer näherkam. Vor der nächsten Abzweigung packte der ihn an den Schultern und bremste Pan aus. Danach drehte er ihn zu sich um.

      Hinabgestiegen

      Pans Herz schlug schnell und sein Puls raste. Die Flucht hatte ihr unausweichliches Ende gefunden. Er war vor den drei Polizisten aus seiner Wohnzelle geflohen, er konnte den rund zwanzig Beamten auf dem Hangarplateau entkommen und hatte es sogar geschafft, die Drohne auszuspielen. Und jetzt sollte ein einzelner Mann seine bislang erfolgreiche Flucht beenden? Zum wiederholten Mal hatte er das beklemmende Gefühl, seinem Schicksal einfach nicht entgehen zu können.

      »Ich werde dir nichts tun«, sagte der Fremde mit beruhigender Stimme. »Ich bin nur verwundert, das darfst du mir nicht verdenken. Schon sehr lange ist niemand mehr, wie du, hier unten gelandet. Ich war fast so weit, zu glauben, dass das System fehlerlos arbeitet. Du bist der Beweis, dass dem nicht so ist.«

      Der Mann sprach in Rätseln. Pan wusste nicht, von welchem System er redete und wofür er, Pan, der Beweis hätte sein sollen. Der Fremde klang euphorisch und lächelte, was zwar freundlich war, auf Pan jedoch befremdlich und abschreckend wirkte. Er hatte nie gesehen, wie jemand lächelte. Die Arbeit auf Europa war hart und wurde ohne viele Worte vollzogen. Allenfalls ein paar Anweisungen wurden erteilt oder Erfolge und Misserfolge gemeldet. Der Mann vor ihm unterschied sich so sehr von den Personen, mit denen Pan für gewöhnlich zu tun hatte, dass er die Angst vergas und die Neugier entdeckte.

      »Ich verstehe nicht, wovon Sie da eben sprachen?«, sagte er.

      »Nein – noch verstehst du es nicht, aber schon bald wirst du es!«, antwortete der Fremde und sprach weiterhin in Rätseln. Noch immer hielt er die Schultern des Arbeiters und lächelte ihn breit an.

      »Was werde ich verstehen? Wofür bin ich der Beweis? Wer ist das System?«, fragte Pan. Seit dem Erwachen wurde er mit Fragen nur so bombardiert. Er selbst konnte sie nicht beantworten und jetzt gab es da jemanden, dem er sie stellen konnte.

      »Das wirst du noch erfahren. Wir müssen erst mal weg von hier, wir müssen uns in Sicherheit bringen. Folge mir«, sagte der Fremde und ging vor. Pan zögerte eine Sekunde lang, doch dann folgte er dem Mann, nur um sich nicht mehr allein durchschlagen zu müssen und um


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