Kommando-Operation: Drei Military Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
muss damit rechnen, für Monate nicht wegzukommen."
Captain Sutarro führte Ridge und seine Leute zum Eingang einer Baracke, die fast völlig unter Schnee begraben war. Der Wind hatte die Schneemassen verweht und dafür gesorgt, dass sie sich überall zu Bergen auftürmten, wo sich auch nur der geringste Widerstand bot.
Die OFO-Kämpfer folgten Sutarro ins Innere.
Angehörige der Militärpolizei und des Geheimdienstes der Navy untersuchten die Station.
„Wir haben bis jetzt von Professor Boulanger und seinen Leuten keine Spur“, berichtete Sutarro. „Sie sind verschwunden. Wir haben allerdings inzwischen einen Blutfleck gefunden. Außerdem befand sich auffällig wenig elektronisches Equipment im Camp.“
„Was glauben Sie, ist passiert?“, fragte Haller.
Sutarro zuckte die Achseln. „Boulanger hat an das Institut in Berkeley gemeldet, dass sein Camp angegriffen würde. Das ist das letzte, was wir von ihm und seinen Leuten gehört haben…“
„Dann wurden die Wissenschaftler vielleicht verschleppt“, vermutete Ridge.
„Ja - oder man hat lediglich die Leichen verschwinden lassen. Genau wie sämtliche Aufzeichnungen. Wenn Sie mich fragen, da wollte jemand Spuren verwischen.“
*
Eine Stunde später war das OFO-Team wieder in der Luft. Der Ausgangspunkt für ihre Mission lag etwa hundertzwanzig Kilometer von Camp Boulanger entfernt. Der Seahawk ging hinter einer Kette von felsigen Anhöhen nieder, die allerdings nichts anderes als aus dem Eispanzer herausragende Gebirgsgipfel waren.
Gomez war die erste, die in voller Kampfmontur ausstieg. Das Marschgepäck war auf das Nötigste reduziert. Die OFO-Kämpfer hatten Nahrungsrationen bei sich, die überwiegend aus reinem Speck bestanden. Wahre Kalorienbomben waren das - aber in dieser Umgebung überlebenswichtig. Insgesamt drei Biwaks hatte das Team dabei. Die Einzelteile waren auf das Gepäck aller 7 OFO-Soldaten des Alpha-Teams verteilt. Jeder war außerdem mit einer sechzehnschüssigen automatischen Pistole vom Typ P226 ausgerüstet.
Gomez und Russo trugen zusätzlich spezielle Scharfschützengewehre, die sich auch mit Explosivgeschossen bestücken ließen. Alle anderen waren mit der üblichen MP7 von Heckler & Koch ausgerüstet.
Nachdem das gesamte Team ausgestiegen war, hob der Seahawk wieder vom Boden ab. Seine kreisenden Rotorblätter wirbelten Schneewolken in die Luft.
„Jetzt hängt es nur noch von uns ab“, sagte Ridge durch seine Gesichtsmaske hindurch. Seine Stimme klang dumpf. Über eine Interlink-Verbindung konnten die Team-Mitglieder notfalls jederzeit miteinander in Kontakt treten. Aber einstweilen galt dafür dasselbe wie für alle anderen Funkkontakte. Sie waren auf Notfälle zu beschränken und möglichst zu unterlassen.
Haller setzte sich an die Spitze des Trupps.
Sie stapften durch den Schnee.
Wortlos.
Vor ihnen türmten sich die aus dem Schnee ragenden Gipfelspitzen gigantischer Felsmassive auf, von denen nur die letzten paar hundert Meter sichtbar waren. Gemessen am Oberflächenniveau des antarktischen Eispanzers handelte sich nur um Anhöhen und kleinere Felsen. Dahinter schloss eine Eisebene an, unter der sich der unterirdische See befand.
Von da an würde es keinen Schutz und keine Deckung mehr geben, bis sie X-Point erreicht hatten.
Niemand konnte wissen, was sie dort erwartete.
Eine graue Wand bedeckte den Himmel. Die Sonne war kaum zu sehen.
„Es riecht nach Schnee“, meinte Chrobak.
„Ich hoffe, dass Sie sich irren, Sergeant!“, gab Ridge zurück.
„Vielleicht ist schlechtes Wetter im Augenblick unser bester Verbündeter!“, meinte Haller.
Ridge lachte kurz auf.
„Sagen Sie das noch einmal, wenn Sie frierend im Biwak sitzen, Ihnen der Magen knurrt und Sie auf einem zähen Stück Speck herumkauen, Lieutenant!“
*
Stunden krochen dahin, in denen die Mitglieder des OFO-Teams beinahe wortlos durch die öde, weißgraue Landschaft stapften.
Der Wind wurde heftiger, Schneefall setzte ein. Der Himmel verdüsterte sich. In dem zerklüfteten Gebiet, das sie zu durchqueren hatten, kamen sie nicht besonders schnell voran.
Die Temperatur sank auf unter minus 20 Grad und schien sich in einer Art freien Fall zu befinden.
„Für die Touristen-Saison sind wir wohl etwas spät dran“, meinte Alberto Russo. Der Italiener war der letzte im Team, der auch seine Gesichtsmaske angelegt hatte. Die OFO-Soldaten waren daher äußerlich kaum unterscheidbar, lediglich die Statur und Einzelheiten der Ausrüstung konnten einem Hinweise darauf geben, mit wem er es zu tun hatte.
Die einzige Reaktion, die auf Russos Bemerkung erfolgte, war die wegwerfende Handbewegung, die eines der beiden weiblichen Mitglieder des Teams vollführte.
„Dachte ich mir doch, dass Sie die Ski-Saison bevorzugen, Marisa“, meinte der Italiener.
„Mit Skifahren kenne ich mich nicht besonders aus“, kam die Erwiderung. „Bei uns in den Niederlanden gibt es nämlich kaum Berge.“
Damit war klar, dass er Dr. Van Karres angesprochen hatte.
Ein Geräusch ließ alle aufhorchen. Russos Flachsereien waren auf einmal Nebensache.
„Das ist ein Helikopter“, stellte Haller fest.
Sie starrten in die graue Wolkenwand hinein. Die Maschine näherte sich genau aus jener Richtung, in der das Ziel von Ridge und seinen Leuten lag: X-Point, die mysteriöse Station mitten in der Eisebene.
„In Deckung!“, rief Ridge.
Die Teammitglieder hechteten zwischen die Felsen, warfen sich zu Boden. Ihre Bekleidung war ohnehin in weißer Wintertarnfarbe gehalten, ganz im Gegensatz zu gewöhnlichen Polarexpeditionen, deren Kleidung in der Regel in Signalfarbe gehalten war, um im Notfall eine Rettung zu ermöglichen.
Die Männer und Frauen der Omega Force One kauerten in ihrer Deckung. Die Waffen waren im Anschlag.
Russo und Gomez bestückten ihre Spezialgewehre mit panzerbrechender Explosivmunition. Mit gezielten Treffern in die Rotoraufhängung konnte man damit auch gegen Helikopter notfalls etwas ausrichten. Vorausgesetzt man kam überhaupt noch zum Schuss und es handelte sich nicht um einen schwer bewaffneten Kampfhubschrauber, dessen Granatwerferbatterien Dauerfeuer spuckten.
Ein dunkler Punkt bildete sich in der grauen Wand, wurde langsam größer.
„Ein Apache-Kampfhubschrauber“, murmelte Haller.
„Ja, aber ohne die US-Kennung“, stellte Ridge fest, der ganz in Hallers Nähe kauerte.
Ein zweiter Apache-Helikopter kam aus der grauen Wolkenwand heraus und zog im Tiefflug einen Bogen.
„Sind Sie wirklich sicher, dass die Kameraden von der US Navy uns informiert hätten, wenn sie irgendeine Aufklärungsaktion im Zielgebiet geplant hätten?“, fragte Haller an Ridge gewandt. Er schrie es fast und versuchte dabei den Lärm der Rotoren zu übertönen. Schnee wirbelte auf. Aber der trug ironischerweise zu ihrer Tarnung bei.
Beide Helikopter flogen in einem weiten Bogen zurück und verschwanden wenig später hinter den nächsten Anhöhen.
„Das sind nicht unsere Leute“, meinte Ridge an Haller gerichtet, nachdem die Maschinen verschwunden waren. „Dann wüssten wir davon. Außerdem würde es auch keinen Sinn machen, Kampfhubschrauber in das Gebiet um X-Point zu schicken.
Luftaufnahmen gibt es ja inzwischen genug von der Station!“
„Nur das man auf ihnen leider nicht das sieht, was wirklich dort geschieht!“, ergänzte Laroche.
„Wenn unsere Gegner über Apaches verfügen, dann sind sie ziemlich gut